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Vorrede.

Hiermit übergebe ich dem wissenschaftlichen und gebildeten Publikum die letzte Abtheilung des Reisewerkes, dem Plane nach die vorletzte, der chronologischen Folge in der Erscheinung nach die letzte. Das Ganze liegt nun vollendet vor in zwei Bänden der,,Reise," in zwei Bändchen der „Reisefrüchte" als wissenschaftlicher Beilagen, und in einem Bande,,Anecdota," welchem der speciellere Titel der,,Reisefrüchte, dritte Abtheilung" ebenfalls gegeben ist. Fünf Bände werden Manchen zu Viel für Gegenstände dieser Gattung erscheinen, allein Wer das von ihm redlich Gesammelte, Erworbene, und Erlebte werth hält, kann nicht zum Schaden der Sache und wahrer Aufklärung kurz seyn. Je seltener reisende Theologen sind, desto ausführlicher kann die Mittheilung seyn. Nur Wenige haben getadelt, dass die Darstellung nicht genug zu einem Ganzen verschmolzen erscheine. Die Meisten haben anerkannt, dass das Unmittelbare und Frische, wie es aus sofortiger Aufzeichnung an Ort und Stelle hervorgehe, ohne später in Zurückgezogenheit

mit der Hand des Stubengelehrten daran zu rühren, ihnen am meisten zusage. Von Reisen, auf der Stube gemacht und ausgebessert, halte ich nichts. Es ist unbegreiflich, wie man diese klare Wahrheit verkennen konnte. Auch fehlt es nicht ganz an Passagen, besonders in dem ersten Theile der Reise, welche als reines Literaturwerk sich zeigen, z. B. die, wie ich hoffe, nicht leblosen Charakteristiken grosser Italiäner bei Gelegenheit der capitolinischen Büstensammlung. Es ist schwer, bei solcher Geleheit Allen gerecht zu werden. Ich habe möglichst und überall gestrebt, die Dinge zu geben, wie sie sind; was GÖTHE in einer mündlichen Aeusserung für das Geheimniss seines Styles erklärte, und hoffe damit den Dank der Kundigen verdient zu haben. Und was giebt es Besseres als diesen? Jeder, der öffentlich redet, muss auf verschiedene Urtheile gefasst seyn, wohlwollende und misswollende. Bei allen Unvollkommenheiten, die jedem menschlichen Unternehmen ankleben, bin ich mir bewusst, doch nicht für den Augenblick geschrieben zu haben. Mag das Werk seinen Kreislauf erfüllen! Für diejenigen, welche vielleicht an den Umfang desselben sich stossen, ist zu erinnern, dass jede Abtheilung auch für sich verkäuflich und brauchbar ist.

Die Mittheilung einer im Vaterlande gehaltenen Predigt (sub I. dieser Abtheilung) bedarf eines entschuldigenden Fürwortes. Ich habe sie abdrucken lassen, weil sie das Gesammtresultat meiner Reisen in einer sittlichen Darstellung enthält, indem ich nach Anschauung vieler Theile des menschlichen Lebens auf der bewohnten Erde mit befestigter

Ueberzeugung nichts für gleich vollkommen und nachahmungswerth halte, als das christliche Leben, da, wo es Platz ergriffen hat und eingezogen ist in die Herzen der Menschen. Nächstdem hat diese Rede noch ein besonderes theologisches Interesse. Ich suchte mich in ihr über den theologischen Partheyungen zu erhalten, und auf das Gemeinsame, Praktische und Christliche hinzuweisen. Das ist aber nicht allein Aufgabe der praktischen Religionslehrer, sondern auch der gelehrten und wissenschaftlichen Theologen, wenn sie nicht blos eigennützig, sondern mit dem Bewusstseyn der Kirche und Gemeinde lehren wollen. Es giebt leider we nige Theologen, die diese Bestrebungen richtig erkennen und würdigen, und wissen, dass ein gewisser Takt für das Praktische auch bei der Gelehrsamkeit das Wichtigste ist. Ferner soll alles eine Partheifarbe tragen, und es geht damit, fast wie in Frankreich, wo kein Gelehrter, wie bei uns, in politischer Hinsicht neutral bleiben darf, sondern sich zu einer bestimmten Parthei schlagen muss. Nun aber ist eine sehr bestimmt und scharf ausgebildete theologisch-religiöse Ansicht gar wohl denkbar, und oft genug dagewesen, ohne entschiedene Hinneigung zu einer der vorherrschenden Partheyen. So schien auch meine frühere akademische oratio de dissidiis theologorum ecclesiae evangelicat anitate spiritus christiani levandis (in d. Otium theol. Lips. 831. 8.), welche auf dasselbe Ziel wahrer Versöhnung im Geiste und in der Wahrheit hinarbeitet, wenig beachtet zu werden oder nicht verstanden worden zu seyn. Doch die Zeit wird nach

