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kennt nicht, wie die übrigen drei in einander überfliessen, so dass Vico dem Aristoteles sich unbewusst anschliesst, der sie in dem Namen μεταφορά (τρόπος) zusammenfasste.

Ähnliche Grundanschauungen wie bei Vico, und zwar nicht minder unter einem Schutt von Abstrusitäten, finden wir bei Jean Paul. Es kann nicht wunder nehmen, dass dieser virtuose Geist, dessen ganzes Denken und Sprechen gleichsam nur eine Metapher war, das wurzelhafte Wesen dieses seines wichtigsten Instrumentes tiefer als gemeinhin üblich erfasst hat.

Er bewundert an dem „bildlichen Witz" die Zauberei der Phantasie, er betet an jene unbekannte Gewalt, welche mit Flammen zwei so spröde Wesen, wie Leib und Geist, in ein Leben verschmelzte“ und „in und ausser uns dieses Veredeln und Vermischen wiederholt, indem sie uns nötigt, ohne Schluss und Übergang aus der schweren Materie das leichte Feuer des Geistes zu entbinden, aus dem Laut den Gedanken, aus Teilen und Zügen des Gesichts Kräfte und Bewegungen eines Geistes und so überall aus äusserer Bewegung innere."

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Er nennt die einander gleichenden Metaphern aller Völker ,,Sprachmenschwerdungen der Natur;" und da es kein absolutes Zeichen, ebenso wenig wie eine absolute Sache, giebt, sondern jede nur „bedeutet und bezeichnet," so ist im Menschen das göttliche Ebenbild, in der Natur," die Jean Paul anderen Ortes als in ewiger Menschwerdung begriffen" hinstellt, das menschliche". Wir wohnen gleichsam auf einer Geisterinsel," in der nichts leblos und unbedeutend ist; „und alles zeigt über die Geisterinsel hinaus, in ein fremdes Meer hinaus." Und so kommt er zu dem grandiosen Bilde: „Diesem Gürtel der Venus und diesem Arme der Liebe, welcher Geist an Natur wie ein ungeborenes Kind an die Mutter heftet, verdanken wir nicht allein Gott, sondern auch die kleine poetische Blume, die Metapher. Dieser Name der Metapher ist selber eine verkleinerte Wiederholung eines Beweises."

Und doch ist diese kleine poetische Blume gross genug, ihren Duft zu breiten über Aussen- und Innenwelt; denn der bildlich Witz kann entweder den Körper beseelen oder den Geist verkörpern." Und Jean Paul weiss sehr wohl, dass der Mensch als ein einheitliches Wesen nur durch Abstraktion diese beiden Seiten

seines Seins auseinanderlösen und unterscheiden kann, und so sagt er: „Ursprünglich, wo der Mensch noch mit der Welt auf einem Stamme geimpfet blühte, war dieser Doppeltropus noch keiner; jener verglich nicht Unähnlichkeiten, sondern verkündete Gleichheit; die Metaphern waren, wie bei Kindern, nur abgedrungene Synonymen des Leibes und Geistes. Wie im Schreiben Bilderschrift früher war als Buchstabenschrift, so war im Sprechen die Metaphor, insofern sie Verhältnisse und nicht Gegenstände bezeichnet, das frühere Wort, welches sich erst allmählich zum eigentlichen Ausdruck entfärben musste. Das tropische Beseelen und Beleiben fiel noch in Eins zusammen, weil noch Ich und Welt verschmolz. Daher ist jede Sprache in Rücksicht geistiger Beziehungen ein Wörterbuch erblasseter Metaphern."

Nicht minder trefflich spricht Jean Paul von der Notwendigkeit, mit welcher der Mensch, sobald er sich selbst von der Welt absonderte, sein Ich dem All leihen musste, und zwar „da ihm sein Ich selber nur in Gestalt eines sich regenden Lebens erscheint," als Glieder, Augen, Arme, Füsse, doch aber lebendige, beseelte. ,,Personifikation ist die erste poetische Figur, die der Wilde macht, worauf die Metapher als die verkürzte Personification erscheint." Das Beseelen des Körperlichen nennt er die bildliche Vergleichung (z. B. der Sturm zürnt), die früher ist als die Verkörperung des Geistigen (z. B. der Zorn ist ein Sturmwind).

