ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ein bewegendes Inneres zu schliessen und so auch den toten Stoff mit Leben, mit Energie zu beseelen; und das ist dann kein rhetorischer, künstlicher Tropus mehr, sondern der Abdruck eines notwendigen Vorganges in unserem die Wirklichkeit nach eigenen Gesetzen umbildenden Geiste. Der Mensch kommt eben nimmer darüber hinaus, dass er die physisch-psychische Einheit, welche er an sich selbst erlebt, zum Weltprinzip macht, dass er das Verhältnis von Innerem und Äusserem, von Seelischem und Körperlichem, welches er in dem Mikrokosmos seines Ichs wirksam findet, auf den Makrokosmos überträgt. Doch diese Konsequenzen zog Aristoteles noch nicht. Aber, ich meine, sie drängen sich auf, wenn man nur die Gedanken des grossen Philosophen zu Ende denkt.

Cicero unterscheidet (de oratore III 38) dreierlei am einfachen Wort, was der Redner zum glanzvollen Schmuck seiner Rede anwenden kann: das ungewöhnliche, das neugebildete und das übertragene Wort. Die übertragenen Worte hat er kurz vorher den eigentlichen, gleichsam zuverlässigen Dingbezeichnungen, welche fast zugleich mit den Dingen selbst entstanden sind, gegenübergestellt und als solche bezeichnet, die gleichsam an die Stelle eines anderen gesetzt werden (quasi alieno in loco collocantur); hier sagt er nun von der Übertragung (translatio) Folgendes: sie hat eine weite Anwendung; sie ist hervorgerufen mit Notwendigkeit durch Mangel und Enge; sodann aber hat das Gefühl der Annehmlichkeit und das Ergötzen sie so häufig gemacht; denn wie das Kleid zunächst zur Vertreibung der Kälte erfunden ist, hernach aber auch zum würdigen Schmuck des Körpers diente, so wurde auch die Wortübertragung durch den Mangel eingeführt und durch die Ergötzung zum weiteren Gebrauche gebracht. Denn von Reben, die Augen treiben (gemmare), von Üppigkeit im Graswuchs, von fröhlichen Saaten reden auch die Landleute; was nämlich durch ein eigentliches Wort kaum ausgedrückt werden kann, das veranschaulicht bei der Übertragung die Ähnlichkeit desjenigen Begriffes, den wir mit dem fremden Wort dargestellt haben. Diese Übertragungen sind also gleichsam Anleihen, da man, was man selbst nicht hat, anderswoher entnimmt; jene sind ein wenig kühner, welche einen Mangel nicht verraten, sondern zum Glanze der Rede etwas beisteuern.

Wie schon Aristoteles (Rhet. III 4) auf die Ähnlichkeit der

Metapher und des Gleichnisses hingewiesen hatte, so führt Cicero aus, dass die Übertragung auf dem Wege der Vergleichung sich vollzieht, so dass der Dichter den Meeressturm mit Prädikaten schildert, welche nur Personen zukommen, und findet die prächtige Wirkung, welche in dem Metaphorischen liegt, -- auch wenn eigentliche Wörter gebraucht werden könnten, wo also keine inopia vorliegt, teils darin, dass es eine Eigenart des Geistes ist, das vor den Füssen Liegende zu überspringen und anderes weither Geholtes zu nehmen, und sodann darin, dass der Hörer in seinen Gedanken anderswohin gelenkt wird und dennoch nicht abirrt, was immer das grösste Vergnügen bereitet, teils auch darin, dass durch einzelne Wörter eine wirkliche Sache und ein vollständiges Bild (Gleichnis) erzielt wird, oder auch, weil jede Übertragung, welche auf sachgemässe Weise entlehnt ist, sich lebendig vor die Sinne stellt. Es giebt nämlich nichts in der Welt der Dinge, dessen Bezeichnung und Namen man nicht bei anderen Dingen anwenden kann; woher nämlich ein Gleichnis entlehnt werden kann und es ist dies bei allem möglich, ebendaher kann auch ein einziges Wort, welches die Ähnlichkeit enthält, der Rede Glanz verleihen. Genau wie Cicero (vgl. auch noch orator c. 24 u. 27), findet auch Quintilian (VIII 6), der schlechtweg die Metapher ein verkürztes Gleichnis nennt was ihr Wesen nicht trifft ihren Ursprung teils in dem Mangel an einer eigentlichen Bezeichnung, teils in der Vorliebe für das Bezeichnendere (Anschaulichere) und Schmuckvollere.

