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Sollte nun für den Anfang des Kirchenjahres die Genesis lediglich um des Umstandes willen geordnet sein, dass sie der Anfang der h. Schrift ist? Wir müssen allerdings zugeben, dass die Kirche des Morgenlandes eine ganz entschiedene Neigung für die lectio continua besitzt: soll diese Neigung aber so stark gedacht werden, dass sie zur Verlesung der Genesis in der Fastenzeit verführte? Je höher den ersten Christen diese stillen Wochen standen, desto ängstlicher mussten sie bemüht sein, alles Fremdartige und Unpassende von den Gottesdiensten ferne zu halten, in welchen die Andacht kulminirte. Die Griechen haben eine Verwandtschaft zwischen dem, was die Genesis erzählt und was in der Fastenzeit uns unverrückt vor der Seele stehen soll, gefunden: ja die ganze alte Kirche hat zwischen der Weltschöpfung und dem Pascha solch eine Parallele anerkannt, dass sie auf den Tag der Weltschöpfung den Todestag ihres Herrn legte. Es besteht in der That auch eine geheimnissvolle Verbindung zwischen jenen gelesenen Schriftstücken und der Leidensgeschichte. Die Welterlösung blickt auf die Weltschöpfung zurück, der Herr ist der zweite Adam, sein Gehorsam die Sühne des adamitischen Ungehorsams, sein Tod die Auferstehung der in Sünde und Tod gefallenen Menschheit. Ein parallelismus membrorum tritt unverkennbar zu Tage und rechtfertigt die Verlesung der Genesis in der Fastenzeit. Das Abendland griff in diesen Wochen nach andern Büchern, nach Hiob und Jonas. Offenbar wird Hiob, der gerechte Dulder, als Typus auf den leidenden Erlöser verstanden: in diese Leidenstiefen, welche Hiob erfahren musste, ist der Herr auch niedergefahren; wie aber Hiob, weil er geduldig ausharrte bis an's Ende und Gott seine Sache heimstellte, glänzend gerechtfertigt und erhöht worden ist, so wird ja der sterbende Erlöser auch durch seine Auferstehung gerechtfertigt und verherrlicht. Ein Zwiefaches wirkte zusammen, das Buch Jona für den letzten Tag in der Fastenwochenzeit zu empfehlen. Chrysostomus stellt in der 20. Homilie über die Bildsäulen die Männer von Ninive mit ihrem Fasten und Bussethun den Antiochenern zu erwecklichen Vorbildern hin das ist der eine Gesichtspunkt. Der andere geht uns aus Matth. 12, 39 ff. auf; der drei Tage in dem Bauche des Wallfisches verborgene Prophet ist ein Typus des Herrn, der am dritten Tage von den Todten aufersteht. Durch seine Auferstehung ist nun aber der Herr zu seiner Herrlichkeit eingegangen: der Prophet und Hohepriester ist ein König geworden, welcher sein Reich d. i. die Kirche gründet, erhält und vollendet. Die Apostelgeschichte erzählt die Anfänge des königlichen Regimentes Jesu Christi: die Offenbarung, wie sie damals fast durchgängig verstanden wurde, berichtet die Bewältigung aller Weltmächte durch den Herrn aller Herren und den König aller Könige, das Ende seiner königlichen Wege: es liegt auf der Hand, wie ausserordentlich beide Bücher für die Zwischenzeit von Ostern auf Pfingsten passen, wenn nur die Apokalypse nicht wegen der Form, in welcher sie die Zukunft darstellt, dem Verständniss der Gemeinden verschlossen wäre. Aber auch die Höhepunkte der Paschazeit hatten bestimmte Lektionen an sich gezogen. In den morgenländischen Kirchen, wenn wir das Verfahren der hochangesehenen Gemeinde zu Antiochien als massgebend ansehen dürfen, ward die Leidensgeschichte am Charfreitage und dem grossen Sabbath darauf nach allen Evangelisten verlesen. Chrysostomus sagt in jener Homilie cur in pentecoste acta legantur: ¿v tỷ quεoa τοῦ σταυροῦ τὰ περὶ τοῦ σταυροῦ πάντα ἀναγινώσκομεν· ἐν τῷ σαββάτῳ τῷ

