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Und wie die Möve dann die See erblickt, die Well' auf Welle nach dem Strande schickt, die draußen Well' auf andre Welle bauet, stürzt sie geschwind,

der See heimkehrend Kind,

dem vor der See nicht grauet,

auf jenes allgewalt'ge Meer

mit einem Schrei der Lust, und schaut und schwebet, schwebt und schauet.

Mein Herz ist solche Möve tief im Land: die Sehnsucht steht ihm nach fremdliebem Strand, nach einem Meer, das jenen Strand bespület, an dessen Flut

wie wohl die Heimat thut!

es seine Heimat fühlet.

O einen Schrei der Lust zum Himmel auf,

wenn erst die so erwünschte Luft

mir Stirn und Wangen kühlet!

Fünftes Kapitel.

Das Metaphorische in der Kunst.

Das Metaphorische, welches statt des Nächstliegenden ein durch Analogie der Sphären Verwandtes setzt, welches das Fremde und Neue durch Übertragung des Bekannten sich verständlich macht und daher besonders das intensiv Menschliche, die Verbindung des Psychischen und Physischen, zum Maßstabe nehmen muß, durchdringt alles Kunstschaffen. Und das nicht nur in dem Sinne, daß wie das Wort im Grunde genommen ein Tropus ist und wie die Sprache ein Merkmal statt des ganzen Begriffs setzt, so auch der Künstler einen charakteristischen Moment aus der Fülle der möglichen auswählt, sondern: der Künstler stellt Bilder vor die Seele, Bilder, welche Verkörperungen des geistigen Erlebens sind, Bilder, in die er sein Denken und Empfinden, seine äußere und innere Erfahrung hineingesenkt hat. Die Kunst bietet Bilder menschlichen Seelenlebens in Stein oder Erz, in Ton oder Wort dar; und diese Übertragung der Empfindung, des Geistigen auf das Stoffliche ist das Metaphorische in der Kunst.

Es ist dasselbe Ausgestalten des Inneren wie bei der Sprache. Sprache und Kunst sind eben nur Mittel, um das geheimnisvolle Seelenleben in sinnliche Gestalt umzuwandeln. Was so rätselvoll im Inneren lebt, was das Herz füllt, was den Geist bewegt: es drängt nach Gestaltung, es muß ausströmen - und das ist das Metaphorische der Kunst.

,,Das Symbolisieren", sagt Fechner (Vorschule der Ästhetik II S. 132), „setzt die Kunst überhaupt in den Stand, nicht nur Abstrakta des Verstandes und Konkreta des Glaubens, sondern auch sinnliche Gegenstände, deren Anschauung über die Trag

weite unserer Sinne oder deren Darstellbarkeit den Rahmen eines Kunstwerkes übersteigt, doch in dasselbe aufzunehmen und dadurch das Gebiet der Kunstanschauung über das der natürlichen Anschauung hinaus zu erweitern, endlich in einfachen Symbolen Verhältnisse zur leichten und deutlichen Anschauung zu bringen, die bei direktem Ausdruck sich durch ihre Komplikation mit anderen Verhältnissen einer gleich leichten und deutlichen Auffassung entziehen."

So kann die Kunst, vor allem die bildende, auch das Höchste, was die Phantasie und der denkende Geist des Menschen sich vorstellen oder nur ahnen kann, sinnlich andeuten und nicht minder durch Hervorkehrung eines charakteristischen Momentes das Ganze, sei es ein Gedachtes oder ein Wahrnehmbares, wiederspiegeln.

Man hat somit auch alle Kunst symbolisch genannt. Das Symbolische fällt aber in Erweiterung seines Begriffes mit dem Metaphorischen zusammen. Denn was ist sinnbildlich? Das, was in äußerem Bilde einen inneren Sinn, einen geistigen Inhalt darstellt. Ein Kreuz, ein Anker, ein Herz sind äußere Dinge, in die eine innere Idee hineingetragen ist, sie sind vergeistigt, und also reden diese Zeichen, diese Symbole, von Glauben, Hoffnung, Liebe. Das Lamm ist ein Symbol der Unschuld, Eselsohren der Dummheit u. s. f. Aber andererseits ist auch das Lachen Sinnbild der Fröhlichkeit, Weinen Sinnbild der Traurigkeit, ja alle Mimik als äußere Darstellung eines inneren Lebens ist symbolisch und beruht, wie der allgemeinere Begriff des Metaphorischen, auf der harmonischen Ineinsbildung von Leib und Seele, auf jener den Leib organisierenden Macht, die der Seele innewohnt. Und so kommen wir nimmermehr darum herum, daß wir alles Kunstschaffen nach der Richtschnur unseres eigenen Wissens messen und beurteilen d. h. also daß wir das Verhältnis von Innerem und Äußerem, von Geist und Gestalt zum Prinzip erheben. Das Schöne ist nichts anderes als die harmonische Durchgeistigung des Stoffes. Darin liegt die metaphorische Bedeutung des künstlerischen Schaffens; und darin liegt die beseligende Kraft des Schönen, denn was stimmt den Menschen glücklicher und froher als der Einklang seines Inneren mit der Welt?

