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sich das Verdienst erworben, den Senat aus dieser halb neutralen Passivität hervorzuziehen. Er hat ihnen zunächst angedeutet, daß auch sein Stillschweigen schon wohl nicht mißzuverstehen gewesen sei; wollten sie aber ausdrückliche Belehrung, so ertheile er ihnen dieselbe dahin, daß er keinen Grund sehe, sich in die Angelegenheit zu mischen und wider Pastor Schwalb vorzugehen. Diese Abweisung erledigt nicht allein den schwebenden Handel in erwünschtester Weise, sondern hat auch für die Zukunft den Werth eines Präcedenzfalls zu Gunsten kirchlicher Lehrfreiheit."

M.

Aus der Finnländischen Landeskirche.

Kein Theil der Evangelisch-Lutherischen Kirche Rußlands dürfte den eigenen Glaubensgenossen des In- und Auslandes bis auf diesen Tag so unbekannt geblieben sein, als gerade die Lutherische Kirche in Finnland, und doch hat in der lezten Zeit kein Theil der EvangelischLutherischen Kirche in Rußland so sehr die allgemeinste Theilnahme und Aufmerksamkeit des In- und Auslandes auf sich gezogen, als gerade Finnland und dessen durch viele Mißjahre in den schrecklichsten Nothstand versetzten Bewohner. Zum Theil läßt sich diese Unkenntniß besonders der kirchlichen Verhältnisse Finnlands allerdings erklären, indem nicht blos nationale Schranken die finnländische Lutherische Landeskirche von der übrigen Lutherischen Kirche in Rußland abtrennen, sondern Finnland auch gemäß seiner besonderen politischen Absonderung von dem übrigen Rußland sein besonderes Kirchenregiment besißt, das nicht mit dem Evangelisch - Lutherischen General - Consistorium in St. Petersburg zusammenfällt, sondern seinen Schwerpunkt in Finnland selbst in dem Domcapitel zu Borgo (am finnischen Meerbusen) hat. Auch fehlt es uns zur Zeit immer noch an einem statistischen orientirenden Werke über die kirchlichen Verhältnisse Finnlands, wie wir z. B. ein solches über die Lutherische Kirche in Polen durch den Staatsrath Busch in St. Petersburg neuerdings erhalten haben, und dieses Alles zusammengenommen, wozu auch noch eine gewisse kirchliche Abgeschlossenheit von Seiten der finnländischen Landeskirche selbst kommt,

mag den Umstand erklären, daß Finnland in kirchlicher und auch politischer Beziehung uns bis auf diesen Augenblick mehr oder weniger ein fremdes Land gewesen ist.

Und doch ist Finnland ein nicht unbedeutender Bruchtheil der gefammten, und insbesondere der Lutherischen Kirche in Rußland. Gegen 1,600,000 Seelen- welche beinahe die Gesammtzahl aller Einwohner Finnlands ausmachen - wohnen in diesem Lande, das etwa so groß ist, wie das ganze Königreich Preußen in seiner neuesten Ausdehnung. Die Volkssprache dieses Landes ist das Finnische, während bisher in den gebildeten Schichten der Bevölkerung vornehmlich das Schwedische gesprochen wurde. In der Gegenwart ist eine große Begeisterung für die Erhaltung und Verbreitung der finnischen Landessprache an der Tagesordnung, wie denn auch in den Behörden und Schulen das Finnische eingeführt wird. Deutsche Gemeinden giebt és in Finnland nur ausnahmsweise, nämlich in Helsingfors (Pastor Schröder) und in Wyborg (Pastor Steger). In ganz Finnland zählen wir etwa 290 Geistliche, die gegen 1000 Kirchen und Bethäuser zu bedienen haben, so daß in Finnland durchschnittlich 5500 Seelen von Einem Pfarrer geistlich versorgt werden müssen, wobei noch die ungeheuren Raumausdehnungen der einzelnen Gemeindebezirke zu berücksichtigen sind. Die Lutherische Kirche Finnlands zerfällt in 3,,Stifte“ mit je einem „Domcapitel“ von 6 Gliedern und einem Bischof an der Spize: Abo mit einem Erzbischof, Borgo mit einem Bischof und das nördlichste Stift Kuopio gleichfalls mit einem Bischof. Wie es scheint, haben jährliche synodale Zusammenkünfte der Pastoren Finnlands erst in neuerer Zeit stattgefunden, wenigstens wurde im Stifte Kuopio erst im Jahre 1856 die erste Synode gehalten und dabei beschlossen, wenigstens einmal im Jahre zu kirchlichen Berathungen zusammenzukommen (vergl. Mitth. 1856, S. 470 ff.). Auf dieser Synode wurde unter anderem auch festgesett, an jedem Sonnabend Nachmittags Bibelstunden in allen Gemeinden zu halten und zugleich die jedesmaligen Communicanten, welche sich anschreiben lassen, zu katechisiren. Ferner sollten bei jeder Kirche Volksschulen eingerichtet werden und ebenso jede Gemeinde eine besondere Schulcasse besigen. An diesen synodalen Berathungen sollten auch die Schullehrer Theil nehmen können 2c. - Für die geistliche Ausbildung der Diener des Evangeliums sorgt die Alexander-Universität zu

