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zwischen Geist und Welt bis zu einem gewissen Grade annehmen müßten. Aber diese Analogie wird im Denken notwendig metaphorische Vorstellungen hervorrufen. Wir wissen nur von einer Welt, so weit wir sie in uns erleben, d. h. so weit wir sie nach den Gesetzen unseres Geistes umformen, unsere geistig-leiblichen Verhältnisse ihr leihen. Das Denken und Erkennen muß daher von dem Metaphorischen durchsetzt sein.

Aber zu dieser Thatsache und zu der Unmöglichkeit, von dem Bildlichen der Anschauung, von der stets geschäftigen Farbenmischung der Phantasie abzusehen, kommt hinzu, daß das Denken aufs innigste verschmolzen ist mit der Sprache. 1st diese auch nur der Stoff und jenes die Form, ist die Sprache nur der Leib, das Denken die Seele, so ist doch das Denken, wenn es sich nicht in Zeichen kundthun soll, an die Sprache gebunden; daß diese aber durch und durch symbolisch und metaphorisch ist, ruht in unserem physisch-psychischen Sein. Es führt keine andere Brücke von dem Denken zum Sein als die Analogie; und daher ist Denken und Sprechen metaphorisch, und daher kann man Philosophie, d. i. die Wissenschaft der Prinzipien des Weltganzen, die Wissenschaft der Wissenschaften, ein Dichten in Begriffen nennen; sie kann nimmer der Phantasiethätigkeit entraten, sie wird durch die Sprache, aber auch durch die Begriffe selbst und durch die menschliche Gebundenheit, die kein anderes Grundprinzip als das des Inneren und Äußeren aus dem eigenen Sein zu entwickeln ermöglicht, durchaus metaphorisch. Es ist daher in der That der Zusammenhang zwischen Philosophie und Poesie ein weit engerer, als man gemeinhin annimmt; das fesselnde Band beider ist eben das Metaphorische. Hinzu kommt die Tyrannei der Sprache, welche feste Begriffe übermittelt und behufs Weiterbildung der Gedanken zu immer neuen Uebertragungen dieser Begriffe, d. h. also zu metaphorischer Umbildung derselben führt. Auch hier vollzieht sich dann wie beim Mythos das Schauspiel: was nur Symbol war, wird zur Thatsache, und umgekehrt, was eigentlich und als Wirklichkeit gemeint war, sinkt zum (erkannten) Bilde, zum Symbol herab; der Nachfolger wirft seinem Vorgänger metaphorischen Ausdruck seiner Gedanken vor; und nun müht er sich, in die alten Schläuche neuen Wein zu füllen; und so entsteht ein höchst interessanter Prozeß der beständigen Umprägung

der alten Münzen, die nun einmal durch unsere begränzte Erkenntnis gegeben sind. Immer neue Analogien spielen hinein und verändern so das Weltbild im Geiste des Philosophen. Jede Zeit hat so ihr geistiges Auge; und auch in dieser Hinsicht läßt sich der enge Zusammenhang wie bei allen Kulturerscheinungen einer individuell ausgeprägten Zeit zwischen Denken und Dichten, zwischen Philosophen und Poeten aufweisen. Kopf und Herz liegen eben dicht bei einander; das Herz versorgt auch das Hirn mit dem Lebensstrom des Blutes; auch der Philosoph vermag nicht

ebenso wenig wie der Erfinder und der Entdecker der Herzerregung, der Begeisterung zu entraten; er vermag aber auch nicht, seine Zeit mit ihren Anschauungen und Begriffen zu verleugnen; es ist somit mehr als Phrase, wenn man z. B. von Schopenhauer sagt, daß er die Philosophie der Romantik geschrieben hat, und wenn man Platon oder Hegel in Beziehung setzt zu der Poesie ihrer Zeit.

So sehr man auch die künstlerische Anschauung in Gegensatz setzen mag zu den Begriffen; diese verleugnen jene doch selten; und der Nachweis der Irrtümer früherer Systeme gründet sich vor allem auf den Satz, daß jene ein Bild statt der Sache, eine Metapher statt eines Begriffes geben.

Doch ehe wir hierauf eingehen, mögen wir in aller Kürze und zunächst im allgemeinen uns klar machen, wie das Metaphorische in die Metaphysik, wie es in die Erkenntnistheorie hineinspielt und sodann, wie die Begriffe durch das Prinzip der Analogie, durch metaphorische Umbildung wechseln und sich umwandeln.

