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reicht, eines Zeitgenossen des Empedokles und Anaxagoras. Eine andere Synthese der Gedanken des Herakleitos und der Eleaten ward rein symbolisch von den Pythagoreern gewonnen. In die Vorstellungen von den geometrischen und arithmetischen, astronomischen und musikalischen Verhältnissen ganz versunken, fanden sie die Zahl als Sinnbild für das Bleibende in der Flucht der Erscheinungen. Was doch im Grunde nur metaphorischen Sinn haben konnte, -- wie Aristoteles sagt: sie meinten in den Zahlen Gleichnisse für das Seiende und Werdende (ὁμοιώματα τοῖς οὖσε nai pervoμévors) viel mehr als in Feuer und Erde und Wasser zu sehen, ward dann wesenhaft, zum Thatsächlichen gestempelt und so die Zahl das Wesen aller Dinge und die Dinge selbst ihrem Wesen nach Zahlen, so der ganze Himmel eine Harmonie und Zahl!1) Doch, wir haben in dem System der Pythagoreer nichts anderes als die Verallgemeinerung der Verhältnisse einer Wissenschaft für das gesamte Denken, die metaphorische Verherrlichung der Mathematik mit ihren Gesetzen zu erblicken. Sie messen die Welt mit dem Maßstabe ihrer Innenwelt, in der die Zahl herrscht, und so werden die Zahlen selbst Urbilder, ja die Elemente (otoryɛĩa, àpya!) der Dinge, ja Stoff und Eigenschaften der Dinge selbst. So bezeichnete Philolaos die Zahl nicht allein als das Gesetz und den Zusammenhalt der Welt, als die herrschende Macht über Götter und Menschen, als die Bedingung aller Bestimmtheit und Erkennbarkeit, sondern er nennt auch das Begrenzende und das Unbegrenzte, diese zwei Bestandteile der Zahlen, als die Dinge, aus denen alles gebildet sei. Weil sie also sagt

Aristoteles viele Analogien zwischen den Zahlen und den Dingen erkannten, hielten die Pythagoreer die Elemente der Zahlen für die Elemente der Dinge; die Zahl also ist Substanz, ist immanentes Urbild der Dinge, im Gegensatze zu den transcendenten Ideen Platons.

Es spielen aber in den verschiedenen Systemen der Pythagoreer die verschiedensten Anschauungen der griechischen Philosophie in einander, wie die Begriffe des Begrenzten, des

1) Aristot. Metaph. I 5 οἱ δ' ἀριθμοὶ πάσης τῆς φύσεως πρῶτοι.. τὰ τῶν ἀριθμῶν στοιχεῖα τῶν ὄντων στοιχεῖα πάντων εἶναι ὑπέλαβον καὶ τὸν ὅλον οὐρανὸν ἁρμονίαν εἶναι καὶ ἀριθμόν.

Vollen, des Seienden und des Unbegrenzten, des Leeren. Wie das Sein von Parmenides als Eigenschaft des Wirklichen hingestellt wurde, so nun die Zahl als Eigenschaft der geordneten Welt; das Begrenzte wird in dieser mysteriösen Symbolik das Ungerade, das Unbegrenzte das Gerade! So vereinigen sich alle Dinge in sich entgegengesetzte Bestimmungen. Wie der Streit bei Herakleitos, herrscht der Gegensatz bei den Pythagoreern; aber gemäß der musikalischen Harmonie giebt es auch eine Harmonie der Dinge; die Eins ist die Grundzahl, die Einheit des Alls. Wie Grenze und Unbegrenztes, Gerades und Ungerades u. s. f., so sind auch Licht und Finsternis, Himmel und Erde Gegensätze. Der harmonische Wandel der Gestirne dünkt den Pythagoreern das Vollkommene, Göttliche, das Sublunare das Wechselnde, Veränderliche, Unvollkommene. Andere spintisieren und symbolisieren in der Weise, daß sie stereometrische Verhältnisse auf die Dinge übertragen: dem Feuer entspricht das Tetraeder, der Erde der Kubus, der Luft das Oktaeder, dem Wasser das Ikosaeder, und dem das All erfüllenden Äther das Dodekaeder. -- Doch die Wichtigkeit der pythagoreischen Lehrmeinung liegt weniger auf dem streng philosophischen, metaphysischen Gebiete als auf dem des ethischen und religiösen Lebens.

Und so zeigt denn nun auch die weitere Entwickelung der griechischen Philosophie die Richtung teils auf das Praktische und Ethische, teils auf das Wissen vom Menschen.

