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Menschen als persönliches, geistig-leibliches Individuum d. h. als ein äußerlich sichtbar seiendes, in Gestalt sich ausprägendes Inneres der Schlüssel des Weltproblems; auf der metaphorischen oder symbolischen Synthese beider im Grunde eine Einheit wie Leib und Seele bildenden Phänomene ruht unser Erkennen und Schaffen. „Alles, was wir Erfinden, Entdecken im höheren Sinne nennen," sagt Goethe, ist eine aus dem Inneren am Äußeren sich entwickelnde Offenbarung, die den Menschen seine Gottähnlichkeit vorahnen läßt. Es ist eine Synthese von Welt und Geist, welche von der ewigen Harmonie des Daseins die seligste Versicherung giebt" (Spr. in Prosa 903), und an anderer Stelle (nr. 362) heißt es:

„Die große Schwierigkeit bei psychologischen Reflexionen ist, daß man immer das Innere und Äußere parallel oder vielmehr verflochten betrachten muß. Es ist immerfort Systole und Diastole, Einatmen und Ausatmen des lebendigen Wesens; kann man es auch nicht aussprechen, so beobachte man es genau und merke darauf."

Und so sei diese kurze Übersicht mit einem (statt vieler) Worte Fr. Th. Vischer's geschlossen. Es findet sich in seiner letzten Arbeit (,,das Symbol"): „Überblickt man aufmerksam alle Formen, die sie (die Lehre von den Tropen und Figuren) umfaßt, so ergiebt sich als Resultat: alle diese Formen laufen darauf hinaus, die Körperwelt zu beseelen und das Geistige zu verkörpern; sie entspringen in der Mannigfaltigkeit ihrer Wendungen alle dem Drange, Geist und Natur, die scheinbar wesentlich Verschiedenen, ineinszuschauen, und so dienen sie samt allen Formen des Symbols und Mythos, das Weltall als Eines vor Sinn und Phantasie zu stellen." Und so fragt er: „Könnte nicht die Ästhetik den Dienst leisten, daß diese Einheit mehr als Postulat ist?"- Der Begriff, den er sucht, der da das Band bildet zwischen Denken und Dichten, zwischen Wirklichkeit und Phantasie in Sprache und Mythos, Religion und Kunst und Philosophie, ist das als notwendige Folge unseres psycho-physischen Wesens sich ergebende Metaphorische.

Erstes Kapitel.

Das Metaphorische in der kindlichen Phantasie.

Wie wir nur in begrifflicher Abstraktion das Physische vom Psychischen sondern können, wie beides in seinem innersten Grunde eine für die Vorstellung unlösbare Einheit bildet, so sind auch Inneres und Äußeres, Innenwelt und Außenwelt nur die begrifflich geschiedenen Pole unseres Seins. Es besteht ein inneres Band zwischen ihnen, das in der Sprache deutlich sich ausprägt durch das Metaphorische.

Wäre der Mensch nur Verstand, so würde er nur in Begriffen denken, aber da er auch Phantasie ist und diese beständig ihre bunten Bilder zwischen die Abstraktionen hineinschiebt, ja der ganzen Welt erst anschauliches Leben leiht, so ist das Metaphorische das Übertragen des in der Innenwelt, bewußt oder unbewußt, Erkannten und des in der Außenwelt Geschauten und innerlich Verarbeiteten auf alles, was wieder neu zuströmt und Einlaß in unser Seelenleben begehrt, das trotz aller Kompliziertheit so wunderbar einheitlich und mit der in ihrem Innersten so rätselvollen Außenwelt auf einen Ton gestimmt ist. Auch heute noch spiegelt uns das Erwachen des geistigen Lebens im Kinde und seine Auffassung der Wirklichkeit, die es umgiebt, und nicht minder die Vorstellungen der Naturvölker die Macht des Metaphorischen als jenes vermittelnden Bindegliedes zwischen Innen und Außen greifbar wieder.

Im Kindesalter überwiegt die Phantasie; und welche Anschauung vom Leben ist wohl in ihr lebendiger als die des Lebens selbst und zwar die des eigenen kleinen Lebens mit seinem Empfinden und Begehren? Dies Empfinden des eigenen Lebens

Biese, Philos. d. Metaph.