[ocr errors]
[ocr errors]

Der Begriff der aristotelischen Analogie, der Proportion ist verloren gegangen, und der Gedanke, wie fliessend die Grenzlinien zwischen eigentlichen und uneigentlichen (bildlichen, metaphorischen) Wörtern sind, geht weder Cicero noch Quintilian auf, geschweige denn, daß er in seinen wichtigen Konsequenzen zu Ende geführt werde. Die späteren Rhetoriker1 bleiben in dem Kreise der bisher bei den Alten aufgedeckten Anschauungen stehen; der Gesichtspunkt der Proportion taucht nur bei Pseudo-Plutarch (de vit. et poes. Hom. 19) auf. Vossius (inst. rhet. II p. 85) unterscheidet eine Metapher, welche auf bloßer Ähnlichkeit beruhe, von der Proportionsmetapher. Betreffs der Einteilung begegnet immer die aristotelische nach Maßgabe von Gattung und Art, oder die den Gedanken der aristotelischen svépa und der Be

1) Vgl. Gerber, die Sprache als Kunst II, 1 p. 77 f.

seelung weiterführende von Übertragungen des Belebten auf das Belebte, des Belebten auf das Leblose, des Leblosen auf das Belebte, des Leblosen auf das Leblose. Doch wie man (z. B. Quintilian VIII 6, 2f) mehr denn ein Dutzend verschiedener Tropen (Übertragungen im weiteren Sinne) aufstellte, also 1. Metapher, 2. Synekdoche, 3. Metonymie 4. Antonomasie, 5. Onomatopoie, 6. Katachrese, 7. Metalepsis, 8. Epitheton, 9. Allegorie, 10. Änigma, 11. Ironie, 12. Periphrasis, 13. Hyperbaton mit Anastrophe, 14. Hyperbel, so brachte man es schliesslich bis zu 18 Unterabteilungen der Metapher selbst. Es leuchtet ein, dass bei allen diesen Einteilungen nur der Stoff, nicht das Wesen getroffen wird, denn es handelt sich nicht um Vertauschung der Dinge selbst, sondern um die der Begriffszeichen, der Wörter, welche 'die Analogie der beiden herangezogenen Sphären kennzeichnen. Und immerdar handelt es sich nur um das Verhältnis des Inneren und des Äußeren zueinander und um die auf Analogie sich gründenden Beziehungen zwischen dem Ich und dem Nicht-Ich.

Wir können Jahrhunderte in der Geschichte des Begriffs des Metaphorischen überspringen, bis wir Ansätzen derjenigen Anschauungen begegnen, von denen wir uns leiten lassen.

Wir finden sie bei Giambattista Vico in seinem Principi di una scienza nuova intorno alla natura delle nazioni, Napoli 1725!1) So sonderbar uns auch heute gar Vieles anmutet, was dieser rhetorische Philosoph und philosophische Rhetoriker aus einem Wuste des buntesten Wissens uns darbietet, so hell blitzen doch überall Gedanken von tiefer Wahrheit auf, mit denen er seiner Zeit weit voraneilte. So nicht nur in der homerischen Frage, sondern auch in der Lehre von den ,,Tropen, Ungeheuern und poetischen Transformationen" (II 7). Seine Metaphysik ruht, wenn wir sie in unsere heutige Denkweise umschmelzen, auf dem Gedanken, daß die Perception und Auffassung eines fremden Gegenstandes nichts anderes als Assimilation der vom Gegenstande gebotenen Eindrücke mit den schon in uns vorhandenen Vorstellungen ist, daß die Art der Auffassung lediglich davon abhängt,

1) Ich wies bereits kurz auf das nicht bloß für unsere Frage höchst wichtige und trotz aller Wunderlichkeiten für seine Zeit geradezu phänomenale Werk hin in meiner kleinen Studie über das Metaphorische in der dichterischen Phantasie, S. 12 f., Berlin 1889, Ztschr. f. vergl. Litgesch. N. F. II.