Die Sophisten begannen als öffentliche Lehrer der Weisheit die Aufklärung unter die Massen zu tragen und die Ergebnisse der Wissenschaft dem Volke kundzuthun, mit immer wachsender Tendenz des Moralisierens und Politisierens. Und so ward der Mensch immer mehr der Mittelpunkt des Denkens, und das wichtigste Problem ward die Art und die Wahrheit unseres Erkennens. Protagoras ist der Urheber jenes Satzes, den wir als Motto unserer Betrachtung neben das Goethe'sche Wort hätten setzen können: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, des Seienden, wie es ist, des Nichtseienden, wie es nicht ist."1) Freilich verband Protagoras einen anderen Sinn mit diesem Aus

1) Πάντων χρημάτων μέτρον ἄνθρωπος, τῶν μὲν ὄντων, ὡς ἔστι, τῶν δὲ μὴ ὄντων, ὡς οὐκ ἔστιν.

Biese, Philos. des Metaph.

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spruch, als wenn Goethe sagt: „Der Mensch begreift niemals, wie anthropomorphisch er ist", oder wenn wir den Begriff des Metaphorischen im engeren Sinne, also des Anthropocentrischen, erörterten. Für uns ist es das in menschlichem Sinne, von unserem menschlichen Wesen begränzte Wahre; es beruht auf einer in unserer Natur begründeten Notwendigkeit; bei Protagoras wird es zum Schein, zum Trugbilde. An Heraklit sich anschließend, argumentiert er: Da alles im Fluß, in stetem Wandel ist, teils wirkend, teils leidend, ergiebt sich, daß niemals zu sagen ist, was ein Ding ist, sondern höchstens, was es in seinem wechselnden Verhältnisse zu uns wird; jede Wahrnehmung zeigt nur, wie das Ding im Augenblick der Wahrnehmung gerade für den Wahrnehmenden erscheint; da aber für alle Erkenntnis nur die Wahrnehmung einzige Quelle ist, so erkenne ich nie das Wesen der Dinge, sondern nur, wie es mir gerade erscheint.

Das Ewig-Wahre in der Lehre des Protagoras bleibt die Erkenntnis, die in neuerer Zeit erst Vico wieder energisch zur Geltung brachte, daß die Dinge für jeden nur das sind, als was sie ihm erscheinen, und daß sie ihm so erscheinen, wie sie ihm seinem eigenen Zustande nach erscheinen müssen, kurz, daß das zu Erkennende sich nach dem Erkennenden und bereits Erkannten richtet und umgestaltet. Aber das Trügerische war die Proklamation des Subjektivismus mit seinem jeweiligen, schwankenden Meinen und des Zweifels an allem und jedem, besonders aber an der Möglichkeit, das Wahre zu finden, der durch die bunte Fülle der vorhandenen, als Wahrheit sich ausgebenden Systeme begründet schien. So gipfelt denn auch die sophistische Skepsis im Nihilismus eines Gorgias und ward schließlich ein leeres und frivoles Spielen mit Begriffen und Wissenschaft.

Sokrates deckt durch seine unerschütterliche Wahrheitsliebe den Schein auf; aber so will es die Tragik der Weltgeschichte er muß büßen für das, was er immer bekämpft hat, den Schierlingsbecher trinken, weil er stets die Sache der ewigen Vernunft einem vernunftlosen Pöbel gegenüber verfochten hat und weil er zu stolz, zu gesetzestreu war, als daß er, selbst um den Preis des Lebens, einen Schritt von dem für recht erkannten Wege abwiche. Seine Lehre ist Ethik, Tugend ist ihm Wissen. Ein System finden wir erst bei seinem großen Schüler Platon.

Platon und Demokritos von Abdera (zw. 460 u. 360) bezeichnen jenen für alle Zeiten seitdem herrschenden Gegensatz der Weltanschauungen, des Materialismus und des Idealismus.

Kein Philosoph des Altertums zeigt eine so innige Verschmelzung von Poesie und Philosophie, ein so intensives Zusammenwirken der Phantasie und des Verstandes wie Platon.

Aber auch der Atomismus des Demokritos birgt eine Fülle metaphorischer Elemente in sich.