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wird dem Kinde der Schlüssel für die umgebende Welt, und je mehr es an Eindrücken gewinnt, desto leichter vermittelt das bereits Erkannte ein Verständnis des Neuen.

Es kann daher jeder an Kindern beobachten, wie dies beständige Kombinieren und Subsumieren, das beständige Übertragen seines eigenen inneren und äusseren Erlebens auf die Aussendinge und die beständige wechselseitige Verschmelzung sinnlicher und geistiger Eindrücke schließlich das erstehen lassen, was wir Menschengeist und Menschenvernunft nennen.

Immer arbeitet im Stillen und webt ihr Wundergespinst die Zauberin Analogie und bricht hervor durch den Mund des Kindes in metaphernreicher Sprache.

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Für das Kind besteht nicht die Kluft zwischen dem Lebenden und Leblosen; leiht es also diesem Empfinden und Thätigkeit, so wird das Wort dafür dem erwachsenen Menschen metaphorisch erscheinen, während es für das Kind nur die eigenste und wahrste Wirklichkeit bedeutet. Es lernt erst im Laufe der Zeit, den toten Gegenstand von der Person unterscheiden. -- Zunächst ist alles ein Ich neben dem eigenen Ich,1) von den Dingen natürlich vor allen diejenigen, welche Lebenszeichen von sich geben, Veränderungen erleiden oder erzeugen. Wird das Kind von einem fallenden Körper getroffen und empfindet Schmerz, so wird es, wenn derselbe Körper auf einen anderen Gegenstand fällt, den Schmerz, den es selbst nicht empfindet, an die Stelle der Berührung verlegen und ein Thun und Leiden voraussetzen. Wie in „kindlichen“ Zeiten der Mensch wähnte, es drehe sich um unsere kleine Erde, weil Er sie bewohnt, das ganze Weltenall, so macht sich auch heute noch das Kind zum Mittelpunkte des Ganzen oder vielmehr, es löst sein kleines Ich garnicht von der Umgebung los, wandelt alles, ob es nun lebend oder leblos ist, nach seinen kleinen Verhältnissen um. Selbst der Säugling bemißt alles, was sich ihm darbietet, nach seinem eigensten Begehren; er kennt aber vor allem das Wohlgefühl, welches ihm das Saugen seines Mundes verursacht, und so ist denn nichts natürlicher, als daß er alles in sein Mäulchen führt, um dies sein wesentlichstes Begehren zu stillen. Für das Kind existiert immer nur wieder 1) Vgl. O. Flügel, das Ich im Leben der Völker, Ztschr. f. Völkerpsychol. XI, 60 f.

das Kind; dem Kinde ist nur das Kind verständlich; es kann daher nicht begreifen, weshalb Vater und Mutter und die älteren Geschwister nicht ebenso dasjenige bewundern und lieben, was sein eigenes Entzücken erregt. Was ist ja verstehen anderes als sich in ein anderes oder in einen anderen hineindenken, mit Willen und Empfinden hineinversetzen können, als metaphorisch dem anderen sich leihen, mit seinem Selbst sich versenkend in ein anderes bereichert zu sich zurückkehren? Und diesen inneren Prozeß bewirkt die Association und die Analogie. Je kleiner aber noch der Kreis der Anschauungen ist, je mehr er noch auf das eigene Erleben eingeschränkt ist, desto notwendiger nimmt das Metaphorische die Gestalt des Vermenschlichens, des Gleichsetzens von Ding und Person an.

