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8) es scheint uns ein Widerspruch darin enthalten zu sein, wenn der Verfasser das Verhältniß eines gefunden Ordinarius zu seinem Adjunct ein demoralisirendes nennt, während er doch dasselbe Verhältniß bei einem kranken oder altersschwachen Hauptpastor gelten läßt. Demoralisiren kann ja nicht blos ein gesunder, sondern auch ein kranker und altersschwacher Ordinarius;

9) die besondere Betonung, die der Verfasser auf das Accidens und namentlich auf die Entschädigung einer jeden für den Ordinarius gemachten Amtshandlung mit einem entsprechenden Honorar legt, dürfte wohl allerseits Mißfallen erregen. Weiß er denn nicht, wie scheel die Welt auf dieses Accidens des Pastors bei den Communionen, Beerdigungen, Fürbitten 2c. sieht und daraus den Schluß zieht, der Pastor thue nichts, was ihm nicht ordentlich bezahlt wird. Was sollen nun die Kinder der Welt dazu sagen, wenn der Verfasser an einer Stelle nicht müde wird (S. 15 u. 16), seine vielen kirchlichen Amtsgeschäfte, besonders in der Passionszeit, herzuzählen, wie er so und so oft die Beichthandlung vollzogen und beim Austheilen des Abendmahls mitfungirt habe, ohne eine besondere Vergütigung oder das dem Hauptpastor dafür einfließende Accidens für sich bezogen zu haben. Wir wollen gerne zugestehen, daß - dieser Umstand, daß die Einnahme, welche der Adjunct mit seiner Arbeit erzielt, nicht in seine, sondern in des Seniors Tasche fließt, einen gewissen Uebelstand in sich schließt, glauben aber, daß dieser Uebelstand aus der ganzen Natur und abhängigen Stellung des Adjunctenstandes mit Nothwendigkeit fließt und zur Selbstverleugnung dieses Uebergangsstadiums ebenso nothwendig gehört;

10) wenn der Verfasser an einer Stelle zur Motivirung seines Abbruchs auch des zweiten Adjunctverhältnisses meint (S. 46), er habe gegen „Fanatismus, Hierarchie, den unglaublichen Wahn, einen Menschen sittlich ruiniren zu dürfen,“ zu kämpfen und diesen Gegnern nicht weichen wollen, so haben wir solche Feinde beim besten Willen aus der Broschüre nicht herauslesen können. Ein Beweis dafür sind für uns gerade die vom Verfasser angeführten Briefe seiner beiden Ordinarien, die in uns mehr denn einmal den Wunsch wachgerufen haben: Warum botest Du nicht noch in der zwölften Stunde die Hand zur Versöhnung, die Dir geboten wurde, und demüthigtest Dich?

Die Reformationsgeschichte Livlands in ihren Grundzügen dargestellt von J. Th. Helmsing, Oberlehrer der Religion am RealGymnasium. Eine Festgabe zur Feier der Enthüllung des LutherDenkmals in Worms. Riga bei J. Bacmeister, 1868. 78 Seiten. Vorstehendes Büchlein ist nicht blos deshalb von Bedeutung für uns, als es als Festgabe zur Enthüllungsfeier des Luther-Denkmals in Worms am 25. Juni d. J. erschienen und auch als solches durch Operpastor Dr. C. A. Berkholz aus Riga in Worms dem Festcomité überreicht worden ist - sondern das Büchlein wird auch bei uns zu Hause gerne gesehen und gelesen werden, um so mehr, als die deutschen Ostseeprovinzialen sich gerade nicht über ein Uebermaaß von Kenntniß der „vaterländischen“ Geschichte oder Geographie zu erfreuen haben. Das Büchlein giebt einen sehr kurzen und guten Ueberblick über die Reformationsgeschichte Livlands, ja nicht blos das, in den beiden leßten Capiteln wird auch die Reformationsgeschichte der Insel Oesel, der Städte Reval und Dorpat, so wie die Geschichte der Begründung der Reformation in Kurland kurz vorgeführt, so daß das Büchlein in der That mehr giebt, als der Titel besagt. Hoffentlich werden es die Kurländer, Ehstländer und Rigenser nicht übel nehmen, daß sie hier alle unter dem Collectivnamen „Livland“ zusammengefaßt sind. Auch insofern können wir dieses Büchlein bestens empfehlen, als dadurch ein Beitrag zur Kenntniß des baltischen Protestantismus" gegeben wird.

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Miscelle.

