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uns bilden; sie giebt dem individuellen Zuge des Künstlers weniger Raum als die anderen Künste; sie prägt mehr den allgemeinen Geist des Volkes und der Zeit aus, und diese Unmöglichkeit, das Streben nach Individualität zu erfüllen, vermählt, wie Kugler sagt, der unbedingten Konsequenz des architektonischen Werkes, die mit jedem Schritt höherer Entwickelung zunehmen muß, einen elegischen Hauch, einen Ausdruck der Sehnsucht, der unser persönliches Mitgefühl mehr, als es ohnehin der Fall sein könnte, in Anspruch nimmt.

In der Kunst ist immer ein Doppeltes zu unterscheiden: die Verkörperung des Geistigen und die Durchgeistigung des Körperlichen; und in beidem fanden wir ja das Wesen des Metaphorischen, wie es unserer geistig-leiblichen Natur entquillt. Der Mensch als die lebendige Ineinsbildung des Außeren und Inneren findet in dieser allein den Maßstab für alles Schöne, und der Künstler wiederholt nur in harmonischer Neubildung den Prozeß, den der Makrokosmos in dem Mikrokosmos des Menschen geschaffen hat.

In der Plastik ist vor allem der Mensch selbst der Gegenstand des Kunstschaffens; aber es gilt, nicht steingewordene Menschen oder menschgewordene Steine darzustellen, sondern der Stoff muß durchdrungen sein von Seele; der Marmor muß belebt scheinen, muß das Innere hindurchstrahlen lassen; er muß nicht nur ein Sinnbild, sondern eine Verkörperung des persönlichen Geistes oder (bei anderen Motiven) der Ideen sein, die der Phantasie des Künstlers entspringen. Der Höhepunkt der Plastik bezeichnet die Darstellung der Totalität des Geistes, des sicheren Insichselbstruhens eines Charakters. Keines Volkes Geist hat sich in der Plastik so harmonisch und ideal verkörpert als der der Griechen. Da waltet „edle Einfalt und stille Größe," Ruhe ohne Starrheit, inneres geistiges Leben und Symbolik der körperlichen Bewegung und der Stellung der Glieder. Man denke nur an die drci Tauschwestern des Parthenon in ihrer Anmut, der Abstufung ihrer Haltung: die eine ruht, der Botin zugewandt, die Kunde zu vernehmen; nur das angezogene rechte Bein deutet auf kommende neue Bewegung; die zweite ist durch und durch bewegt, der Oberleib ist vorgebeugt, beide Beine angezogen, die Arme leicht erhoben, während die dritte in vollkommener Ruhe

ausgestreckt ihr im Schoße liegt und nur durch eine leise Hebung des linken Armes bekundet, daß auch sie nicht teilnahmlos ist. Man denke an die Niobidengruppe mit ihrer auf das mannigfachste abgestuften Tragik, mit der Ausprägung von Leid und Angst und starrem Schmerz und mit der Wirkung der Furcht, des Mitleids, der Rührung und trotz alles Grausigen auch der Erhebung, welche die Würde und Hoheit dieser Leidensmutter selbst im Sturme des Grames erweckt. Man denke an die noch gesteigerter die Lebenswahrheit und schier pathologisch die Seelenregung wiedergebenden Pergamenischen Gestalten u. s. f. Welch ein Leben umstrahlt auch den Apollo von Belvedere oder den Diskuswerfer, welche verhaltene, ja zusammengepreßte Bewegung und welch inneren Kampf zeigt uns der Laokoon! Wie schön spricht dies Wesen der griechischen Plastik Winckelmann in dem Worte aus:,,Sowie die Tiefe des Meeres allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeigt der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele." Es bedarf das keiner weiteren Begründung.

Das ist gerade das Wesen der Plastik, sagt Carriere a. a. O. S. 90, daß das ganze Innere im ganzen Äußeren völlig und deutlich erscheint, daß im Leibe nichts gleichgültig oder müßig, in der Seele nichts verborgen oder der Ahnung überlassen bleibt, sondern daß alles klar hervortritt und die Erscheinung ganz von der Idee durchleuchtet wird. Diese Sättigung der Idealität mit Realität, diese Verklärung der Wirklichkeit, dieses deutlich Entfaltete und dann abgeschlossen in sich Vollendete nennen wir mit bewußter Metapher das Plastische auch in den anderen Künsten. In der Plastik offenbart sich die naturwüchsige Harmonie des Leibes und der Seele, des Begriffs und der Erscheinung. Der Gedanke ist ganz in Erz oder Stein eingegangen, ganz und deutlich verwirklicht worden.