Doch was wird nun heute in den üblichen Büchern der Rhetorik und Poetik über das Metaphorische gelehrt? Wir sahen schon, die Metapher wird durchweg als ein mehr oder weniger notwendiger Schmuck der Dichtersprache bezeichnet und als rhetorische,,Figur" dem eigentlichen eigentlichen Ausdruck gegenüber gestellt. Sie wird zurückgeführt auf die Ähnlichkeit verschiedener Dinge, und ihre vier Klassen ergeben sich nach der Einteilung alles Seienden in Sinnliches und Geistiges. Aber auch nach der Form hat man Einteilungsgründe gefunden, ob die Metapher im einfachen Satz oder im zusammengesetzten Satze vorkommt (Gross, Tropen und Figuren, S. 71), ob im Verbum oder in einem Kasus u. a. (Brinkmann, die Metaphern S. 44 f.) Doch nicht genug! Da die Dichter noch heute immer kühnere Metaphern zu bilden sich erdreisten, unterscheidet man (z. B. Curtius, Grundzüge S, 111) zwischen dem unbewußt sich aufdrängenden Bilde,

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das für das naive Sprachgefühl die natürlichste Bezeichnung der Sache ist, und dem mit Absicht gewählten, das der Dichter herbeiruft, damit sich das zu Bezeichnende in ihm spiegele; man nennt die ersteren auch mit Max Mueller radikale oder inkarnierte, die letzteren poetische oder persönliche Metaphern; oder man stellt den Sprachmetaphern die Autormetaphern gegenüber. Wohl erkannte dass die Metapher ,,einer der mächtigsten Tragepfeiler in dem Gebäude der menschlichen Sprache" sei, (Max Mueller, Wissenschaft der Sprache II S. 331), dass, wie Brinkmann (S. 98) sich ausdrückt, durch die Metaphern einem wahren Notstande der Sprache abgeholfen wurde; aber im selben Atem machte man die Metapher auch schuldig, den Abfall vom prähistorischen Monotheismus beschleunigt und die bösen Mythologien hervorgebracht zu haben, die ja nichts anderes seien als erkrankte, der Kontrolle des Geistes entschlüpfte Metaphern, Missbildungen, parasitische Wucherungen am Baume der Metaphern (Br. S. 99), und auch in der Poesie müsse die Innigkeit des Gefühls, die jegliche Lüge verschmäht, nur mässigen Gebrauch von der Metapher machen; denn etwas Unwahres, wir können es nicht verhehlen, liegt in der Metapher, sagt Brinkmann S. 124.

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Trefflich setzt Victor Cousin (Vorl. über die Gesch. der Philos. des 18. Jahrh. S. 275) auseinander, wie der Mensch zuerst die Aussenwelt zu erfassen suche, dann in seine Innenwelt zurückgewiesen den Phänomenen seines Geistes und seiner Seele Ausdruck zu geben trachte, und wie ihn dann die Analogie dazu führe, die Zeichen, welche er sucht, mit denen, welche er schon besitzt, in Verbindung zu bringen; denn die Analogie ist das Gesetz jeder werdenden oder entwickelten Sprache ja, fügen wir hinzu, sie ist das eigentliche innerste Schema des Menschengeistes; daher stammen die Metaphern, auf welche unser analytisches Verfahren die meisten der Bezeichnungen und Benennungen der abstraktesten moralischen Ideen schliesslich zurückführt.

Genug, es schillert das Bild, das Ästhetiker und Sprachforscher von dem Wesen der Metapher entwarfen, in den manigfachsten Farben; so oft auch das Wurzelhafte, das in ihr sich wiederspiegelt, betont wird es wird mit den Konsequenzen nicht recht Ernst gemacht. Auch Gerber in seinem wertvollen Werke „die Sprache als

Kunst" betont zwar die Richtigkeit der aristotelischen Auffassung der Metapher als einer auf Analogie, auf Proportion beruhenden Auffassungsweise des Wirklichen und weist auch nach, wie jedes Wort ein Tropus ist, aber er zählt doch wieder drei ästhetische Figuren: Synekdoche, Metonymie und Metapher auf und teilt diese ein in Metaphern der Schilderung (a, eines ruhenden, b, eines bewegten Bildes) und in personifizierende Metaphern.