Die Philosophie sucht das Allgemeine im Besonderen, und die Analogie ist es vor allem, durch die sie wie alle Einzelwissenschaften die Welt des Wissens erobert, da sie ihr immer neue Subsumtionen bietet. Doch das Verhängnisvolle, die Schranke unseres Wissens, besteht darin, daß wir dem Allgemeinen immer wieder nur das Prädikat des Einzelnen beilegen können.1) Und so kommen wir aus dem Metaphorischen nicht heraus. Die Welt ist für uns teils Erscheinung als solche gehört sie der Erkenntnistheorie an, teils Bild, Symbol, und das ist das Reich des Metaphorischen. „Ins Innere der Natur dringt kein erschaffener 1) Vgl. Trendelenburg a. a. O. II S. 373,

Geist." Wir müssen uns beschränken, von dem Äußeren, das wir wahrnehmen, auf ein Inneres zu schließen, das wir nicht wahrnehmen und das wir uns deuten als dem unsrigen verwandt oder metaphysisch als Urquell alles Seins, also auch des unseren. Und da fragt es sich nicht, ob es Trug, ob es Traum ist, sondern es handelt sich um die notwendigen Grenzen unseres menschlichen Erkennens, das immer Stückwerk, immer hypothetisch bleibt, um die Einsicht, daß wir die Erfahrungen an uns und in uns doch immer wieder nur als Schlüssel für die Rätsel, die uns umgeben, benutzen können. Und ist dies Nichtwissen, dies Eingeständnis, daß der Fortschritt unseres Erkennens von der (vermeintlichen) Thatsache zum Metaphorischen, vom Metaphorischen zu neuen vermeintlichen Thatsachen und so ins Unendliche fort führt, ohne je die volle Wahrheit zu gewinnen, ist diese Einsicht, daß unser Wissen nur ein Gleichnis des Unwißbaren ist, diese Einschränkung des Erkennbaren auf das reinmenschliche Maß, d. h. auf das des Inneren und Äußeren ein Unglück? Lehrt nicht Goethe, daß es das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche zu erforschen und das Unerforschliche ruhig zu verehren, und ist es nicht wahr, daß, wie Hebbel sagt, für uns Menschen überall der Punkt, bis zu welchem wir vordringen können, anstatt der Wahrheit gelten muß?

Freilich führt eine kritische Betrachtung der Geschichte der Philosophie, die eine Verkörperung der möglichen Weltprobleme bildet, zu dem Ergebnis, daß nicht nur die Ideen des Platon Hypostasierungen menschlicher Begriffe sind, sondern nicht minder die Substanz bei Spinoza mit den beiden, dem Menschenwesen abgelauschten Attributen des Denkens und der Ausdehnung, das Ich bei Fichte, das Absolute bei Hegel, der Wille bei Schopenhauer, das Unbewußte bei Hartmann nichts anderes als metaphorische Personifikationen sind. Aber ist darum alles dies Philosophieren ein Traum, ist es Lug und Trug? Wohnt ihm nicht die hehre Wahrheit inne, daß wir, als Einheit von Leib und Seele, auch die Einheit des Alls, die Einheit von Geist und Welt als Postulat der Vernunft hinnehmen müssen, und zwar, wie es dem Menschen geziemt, der doch nicht selbst der Weltengeist ist und somit diesen auch nicht erkennen kann, mit dem demütigem Geständnis unseres Nichtwissens, mit dem frommen oder resignierten Genügen an dem

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Gleichnis? Sobald eben der Mensch seiner selbst im Denken bewußt wird und in der Reflexion die in ihm vollzogene Synthese von Leib und Seele auflöst, giebt es nur zwei Wege für die Weltbetrachtung: entweder wird das Innere, das Geistige verkörperlicht, so daß es zur Funktion des Physischen herabsinkt, oder das Körperliche wird vergeistigt bis zur Hypothese der Weltseele. So giebt es ein Entweder - Oder. Entweder ist alles materiell oder alles ist Geist, beziehungsweise beseeltes Leben. Entweder ist das Geistige nur eine Begleiterscheinung des Naturprozesses oder ein höherer Grad der Wirklichkeit. Zwischen diesen beiden Problemen schwankt die gesamte Metaphysik hin und her. Alle Metaphysik ist daher metaphorisch, ist ein Gedankengedicht.

