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harmonische und instrumentale Kombinationen, Momente von Schwung und Stimmungsgehalt, eine Altistin mit einer herrlichen Stimme von tiefdunklem, weichem, echtem Alttimbre, die alle Stilarten beherrscht, eine Überschwemmung auf dem deutschen Musikalienmarkte, da in einem Monat 1162 Neuigkeiten auf musikalischem Gebiete das Licht der Welt erblicken konnten u. s. f.

Genug, die Analogie wuchert unablässig in der Sprachschöpfung fort, und ihre Blüten sind mehr oder weniger glückliche, schöne oder hässliche metaphorische Bildungen.

Auf allen Gebieten des geistigen Lebens ist die Sprache schier unerschöpflich an solchen; doch der größte metaphorische Gaukler bleibt natürlich der Witz; dessen Analogien kuppeln die ungleichsten Paare zusammen; und das Metaphorische ist hier die blitzartige Auslösung der Spannung zweier verschiedener Sphären. Man denke z. B. nur an witzige Bezeichnungen wie für Barbier : Bartputzer, Verschönerungsrat, Harzer Schaumschläger, Chirurgus vom höheren Stabeisen, Doktor Kratzbart, Rüsselschaber; für Scharfrichter: Hauptkassirer; für Packträger: Tragiker; für Sonettendichter: Vierzehnender; für Geige: Wimmerholz; Guitarre: Jammerholz oder Wehmutsschachtel; für Fernsprecher: Klapperschlange, Plauderschnur, Sprachstrick, Meilenzunge, Sprachpost, Quasselstrippe; für Nase: Gurke, Rüssel, Giebel, Zinken, Lötkolben, Dachtraufe, Schnarchhaken, Duftsauger, Landesmutter u. s. w. u. s. w.

Aber auch witzige Pointen, die nicht bloß auf Wortspiele und Klangwitze hinauslaufen, sind durch die Vertauschung analoger Erscheinungen, die in überraschender, aber sinnreicher Weise in Beziehung zu einander gesetzt werden, durchaus metaphorisch, also wenn z. B. der Unteroffizier zu den Einjährig-Freiwilligen, welche soeben vereidigt sind und in langsamen Schritt marschieren sollen, aber über die nach schwerem Regen entstandenen Wasserlachen hinweghopsen, sagt: „Kreuzschockschwerenot! Treten Sie doch zu! Sie haben geschworen, zu Wasser und zu Lande zu dienen!" oder wenn jemand von einer Tänzerin, welche für 4000 Thaler hauptsächlich Elfenrollen tanzte, sagte: „2000 Thaler für jedes Bein, das ist teures Elfenbein!"

Aber werfen wir noch kurz einen Blick in das intimere Leben der Sprache, in dem die Analogie eine weiterbildende

Kraft ausübt! Der Bedeutungswandel ruht auf ihr; z. B.: Flügel ist zunächst ein seitlicher Teil, also beim Vogel; aber der Begriff wird auf das Haus übertragen, und so haben wir einen rechten und linken Flügel; dasselbe beim Heer; dann wird er zum bewegenden Mechanismus bei der Windmühle, und endlich wird der Flügel, weil dreieckig, zur Bezeichnung einer Art von Klavieren herangezogen. Wie spielen ferner die grammatischen Verhältnisse des Raumes und der Zeit und der Kausalität im Wandel der Wörter ineinander über, so daß wir sagen: zu Hause, zu dieser Stunde, zum Zweck; aus der Heimat, Jahr aus, Jahr ein; aus vielen Gründen! Wie im Lateinischen und Griechischen die lokale Bedeutung von hic, hinc, ibi, ubi, inde, vda, evdev auch auf die Zeit übertragen wird, wie im Deutschen die Wörter der räumlichen Nähe auch metaphorisch für die zeitliche verwandt werden, z. B. am Tage, um Pfingsten, bei Nacht, wie Zeitausdehnung durch Raumausdehnung gegeben wird z. B. vom Morgen bis zum Abend, vorher, nachher u. s. w.; wie ferner der Grund immer als ein der Wirkung in der Zeit Voraufgegangenes gedacht wird, so daß der Grund durch Präpositionen der Richtung woher? wie: von, aus, und die Wirkung (der Zweck) durch Präpositionen der Richtung wohin? wie: zu, für bezeichnet wird (inde,,,von da“, ,,darauf",,,daher", u. s. f.): alles das können wir hier nur andeuten1).

