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Ewigkeit) ein zähnefletschendes Löwenhaupt; Simonides spricht von dem,,Zahn der Zeit"; ein Dichter der Anthologie (A. P. VII 225) kündet von der Zeit, daß sie Felsen zermalmt und auch des Eisens nicht schont und alles mit einer Sichel vernichtet wie bei Horaz der Tod (ep. II 2, 178) und in der christlichen Vorstellung der Engel des Todes (Offenb. 14, 17) die Sense führt; bei Euripides führt die Zeit, wenn wir einer glänzenden Vermutung v. Wilamowitz' Glauben schenken wollen, eine Keule1) (Herakl. 776); der Gedanke ist von tiefer Symbolik, den Euripides ausprägt in kurzer Prägnanz: Glück und Gold so deutet Wilamowitz ihn aus verleiten den Menschen, daß er die Selbstbeherrschung fahren läßt und nach der Macht greift, die nicht mehr mit der Gerechtigkeit besteht; die Überhebung (ößptc) kommt über ihn, und so fährt er dahin auf dem stolzen Wagen der irdischen Herrlichkeit; aber das nimmt kein gutes Ende; die Zeit, die allgewaltige, erhebt ihre Keule, und der Blick des bösen Gewissens scheut vor ihr; der Glanz des güldenen Wagens, der gleißende Schein der erlogenen Herrlichkeit verlischt; unerbittlich fährt die Keule der Zeit nieder; Wagen und Glück, Ehre und Leben ist zerschmettert. Das ist Poesie und Symbolik! Beide sind eben eins in der das Geistige versinnlichenden Macht des Metaphorischen.

Von der grauen Zeit sagt Catullus:

Des schwindenden Greisentums Wackelköpfchen

Zu guter letzt jedem jegliches Wort benickt,

von der jungen Zeit Geibel:

Barbieux:

Wohl schwillt mir hoch die Brust,

Sah ich die junge Zeit,

Wie sie gewaltsam ringt,

Die Vagantin Zeit, die Greisin,

Deren Fuß gleichgültig niedertritt,
Was untergehen muß,

Goethe (Egmont):

1) Ο χρυσός ἅ τ' εὐτυχία φρενών βροτοὺς ἐξάγεται δύνασιν ἄδικον ἐφέλκων. Χρόνου γὰρ οὔτις ῥόπαλον εἰσορᾶν ἔτλα Νόμον παρέμενος, ἀνομία χάριν διδοὺς ἔθραυσεν ὄλβου κελαινὸν ἅρμα.

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Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die Rosse der Zeit mit unseres Schicksals leichtem Wagen durch".

Heine:

Hopfen:

Die Stunden sind aber ein faules Volk!

Schleppen sich behaglich träge,
Schleichen gähnend ihre Wege;

Tummle dich, du faules Volk!

Hörlos und faulen Ganges schleicht die Zeit

Dahin in meinem stillen Krankenzimmer.

Aber auch andere abstrakte Begriffe der Zeit werden in Anschauung umgesetzt. Ich erinnere an den Anfang des 90. Psalms, wo das Wort „,ewig" umgedeutet wird:

Ehe denn die Berge worden und die Erde und

die Welt geschaffen worden.

Das abstrakte,,nie" wird in der ganzen Weltlitteratur durch die anschauliche Schilderung von Naturunmöglichkeiten umschrieben, besonders häufig bei den antiken Dichtern, z. B. Vergil (ecl. I 59): „Eher wird der Hirsch im Äther weiden, das entweichende Meer die Fische auf dem Trocknen lassen, als daß des Caesar Antlitz aus unserem Herzen weiche",

Properz (I 15, 29):

Denn eh' soll kein Strom ins unendliche Meer sich ergießen, Eher ja sollen des Jahres Wechsel sich wandeln im Lauf, Als sich wendet die Liebe,

und (III 15, 31):

Eher mit trügender Furcht wird höhnen den Pflüger

der Acker,

Eher mit dunklem Gespann ziehen die Sonne daher,
Eher die Flüsse zum Quell aufwärts die Fluten ergießen
Und auf trockenem Grund eher verdorren der Fisch,
Als je anderswohin ich trage die Schmerzen der Liebe.
So singt auch Leopardi:

Eh' wird ins Meer gestürzt der Sternenreigen
Auslöschend in der Tiefe Schlund verzischen,
Bevor der Nacht zum Raube

So heller Ruhm verblasse u. s. f. u. s. f.

So wird also durch das Medium des Metaphorischen auch in

der Poesie nicht nur das Äußere zu einem beseelten Inneren, sondern auch das Innere, das Gedankenmäßige und noch so Abstrakte, zu lebendiger Anschauung und gewinnt sinnfällige Gestalt. Diese Veranschaulichung des Geistigen ist nicht eine widerspruchsvolle Erscheinung der Dichter spricht von Flügeln des Geistes, ohne an sie zu glauben, und ohne das rettende „gleichsam, gleichwie“ —, ist auch nicht unverständig weiter verschleppte Sprachformel“, sondern wurzelt in unserer menschlichen Anschauungsweise, die notwendig, nach Maßgabe unseres geistig-leiblichen Wesens, metaphorisch ist und in Ermangelung einer Erkenntnis des Seelischen und Geistigen die Sinnenwelt als Wegweiser durch die terra incognita nehmen muß. Das Poetische, wie das Künstlerische überhaupt, ist eine Synthese von Welt und Geist und führt zu jenem Einklang, der aus dem Innern dringt und in das Herz die Welt zurückeschlingt.