μεγάλῳ πάλιν, ὅτι παρεδόθη ἡμῶν ὁ κύριος, ὅτι ἐσταυρώθη, ὅτι ἀπέθανε τὸ κατὰ σάρκα, ὅτι ἐτάφη. Leider erfahren wir nichts Näheres über die Art dieser Verlesung: wurde etwa in den verschiedenen Gottesdiensten aus den verschiedenen Evangelisten, also z. B. in dem ersten Gottesdienste aus Matthäus und in dem letzten aus Johannes verlesen, oder hatte man aus den vier Evangelisten schon eine Geschichte des Leidens und Sterbens zusammengestellt? In dem Abendlande scheint dieser Gebrauch nirgends. geherrscht zu haben: Augustinus versuchte ein Mal die orientalische Weise, kam damit aber, wie er selbst berichtet, übel an. Er erzählt in dem Sermone auf den dritten Ostertag: passio autem, quia uno die legitur, non solet legi nisi secundum Matthaeum. volueram aliquando, ut per singulos annos secundum omnes evangelistas etiam passio legeretur: factum est, non audierunt. homines, quod consueverant, et perturbati sunt. Dahingegen mag in mehreren Kirchen des Abendlandes es bräuchlich gewesen sein, dass die Auferstehungsgeschichte des Herrn nach den verschiedenen Evangelisten an den verschiedenen Festtagen gelesen wurde. Augustinus beobachtete wenigstens folgende Sitte. Er schreibt in jenem Sermone: resurrectio Domini nostri Jesu Christi et hodie recitata est, sed de altero libro evangelii, qui est secundum Lucam. primo enim lecta est secundum Matthaeum, hesterno autem die secundum Marcum, hodie secundum Lucam; in dem nächstfolgenden Sermo sagt er schliesslich: hodie resurrectio Domini recitata est secundum Joannem. Es hatte sich also vielfach eine bestimmte Uebung festgesetzt, welche beobachtet werden musste, wenn sie auch dem Prediger gelegentlich lästig wurde. Er musste sich der Sitte unterwerfen, wenn er nicht anstossen und die Gemüther verwirren wollte. So brach Augustinus, als das Osterfest gekommen war, mitten in der Behandlung des johanneischen Evangeliums ab und nahm den ersten Brief desselben Apostels vor. sagt hierüber in dem prologus zu seinen Traktaten über diese Epistel: meminit sanctitas vestra evangelium secundum Joannem ex ordine lectionum nos solere tractare: sed quia nunc interposita est solemnitas sanctorum dierum, quibus certas ex evangelio lectiones oportet in ecclesia recitari, quae ita sunt annuae, ut aliae esse non possint: ordo ille, quem susceperamus, necessitate paullulum intermissus est, non amissus. cum autem cogitarem, quid secundum hilaritatem praesentium dierum per hanc hebdomadam vobiscum de scripturis agerem, quantum Dominus donare dignatur, quod possit in istis septem vel octo diebus finiri, occurrit mihi epistola beati Joannis, ut, cuius evangelium paullulum intermisimus, eius epistolam tractando ab eo non recedamus. Für die Festwoche stand, wie wir oben gesehen haben, die Lektion der Auferstehungsgeschichte des Herrn nach allen vier Evangelisten fest: wenn der Kirchenvater über einen Evangelisten hätte reden wollen, hätte er jene Texte behandeln müssen, denn es waren zwei Lektionen aus den Evangelien nicht gestattet. Die acta, also ein Theil des Apostels, wurden nun aber schon in jener Osterwoche vorgelesen, aber diess hinderte nicht noch einen andern Abschnitt aus dem Apostel zu nehmen, da die Verlesung der Apostelgeschichte hier nicht geschah, weil überhaupt eine Epistel gelesen werden musste, sondern weil es das charakteristische Kennzeichen dieser Festzeit, eine festliche Zugabe zu der üblichen Lektion aus dem Apostel war. In dem mozarabischen Lektionare wenigstens begegnen wir für diese Pentekostenzeit regelmässig zwei Lektionen aus dem sogenannten Apostel: es wird alle Mal ein Abschnitt aus der Apostelgeschichte und