Helsingfors, welche eine theologische Facultät mit 4 Professoren der Theologie besigt.

Das kirchliche Leben der finnländischen Landeskirche scheint von jeher sehr rege gewesen zu sein. Pietistische und herrnhutische Regungen, verbunden mit oft großartigen allgemeinen Erweckungen, die im Anfange und Laufe dieses Jahrhunderts vielfach aus dem Volke selbst hervorgegangen sind, haben noch jezt eine große Bedeutung und bilden das Charakteristische der finnländischen Landeskirche. So fanden z. B. solche Erweckungen durch den Schneider Friedrich Arberg, durch Johann Lustig aus dem Bauernstande, und besonders durch den Bauern Paawo Ruotsalainen aus der Nähe von Kuopio statt. Die Erweckung und die Lehren, die von letterem ausgingen, haben bis in die vierziger Jahre hinein großen Einfluß auf die finnländische Landeskirche und selbst auf ihre Diener ausgeübt. In letzterer Zeit hat man nun auch begonnen, Hand ans Werk der innern Mission zu legen und will man besonders in Helsingfors und Wyborg zwei Evangelische Diakonissen-Anstalten begründen. Die Mission unter den Heiden erfreut sich schon seit längerer Zeit eines besonderen Aufschwungs in Finnland, und sind wir in Nachfolgendem durch die Güte des schwedisch-finnischen Pastors zu St. Michaelis in Reval, Mozelli, in den Stand gesetzt, einen ausführlichen Bericht über die finnländische Missionsthätigkeit geben zu können. Wie überall, so hat auch in Finnland das bewußte kirchliche Leben gerade Hand in Hand mit dem Missionswerke begonnen, und deshalb ist dieser Bericht für die Einsicht in das kirchliche Leben der finnländischen Landeskirche von großer Wichtigkeit.

Die große Erweckung zur Bekehrung in Oesterbotten und Sawolaks in Finnland, welche vor etwa 40 Jahren entstand, war bereits geschehen und Schweden hatte im Jahre 1835 eine Missionsgesellschaft zu Stockholm erhalten, da begannen einige geistlich gesinnte Prediger, auch in Desterbotten des Elends der Heiden und des Befehls Christi zu gedenken, um auch ihnen das Evangelium zu verkündigen. Sie fingen an, für das Missionswerk zu beten und Mittel für die Bekehrung der Heiden zu sammeln. Ja einer von diesen Pastoren, Jonas Lagus, Kapellan in Yliwieska, kaufte mit eigenen Mitteln ein Bauerngut und führte daselbst Gebäude auf, mit der Absicht, eine Schule für Missionäre zu errichten. Im November des Jahres 1837 machte er eine Reise nach Stockholm, um die daselbst neugestiftete Missionsgesellschaft aus eigener

Anschauung kennen zu lernen, und in der Hoffnung, auch in Finnland eine solche zu Stande zu bringen. Nach seiner Rückkehr aus Stockholm reiste er im südlichen Finnland umher und forderte sowohl die Geistlichkeit, als auch andere seiner Freunde auf, das wichtige Werk anzugreifen. Auch nach Helsingfors unternahm er eine Reise, um zu erfahren, ob die Genehmigung zur Bildung einer Missionsgesellschaft und Gründung eines Missionshauses zu erwirken sein werde. Die Zeiten waren aber damals noch andere, als sie Gott Lob heut zu Tage sind. Sein Vorhaben stieg auf unüberwindliche Hindernisse, ja dieser Missionseifer, wie auch die geistlichen Erweckungen im Allgemeinen wurden so mißverstanden, daß man später im Jahre 1838 nicht nur den genannten Pastor Lagus, sondern auch zwei andere Prediger (Malmberg und Durchmann) deshalb verklagte, weil sie an ihren Thüren Sparbüchsen zur Einsammlung von Mitteln für die Bekehrung der Heiden befestigt hatten. Demungeachtet wurden die unter solchen Schwierigkeiten eingesammelten Geldmittel der Missionsgesellschaft zu Stockholm zugesandt. Unter anderen Männern, die während dieser Zeit, da der Missionseifer verkannt, ja selbst verdächtigt wurde, und Finnland selbst noch keine eigene Missionsanstalt besaß, troßdem Beiträge für, die Mission einsammelten und jährlich bedeutende Geldbeiträge der Missionsgesellschaft in Stockholm übermittelten, verdient der Kapellan in Sordawala, Heinrich Renguist, ein Mann, der auch sonst noch viel für das Reich Gottes in Finnland gewirkt hat, genannt zu werden.

