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Vorrede.

Von verschiedenen Seiten her angegangen, meiner Behandlung der evangelischen Perikopen des Kirchenjahres eine gleiche Arbeit über die epistolischen Texte folgen zu lassen, übergebe ich hiermit den ersten Band der Auslegung der Episteln der Oeffentlichkeit und hoffe damit einem lange und tief gefühlten Bedürfnisse in etwas entgegenzukommen. Die Episteln haben ihre grossen, eigenthümlichen Schwierigkeiten für die Gemeinden, wie für die Diener an dem Worte, und diese Schwierigkeiten werden vielfach mit so wenig Glück überwunden, dass, wie Claus Harms uns in seinem Prediger sechste Rede - berichtet, in manchen Gegenden, wie z. B. in der Propstei Norderdithmarschen, ein in Vergleich mit andern weniger ergiebiges Jahr an Feldfrüchten ein Episteljahr genannt wird. Die Episteln stehen den Gemeinden ferner als die Evangelien: das ist keine Frage. Diese Erscheinung erklärt sich nicht aus dem äusseren Umstande, dass die Evangelien in ganz anderer Weise als die Episteln in Kirchen und Schulen getrieben werden: vielmehr hat dieser äussere Umstand seine inneren Gründe, seine logische Nothwendigkeit. Gottes Offenbarung ist nicht eine Lehr-, sondern eine Lebensoffenbarung, nicht die Verkündigung einer neuen heilsamen Lehre, sondern die Mittheilung eines neuen, heiligen Lebens an die Menschheit: darum ist das Erste und Nothwendigste bei jeder Predigt die Darstellung dieses neuen Lebens, das in die Geschichte eingetreten ist, die Heilsgeschichte, die Heilsthatsachen, das Lebensbild des Heilandes. Das Evangelium im Evangelium war der Stern und Kern des apostolischen Zeugnisses: die Evangelien bieten diese elementare Speise, sie sind die vernünftige, lautere Milch der jungen Kinder in Christo. Aber die Christen sollen nicht alle Zeit Kinder bleiben, sie sollen wachsen in Erfahrung und Erkenntniss der Gnade Gottes in Christo. Hiezu wollen die Episteln Handreichung thun: sie wollen von der Stufe gläubiger Anschauung des Heils, von der Stufe der einfachen Pistis zu der

Stufe der Erkenntniss des Heiles, der Gnosis hinaufführen. Ist der Glaube schon nicht jedermans Ding, so ist die Erkenntniss noch viel weniger jedermans Ding. Hierauf möchten im tiefsten Grunde die Klagen der Gemeinden über die Episteln beruhen, wie sie Claus Harms gehört hat, dass dieselben nicht so gut zu verstehen seien und nicht so wie die Evangelien zu Herzen gingen.

An die christliche Erkenntniss wenden sich zu allermeist die Episteln um dieses Umstandes willen aber liegt in ihnen eine grosse Gefahr für den Prediger. Die Gefahr nämlich, in die Irrgänge der doktrinären Predigt sich zu verlieren. Lehrhaft soll jede Predigt sein, aber bei Leibe nicht doktrinär. Denn der Verstand ist es nicht, welcher in dem Menschen den Ausschlag gibt, sondern der Wille. Hat erst der Wille sich bekehrt, so zieht er bald den ganzen Menschen auf den Weg des Lebens. Die Episteln fordern nun viel Erklärung, viel Reflexion, viel verstandesmässige Arbeit und wir sind, weil wir mehr auf dem Wege des Studiums, als auf dem des Lebens zu dem Herrn gekommen sind, mehr, als es gut ist, bereit und geschickt darauf einzugehen und uns gehen zu lassen. Hier gilt es, Acht zu haben auf sich selbst, dass ja die Gemeinde nicht zu Schaden komme und den Episteln zur Last lege, was lediglich dem Epistelprediger zur Last fällt.