wie viel Voraussetzungen bereits im Innern des Menschen vorhanden sind. Daraus folgt, daß alles, was man nicht begreift, personifiziert wird. Auf der frühesten Stufe kann von einem Naturverständnis nicht die Rede sein; und daher wird der neue Gegenstand ohne weiteres mit einer schon vorhandenen Vorstellung identifiziert. Die ursprüngliche Vorstellungsform ist daher die Metapher. Und so führt er denn (leider kann ich mich nur an Weber's Übersetzung halten) in jenem Kapitel Folgendes aus: Von den Urtropen ist die lichtvollste und, weil lichtvollste, notwendigste und häufigste die Metapher, welche dann das meiste Lob erhält, wenn sie den sinnenlosen Dingen Sinn und Leidenschaft verleiht; die Urdichter legten den Körpern die Natur beseelter Wesen bei, jedoch nur insoweit empfänglich, als sie selbst es waren; so erschufen sie die Mythen, so daß jede solche Metapher ein kleiner Mythos ist. Die ältesten Philosophieen (Mythen) sind demnach durch Vergleichungen, die von Körpern hergenommen sind, auf die Bezeichnung von Akten des abstraktesten Denkens übertragene Metaphern. In allen Sprachen ist die Mehrzahl der Ausdrücke für unbeseelte Gegenstände durch Übertragungen von dem menschlichen Körper und seinen Teilen, von den menschlichen Sinnen und den menschlichen Leidenschaften gebildet: als da sind Haupt für Gipfel und Anfang, Stirn und Schultern für vorn und hinten, Augen, an den Weinstöcken und in den Häusern das hereinbrechende Licht (occhi di fenestra), Mund für jedwede Öffnung, Arm von einem Flusse, Busen vom Meere u. s. f. u. s. f. Dies alles geht notwendig aus jenem Grundsatze hervor, daß der unwissende Mensch sich zur Richtschnur des Universums macht, sowie er in den aufgeführten Beispielen aus sich selbst eine ganze Welt gemacht hat. Denn wie die Metaphysik der Vernunft lehrt: homo intelligendo fit omnia, so zeigt die Metaphysik der Phantasie: homo non intelligendo fit omnia. Vielleicht liegt mehr Wahrheit in diesem Worte als in jenem; denn mit der Einsicht in die Dinge klärt der Mensch seinen Geist auf und begreift sie selbst; aber durch die Nichteinsicht macht er aus sich die Dinge selbst, und indem er sich in sie verwandelt, wird er sie.

Wenn die Urdichter den Dingen nach den besondersten Ideen Namen gaben, so entstand die Synekdoche, wenn nach den sinnlichsten, so die Metonymie. Die Gegenstände werden statt

ihrer Formen und Eigenschaften genannt, weil man diese noch nicht zu abstrahieren vermochte. Wird die Ursache für die Wirkung gesetzt, so entstehen kleine Mythen, mittelst deren die Ursachen gedacht wurden als weibliche in ihre Wirkungen gekleidete Wesen, dergleichen sind die schmutzige Armut, das traurige Alter, der blasse Tod.

Die Synekdoche ging späterhin in die Metapher damit über, daß sich das Besondere zum Allgemeinen erhob oder sich Teile mit anderen zusammenfügten, um mit denselben ihr Ganzes auszumachen. So wurde Haupt statt Mensch gesetzt, weil man in den Waldgebüschen nur jenes hervorragen sah, ebenso puppis oder velum statt navis.

Die Ironie konnte sicherlich nur in den Zeiten der Reflexion aufkommen.

Durch alles dieses ist dargethan, daß alle Tropen, welche insgesamt auf diese vier sich zurückführen lassen, während sie bisher für geistreiche Erfindungen der Schriftsteller gehalten wurden, vielmehr notwendige Weisen gewesen sind, in welchen sich alle poetischen Urvölker deutlich zu machen suchten, und daß sie in ihrem Ursprunge die ganze ihnen einwohnende Eigentümlichkeit geübt haben. Aber nachdem damit, daß der menschliche Geist sich weiter entfaltete, diejenigen Ausdrücke gefunden wurden, welche abstrakte Formen oder Gattungsbegriffe bezeichnen, sind dergleichen Redeweisen der ersten Völker zu Übertragungen geworden; und so müssen jene zwei allgemeinen Irrtümer der Grammatiker entwurzelt werden, daß der Ausdruck der Prosaiker eigentlich, der der Dichter hingegen uneigentlich sei, und daß der Ausdruck in Prosa der erste gewesen, der spätere der poetische.

So, sehen wir, legt Vico energisch die Axt an die Wurzel der landläufigen Vorurteile; er begreift, dass das Metaphorische kein äusserlicher Schmuck, keine Fiktion ist, sondern eine notwendige Form der Anschauung, dass in der Vermenschlichung alles Gegenständlichen die Urpoesie der Völker, der Mythos und die Sprachschöpfung ihren Quellpunkt haben. Er schränkt die Zahl der Tropen auf vier ein, scheidet zugleich aber die letzte als ein reflektiertes Erzeugnis der späteren Zeit selbst aus und ver

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »