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Zerwühlende, und paprapa kämpfen hängt nicht minder mit mar zusammen wie das deutsche „mahlen“. Und wer möchte die Lautsymbolik 1) in Wörtern wie „gelinde", „hart“, „Blitz", "piquer", „frapper" verkennen? Wer möchte zwischen lautähnlichen Wörtern Begrffsverwandtschaften nicht auffinden, wie zwischen zucken, zupfen, zausen, zerren, Zaun, glatt, gleißen, glänzen, glimmen, glühen u. s. w.? Wir können, wie psychologisch, so auch etymologisch, garnicht umhin, das Wort als einheitliche Synthese von Bedeutung und Klang und Wörter von ähnlichem Klang auch als verwandt anzusehen; immer ist die Analogie im Spiele, sei es rein lautlich (Alliteration, Assonanz u. ä.), sei es durch Wahlverwandtschaft der Bedeutungen. Jede Wurzel war ursprünglich lautsymbolisch.

Und so zeigt fast jedes Wort einer Sprache die deutlichen Wandlungen der Bedeutung, die sich vor allem auf dem Wege der Analogie, durch Übertragung vom Besonderen auf das Allgemeine, vom Sinnlichen auf das Geistige, vom Belebten auf das Leblose, vollziehen; die Grenzen verschieben sich, verengern oder erweitern sich. Und strömen neue Eindrücke herzu, die verarbeitet und sprachlich ausgedrückt werden wollen, so muß die Phantasie zu dem Bilde, das bereits vorhanden ist und Verwandtschaft der Verhältnisse zeigt, greifen und übertragen. Es ist derselbe Vorgang im sprachbildenden Geiste, ob der Australier, der zum ersten Male ein Buch sieht und entdeckt, es gehe wie eine Muschel auf und zu, die Bücher nunmehr mit seinem Worte für Muscheln benennt, ob das Kind, wie oben erwähnt, den abstrakten Begriff „Glas" nicht kennend, das konkrete „Fenster" auf die durchsichtige Glasplatte des Medaillons überträgt, ob der Römer den Elefanten zunächst libyschen Ochsen, die Algonkinvölker das Pferd den großen Hund, die Chinesen der Hafenplätze in ihrem Pitchen - Englisch das Klavier singsangbox (Singsangkasten) tauften, den grämlichen, kopfschüttelnden Bären den Bergalten, die neckische Schwalbe das Himmelsmädchen nannten, und ob wir heute neuen Entdeckungen und Erfindungen gegenüberstehen, wie z. B. der Elektricität, und nun vom elektrischen Strom, von elektrischer Batterie u. s. w. sprechen oder ob wir umgekehrt bei der Entdeckung der Krank

1) Vgl. v. d. Gabelentz a. a. O. S. 217 f.: Das laustymbolische Gefühl.

heits-Bazillen nun von einem Gründer- oder Größenwahnsinnoder Steuer- oder Unzufriedenheits-Bazillus reden. Das Schöpferische der Sprache liegt in dem Metaphorischen, und das Können in der Sprachkunst besteht in dem blitzartigen Aufdecken und Schaffen neuer Beziehungen und Kombinationen, neuer Analogien, neuer Metaphern, die hinüberspielen aus dem Reiche des Äußeren in das des Inneren und umgekehrt.

Wie sehr aber die Außenwelt im Geiste des Menschen in beständiger Menschwerdung, sowohl nach leiblicher wie nach geistiger Hinsicht, sich befindet, das zeigt die Entwickelung der Sprache, von der Sprache der Naturvölker an bis auf die höchste Stufe der kulturellen Verfeinerung unserer Anschauungs- und Ausdrucksweise. Was liegt auch für den Menschen näher, um es den außer ihm liegenden Begriffssphären, in denen nicht schon, wie bei ihm selber, Inneres und Äußeres als Einheit gegeben sind, als auf Grund der Analogie Menschenleib und Menschenseele den Dingen zu leihen, was lag näher als auch die Teile dieser analog dem menschlichen Organismus aufzufassen und mit gleichem Namen metaphorisch zu bezeichnen?1)