Wie die Analogie des Menschlichen aber selbst beim Zählen wirksam ist, das zeigen uns heute noch nicht nur die Kinder, welche es an den Fingern lernen, sondern auch die Naturvölker. Der Naturmensch überträgt einfach das leibliche Verhältnis, also die Zahl seiner Glieder, auf die Gegenstände selbst. Das Zählen geht aus der Geberdensprache hervor, aus dem Hinweise auf die Finger und Zehen, auf die Knochen und Glieder des Armes und des Kopfes. Hatten die Menschen aber schon Namen für diese, so wurden diese einfach übertragen, in der Weise, daß sie den Namen für, Hand 5, für zwei Hände 10, Hände und Fuß Hände und beide Füße 20 nahmen; oder es bezeichnet ein halber Mensch" 10, ein ganzer Mensch 20, und was es fast für

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1) Vgl. Gerber a. a. O. S. 381 f. Misteli, Ztschr. f. Völkerpsychol. XI., S. 365. 475, XII, S. 1—26; v. d. Gabelentz a. a. O. S. 230 f.

ähnliche Metaphern giebt. Zählen doch auch heute noch die Kinder, welche die Zahlzeichen noch nicht kennen, oder denen sie zu wenig anschaulich erscheinen, indem sie das Bekannte auf das Abstrakte übertragen und somit eine Reihe von Kugeln oder Äpfeln abteilen, dabei sprechend: Vater, Mutter, Brüderchen, Schwesterchen u. s. f. oder Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch oder Januar, Februar, März, April u. s. f.

So ergiebt sich das Wachstum der Vorstellungen und die Entwickelung der Sprache aus der inneren Nötigung, das Fremde durch Analogie mit dem bereits Erkannten sich verständlich zu machen, was notwendigerweise zum metaphorischen Ausdruck führen muß.

Es ist also die Sprache durch und durch metaphorisch; ja, der Sprachforscher selbst kann von ihr nur bildlich, wie von einem lebenden, krankenden, alternden, absterbenden Organismus reden, am liebsten von dem eines Baumes; so unterscheidet er Wurzeln und Stämme und Äste und Zweige und Sproßformen; oder er spricht von Sprachfamilien, Sprachstämmen, Tochter- und Schwestersprachen, von Verwandtschaft der Sprachen, vom Sprachkörper, von der Sprachseele, dem Sprachgeist, von Morphologie, Biologie, Physiologie, Pathologie der Sprache u. s. f., u. s. f.

Biese, Philos. d. Metaph.

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Drittes Kapitel.

Das Metaphorische im Mythos.

Wenn der Mensch, kraft einer inneren Nötigung, selbst auf die leblosen und bewegungslosen Gegenstände Thätigkeit nach der Analogie der eigenen Lebensbethätigung und körperliche Gestalt und seelische Regungen nach der Analogie seines eigenen Äußeren und Inneren, übertragen musste, so lag es nicht minder nahe und war es nicht minder notwendig, wo immer Bewegung in der Natur, am Himmel oder auf der Erde, im Fluß oder im Meer, wahrnehmbar war, auf Grund der Kausalität und der Analogie, die beide von der Wirkung d. i. Bewegung auf die Ursache d. i. das Bewegende und daher Lebende zurückwiesen, dem Menschen ähnliche Mächte in den Erscheinungen zu ahnen, zu fürchten oder zu verehren.