In der Poesie wird das Geistige Wort, wird die Anschauung Bild und von Empfindung beseelt, wird das Abstrakte konkret, kommt das Starre in Fluß und Bewegung, wird das Tote belebt. Das ist das Metaphorische, die unentrinnbare Symbolik in der Dichtkunst; es ruht auf der Verschmelzung von Innenleben und Außenwelt, d. h. auf unserem physisch-psychischen Menschenwesen.

Und so können wir mit Dilthey1) schließen: „Es ergiebt sich, daß das Bild, die Vergleichung, der Tropus" (kurz das Metaphorische) nicht in der Darstellung hinzukommt wie ein Gewand, das über einen Körper geworfen wird, vielmehr sind sie dessen natürliche Haut. Das Symbolbilden, das die Seele des dichterischen Vorganges ist, erstreckt sich durch den ganzen Körper der Dichtung bis in die Personifikation und Metapher und Synekdoche und Metonymie".

Wie Leib und Seele, so sind auch Bild und Gedanke in der Dichtung eins, ja in diesem harmonischen Zusammenklingen von Außenbild und Innenleben beruht der Zauber aller Poesie, ja aller Kunst.

1) „Die Einbildungskraft des Dichters" in den Aufsätzen, Ed. Zeller zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum gewidmet (Leipzig 1887) S. 464.

Sechstes Kapitel.

Das Metaphorische in der Philosophie.

Der Verstand und die Phantasie sind die uralten Feinde, welche sich auf Tod und Leben in der Welt des Geistes befehden. Jener herrscht auf dem Gebiete des Gedankens, diese auf dem der Kunst. Und doch kreuzen sich ihre Wege so oft, doch sind sie Todfeinde? Es ist eben das Verhängnisvolle, daß sie einander so notwendig bedürfen, daß der Eine ohne den Anderen nichts Rechtes leisten kann. Aber ist dies wahr? In dem künstlerischen Schaffen freilich muß die Begeisterung, muß der kühne Flug der Phantasie durch Besonnenheit geleitet und gelenkt werden, aber giebt es nicht ein reines, abstraktes Denken? Hat nicht Hegel den Beweis der Selbstentwickelung des reinen Gedankens in der Dialektik erbracht? Nein! Es war nur Schein, es war nur Wahn. Der Traum zerrann, und je holder und hehrer, je bannender er gewesen, um so nüchterner war das Erwachen. Aber es ist einmal so: es giebt kein Denken ohne Anschauung; und giebt es Anschauung ohne leise Färbung, ohne Bilder der Phantasie? „Der innerste Kern einer echten und wirklichen Erkenntnis", sagt Schopenhauer, ,,ist eine Anschauung; auch ist jede neue Wahrheit die Ausbeute aus einer solchen. Alles Urdenken geschieht in Bildern: darum ist die Phantasie ein so notwendiges Werkzeug desselben.“

So sehr sich auch der Philosoph, ja selbst der strengste abstrakte Logiker in der ätherreinen Sphäre des Gedankens, fernab von den Bildern dieser bunten Erscheinungswelt, wähnen mag, so erhaben er über der Welt des schönen Scheins, die der Dichter schafft, sich dünken mag: das Denken bedarf

des Gedachten, des Objektes, und dieses übermittelt nur die Anschauung.

Die Dialektik hatte zu beweisen, daß das in sich geschlossene Denken die wirkliche Welt ergreife. Aber der Beweis fehlt. Denn allenthalben hat es sich heimlich geöffnet, um von außen aufzunehmen, was ihm von innen mangelt. Das geschlossene Auge sieht nur Phantasmen. Das menschliche Denken lebt von der Anschauung, und es stirbt, wenn es von seinen eigenen Eingeweiden leben soll, den Hungertod.')

Das geistige Leben des Menschen ist ein einheitliches; die einzelnen Sphären desselben stehen nicht gesondert da, sondern sie berühren sich in beständiger Wechselwirkung; so auch die Thätigkeit des Verstandes und die Anschauung, so Denken und Dichten. Die Anschauung wird durchgeistigt, das Denken versinnlicht. Es ist ein schönes Wort Ludwig Uhlands: ,,Das Innere des Menschen strahlt nichts zurück, ohne es mit seinem eigenen Leben, seinem Sinnen und Empfinden getränkt und damit mehr oder weniger umgeschaffen zu haben. So tauchen aus dem Borne der Phantasie die Kräfte und Erscheinungen der Natur als Personen und Thaten in menschlicher Weise wieder auf. Ebenso werden auch abgezogene Begriffe wie die Formen und Verhältnisse der Zeit als handelnde Wesen gestaltet. Der Gedanke steht niemals abgeschieden neben dem Bilde, wohl aber teilt er den aus der Natur und aus der menschlichen Erscheinung entnommenen Gebilden seine eigene schrankenlose Bewegung mit, und so erhält das Natürliche, indem es teils seinen gewohnten, teils fremden und höheren Gesetzen folgt, den Zauber des Wunderbaren, die Mythendichtung im Ganzen aber den Charakter des Tiefsinns und der sicheren Kühnheit."

Auch das Erkennen und das Denken kann niemals den Charakter des Subjektiven verleugnen. Die Welt, die wir wahrnehmen, existiert doch nur so in unserem Geiste; sie erfährt in unseren Sinnen, in unserem Denkvermögen eine Umgestaltung; aber sie würde zu reinem Schein herabsinken, wenn wir nicht eine Analogie zwischen dem Bilde unserer Wahrnehmungen und den Dingen, die jene verursachen, konstruieren, wenn wir nicht eine Einheit.

1) Trendelenburg, Logische Untersuchungen I 3 S. 109,

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