Wir sahen, es ist metaphorisch, es ist einfach innere anthropocentrische Nötigung, dem Leblosen unsere Seele zu leihen, unsere Empfindungen und Stimmungen mit dem Objekte, mit dem Stoffe zu

vermählen. Und das thut der Künstler in besonderem Maße. Er durchgeistigt den Marmor, so daß er zu atmen scheint, er beseelt die Landschaft, so daß auf dem Gemälde die Bäume im Winde sich nicht nur zu bewegen, sondern auch zu flüstern scheinen, daß das sanfte Gold des Abends oder das flammende Rot des Morgens, daß das im Sturm tosende oder im Mittagssonnenzauber schlummernde Meer unsere Seele mit ahnungsreicher Stimmung füllt, weil der Künstler seine Seele durch die Natur hindurchschimmern ließ, weil er sein Empfinden in die Erscheinungswelt hineintrug. Freilich, wer nicht auch Stimmung, nicht auch Geist besitzt, der wird vor einem Bilde erst recht starr und stumm und ungerührt stehen, dem wird aber auch die farbige, klingende Wirklichkeit, sei es ein Sommerabend mit Nachtigallenschlag, sei es eine in Millionen von Krystallen glitzernde Winterlandschaft, nichts zu sagen vermögen; denn wie beim Schaffen, so kommt es auch beim Genießen d. h. bei dem verständnisvollen Nachschaffen, immer auf das Innere an, das man zu dem äußerlich oder innerlich Wahrgenommenen in Beziehung zu setzen, auf das Geistige, das man dem Objekte metaphorisch zu leiben vermag. Zu dem direkten Eindrucke muß sich alles Seelische gesellen, das in uns verborgen ruht und nun erweckt wird und klingt und singt in uns; die Dinge müssen geistige Farbe gewinnen; erst dann sind sie schön, denn was ist schön, wenn es nicht im Geiste des Menschen wiedergeboren wird, wenn es nicht mit Wohlgefühl nicht nur die Sinne umstrickt, sondern auch mit dem Besten und Tiefsten in uns sich harmonisch vermählt? Nur in der Phantasie ersteht das Schöne.

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Erst dann redet die tote, stumme Natur mit tausend Stimmen zu unserem Herzen, wenn wir sie mit eigener Seele, mit unserer innersten Stimmung beleben. Dann wird sie uns das Symbol eines Inneren, sei es nun eines ewigen, göttlichen, das wir als dem unsrigen verwandt in ihr ahnen, sei es des eigenen, schier unbewußt in sie gesenkten Innenlebens.1)

1) Vgl. in meinem Programm „Das Associationsprinzip und der Anthropomorphismus in der Ästhetik" (Kiel und Leipzig, Fock 1890) den sechsten Abschnitt „Der Sternenhimmel nach seinem direkten und anthropomorphischassociativen Eindrucke," sowie meine „Entwickelung des Naturgefühls“ (I Altertum, Kiel 1882-81; II Mittelalter und Neuzeit, Leipzig, Veit und Comp. 1888),

Alles Kunstschöne muß eine dämmernde Durchdringung von Innen- und Außenwelt, von Idee und Wirklichkeit, von Leben und Phantasie zeigen. Ich sage „dämmernde" Durchdringung. Es ist eine dem jungen Goethe entlehnte Metapher, der da sagt: „Das Licht ist Wahrheit; doch die Sonne ist nicht die Wahrheit, von der doch das Leben quillt. Die Nacht ist Unwahrheit. Und was ist Schönheit? Sie ist nicht Licht und nicht Nacht: Dämmerung, eine Geburt von Wahrheit und Unwahrheit. Ein Mittelding." Auch Vischer erklärt, daß wir überall in das Naturschöne die reine Schönheit erst hineinschauen, er spricht gerne von einem dunkelhellen, unfreifreien, symbolischen Akt der Naturbeseelung, von einer frei-notwendigen Täuschung, hinter der die Wahrheit aller Wahrheiten liegt, daß das Weltall, Natur und Geist, in der Wurzel Eins sein muß; die Eintragung der Menschenseele in Unpersönliches ist ein naturnotwendiger Zug der Menschheit". Was ist dies anderes als das Metaphorische, das wir charakterisierten und das da mächtig ist in Sprache und Mythos und in der Symbolik der Kunst? Denn diese bietet ja die Harmonie, die Ineinsbildung von Geist und Natur, ein Abbild unseres eigenen psychisch-physischen Wesens und des Makrokosmos, der uns als eine Ausprägung des Ewigen, Göttlichen umgiebt. Kurz und gut, der Künstler muß Geist breiten über die Materie.

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Der Naturalismus unserer Tage aber ist nichts als roher, auf die Kunst übertragener Materialismus. Er giebt für Kunst oder als das richtige Können, denn auf Schönheit erhebt er in richtiger Selbsterkenntnis keinen Anspruch das aus, was lediglich Wiedergabe der gemeinen Wirklichkeit ohne den Schimmer des Geistigen, ohne jene Umprägung in der Phantasie ist, welche allein das Objektive adelt und die Natur zu Geist erhebt. So sagt, völlig in unserem Sinne, Véron (Carriere, Ästh. I3 559): „Wahrheit, Persönlichkeit, da habt ihr in zwei Worten die vollständige Formel der Kunst, Wahrheit der Sache, Persönlichkeit des Künstlers. Und am Ende sind beide Eins. Die Wahrheit der Sache in der Kunst ist ja die Wahrheit unserer eigenen Empfindungen, die Wirklichkeit, wie wir sie fühlen, sehen und verstehen kraft unserer Organe, unseres Temperaments, unserer Bildung, also unsere Persönlichkeit selbst. Die Wirklichkeit, wie die Photographie sie

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