Die ganze Ästhetik Vischer's ruht beinahe auf jenem Satze, daß man das Sehen d. h. das Sehen mit Künstleraugen nicht vom Beseelen trennen kann, daß alle Mittel der Veranschaulichung, weil beseelend, zur Personifikation hindrängen. Dies Verkörpern und Beseelen nach menschlichem Maßstabe ist eine notwendige Bethätigung, eine schöpferische Kraft der Phantasie, die sich dann sprachlich mit Notwendigkeit metaphorisch äußert. Die Sprache, sagt v. d. Gabelentz2), anthropomorphisiert d. h. sie überträgt menschliches Sein und Thun auf die außermenschliche Welt; der denkende Geist sucht jede Wahrnehmung zu deuten (d. h. einen Sinn in ihr zu finden), und so redet Alles zu ihm, es mag wollen oder nicht. In diesem Sinne spricht man von der Sprache der Natur und läßt die Steine eines alten Gemäuers Geschichte erzählen. Damit aber das Tote rede, müssen wir ihm Leib und Leben leihen. Und diese Notwendigkeit unserer

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1) Vgl. Gerber a. a. O. I. S. 369 f. Hense, Poet. Personifikation; meine Aufsätze über die ästhet. Naturbeseelung, Ztschr. f. vgl. Litgesch. Bd. I.

2) Die Sprachwissenschaft, ihre Aufgaben, Methoden und Resultate Leipzig 1891. S. 2.

anthropocentrischen Denk- und Sprechweise erweist sich schon daraus, daß sie nicht auf die dichterische Phantasie eingeschränkt ist, sondern sich von selbst dem schlichten wie dem auf der Höhe der Bildung stehenden Manne aufdrängt. Die Außenwelt rinnt eben in der bildlichen Anschauung unseres Geistes mit der menschlichen Innenwelt, die doch in erster Linie Selbstgefühl, Bewußtsein des eigenen, in Leib und Seele sich offenbarenden Lebens ist, zusammen, und diese Verschmelzung, diese wechselseitige Übertragung des Menschlich-Inneren und Menschlich-Äußeren auf die von außen zuströmenden Wahrnehmungsbilder erzeugt die Metaphern des Leibes wie Meeresarm, Meeresbusen, Flußarm, Bergkuppe (Kopf), Gebirgs- scheitel und -haupt, und -fuß, Bergrücken, Metalladern des Gebirges, Zahn eines Kammes oder einer Säge, Zunge einer Wage, eines Landes, Tisch- und Stuhlbein, Stiefelknecht, Mutterschraube; Sonne und Mond haben ein strahlendes Gesicht, der Komet einen Haarschweif, der Weinstock und der Harz ausschwitzende Tannen- und Kirschbaum haben Thränen, der Felsen eine scharfe, schroffe Stirne oder Rippen oder eine Nase; die Quelle hat ihre Mündung, die Gebirgsschlucht ist ein Schlund u. s. w. Wir sprechen von einer tauben Nuß, von einem sprechend ähnlichen Bilde, einer lahmen Entschuldigung, einem hinkenden Vergleiche, von toten Kohlen, toter Straße, totem Punkte, totem Kapital, totem Wissen u. s. w. Wir übertragen ferner vom Leben der Tiere auf die toten Dinge z. B. Gänsefüßchen, Eselsohren, Hahn am Gewehr, Ochsenaugen an der Laterne, Fuchsschwanz des Tischlers, Rattenschwanz des Schlossers u. s. f. Das ist alles volkstümlich, das ist weder rhetorische Phrase noch poetischer Zierat, sondern beweist nur, welche tiefgreifende Macht in uns das Metaphorische übt.

Wie das Leihen körperlichen Seins, so spielt auch das Leihen seelischen Lebens in der gewöhnlichen Rede des Menschen seit den Uranfängen der Sprachentwickelung seine bedeutsame Rolle; das Wetter ist heiter oder es ist ernst, trübe, der Sonnenschein lacht ins Fenster hinein, der Baum ächzt und stöhnt unter dem wütendem Sturme, das Meer brüllt oder sänftigt sich, der Bach stürzt sich jubelnd zu Thal, das Feuer wälzt sich gierig über das Gebälk hin, der Baum hebt stolz sein Haupt oder neigt es traurig zur Erde; Blume und Blatt sterben, die Zweige

nicken und winken und flüstern, es raunt der Wind im Rohr, es schläft im Winter die Natur, die Nacht schweigt, der Wind schlummert, es klagt der Wasserfall, die Erde ist die Mutter, der Frühling ein junger, blumenbekränzter Knabe u. s. f., u. s. f.

Wie die Thätigkeit im Allgemeinen, wie leibliche Beschaffenheit oder seelische Regung, die den außermenschlichen Dingen nach menschlichem Maßstabe beigelegt werden, so ist auch das grammatische Geschlecht, wie es die indogermanischen und semitischen Sprachen ausgebildet haben, nichts als Metapher. Nicht der Verstand ist da thätig; denn der würde wohl den leblosen Dingen das sächliche Geschlecht zuerteilen, sondern die Phantasie durchbricht, indem sie nach der Analogie innerer oder äußerer Anschauung auch in dem Leblosen einen bestimmten Geschlechtscharakter dargestellt erblickt, die Konsequenz verständiger (verstandesmäßiger) Anordnung und giebt ihm bald männliches, bald weibliches grammatisches Geschlecht, z. B. der Fels, die Welle, der Mut, die Liebe, der Wald, die Wiese, der Baum, die Blume" 1) u. s. f.

Wie zahllos ferner sind die Übertragungeu aus der einen sinnlichen oder geistigen Sphäre in die andere, so dass wir von einem beißenden, stechenden, glühenden Rot, einer zarten Tonfärbung in der Musik, von einem weichen, matten, sanften, leisen Blau oder Rosa, von einer warmen und kalten und gesättigten Farbe, von einem duftigen Violett, einem duftigen hingehauchten Ton, daß wir vom Lichtstrahl der Freude, von einem Tropfen Haß, von der Säule des Staates, daß wir vom Wald von Masten reden u. s. w.

Das Geistreiche ruht vornehmlich auf geschickt und überraschend gewonnener Analogie; wie es im gewöhnlichen Leben in der Umgangssprache, in geflügelten Worten größerer oder kleinerer Kreise geübt wird, wie es in Kritiken und Feuilletons sprüht: es ist wesentlich das Metaphorische. Man prüfe nur einmal daraufhin eine Seite einer Zeitschrift oder Zeitung! Vor mir liegt eine Nummer des trefflichen ,,Kunstwart", und darin ist eine Kritik des Hauptmann'schen Stückes „die Weber" aus der „Tägl. Rundschau" wiederholt. Aus den wenigen Zeilen heben wir folgende

1) Gerber a. a. O. I S. 379.

metaphorische Schätze: Die Theaterzensoren pflegen mit besonderer Vorliebe unter den frommsten Schafen und dummsten Lämmlein der Litteratur einherzuwüten, wie Ajax. . Aber einen lichten. Augenblick hat auch der irre Ajax (= Censor) gehabt; damals als er Gerhart Hauptmann's „Weber" mit Acht und Bann belegte. Hier atmet ein revolutionärer Geist. Hier fließt der sozialdemokratische Ingrimm der Zeit, der auch in unserer jüngeren Litteratur nur zu oft als Esel in der Löwenhaut umhergeht, in purpurroten Blutwellen dahin .. G. H. gehört zu den Wenigen, welche an ihren Schultern die echten Dichterflügel tragen und auf ihnen über den Dampf und Dunst alles Parteipolitischen sich hoch erheben.. Alles Politische hat sich hier abgeklärt zu reinster künstlerischer Bildung und über dem nackten Interesse schwebender Menschlichkeit. Alle Forderungen der offiziellen Dramaturgie purzeln vor diesem Werk rettungslos in sich zusammen. . Inhalt und Form haben sich aufs Innigste durchdrungen und decken. sich nach allen Seiten hin. . Nur im fünften Akt. . tastet der Dichter nach etwas ganz Anderem hin, und er tastet in einen Nebel hinein, in einem Nebel umher, hinter dem das Land einer anderen Kunst liegt.. Bei der Darstellung musste die ausserordentlich feine und intime Kunst des Dichters manchmal hinter eine gröbere lungenkräftige Theatralik zurücktreten, die das Publikum hinreisst, aber die stilleren, edleren und seelischeren Stimmungen des Werkes aufhebt u. s. f.

Aus einer Spalte desselben Blattes hebe ich nur die metaphorischen Substantiva heraus: das kaudinische Joch federfuchsender Monocleweisheit, Kurvenphantastik, Musterbuchschablone, Groschenkunst, sich breitmachende Lehrbuchweisheit unserer Kunstpharisäer, Modekatechismus, bureaukratischer Sitzbank - Horizont, quadrierte Unaussprechliche, Zahlenmaximen, Grundstückausschlachten, Gebelaune, die Stadt des Stuckes und des Korsetts, plebejische Natürlichkeit, Kantel-Idealismus, der Moloch der Regulierungswut, Kunstvandalismus u. s. f.

In einer Musikbesprechung ebenda finden wir: kaleidoskopartig wechselnde Halb- und Viertelmelodien, die heutzutage als eigentlich dramatische Musiksprache gelten, bewegliche Phantasie,

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