Demokrit, einer der größten Naturforscher des Altertums, ungefähr drei Jahrzehnte vor Platon lehrend, suchte die Naturphilosophie mit Hülfe der anthropologischen Theorien des Aufklärungszeitalters zu vollenden, den Atomismus des Leukipp durch die Erkenntnistheorie des Protagoras auszubauen. Das Wichtigste war, daß er die Körperwelt im Raum für das einzig Objektive erklärte und die subjektiven, seelischen Vorgänge aus Atombewegungen ableitete, so daß die Atomistik zum ausgesprochenen Materialismus wurde. Aber was ist nun ein Atom? Es ist ein Ding, dem wie wir sahen die Eigenschaften des eleatischen Seins metaphorisch geliehen werden, ein unteilbares, nicht wahrnehmbares; und doch wird auf dies abstrakte, ganz fiktive Ding das Wesen des Körperlichen mit seinen Eigenschaften des Gewichtes, der Größe, der Gestalt, übertragen; und die Entstehung der Welt muß uns anmuten wie ein Roman. Alles wirkliche Geschehen soll Mechanik der Atome sein. Sie schweben im unendlichen Raum; sie sind in unablässiger, anfangsloser Bewegung, und aus dem Zusammenstoß und Anprall der Atome erzeugt sich eine Wirbelbewegung (iv), von der sofort alle Teile der betreffenden Atomenmasse ergriffen werden. Und was ist nun die mechanische Ursache aller Bewegung des Seienden, jener div? Nur mythisch weiß es der Atomistiker zu deuten. Es ist die sipappé, die Naturbestimmung, die van die Naturnotwendigkeit, im Gegensatze zu der Zweckordnung das blind waltende Naturgesetz. Denn so sehr Demokrit auch die Zweckmäßigkeit des Organismus erkennt und preist, so wenig macht er den Versuch, sie aus der vázy abzuleiten. Da es das beweglichste Element ist, wird das Feuer bei Demokrit zum wichtigsten in der Weltbildung; seelische Thätigkeit ist nichts anderes als Bewegung der Feueratome; und auch hier haben wir wieder die Gleichung:

dasselbe Prinzip, das im Menschen das Leben wirkende ist, belebt auch die übrige Welt; das, Feuer ist das Prinzip der Bewegung in den Organismen. Dies Seelische nun oder wie Demokrit es metaphorisch nennt Feueratom - durchdringt die ganze Welt. Und so hebt das Streben, alles Geistige zu beseitigen und die Seele wie den Körper aus einer bestimmten Entwickelungsstufe des Stoffes abzuleiten, sich selber auf.

Demokrit denkt sich zwischen je zwei Körperatomen je ein solches Seelenatom eingefügt; freilich bleibt bei dieser Allbeseelung das Seelische nur ein besonders feiner Stoff!

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Auch das Problem der Empfindung, der Sinneswahrnehmungen, löst Demokrit, wie seine Vorgänger und wie die Naturvölker1), durchaus metaphorisch: den Dingen wohnt eine Kraft inne -- und die dürfte wohl kaum, wie etwa die ȧvázy, die Schwere sein! Teile abzustoßen, welche sich mit den Sinnesorganen in unmittelbare Berührung versetzen), wie ja überhaupt alles in der Welt im Grunde nur materielle Berührung und Bewegung ist. Es entspricht ja durchaus wie den Thatsachen so der natürlichen naiven Vorstellung, daß beim Geruch und Geschmack etwas

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sagen wir Substantielles in die Organe eindringt, und so beruht für Demokrit die Stärke des Eindrucks überhaupt auf der Dichtigkeit der eindringenden Teile. Da die Vorstellung von spezifischen Sinneswahrnehmungen noch nicht erwacht ist, wird die Hauptthätigkeit den Dingen zugeschrieben; die Organe sind wie bei Heraklit und Empedokles nur Kanäle; und das Wesentliche bei dem Vorgange der Empfindung ist die Übertragung des äußeren Eindrucks auf die Seele durch Verbreitung desselben im ganzen Innern des Leibes; z. B. das Sehen kommt zustande, indem sich von den Gegenständen ihre Bilder (dola, deixeλa), gleichsam ihre verkleinerten Oberflächen oder Nachbildungen, ablösen; auch die Töne sind sich ablösende Bestandteile des Gegenstandes.

Wir sehen in ganz metaphorischer Weise wird das Geistige (die Sinneswahrnehmung) verkörpert, und hierzu trieb die in dem ganzen, von bewunderswerter Konsequenz getragenen System be

1) Vgl. Tylor a. a. O. S. 490 f.

2) Vgl. Siebeck, „Geschichte der Psychologie" I Gotha 1880, S. 109 f.

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