Hierin liegt der Ursprung des Mythos und auch der Religion. Auch sie sind durchaus metaphorisch. Ja, im Metaphorischen liegt ihre Verwandtschaft mit der Poesie, denn die Phantasiethätigkeit überwiegt im Gestalten des Mythos bei weitem die Verstandesthätigkeit; Anschaulichkeit und Lebensfülle, Bethätigung voll Macht und Kraft, voll Leidenschaft des Zornes, des Hasses, der Liebe, kurz alles, was nur das rege Seelenleben des Naturmenschen selbst erfüllt: das leiht er mit seiner überaus reizbaren und empfänglichen Einbildung den um ihn her in rätselvollen Wirken sich bewegenden und sich regenden Erscheinungen.

Die Mythologien sind der kindlich phantastische Niederschlag jener zahllosen Analogien zwischen dem Menschen- und dem Naturleben, die der staunende Geist wahrnimmt und in seiner naiven Sprache ausprägt zu Gebilden, welche uns wie Märchen und Poesie anmuten, während sie ihren Schöpfern nicht bloß schönen Schein, sondern Wahrheit und Wirklichkeit bedeuteten. Aber das Gemeinsame, das noch heute die dichterische Naturanschauung zur Verkörperung und Beseelung der Erscheinungen hinführt, wie einst die kindliche, zaghaft tappende Phantasie der Naturvölker, ist das Anthropocentrische, ist die Nötigung, das

Große und Gewaltige, das Liebliche und Freundliche in der Natur, kurz alles Fremde, Außermenschliche durch Vermenschlichung verständlich zu machen. So bemerkte schon Xenophanes, daß die Menschen sich ihre Götter geschaffen und ihnen ihre eigene Empfindung, ihre eigene Stimme und Gestalt beigelegt hätten, daß die Äthiopier ihre Götter schwarz und plattnasig, die Thracier die ihrigen rothaarig und blauäugig gestalteten, daß Rinder und Löwen, wenn sie nur malen könnten, ihre Götter wie Rinder und Löwen darstellen würden.

Und wahrlich, wer wollte in der steifen Größe der egyptischen, in der grotesken Ungestalt der indischen, in der gräßlichen Ungeheuerlichkeit der mexikanischen, in der kunstvollen Anmut der griechischen Göttergestalten nicht das Spiegelbild der Sinnesart ihrer Urheber wiederfinden? Und zeigt uns ferner nicht der Übergang aus dem Naturmythos zur Heldensage und endlich zum Märchen, wie er uns z. B. so deutlich in dem Sigurd- und Brynhild - Mythos, der Siegfriedsage und dem Märchen vom Dornröschen entgegentritt, ein Spiegelbild der Entwickelung des Volksgeistes selbst? Freilich ist der Gehalt an Poesie in der mythischen Zeit ein viel reicherer, freilich will es uns bedünken, als ob der Fels und Thal erschütternde Gießbach zu einem friedlich durch die Wiesengelände dahingleitenden Bächlein geworden sei

und das hat in nichts anderem seinen Grund als in dem Zurücktreten der frei schaffenden Phantasie vor dem nüchterneren Verstande und vor der Reflexion, in dem Zurückweichen holder ahnungsreicher Dämmerung mythischen Glaubens vor dem hellen Tageslichte der Geschichte.

Vischer nennt die Mythologie ein Augenaufschlagen über die Wunder der Natur d. i. ohne Bild: sie geht hervor aus der staunenden Deutung von Vorgängen in der Natur nach dem Maßstabe der eigenen Phantasie, welche Thätigkeit als Handlung, Bewegung als Äußerung eines persönlichen, menschenähnlichen Lebens und Willens anschaut.

Im Rollen des Donners hört der vom frommen Schauder Durchbebte die Stimme dessen, der ihn geschaffen hat, der Krieger den Ton der Drommete oder den Hufschlag göttlicher Rosse, der Hirte das Brüllen einer Kuh, ein anderer das Dröhnen des Hammerschlages oder den wilden Aufschrei des Wolken

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