und nach vorüber gehen, und ist zum Theil schon vorüber, wo solche Bemühungen als Synkretismus. oder als gefährliches Juste-milieu verachtet und gescholten werden. Die meisten gelehrten Theologen sind notorisch rationale Supranaturalisten oder supranaturale Rationalisten, zu denen auch ich mich freudig bekenne. Die Vernunft ist die ideale, die Offenbarung die geschichtliche Wahrheit. Bei der Frage aber, welcher das Primat zukomme, antworten wir: der einen, wie der anderen; der Gang der Weltgeschichte im Ganzen ist uns dunkel, die reine Vernunft ist das Höchste, wir erkennen sie aber wieder mit dem ganzen vollen Menschen durch die geschichtliche Einkleidung der Offenbarung').

Da die hier besprochenen Gegenstände zeitgemäss sind, besonders die in der Abhandlung über Jesuitismus u. s. w. berührten, so werden sie, wie ich hoffe, ihren Eindruck nicht verfehlen. Eine andere Hand mag diese Themata weiter ausführen, als uns bei der gebotenen Raumersparniss möglich war. Das Reich Gottes, in welchem alle Menschen durch die Bande gegenseitiger Liebe, und friedlicher Wechselwirkung vereiniget werden, ist noch fern von dieser Zeit2), wenn man die Conflikte nur allein

1) Vergl. m. Rede bei Eröffnung dogmatischer Vorlesungen im Journ. für Prediger. Jan. u. Febr. 1831. S. 1—29.

2) Es war in dieser Hinsicht im Zeitalter Jesu näher, wiefern Christus mit seiner erquickenden und erhebenden Persönlichkeit gegenwärtig war. ,,Das Reich Gottes ist unter Euch" sagt der Herr, weil er da war. S. meine Abhandlung über Luk. XVII, 20. 21. in WINER's exeget. Studien Bd. I. Leipz. 1827.

zwischen der römisch-katholischen und protestantischen Kirche mit vorurtheilsfreiem Auge betrachtet. Rom temporisirt, wie die neueste kölner Angelegenheit zeigt, und die protestantisch - evangelische Lehre geht ihren naturgemässen Gang weiter. Auch

S. 159-172. Dieser evangelische Grund- und Stammbegriff sollte auch in den Systemen der christlichen Sittenlehre nirgends verlassen werden, weil unter ihm alle einzelne christliche Pflichten sehr bequem und schriftgemäss rangirt werden können. Erfreulich ist's zu sehen, dass in neuester Zeit D. J. B. VON HirSCHER in s. christl. Moral als Lehre von der Verwirklichung des göttlichen Reiches in der Menschheit. Drei Bände. Zweite Ausgabe. Tübing. 1836. dies durchschauet und in der Ausführung consequent anerkannt hat. Das Princip der Wahrheit ist allerdings ein wahrhaft biblisches Princip im Sinne der johanneischen α, und insofern pflichten wir der glänzend und geistreich geschriebenen v. AMMON'schen Sittenlehre vollkommen bei. Nur berücksichtiget dieser Grundsatz das Christenthum mehr als Lehre denn als Anstalt, scheint mehr das Denken, denn das Handeln anzugehen, und ist wegen seiner scheinbaren Unbestimmtheit wenigstens für Ungeübtere und mit der Schrift weniger Vertrauete leichter Missdeutungen ausgesetzt. Wir würden das Princip also fassen: Lebe so, dass du nach deinem Denken, Wollen und Handeln als ein würdiges Mitglied des von Jesu beabsichtigten Reiches Gottes erscheinest. Darüber hinaus giebt es für den moralischen Menschen wenigstens auf Erden nichts. Die einzelnen Anweisungen dazu liegen aber in der Bergrede nach Matthäus, welche HERDER eben so genial als wahr die magna Charta des Gottesreiches genannt hat. Nach diesem Grundsatze erscheint dann auch das A. T. in der Idee der Theokratie mit dem N. T. im schönen Zusammenhange, und die stufenweise Veredlung des Begriffs nach Lehre und Leben tritt anschaulich hervor. Wir wissen dann entschieden, worin sich die christl. Moral charakteristisch von anderen Sittenlehren, als der stoischen, platonischen n. a. unterscheide.

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