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ein Abschnitt aus der Offenbarung Sct. Johannis vorgetragen. Wenn die angezogene Stelle aus dem Prologe Augustins zu dem 1. johanneischen Briefe streng genommen nur dafür Zeugniss ablegt, dass für die Osterwoche ganz bestimmte Lektionen, welche schlechterdings nicht vertauscht werden konnten, feststanden: so dürfen wir doch einen Schritt weiter gehen. Wie es bei Ostern aussah, so hat es sicher auch bei andern Festen, welche die Christenheit damals schon feierte, ausgesehen. Liess sich für das h. Weihnachtsfest wohl Lukas 2, 1 ff. übergehen, musste an dem Tage der Pfingsten nicht Ap.-Gesch. 2, 1 ff. zur Verlesung gelangen? Märtyrertage wurden damals schon mit grosser Theilnahme begangen, konnte man an dem Stephanustage wohl von Ap.-Gesch. 6 und 7 Umgang nehmen? Es lag in der Natur der Sache, dass also auch für andere heilige Tage ganz bestimmte Schriftstücke sich aussonderten zu lectiones, quae ita sunt annuae, ut aliae esse non possint.

3. Es lag für die christliche Kirche, welche aus der Unruhe zum Frieden, aus der Verfolgung zur Herrschaft gelangt war, sehr nahe, das ganze kirchliche Schriftvorlesungsverfahren der Willkür der Kirchenvorsteher zu entziehen und es kirchenordnungsmässig zu regeln. Jene Zeiten, da jede Gemeinde sich ihrer Selbstständigkeit erfreut hatte und jeder Kirchenvorsteher es so halten durfte bei dem Gottesdienste, wie es die qualitas temporum, mit Tertullianus zu reden, erforderte und wie er es vor Gott, vor der Gemeinde und vor seinem eigenen Gewissen sich zu verantworten getraute, nahmen allgemach Abschied, und an die Stelle der evangelischen Freiheit im heiligen Geiste trat mehr und mehr die Gebundenheit unter das Gesetz, die Herrschaft des Buchstabens. Wir wissen, wie in dem Morgen- und Abendlande sich in dieser Zeit grössere kirchliche Sprengel bildeten, welches ja nur so vor sich gehen konnte, dass Kirchen in politisch hervorragenden oder durch ihre ersten Gründer, Hirten und Bischöfe ausgezeichneten Städten die weniger durch Natur und Gnade begünstigten Kirchen herabdrückten und sie unter ihre Flügel nahmen. Wie bald verschwinden doch die Landbischöfe, wie schnell kommt das hierarchische Prinzip in den Patriarchen zur Erscheinung! Es verstand sich von selbst, da zudem die Bildungsanstalten der Geistlichen an den Sitzen jener Patriarchate und der bevorzugtesten bischöflichen Stühle sich befanden, dass nun die Ordnung des Gottesdienstes in dem Hauptorte des kleineren oder grösseren Kirchenkreises Form und Norm wurde für die unterstehenden Kirchen. Eine gewisse Gleichheit und Harmonie ist doch überaus wünschenswerth in einem Kreise, der eben einen Kreis, ein abgeschlossenes, abgerundetes Ganze bilden soll mit einem Centrum, von welchem alle Strahlen auslaufen. Einer Aufstellung einer kirchlichen Lesetafel stand jetzt so viel nicht mehr im Wege. Die Verhältnisse hatten sich geklärt, eine Periode der Sicherheit und des Friedens war schon lange angebrochen. Die Gemeinden konnten sich jetzt in Ruhe bauen. Gottes Wort ist das bewährteste Mittel der Erbauung: es bildete zugleich den Brennpunkt des öffentlichen Gottesdienstes. Eine Regulirung des Lektionenwesens war demnach das Nächstliegende: von hier aus musste die Bewegung, den ganzen Gottesdienst gleichförmig zu verfassen, ihren Ausgang nehmen. Ein weiterer Umstand drängte noch darauf hin, an diesem Punkte kräftigst einzusetzen. Die Gemeinden des 4ten und 5ten Jahrhunderts glichen lange nicht mehr den Gemeinden des 1ten und 2ten Jahrhunderts