nur

Der philosophische Poet Herder beginnt seine Auseinandersetzungen „Vom Erkennen und Empfinden in ihrem menschlichen Ursprunge und den Gesetzen ihrer Wirkung❝1) mit folgenden Betrachtungen: „In allem, was wir tote Natur nennen, kennen wir keinen innern Zustand. Wir sprechen täglich das Wort Schwere, Stoß, Fall, Bewegung, Ruhe, Kraft, sogar Kraft der Trägheit aus, und wer weiß, was es inwendig der Sache selbst bedeute? Je mehr wir indes das große Schauspiel wirkender Kräfte in der Natur sinnend ansehn, desto weniger können wir umhin, alles mit unsrer Empfindung zu beleben. Wir sprechen von Wirksamkeit und Ruhe, von eigener oder empfangener, von bleibender oder sich fortpflanzender, toter oder lebendiger Kraft völlig aus unsrer Seele. Schwere scheint uns ein Sehnen zum Mittelpunkte, zum Ziel und Ort der Ruhe, Trägheit die kleine Teilruhe auf seinem eignen Mittelpunkte, durch Zusammenhang mit sich selbst, Bewegung ein fremder Trieb, ein mitgeteiltes fortwirkendes Streben, das die Ruhe überwindet, fremder Dinge Ruhe störet, bis es die seinige wieder findet." Herder weist hin auf „die wunderbare Erscheinung der Elasticität", auf die Vorahnung des Newton'schen Systems bei dem griechischen Philosophen, der von „Liebe und Haß der Körper" sprach, auf den ,,Magnetismus in der Natur, der anziehet und fortstößet", der „so lange als Seele der Welt betrachtet worden“, auf den „elektrischen Strom, diese sonderbare Erscheinung

1),,Seele und Gott", I Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele, 1778 (Sämtl. Werke zur Philosophie und Geschichte. Achter Toil Cotta 1803.)

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Das Motto der

des großen, allgegenwärtigen Lebensgeistes." Schrift ist auch das Vergilische Wort: Est Deus in nobis, agitante calescimus illo. „Der empfindende Mensch fühlt sich in Alles, fühlt Alles aus sich heraus und drückt darauf sein Bild, sein Gepräge. So ward Newton in seinem Weltgebäude wider Willen ein Dichter, wie Buffon in seiner Kosmogonie und Leibniz in seiner prästabilierten Harmonie und Monadenlehre." Und mit vollem Rechte macht Herder darauf aufmerksam, daß wie unsere ganze Psychologie aus Bildworten bestehet, es auch meistens ein neues Bild, eine Analogie, ein auffallendes Gleichnis war, das die größten und kühnsten Theorien geboren. Und so fragt er dann: Ist in dieser „, Analogie zum Menschen" wir nennen es das Metaphorische auch Wahrheit? Menschliche Wahrheit gewiß", antwortet er sich selbst, „,,und von einer andern habe ich, so lange ich Mensch bin, keine Kunde; was wir wissen, wissen wir nur aus Analogie, von der Kreatur zu uns und von uns zum Schöpfer." Und so beugt er sich fromm vor diesem. „Soll ich also dem nicht trauen, der mich in diesen Kreis von Empfindungen und Ähnlichkeiten setzte, mir keinen andern Schlüssel, in das Innere der Dinge einzudringen, gab als mein Gepräge oder vielmehr das wiederglänzende Bild seines in meinem Geiste? Die stille Ähnlichkeit, die ich im Ganzen meiner Schöpfung, meiner Seele und meines Lebens empfinde und ahne; der große Geist, der mich anwehet und mir im Kleinen und Großen, in der sichtbaren und unsichtbaren Welt einen Gang, einerlei Gesetz zeiget: das ist mein Siegel der Wahrheit".

Wir sehen, Herder vertritt einen agnostischen Pantheismus oder, wie wir sagen können, einen anthroprozentrisch-metaphorischen Monismus. Und ich glaube in der That, daß diese Weltanschauung eine tiefe Wahrheit in sich schließt, daß auch unser modernes Denken über sie nicht hinaus kommt, daß alles frühere Philosophieren auf sie hinzielt. 1)

Doch damit scheint wenig im Einklange zu stehen, daß unsere Zeit beherrscht ist von der Induktion der Naturwissenschaften, daß diese allein als wissenschaftlich gilt und der großen Mehrzahl

1) So sagt Fr. Paulsen im Vorworte seiner höchst lesenswerten „Einleitung in die Philosophie", Berlin 1892: „Die Richtung, in der die Wahrheit liegt, bezeichne ich mit dem Namen des idealistischen Monismus."

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