Der Dorpatsche Kirchliche Anzeiger enthält unter der Ueberschrift Sammlet die übrigen Brocken, daß Nichts umkomme," Joh. 6, 12, Folgendes:

Unter diefer Ueberschrift, wenn ich nicht irre, brachte der Kirchliche Anzeiger für die Stadt Dorpat" vor einiger Zeit einen beherzigenswerthen Auffah. Derselbe mahnte zur Treue im Kleinen auch bei irdischen Dingen, und forderte dazu auf, Brodrinden, Papier-Schnitzel, Siegellack-Abfälle, Cigarren-Enden 2c. nicht umkommen zu lassen, sondern zu allgemeinen oder besondern wohlthätigen Zwecken zu sammeln. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich die Aufforderung des Herrn Oberpastors Schwarz, ihm Abfälle von Papier und Siegellack zuzu senden, mit jenem Auffage in Verbindung bringe, und hoffe nicht falsch berichtet zu sein, wenn ich gehört habe, daß jene Aufforderung nicht erfolglos geblieben. Das ermuthigt mich, um Sammlung einer ande

ren Art von Brocken zu bitten, welche in der Regel ebenso wie jene oben genannten umkommen, und doch, gesammelt, gleichfalls dem Reiche Gottes dienstbar gemacht werden könnten. Und zwar ist das Sammeln derselben weniger unappetitlich als das garstiger Cigarren-Enden, das Verwahren weniger umständlich, als das zum Theil butteriger Brodrinden, das Versenden weniger beschwerlich, als das voluminöfer PapierAbfälle. Ich prätendire auch nicht das Aufgeben einer bisweilen zur anderen Natur gewordenen Gewohnheit, wie es manchem Raucher das Wegschleudern feines Cigarren-Stummels ist, sondern ich bitte nur, an eine neue fleine, Nichts kostende, nur ein Minimum von Zeit in Anspruch nehmende Ordnung sich zu binden. Ich wende mich auch nicht wieder vorzugsweise an die ohnehin schon mit allerlei kleinen Sorgen, neben den großen, überlasteten Hausfrauen, die doch sonst meist die fammelnden Bienen oder Ameisen sein müssen, sondern an die ganze gebildete, an den Regungen und Bedürfnissen der Cultur, am geistigen Verkehr und Gedankenaustausch Theil nehmende Welt, vom Quint- oder Quartaner und der Elevin der Töchterschule an, deren Gedanken und Gefühlsüberfluß sich in einer Correspondenz mit Vater oder Mutter, Bruder oder Schwester, einem Schulkameraden oder einer Schulfreun din bis in den Tod, Luft macht, bis zum Großvater und zur Großmutter hinauf, welche sich an den kalligraphischen und orthographischen oder auch in großelterlicher Nachsicht an den unkalligraphischen und unorthographischen Anfängen ihrer Enkel und Enkelinnen erfreuen, hindurch durch alle Alters- und Gesellschaftsclaffen, welche sich innerlich gedrängt fühlen zu freundschaftlichem oder verwandschaftlichem Briefwechsel, oder welche sich äußerlich genöthigt sehen zu geschäftlicher oder amtlicher Correspondenz, ohne doch der ihnen gewiß wünschenswerthen, mir aber für meinen Zweck nicht erwünschten Portofreiheit theilhaftig zu sein, also an die ganze gebildete Menschheit wende ich mich mit der Bitte um gebrauchte, abgestempelte Postmarken. Also lieber Leser, hast Du an einem Posttage, deren es in unserem gesegneten Vaterlande meist zwei oder drei wöchentlich giebt, Deine Briefe empfangen und gelesen, und sinnst noch über die empfangenen freudigen oder ernsten Nachrichten nach, so ergreife, bitte ich, die Papierscheere, schneide die Postmarken heraus, sammle sie, bis Du ein paar hundert oder gar ein paar tausend beisammen hast, und dann sende sie mir entweder auf buchhändlerischem Wege, Herr Karow in Dorpat wird gewiß diese Mühewaltung freundlichst übernehmen, oder durch Deinen Pastor zu, der sich zweifelsohne derselben nicht weigern wird. Willst Du aber noch ein Uebriges an dem schon ziemlich in Anspruch genommenen Sammler thun, so feuchte das Papier, auf welches die Postmarken geklebt sind, ein wenig an und löse die Marken dann sauber ab, so vertheilt sich auch die Arbeit. Interesfirst Du Dich aber besonders für die Sache, so klebe auf Deine Briefe an mitsammelnde Freunde möglichst viele Marken geringeren Werthes, und veranlasse sie, mit den an Dich gerichteten Briefen ein Gleiches zu thun, so mehrt sich die Zahl der gesammelten Marken bald um ein Merkliches, ohne daß irgend Jemandem Eintrag geschähe. Fragst Du aber: Und wozu werden denn die Marken gesammelt? so ist das eine natürliche billige Frage,