Selbst noch bis zum Jahre 1856 wurde der Eifer für die Mission von Vielen in Finnland so mißverstanden, daß man an verschiedenen Stellen ausdrücklich die Einsammlung von Missionsbeiträgen und deren Versendung ins Ausland untersagt haben wissen wollte. Unterdessen sollte aber eine andere Zeit, sowohl in dieser Hinsicht als auch in anderer, anbrechen. Unser jeßiger Kaiser hatte den Thron bestiegen und war Finnlands Großfürst geworden. Der Krieg, der die Ufer des Landes verheert hatte, war zu Ende, und das Jahr 1857, das siebenhundertste nach Einführung des Christenthums in Finnland, trat ein. Auf Vorstellung des Domcapitels zu Abo, unter Zustimmung der beiden anderen Domcapitel des Landes, ertheilte Seine Majestät die Erlaubniß, daß das finnländische Volk am 18. Juni 1857 ein Jubelfest der ersten Einführung des Christenthums im Lande feiern könne. Auf Vorstellung desselben Domcapitels wurde zugleich angeordnet, daß

sowohl an diefem Jubeltage, wie auch künftighin zu derselben Zeit in den sämmtlichen Kirchen des Landes eine Collecte für die Ausbreitung des Christenthums unter den Heiden stattfinden solle. Der erste Gedanke dazu soll bei einer Zusammenkunft von Predigern einer Propstei im Kirchspiel Karis des Gouvernements Nyland entstanden sein, bei welcher Zusammenkunft auch der Erzbischof von Abo und ein Professor der Theologie von der Landesuniversität zugegen waren, und wobei es tief beklagt wurde, daß Finnland bis dahin nicht freier am Missionswerke sich habe betheiligen können. Dies sowoht, als auch die später ertheilte Erlaubniß zur alljährlichen Feier des Jubelfestes, war für einige bei dieser Zusammenkunft anwesende jüngere Prediger ein Ruf des Herrn, die Sache der Mission auf's Neue in die Hand zu nehmen. Sie entwarfen ein Statut zu einer finnischen Missionsgesellschaft, welches Statut sie nach Helsingfors einsandten. Hier wurde dasselbe zugleich mit dem Gesuch um die Erlaubniß zur Stiftung einer finnischen Missionsgesellschaft beim Kaiserlichen Senat eingereicht. Es war dasselbe von verschiedenen Professoren der Universität, wie auch von Predigern und Personen anderer Stände unterzeichnet. Nachdem nun sämmtliche 3 Domcapitel des Landes diesem Gesuch ihre Zustimmung ertheilt hatten und auch der Senat die Sache befürwortete, erfolgte eine Antwort durch Seiner Majestät Resolution vom 28. October 1858. In dieser Antwort wurde nicht nur dem Gesuche, eine finnische Mifsionsgesellschaft zu bilden, gewillfahrt, sondern es wurde auch die am Jubeltage des 18. Juni 1857 für die Heidenmission im gesammten Lande gesammelte Collecte, welche sich auf über 4000 Rbl. S. belief, so wie auch alle künftigen Collecten für die Mission der neuen Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Hierauf trat eine Anzahl von Missionsfreunden in Helsingfors zusammen und wählte ein Comité zur Besorgung des Drucks der Allerhöchst bestätigten Statuten (in schwedischer und in finnischer Sprache), zur Empfangnahme der Beiträge und zur Ausfertigung eines öffentlichen Aufrufs an alle Missionsfreunde des Landes und zu einer allgemeinen Zusammenkunft in Helsingfors. Diese Versammlung fand am Heinrichstage, den 19. Januar 1859, statt, und dieser Tag sollte nun der Stiftungstag der Missionsgesellschaft werden, als Erinnerung an den Bischof Heinrich, welcher der Erste war, der im Jahre 1157 das finnische Volk zum Christenthum zu bekehren begonnen hatte.

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