Was nun das vorliegende Werk anlangt, so sind der Auslegung der Episteln keine Dispositionen beigefügt: sollte es für wünschenswerth erachtet werden, so kann in einem besonderen Hefte nach Schluss des Ganzen dem Wunsche Befriedigung geschafft werden. Die Einleitung sucht das Verhältniss von Evangelium und Apostel näher zu bestimmen und die Schriftlesung in der alten, abendländischen Kirche nach ihren einzelnen Bestandtheilen klarzulegen. Bei der Auslegung der einzelnen Episteln ward die gesammte exegetische Literatur gewissenhaft benutzt, wie das die Auszüge aus den Kirchenvätern und den Reformatoren beweisen: ich bin mitten in die Verhandlungen der neueren Schriftausleger hineingetreten und hoffe an mehr als einer Stelle auch mein Scherflein zu vollerer und richtigerer Erkenntniss des apostolischen Wortes beigesteuert zu haben.

Ueber die Hülfsmittel habe ich mich in der Einleitung nicht ausgesprochen, ich werde das bei einer späteren Gelegenheit thun. Die zwei folgenden Bände, welche dieses Werk zum Schluss führen sollen, werden, so Gott will, nicht lange auf sich warten lassen.

Der Herr aber, welcher sich zu dem Werke seiner Knechte in Gnaden bekennet, wolle auch diese Arbeit mit seinem Segen ausstatten.

Rossleben, 27. October 1873.

Der Verfasser.

Einleitung.

§ 1. Man hat von Anfang an bei den christlichen Gottesdiensten sich nicht mit einer Lektion aus dem Alten Testamente oder aus dem Evangelium begnügt, sondern den sogenannten Apostel, d. h. die Apostelgeschichte und die Briefe des Neuen Testaments auch mit zum Vortrage gelangen lassen, damit die Gemeinde auf dem ganzen, vollen Grunde der heil samen Lehre erbaut werde.

1. Der Herr hat keine Instruktionen seinen Aposteln hinterlassen, nach welchen sie die Menge derer, die an seinen Namen gläubig wurden, zu einer Gemeinde vereinigen sollten, geschweige, dass er ihnen Befehle gegeben hätte, dass und wie sich die Gemeinde in seinem Namen in gemeinschaftlichem Gottesdienste erbaue. Er wusste einer Seits, dass seine schwachen Jünger noch nicht Alles tragen könnten, was er ihnen zu sagen hatte (Job. 16, 12): und hätten sie es wohl geduldig, freudig getragen, wenn er ihnen nicht bloss angedeutet, sondern auf das bestimmteste vorherverkündigt hätte, dass sie nicht allein von der Synagoge, von dem Gottesdienste Israels durch die Verstockten in Israel würden ausgeschlossen werden (Joh. 16, 2), sondern dass sie sich selbst im Gegensatze zu dem Volke der Wahl und Vorbereitung Gottes als das wahre Volk Gottes, als das Volk seines Eigenthums abschliessen und eigenthümlich gestalten müssten? Auf der andern Seite wusste aber auch der Erlöser, dass er die Seinen nicht als unberathene Waisen in dieser Welt hinterlasse (Joh. 14, 18), er vertröstete sie auf den anderen Parakleten (Joh. 14, 16), der bei ihnen bleiben solle ewiglich. Dieser Geist der Wahrheit wird von dem Meinen nehmen und euch verkündigen (Joh. 16, 14), der wird euch in alle Wahrheit leiten (das. V. 13): das sind die grossen Verheissungen des Herrn, welcher von seinen Geliebten scheidet. Wir wissen, alle diese Verheissungen sind Ja und Amen geworden: kaum ist der Tag der Pfingsten erfüllt und der Geist Gottes ausgegossen über die Gläubigen, so erschallt mächtig an die gottesfürchtigen Männer aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist, die Predigt des Evangeliums, welche die zerstreuten Kinder Gottes zur Einigkeit des Glaubens und zur Gemeinschaft des Gottesdienstes sammelt. Denn wie das, was der Herr in das Ohr gesagt hat, von den Dächern schliesslich gepredigt wird, so will auch das gemeinsame Gefühl, der gemeinsame Gnadenstand, der gemeinsame Heilsbesitz der Seelen, mit einem Worte die Gemeinschaft in dem heiligen Geiste sich auch äusserlich, sichtbar, leibhaftig darstellen. Der Tag, an welchem der Geist des Herrn Jesu sich seinen Gläubigen mittheilt, der Tag, an welchem der Herr, der zu der

Nebe, Episteln. I.

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Klarheit wieder heimgekehrt ist, die er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war, in den Herzen der Seinen verklärt wird, ist nach Gottesordnung und nach innerer Nothwendigkeit auch der Tag, da der Herr, welcher der Geist ist, wieder gewissermaassen Fleisch wird und einen Leib sich anbildet und erwählt, um auf's Neue geistiger Weise unter uns zu wohnen in der Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit, dass wir aus seiner Fülle nehmen Gnade um Gnade, Licht um Licht, Leben um Leben. Der Tag der Geistesausgiessung ist der Tag der Gemeindeschöpfung, der Geburtstag, das herrliche Epiphanienfest der christlichen Kirche. Die christliche Gemeinde steht sofort in jugendlicher Schönheit, in frischer Lebenskraft vor unsern Augen: und ihre Kinder werden ihr nun geboren wie der Thau der Morgenröthe! Die Grundzüge jeder Gemeindeverfassung, die Grundlinien jeder gottesdienstlichen Ordnung erscheinen auf der Stelle. Die Gemeinde steht hoch erhaben da über dem Unterschiede, welcher die Heidenwelt und Israel gleicher Weise Gott gegenüber in zwei sehr ungleiche Theile scheidet. Denn nicht bloss bei dem Volke Israel finden wir die Scheidung von Priester und Volk, von solchen Auserwählten von ihren Vätern her, welche allein vor Gottes Angesicht erscheinen und stehen, welche als Mittler zwischen ihrem Gotte und ihren Brüdern walten, und von solchen, welchen jeder selbstständige, persönliche Zutritt zu dem Hause Gottes im engeren Sinne und zu dem Gnadenstuhle in dem Allerheiligsten untersagt ist: auch bei den Heiden steht die Thüre zu den Tempeln, der Zugang zu den Altären nicht Allen unterschiedslos offen. Auch bei den Heiden gibt es einen Standfreilich nicht eine Kaste, einen Stamm wie bei Israel, welcher zwischen den selbstgemachten Göttern und dem gemeinen Volke mitten inne steht. Der heilige Geist weht, wo er will, es gilt bei ihm kein Ansehen der Person, er vernichtet diesen starren, schroffen Unterschied zwischen Priester und Volk von Anfang an er setzte sich ja auf einen jeglichen unter ihnen, löste ihnen allen das Band der Zunge und gab ihnen allen ohne allen und jeden Unterschied mit neuen Zungen zu reden von den grossen Thaten Gottes. Der heilige Geist salbt Alle, zu welchen er kommt, zu Priestern des lebendigen Gottes und seines Christus. Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk, das Volk des Eigenthums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden dess, der euch berufen hat von der Finsterniss zu seinem wunderbaren Licht: so ruft der Apostel, welcher an dem Tage der Pfingsten auf's Neue es bewies, dass er der Mund der Apostel war (1. Petr. 2, 9). Diese priesterliche Würde, welche der heilige Geist Allen verlieh, hob nur die absolute Scheidung zwischen Priester und Volk auf, liess aber noch Unterschiede zurück, ohne welche eine wahre Gemeinschaft nicht zu denken ist. Soll eine Gemeinschaft in der That und Wahrheit zu Stande kommen, so müssen aktive und passive, produktive und receptive Elemente vorhanden sein. An dem Tage der Pfingsten wird dieser Unterschied zwischen den Genossen des königlichen Priesterthums schon ersichtlich: mit den Elfen trat Petrus auf, da schwieg die ganze Menge und da Petrus seine Stimme erhob, verstummten selbst die elf Andern. Die Menge der Gläubigen, die Pfingstgemeinde, feierte ihren ersten Gottesdienst: der erste Gottesdienst besteht aus dem Zusammenwirken von heiligem Wort und gottgefälligem Werke, er weist schon die beiden Grundelemente des Kultus, das liturgische Wort und die liturgische Hand

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