der christlichen Zeitrechnung: es war auf jene Zeit der Blüthe christlichen Lebens eine Zeit bedauerlichen Rückgangs gefolgt. Als das Schwert über den Häuptern der Christen schwebte, als der Gläubige gefasst sein musste, seinen allerheiligsten Glauben mit seinem Herzblut zu bezahlen, bildeten wahrhaftige Christen den Bestand der Gemeinde fast ausschliesslich: als aber die Edikte der römischen Kaiser die Tempel der Götzen schlossen, Staatsgesetze zum Eintritt in die Kirche lockten und zwangen, und das Christenthum den Weg zu Würden und Ehren eröffnete, war durch die weitgeöffneten Thüren eine Menge von rohen Sündern, von feinen Heuchlern in das Haus Gottes eingetreten. In den apostolischen Gemeinden lief das Wort Gottes, sie suchten mit Gewalt das Himmelreich an sich zu reissen: je länger desto mehr hörte dieses Forschen der Einzelnen in der heiligen Schrift auf, gar Viele hörten nur in der Kirche bei dem Gottesdienste noch das Wort des Lebens. Chrysostomus ist wahrlich kein Schwarzmaler, aber es sah schon zu seiner Zeit hinsichtlich des Bibelgebrauches sehr traurig aus. Es ist doch sonderbar, sagt er in seiner 17. Homilie über Johannes, dass jeder Arzt genau von seiner Kunst, jeder Handwerker von seinem Gewerbe Rechenschaft zu geben weiss, dass derjenige aber, der sich einen Christen nennt, von seinem eigenen Glauben keine Rechenschaft ablegen kann. Daher kommt es, dass wir nicht so schnell die Heiden dazu bringen, ihren Wahn selbst zu verspotten, denn wenn sie, die Vertheidiger einer falschen Lehre, Alles thun, um die Schande ihrer Lehre zu verdecken, wir aber, die Diener der Wahrheit, auch nicht ein mal den Mund zu öffnen wagen, wie sollten sie nicht unserer Lehre grosse Schwäche Schuld geben? Wie werden sie nicht Trug und Wahn bei uns muthmassen? Wie werden sie nicht Christum lästern, dass er die Unwissenheit der Menge, sie zu täuschen, gemissbraucht habe? Weiter sagt er in der 66. Homilie: „wenn ihr täglich in der Schrift forschtet, würde ich euch nicht ermahnen, den Streit mit den Heiden zu fliehen, sondern vielmehr euch rathen, in den Kampf mit denselben euch einzulassen, denn gross ist die Kraft der Wahrheit. Weil ihr aber die Schrift nicht zu gebrauchen wisst, fürchte ich, dass sie euch Unbewaffnete besiegen, denn nichts ist schwächer als der von der Hilfe des göttlichen Geistes Verlassene." Nur noch eine Stelle aus der 32. Homilie zu Johannes:,,Würfel werden wir bei den Meisten finden, Bibeln aber nirgends oder doch nur bei Wenigen und diese machen's so, als wenn sie keine hätten, indem sie dieselben stets eingebunden in dem Kasten liegen lassen, alle eifrige Sorgfalt verwenden sie nur auf die Glätte des Pergamentes und die Schönheit der Buchstaben, nicht auf das Lesen, denn sie haben sich auch die Bibeln nicht des Nutzens wegen angeschafft, sondern um ihren Reichthum und ihre Pracht zu zeigen. Ich höre die Leute damit prahlen, nicht dass sie die Bibel auswendig wissen, sondern dass sie eine mit goldenen Buchstaben geschriebene Bibel haben." Stand es so in den Gemeinden, so musste die Kirche den Gebrauch der heiligen Schrift bei dem Gottesdienste in ganz besondere Pflege nehmen, so galt es dafür zu sorgen, dass wenigstens durch Verlesung der heiligen Schrift an den Sonn- und Festtagen die Hauptpunkte des christlichen Glaubens und Lebens in's Gedächtniss zurückgerufen wurden. Da es nicht möglich gewesen wäre, die ganze Schrift in den Gottesdiensten verlesen zu lassen; dieses Verfahren auch gar nicht sich empfohlen hätte, weil die unwissenden Leute dann am Ende vor den

Nebe, Episteln. I.

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Bäumen den Wald nicht gesehen hätten: so musste in den betreffenden Kreisen der Gedanke an eine bestimmte Auswahl, an ein vollständiges System von Lektionen erwachen.