So belebt das Kind Tische und Stühle; sie gehen im Zimmer spazieren, wenn es sie schiebt; sie müssen Schläge haben, wenn es sich an ihnen stößt, wie der kindliche Xerxes den Hellespont geißeln ließ, der mit seinen Wellen ihm zum Ärger die Brücken zerstörte, wie der Athener am Prytaneum Gericht halten ließ über leblose Gegenstände, die einen Menschen erschlagen hatten, wie noch im Mittelalter Tiere zuweilen ganz wie Missethäter behandelt und abgeurteilt wurden,1) und wie auch wir Modernsten wohl in Wut geraten über,,die Tücke des Objekts" und ein Werkzeug schelten, als sei es ein Mensch, und es zerbrechen, wenn es seinen Dienst versagt. Unablässig arbeitet die kindliche Phantasie, um allem Leblosen Leben zu verleihen, das Stück Holz in einen Hund oder in ein anderes Tier oder in einen Menschen zu verwandeln. Alles, was an Trieben und Empfindungen es in sich regsam fühlt, Hunger und Durst oder Zorn und Freude, wird auf das tote Objekt von dem kleinen lebensvollen Centrum aus übertragen. Nicht nur die schon menschenähnlich gestaltete Puppe muß alle Freude und Trauer mitempfinden, muß vom Semmel abbeißen und aus dem Becher trinken, muß die Masern mitdurchmachen, so daß Onkel Doktor auch sie betrachten muß; nicht nur der Hampelmann ist „so dos", weil er „tüchtig Suppe dessen hat," oder der kleine Affe aus Draht und Wolle, der verloren gegangen ist, ist weggelaufen, weil er nicht da bleiben mochte", sondern das Gesetz der Association und die Kraft der Analogie

1) Vgl. v. Hellwald, Kulturgeschichte 1875 S. 616.

zwingt dazu, das Fremde durch das Bekannte sich umzudeuten, sich zurechtzulegen d. h. also gleiche Verhältnisse innerhalb verschiedener Sphären anzunehmen und das also als ähnlich, als verwandt Erkannte zu vertauschen, wofür eben der Ausdruck sich mit Notwendigkeit als Metapher ergiebt, den dann freilich der Rhetoriker sich bemühen wird in einer der hundert Unterabteilungen des Metaphorischen einzuschachteln als „poetische Figur"! Es wäre aber überhaupt Zeit, die ganze Maschinerie der ,,Tropen und Figuren" als unnützen Ballast über Bord zu werfen und das, was lediglich ein Prokrustesbett ist, auf dem der lebensvolle Organismus der Sprache und des Denkens und Dichtens so lange gedehnt und gezerrt wird, bis kein Atem mehr in ihm ist, als solches zu erkennen und dagegen dem, was wahrhaft wurzelhaft in unserer menschlichen Phantasie ist, wie das Metaphorische, Raum zu geben. Doch wo herrscht nicht die Schablone sieghafter als das wirklich Lebensvolle selbst? Wie wenige hören die Stimmen, mit denen die Außenwelt zu uns täglich und stündlich redet, wie wenige sehen überall Symbole des Ewigen durch die Erscheinungshüllen hindurchschimmern, hindurchschimmern, und wie wenige belauschen die Urtöne des Menschenwesens, wie sie dem Vater tagtäglich aus dem Munde der Kinderchen entgegenschallen! So fesseln naturgemäß die Sonne und vor allem der - bequemer zu beobachtende Mond die Sinne des Kindes. Hat es am Abend vorher ihn leuchten sehen und sucht ihn nun vergebens am anderen Tage, so sagt es wie mein zweijähriges Mädchen -: ,,Mond verreist is! Zu Dosmutter!" Ein andermal sagte es, mit Bedenklichkeit zu dem in der Luft gleichsam schwebenden, etwas schiefen Halbmonde aufschauend: O Papa, der Mond wird deich (gleich) sunterfallen"; sein dreijähriges Brüderchen meinte, wie der Mond von Wolken bedeckt ward: ,,Der Mond ist ausgelöscht". Was es also aus seiner kleinen Erfahrung heraus von dem Stearinlichte wußte, daß es nicht mehr leuchtet, wenn es ausgelöscht wird, oder daß es ausgelöscht ist, wenn es nicht mehr leuchtet, übertrug es, mit zwingender Analogie resp. Proportion, auf die Leuchte am Himmel mit völlig sinnreicher ,,poetischer" Metapher, und zwar in dem holden Kindesglauben an die Identität von Sein und Schein, welche der abstrahierende Verstand scheidet und deren Vertauschung dem Rhetoriker als kühne Poesie oder

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