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oder Sturmeswüten, an Nachtigallenschlag oder Bachesrauschen u. s. f. u. s. f. Nichts hebt und trägt die Stimmung so sehr als die Musik; ist doch „Stimmung" eine musikalische Metapher, die auf das Gemüt übertragen ist und die innere Analogie, die Harmonie zwischen Seele und Tonwelt bekundet. Aber auch der Künstler kann seine innerste Stimmung auf keine Weise deutlicher offenbaren als durch diese die inneren Rhythmen d. h. die seelischen Bewegungen, Empfindungen widertönenden Melodien. So sagt Schopenhauer (I 343 Gr.): „Die Erfindung der Melodie, die Aufdeckung aller tiefsten Geheimnisse des menschlichen Wollens und Empfindens in ihr, ist das Werk des Genius, dessen Wirken hier augenscheinlicher als irgendwo, fern von aller Reflexion und bewußter Absichtlichkeit liegt und eine Inspiration heißen möchte“, so auch Wagner, Nietzsche, so auch Helmholtz (Carr. 365): ,,Das unkörperliche Material der Töne ist viel geeigneter, in jeder Art der Bewegung auf das Feinste und Fügsamste der Absicht des Musikers zu folgen als irgend ein anderes noch so leichtes körperliches Material; anmutige Schnelligkeit, schwere Langsamkeit, ruhiges Fortschreiten, wildes Springen, alle diese verschiedenen Charaktere der Bewegung und noch eine unzählbare Menge von anderen lassen sich in den mannigfaltigsten Schattierungen und Kombinationen durch eine Folge von Tönen darstellen, und indem die Musik diese Arten von Bewegungen ausdrückt, giebt sie darin auch ein Bild derjenigen Zustände unseres Gemüts, welche einen solchen Charakter der Bewegungen hervorzurufen imstande sind, sei es nun, daß es sich um Bewegungen des Körpers oder der Stimme, oder noch innerlicher um Bewegung der Vorstellungen im Bewußtsein handeln möge. Jede Bewegung ist uns ein Ausdruck der Kräfte, durch welche sie hervorgebracht wird, und wir wissen instinktiv die treibenden Kräfte zu beurteilen, wenn wir die von ihnen hervorgebrachte Bewegung beobachten." Dies Instinktive für Schopenhauer ist es das verkörperte Ding an sich ist aber nichts anderes als das Metaphorische, welches menschliches Sein nach leiblichen und geistigen Verhältnissen auch auf die leichtbeschwingten Töne überträgt und ihre melodiöse Bewegung zum Ausdruck, zur Verkörperung der verschiedensten Gemütszustände gestaltet, so daß der Hörer, der dieser Bewegung folgt, das anschaulichste und eindringlichste Bild von den Regungen

unseres innersten Wesens oder individueller von der Stimmung, die den Musiker beseelte und die der Musiker zu erwecken beabsichtigte, erhält.

Man höre nur einmal, wie bei Musikverständigen die Musik wirkt und zwar mit durch und durch metaphorischer Auffassung (nicht bloß sprachlicher Ausdrücksweise) bei Ambros „,(Die Grenzen der Musik und Poesie", S. 32): „Wir haben die C-mollSymphonie von Beethoven gehört. Nach dem gewaltigen Kämpfen und Ringen des von Leidenschaften durchwühlten ersten Satzes, in welchem, wie Beethoven sagte, das Schicksal an die Pforte klopfte, hat die hold tröstende Stimme des Andante mit seinen Flötenklängen vergebens den Frieden zu geben getrachtet jeder triumphierende Aufschwung verlor sich jedesmal wie in düster hereindämmernden Nebelschatten, unverändert kehrte immer und immer wieder dieselbe Tongestalt wieder ein schmerzlicher Blick zum Himmel voll stiller Entsagung. -Da begannen im dritten Satze die Bässe wie finster drohende Geistergestalten aufzusteigen gegen die Lichtwelt, die uns das Andante wie in weiter Ferne gezeigt, Klagestimmen wurden laut, zum Lachen verzerrter Schmerz, toll herumwüstende Lustigkeit, die ersten Weisen wiederkehrend, aber wie in sich gebrochen, an der Stelle des vollen Saitenklanges matte Pizzicati, statt des markigen Horntones die schwächliche Oboe wir langten endlich bei der finstersten Stelle an, wo die Bässe auf As liegen blieben", und dann zerriß der schwarze Vorhang, und im vollen Triumphe des hereinbrechenden C-Dur wurden C-Dur wurden wir in einen Ocean von Licht hineingerissen, in einen Jubel ohne Ende, in ein Reich glorreicher Herrlichkeit ohne Grenzen als Bürger einer höheren Welt."