Die ersten Spuren eines Lektionars haben Neander und Rheinwald in folgender Stelle aus der 11. Homilie des Chrysostomus in das Ev. Jobannis gefunden. Hier heisst es §. 1: τί ποτ ̓ οὖν ἐστιν, ὅπερ αἰτοῦμαι ὑμᾶς; κατὰ μίαν σαββάτων ἢ καὶ κατὰ σάββατον τὴν μέλλουσαν ἐν ὑμῖν ἀναγνω σθήσεσθαι τῶν εὐαγγελιῶν περικοπὴν ταύτην πρὸ τούτων τῶν ἡμερῶν μετὰ χεῖρας λαμβάνων ἕκαστος οἴκοι καθήμενος ἀναγινωσκέτω συνεχῶς καὶ πολλάκις περισκοπείτω μετὰ ἀκριβείας τὰ ἐγκείμενα καὶ βασανιζέτω ταῦτα καλῶς· καὶ τί μὲν σαφές, τί δὲ ἄδηλον σημειούσθω· τί δὲ αὐτῶν ἐναντίον εἶναι δοκοῦν, οὐκ ἂν δέ· καὶ πάντα ἁπλῶς διακωδωνίσαντες, οὕτως ἀπαν τᾶτε πρὸς τὴν ἀκρόασιν. Diese Bitte des Kirchenvaters setzt voraus, dass die Zuhörer wissen konnten, welcher Schriftabschnitt εQizoлn ist nicht, περικοπή wie jetzt bei uns, der terminus technicus für das ordnungsmässig vorzulesende Schriftstück aus dem Evangelium und Apostel, sondern bezeichnet jeden beliebigen Abschnitt der h. Schritt1) — an dem nächstfolgenden Sonntage zur Behandlung kam. Gelegentlich finden wir bei Chrysostomus wie bei Augustinus die Anzeige, was am nächsten Sonntage oder überhaupt im nächsten Gottesdienste Gegenstand der Predigt sein wird: allein diese Anzeige geschieht nur ausnahmsweise, nicht in der Regel. Sie geschieht bei beiden Vätern nur dann, wenn entweder der zu Grunde gelegte Text für eine Predigt zu umfangreich war, und desshalb wesentliche Stücke desselben in dem einen Vortrag nicht berücksichtigt werden konnten, oder wenn der Gegenstand, wie z. B. bei jener oben angezogenen Rede Augustinus' über die Auferstehung der Todten in einem Vortrage schlechterdings nicht bewältigt werden konnte. In solchen Fällen und allein in solchen hielten es die Kirchenlehrer für Pflicht zu erklären, dass eine Fortsetzung noch zu erwarten sei, um sich nicht falschen Urtheilen auszusetzen und dem bösen Umstand vorzubeugen, dass Leute, welche den Anfang gehört hatten, um das Ende kämen, oder umgekehrt Leute, welche den Anfang nicht gehört hatten, zum Ende ihres Lehrvortrags kämen. Für gewöhnlich ward nie in der Kirche oder zum Schluss der Predigt verkündigt, was das nächste Mal an die Reihe kommen sollte. Wenn man nun daran denkt, dass Chrysostomus vielfach Homilien über ein Buch der h. Schrift in ununterbrochener Folge hielt, so liegt die Einrede nahe, nun, da er eben ein ganzes Buch Stück für Stück durchbehandelte, konnte jeder wissen, was an dem nächsten Sonntag daran kam. Allein diese Einsprache wird hinfällig. Einmal beschränkt Chrysostomus seine Bitte nicht auf die Zeit, in welcher er das Evangelium des Johannes auslegte; er bittet, dass allemal die Gemeinde auf den Text der nächstfolgenden Predigt sich vorbereite. Und wie viele Predigten hat Chrysostomus selbst nicht über freie Texte d. h. über solche Schriftstücke, welche ausser der Reihe frei gewählt waren, gehalten? Und selbst wenn man diese Instanz nicht ziehen liesse, weil ja möglicher Weise der geistliche Redner bei dieser Bitte nicht an andere Predigten,

1) So sagt Origenes hom. II in Reg. c. 28 καὶ ἐπεὶ χρὴ ἐπιτεμνόμενον εἰπεῖν δυσὶ περικοπαῖς, ἀνεγνώσθη τὰ ἑξῆς περὶ Νάβαλ κτλ. (cf. hom. 10 in Exod, hom. 12 in Exod.).

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