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und stehe ich nicht an, auf dieselbe in aller Kürze Antwort zu geben. Die Chinesen, bekanntlich ein eigenthümliches, uns oft verwunderliches Volk, haben die bizarre Liebhaberei, Bett- und Fensterschirme, ja ganze Zimmer mit abgestempelten Briefmarken zu bekleben, und sie zu dem Zwecke zu Tausenden und Millionen aufzukaufen. Nun sammelt die Rheinische Mission, welche auch in China arbeitet, Postmarken, verkauft sie das Tausend zu circa einem Thaler, und erzieht von dem Erlös chinesische Heidenkinder, welche durch Aussetzung dem Tode geweiht oder durch Verkauf zur Sclaverei bestimmt waren, zu freien Christenmenschen. Mithin kannst Du, lieber Leser, durch ein paar tausend Marken, die Du ohne Kosten und mit geringer Mühe sammelst, ein Menschenkindlein am Leben erhalten, und will's Gott, dem ewigen Leben gewinnen. (Sollten noch andere Zeitschriften oder Zeitungen diese Zeilen der Aufnahme werth erachten, so werde ich mich ihnen noch zu besonderem Danke verpflichtet erachten.)

Oberpahlen (über Dorpat), den 8. Juli 1868.

Zur Berichtig uu g.

G. Maurach, Pastor zu Oberpahlen.

Herr Pastor Schulz aus Mitau ersucht die Redaction dieser Zeitschrift, hinsichtlich der Taufe des Kindes des bekannten Willumeitschen Ehepaares und der in dieser Zeitschrift darüber enthaltenen Nachrichten (Aprilheft, S. 164) bemerken zu wollen, daß der kurländische Herr General Superintendent Lamberg die Taufe an dem bewußten Kinde nur auf seine Bitte vollzogen habe, indem er selbst (Pastor Schulz), an den sich die Willumeitschen Eheleute zunächst gewandt hatten, zu der Zeit bettlägerig gewesen sei. Die Collecte zum Besten des Kindes hat der Herr General-Superintendent gleichfalls nicht von sich aus veranstaltet, sondern die Pathen des neugetauften Kindes fühlten sich dazu veranlaßt.

Briefkasten.
(13. Juli.)

Hr. Prof. Dr. v. E. in D. Jhren werthen Brief vom 20. Juni erhalten, und warten wir auf die Zustellung Ihrer Zeitschrift.

Hr. Paft. Sch. in M. (Kurland). Wir erlauben uns nochmals auf diesem Wege Sie um Ihre gütige Mitarbeit zu bitten.

Hr. P. H. in P. (Livland). Bereits drei Briefe haben wir in diesem Jahre an Sie gerichtet, eine Antwort auf dieselben bis jeßt aber leider noch nicht erhalten. Wie erklären wir uns diesen Umstand?

Die fehlenden Nummern mit

Hr. Red. Dr. Fr. M. in St. Petersburg. bestem Dank erhalten. Hoffentlich schickt die Expedition Ihres Blattes uns die Zeitung von nun an regelmäßig.

Gegen den Druck von Seiten des Livl. Evangelisch-Lutherischen Confiftoriums nichts einzuwenden. Riga, den 6. August 1868. Dr. Chriftiani, Vicepräses.

Von der Censur erlaubt. Riga am 1. Auguft 1868.

Druck von W. F. Häcker in Riga. 1868.

I..

Leitende Artikel und Auffäße.

Der leibliche Nothstand,

dem unsere Baltischen Provinzen unaufhaltsam für die nächste Zukunft entgegengehen, muß auch die Aufmerksamkeit der Kirche auf sich ziehen und dieselbe daran mahnen, daß sie ihres Amtes warte und des Wortes des Herrn bei Zeiten gedenke: „Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan." War schon die christliche Liebesthätigkeit durch die Nothstände in Finnland und Ehstland bisher stark in Anspruch genommen, so wird dieselbe angesichts des gegenwärtig bevorstehenden Nothstandes in den Baltischen Provinzen, der durch die Dürre und Pestilenz dieses Sommers immer bedenklicher zu werden droht, noch weit mehr beansprucht werden müssen. Und wer könnte wohl besser die Hand an die Ausübung dieses uns bevorstehenden Samariterdienstes legen, als die Kirche in allen ihren Dienern und Gliedern.

Das Erste aber, was die Kirche zur Linderung des Nothstandes zu thun hat, ist, daß sie ihre Augen zu den Bergen erhebt, von welchen allein uns Hilfe kommen kann. Wir meinen daher, daß ein allgemeiner kirchlicher Buß- und Bettag ganz an der Tagesordnung wäre und erlauben uns, einen solchen bei unserem Kirchenregiment hiermit zu befürworten. Das Institut der bei uns üblichen „Bußtage“ käme durch diesen Bußtag gewiß zu ganz anderer Würdigung, indem hier in der That ein ganz concreter Fall und Grund vorliegt, zu beten und Buße zu thun, wie ja die Kirche von jeher eigentlich nur dann Buß- und Bettage angeordnet hat, wenn es sich um wirkliche_Calamitäten, Krieg, Pestilenz, Mißwachs 2c. handelte. Wir können dessen gewiß sein, daß an einem solchen Tage unsere Gotteshäuser in Stadt und Land überfüllt sein werden und denken dabei daran, wie der Aus

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