Ganz ähnlich drücken die Stimmungen andere Musikkritiker aus, indem sie Beethoven's herrliche Tondichtung nachzudichten suchen. Seele spricht eben zu Seele; der beseelte Ton schlägt ans Herz. Und da immer nur wieder der Mensch dem Menschen das wahrhaft interessante Problem der Welt ist, so muß er die Außendinge, auch die flüchtig verklingenden Tonreihen mit menschlichem, mit geistigem Maße messen, geistig interpretieren.

Vortrefflich und ganz in dem Sinne dieser Schrift sagt

Dilthey (,,Dichterische Einbildungskraft und Wahnsinn"): „In unserem psychophysischen Wesen ist uns die Beziehung eines Innen und Außen gegeben, und diese übertragen wir überall hin. Wir deuten oder versinnlichen unsere Zustände durch äußere Bilder und wir beleben oder vergeistigen Außenbilder durch innere Zustände. Die kernhafte Idealität des Kunstwerks liegt in dieser Symbolisierung eines ergreifenden inneren Zustandes durch Außenbilder, in dieser Belebung äußerer Wirklichkeit durch einen hineingesehenen inneren Zustand." Und so findet auch Dilthey hierin, sagen wir also in dem Metaphorischen, ,,eine mächtige Wurzel von Mythos, von Metaphysik, vor allem aber von Poesie."

Und in der That, was ist Poesie anderes als ein Wortwerden des Geistigen, als ein Geistigwerden des Wortes? Und was spiegelt sich in der Dichtung wieder? Wir können mit Jakob Grimm antworten und wir haben sogleich in aller Prägnanz des Ausdrucks und des Gedankens das Metaphorische in der Poesie gekennzeichnet: „Die Poesie ist das Leben, gefaßt in Reinheit und gehalten im Zauber der Sprache." Freilich ist auch diese Definition da alles Werden in der Natur, vorzüglich das organische und lebendige, sich unserer Betrachtung entzieht, wie W. v. Humboldt sagt, und da alles Geistige nur bildlich, metaphorisch gedeutet werden kann lediglich eine Umschreibung, eine Umschreibung jenes Geist werdens des Wirklichen und jenes Zusammenströmens von Innen- und Außenwelt im geistig- sinnlichen Wort, jenes Überströmens des Lebensgefühls auf die Außendinge und der Umformung dieser zu einem anschaulichen Phantasiebilde.

Auch bei Schiller und Goethe finden wir eine Bestätigung unserer Auffassung des Metaphorischen in der Poesie. Jener sagt (Brief vom 27. März 1801, II S. 278): „Die Poesie, däucht mir, besteht eben darin, jenes Bewußtlose (d. h. eine „dunkle, aber mächtige Totalidee") aussprechen und mitteilen zu können d. h. in ein Objekt überzutragen." Und statt vieler Worte Goethe's sei nur das eine in den „Sprüchen in Prosa" herausgehoben (nr. 235): „Es giebt eine Poesie ohne Tropen, die ein einziger Tropus ist." Gehen wir nun diesem Gedanken etwas näher nach!