Und so ist denn auch die Auffassung des Quintilian, wonach die Metapher ein verkürztes Gleichnis ist und nichts weiter, die herrschende geblieben. So sagt Hugh Blair in den Lectures on Rhetoric I, lect. XVp. 372: the metapher is a figure founded entirely on the resemblance which one object bears to another. Hence it is much allied to simile or comparison, and is indeed no other than a comparison in an abridged form. Wackernagel (Poetik, Rhet. u. Stilistik S. 395) lehrt: „Mit einem Worte die Metapher ist eine abgekürzte Vergleichung"; so auch Scherer (Poetik S. 262):,,Die Metapher ist nichts als ein zusammengezogenes Gleichnis." Auch Gottschall (Poetik S. 222) sagt: „Die Metapher ist eine konzentrierte Vergleichung, eine kühne Metamorphose der Phantasie, die statt des Gegenstandes, welcher verglichen wird, unmittelbar denjenigen setzt, mit dem die Vergleichung stattfindet." - So auch Vischer (Ästh. § 852): „Die mehr äusserliche, aber farbenreichere Hauptform des indirekten Verfahrens, der Tropus, zieht vergleichend eine Erscheinung aus einer anderen Sphäre herbei; verschweigt sie diesen Akt und scheint sie das Verglichene identisch zu setzen, so ist sie eigentliche Übertragung, Metapher" und Carriere (Ästhet. II 471): „Die Metapher scheidet Sinn und Bild nicht mehr, sondern setzt das Bild statt der Sache." Aber wie Carriere (Poesie S. 102) mit Recht betont, daß die Bildlichkeit der Rede und der Vers keine äußerliche Zierat und Zuthat, sondern die innerlich bedingte und wesenhafte Weise dichterischer Darstellung ist, so fährt auch Gottschall fort: „Eine innere Nötigung treibt die Phantasie zu dieser Vertauschung von Bild und Bedeutung, zu dieser beziehungsreichen Verwechslung der Erscheinungen; unter der Hand des Dichters verwandelt sich alles in Metapherngold." Ja, Gottschall spricht schon dasselbe aus, worauf meine Studie über das Metaphorische in der dichterischen Phantasie ruhte und worauf auch

Dilthey (die Einbildungskraft des Dichters 1) hinzielt: „Der Bild ist kein müßiger Schmuck der Rede, sondern eine innere Notwendigkeit des dichterischen Schaffens. Das Bild ist nur Abbreviatur dessen, was die Dichtung im Ganzen und Großen ist. Die ganze Sprache ist, auch in ihren abstrakten Wendungen, ein Schatz abgeblaßter Bilder, die ihre ursprüngliche sinnliche Bedeutung so verloren hat, daß man sich kaum noch derselben erinnert. Der Dichter denkt in Bildern und Tönen. Rhythmus und Reim sind die Musik, das Bild ist die Malerei der Sprache. Der unendliche Reichtum der Beziehungen des Geistigen und Sinnlichen ruft das Bild hervor." Zu verwundern bleibt dann nur, wie Gottschall hinzufügen mag:,,Dieses ist sachlich-poetisch, die Figur (!) sprachlich-rhetorisch." Die Scheidung ist ja eine völlig willkürliche, garnicht durchführbare!

Wir kommen nimmermehr darum herum, das Metaphorische, diese wechselseitige Übertragung des Inneren und Äußeren, eine primäre Anschauungsform zu nennen, deren notwendiger sprachlicher Ausdruck die Metapher ist und aus der all unser Denken und Dichten seine charakteristische Färbung gewinnt. Die anthropocentrische Analogie ist jene geheimnisvolle Macht, welche diesen metaphorischen Verschmelzungsprozeß innerer und äußerer Eindrücke in unserem Geiste vollziehen hilft, auf daß wir das Fremde und Neue der Außendinge durch Erkanntes der Innenwelt bewältigen, auf dass wir die Eindrücke der Außendinge mit ihren Formverhältnissen, die wir an ihnen wahrnehmen, als analog den unsrigen und so als Träger eines Inneren deuten. So reich nun die Innenwelt und so reich die Außenwelt ist, so reich sind auch die Beziehungen, welche hin und widerspielen, und die metaphorischen Kombinationen, auf denen im Grunde genommen alles Geistvolle und Witzige beruht.

Wie zwischen den Organen des Leibes und der Seele, zwischen physischen und psychischen Erregungen, Bewegungen und Vorgängen aller Art beständig die Analogie waltet, so auch in der Welt des Geistes, in der Wahrnehmung, im Vorstellen und Begreifen und Schließen, in allem Künstlerischen und Philosophischen. Die Analogie des Inneren und Äußeren ist für den

1) Ztschr. für Völkerpsychologie Bd. X u. Philosophische Aufsätze, zu Zeller's 50. Doktorjubiläum.

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