Sie ist die Gestalt gewordene Synthese von Innerem und Äußerem.

Wohl fehlt das Auge, aber die ganze Gestalt muß Auge sein; durch den ganzen Leib muß die Seele sprechen; so trägt denn das Antlitz die Ausprägung des Geistigen am deutlichsten; es ist die schweigende Seele; der Vorderkopf versinnbildlicht den Gedanken, der Hinterkopf den Willen, das volle Haar die Lust

zur That, das lockige den geistigen Schwung u. s. f.; es läßt sich die Symbolik ja leicht weiter führen, wie Herder die Stirne die Residenz des Geistes, eine leuchtende eherne Tafel genannt hat, den Mund den Kelch der Wahrheit, den Becher der Freundschaft und Liebe; und wie vermag der Mund, je nachdem er weich, voll, dünn, festgeschlossen u. s. w. ist, Sinnlichkeit oder Kraft oder Kargheit der Empfindung oder Energie u. s. w. auszudrücken! Wie kann Bitterkeit, Verbissenheit, Verachtung oder Süßlichkeit oder Scharfsinn in der Mimik des Mundes sich verraten! Wie kann selbst in der Hand die empfindende, sensible oder die harte, starre Seele sich wiederspiegeln, und nun gar wie viel Seelisches scheint durch den Blick hindurch, sei er nun lebhaft oder fest oder sanft oder unstet oder müde, versteckt, pedantisch, entzückt u. s. f., welche Sprache reden in der Plastik die Falten der Stirne, seien sie nun senkrecht oder horizontal, von Gedankenarbeit, von Leiden, von der Sinnesart! Vgl. Piderit, Mimik und Physiognomik.

Da findet der Mut seinen Sitz in der Brust, der Heldenwille sein Organ in dem muskelstarken Arm; da pulsiert Macht und Frische des Lebensstromes freudig durch die Glieder und füllt mit aufquellender Kraft die vom Geist umschriebene Form aus (Carriere S. 91). Die echte Kunst, sagt Schelling, schafft gleich der Natur die Seele samt dem Leib zumal, und die Plastik erreicht das Höchste in dem vollkommenen Gleichgewicht zwischen Geist und Materie. In der Leibesschönheit offenbart sie den Adel des Geistes; das verklärende Licht des Geistigen adelt die Sinnlichkeit; die ganze Gestalt wird zum Spiegel des Geistes. Hegel sagt von der Sculptur: „Sie faßt das Wunder auf, daß der Geist dem ganz Materiellen sich einbildet und diese Äußerlichkeit so formiert, daß er in ihr sich selbst gegenwärtig wird und die gemäße Gestalt seines eigenen Inneren darin erkennt. Er weiß dabei, daß die Beseelung, der Zauber der Lebendigkeit und Freiheit nur durch die redliche Treue und gründliche Genauigkeit in der Durchbildung alles Einzelnen erreicht wird."

In dieser Durchgeistigung des Stoffes und der Naturformen, in dieser Übertragung der menschlichen, leiblich-seelischen Harmonie auf die tote Materie, in dieser anthropocentrischen Beseelung des Stoffes liegt das Metaphorische der Plastik.

Einen noch weiteren Spielraum für das Metaphorische bietet die Malerei. Sie ist subjektiver d. h. sie trägt noch mehr von dem eigenen Empfinden des Künstlers in das Kunstwerk hinein; da dieses durch Licht und Farbe wirkt, scheint das Seelische viel deutlicher hindurch als bei der Plastik. „Die Zeichnung giebt den Dingen die Gestalt, die Farbe das Leben" ist ein viel citiertes Wort Diderot's. Licht und Schatten und Dunkel, Dämmerung, Zwielicht u. s. f. wirken symbolisch; sie sind Sinnbiler der Freude oder der Trauer oder des Ahnungsreichen; aber auch die Farben haben ihre Symbolik; wir verbinden mit dem Rot, der Farbe des Blutes, die Idee des Lebens, der Pracht, der Liebe, wir tragen in das Gelbe, die Farbe des trügerischen Goldes, den Begriff der Falschheit hinein, in das Blau den der Treue, in das Violette den der Sehnsucht u. s. w. Die Beleuchtung, die Lichtreflexe, die Farbenzusammenstellung, die Farbentöne, Tinten, Perspektiven u. s. w. werden Stützpunkte für Stimmungen, die der Maler mit dem Pinsel zu erzeugen weiß, wenn er selbst von ihnen durchdrungen ist und er das Stoffliche mit dem Ideellen zu vermählen vermag, worin ja alle Kunst besteht. Die Malerei bietet also Spiegelbilder der Wirklichkeit, wie sie sich dem Auge und der Seele des Künstlers darstellen; was er malt, muß der Reflex eines klaren, reichen Geistes sein, es muß durchströmt sein von Wärme des Lebens, Innigkeit des Empfindens, von Stimmung des Herzens.