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Alle Poesie ist symbolisch. Der Dichter stellt uns Bilder der Außen- und Innenwelt vor die Seele, auf daß wir nachzeichnen können, was seinem geistigen Auge verschwebte, und auf daß wir nachempfinden können, was sein Inneres erfüllte. Er schafft Situationen, Gestalten, Charaktere, welche durch die Analogie seiner Erfahrungen gebildet, metaphorisch die Erscheinungen des Lebens wiedergeben und somit in ihrer höchsten Vollendung als Typen gelten. Er macht das Reich seiner äußeren und inneren Wahrnehmungen gegenständlich, er verkörpert das Geistige durch das Wort, und er füllt mit der Glut seines eigenen Empfindens die Außenwelt; er überträgt sein eigenes Ich mit seinen Stimmungen und Gedanken auf einen anderen; er macht diesen gleichsam zum Interpreten seines Ichs, aber er gestaltet auch das Empfinden des anderen zu seinem eigenen, so daß er sich selbst vergißt, so daß nur jener aus ihm spricht und alles das kraft der künstlerischen metaphorischen Phantasie. In ihr führt der Dichter ein Doppelleben; sie gaukelt ihm eine neue Wirklichkeit vor, an deren Erscheinungen, so sehr sie auch nur Bilder inneren Erlebens sind, er in der Begeisterung des Schaffens nicht minder glaubt, als wie an die, welche ihn täglich umgeben und die ihm die Farben und Umrisse leihen für jene Welt des schönen Scheins, die er über der wirklichen aufbaut; und dies Aufbauen ist das Schöpferische, das Göttliche im Dichter. Diese Welt des schönen Scheins ist aber durch und durch metaphorisch, nicht bloß weil sie sinnbildlich und typisch ist und somit das Alltägliche zum Notwendigen, das Besondere zum Allgemeinen umgestaltet, nicht nur weil sie, wie die phantastische Welt, die das Kind sich im holden Wahne nach dem Muster der eigenen Erfahrungen vorzaubert, ein Spiegelbild der Wirklichkeit ist, sondern weil sie sich nur aufbaut auf der Verkörperung der Innenwelt und auf Verinnerlichung der Außenwelt. Denn was macht den Dichter? Es ist nach Goethe's Ausspruch das lebendige Gefühl der Zustände und die Fähigkeit, sie auszudrücken." Was heißt aber „lebendiges Gefühl der Zustände“ anderes als die metaphorische Kraft, sich hineinversetzen zu können in das Erleben eines anderen, alles, was ihm geschieht, was er empfindet, nachdenken, nachempfinden zu können? Der Dichter muß das in der Außenwelt Geschaute durch das herzliche Mitgefühl deuten können; es muß in ihm wieder aufleben, Gestalt und Blut

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fülle gleichsam gewinnen; er muß nach Maßgabe seines eigenen inneren und äußeren Erlebens alle die Momente reproduzieren, welche zu diesem oder jenem Ereignisse führten, er muß fremden Schmerz und fremden Jubel zum eigenen zu machen wissen. Und so leiht er metaphorisch sein Ich den Gestalten seiner Phantasie, die er seinen Wahrnehmungen und Erfahrungen nachbildet; so legt er sein Herz und seine Gedankenwelt nieder in der Dichtung, so daß sie nur ein Abdruck des Inneren wird. „Alle Poesie", sagt Dilthey, macht das im Gefühl genossene Leben bildlich und trägt in das Bildliche der Anschauung die im Gefühl genossene Lebendigkeit hinein," und an anderer Stelle: „Der subjektive Zustand wird in dem Symbol eines äußeren Vorgangs versinnlicht, die äußere Thatsächlichkeit verinnerlicht". Das ist eben das Metaphorische.

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Das Seelenleben des Dichters ist so reich, daß er die mannigfaltigen Stimmungen und Geistesrichtungen gleichsam auseinanderlegen, daß er sein Ich gleichsam in mehrere Personen spalten kann, welche dann der Schauspieler verkörpert. Aber während dies die Grundlage des dramatischen Schaffens ist, versetzt er sich im Epos durch die lebhafte Gabe der Metempsychosis in andere Zeiten und andere Menschen und führt uns deren inneres und äußeres Ergehen vor, oder er drückt sein innerstes Empfinden, die Stimmung, die sein Herz bewegt, die Anschauung, welche seine Phantasie rege macht, im lyrischen Liede aus, so daß der Dargestellte der Darstellende und das Individuum zugleich die Menschheit ist. Er vergeistigt die Form, beseelt den Rhythmus, so daß dieser in seiner Bewegtheit, in seinem langsameren oder rascheren Tempo die inneren Regungen wiedergiebt, so daß er der äußere Leib wird, den sich die Seele der Dichtung baut, so daß er die Schwingungen der Saiten des Inneren wiedertönt. So wird im Liede der Rhythmus zur Melodie des Gefühls. heißt es freilich gar oft in Ästhetiken und Poetiken, der Dichter habe mit Geschick oder Ungeschick dieses oder jenes Versmaß gewählt. Aber bei dem echten Künstler, bei dem wahren Dichter ist im Schaffen Äußeres und Inneres garnicht zu trennen, sondern es ist eine Synthese, ein organisch Gewordenes, ein beseelter Leib. Das Gedicht muß entstehen, nicht gemacht werden, es muß ein Sinnlich- und Anschaulichwerden des Phan

Da

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