Die in seinem Geiste umgewandelte Erscheinungswelt muß der Maler auf die Leinwand zu zaubern wissen, jenen ,,heimlichen Schatz des Herzens" ausprägen, wie Dürer in seinem Proportionswerk (III B. T. III b. Nürnberg 1528) sagt: „Wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur; wer sie heraus kann reißen, der hat sie; nimm dir nimmermehr vor, daß du etwas besser mögest oder wollest machen, als es Gott seiner erschaffenen Natur zu wirken Kraft gegeben hat, denn das Vermögen ist kraftlos gegen Gottes Schaffen. Daraus ist beschlossen, daß kein Mensch aus eignen Sinnen nimmermehr kein schöneres Bildnis machen kann, es sei denn, daß er durch viel Nachbilden sein Gemüt vollgefaßt habe, das ist dann nicht mehr Eigenes genannt, sondern überkommene und gelernte Kunst geworden, die sich besamet, erwächst und ihres Geschlechtes Frucht bringt. Daraus wird der gesammelte

heimliche Schatz des Herzens offenbar durch das Werk und die neue Kreatur, die Einer in seinem Herzen schafft in der Gestalt eines Dinges". Wahrlich ein goldenes Wort für alles Kunstschaffen und speciell für die Malerei, wie auch, was Dürer an anderer Stelle einmal sagt: „Ein guter Maler ist inwendig voller Figur." Was soll dies anderes besagen, als daß Auffassen und Wiedergeben des Schönen, das sich uns in der Welt bietet, auf einem inneren Prozesse beruht, bei welchem das äußere Bild zu einem geistigen umgeschaffen wird, bei welchem wir Seelisches auf die Erscheinungen übertragen, bei dem wir das heimlich im Herzen Verborgene vermählen mit der den Dingen immanenten (d. h. doch wieder von uns metaphorisch geliehenen) Idee, welche wir in ihnen ahnen und reproduzieren. Wer nicht im Einzelnen das Allgemeine erschaut, wer in der Flucht der Dinge und der Zeiten nicht die ewig bleibenden Gedanken und Anschauungsbilder erkennt, der wird auch nicht ein Gemälde voll Harmonie und Schönheit schaffen können, in dem die Linien und Farben ein geschlossenes Ganzes bilden und aus dem uns ein geistiger Gehalt entgegenschaut. Aus dem Portrait muß uns der Geist, die Sinnesart des Dargestellten entgegenschauen; das Gesicht muß sich als „Gebilde der Seele" erweisen. Das Geschichtsbild muß uns lebendig in den Moment hineinversetzen, den der Maler als den charakteristischsten festgehalten hat; der geistige Vorgang muß hindurchschimmern; das Genrebild zeigt uns die ewig typischen Scenen des Menschenlebens. Kurz und gut, wie über der Blume der Schmelz, muß über dem Bilde der Bezug zum Geistigen liegen, muß sich in ihm eine Idee wiederspiegeln.

Wie sehr aber die Malerei metaphorisch sein kann und der Künstler nicht nur seiner Seelenstimmung sichtbaren Ausdruck verleihen, sondern auch das Gegenständliche beseelen kann, das bekundet vor allem die Landschaftsmalerei. Sie ist ohne den,,ahnungsvollen Dämmerschein des Geistes" und ohne die künstlerische Durchdringung des Einzelnen unter einem allgemeinen Gesichtspunkte unmöglich. Wessen Blick nur ins Weite, Ferne rastlos schweift wie der Sinn der Hebräer, wer nur das Einzelne in enger Begrenzung ohne Beziehung auf ein landschaftliches Ganzes erfaßt, wie der Sinn zumeist im Altertum und Mittelalter, der wird kein Landschaftsbild erzeugen.

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