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Als ich vor etlichen Jahren mein erstes Buch in die Welt sandte, da konnte es garnicht einen anderen Namen in der Widmung führen als den Deinigen, mein lieber Vater.

εὐγένεια

Denn wem war ich mehr Dank schuldig in meinem ganzen geistigen Werden als Dir? Wer hatte das, was mir als dem Erben einer eyéveta - wie der treffliche Ed. Luebbert im Hinblick auf Dich zu sagen wagte - gegeben war, so treu gehegt und gepflegt wie Du? Wer hatte auf der Schule, wer in den Universitätsjahren so viel Samenkörner in meine Brust gestreut wie Du?

Durch die ganze geistige Atmosphäre, die Dich umfloß, ward ich in das Studium des Altertums und der Philosophie eingeführt; ja, es waren die schönsten Stunden meiner Jugend, wenn ich mich heimlicherweise in die herrlichen Schätze deiner Bibliothek versenkte, die Du in Deiner insularen Abgeschiedenheit für stillbefriedigte Denkarbeit aufgespeichert hattest. Noch ganz deutlich steht mir der Tag vor der Seele, da ich zuerst auf Motz, „Die Empfindung der Naturschönheit bei den Alten" aufmerksam wurde, wie Du mir dann den „Kosmos" Alexander von Humboldt's, Deines großen Freundes, in die Hand gabst und wie dann allmählich vor meinem Geiste die Aufgabe auftauchte, die Geschichte des Naturgefühls in ihrer stufenweisen Entwickelung durch die alte und neue Zeit hin zu verfolgen. Und so weihte ich Dir zum 80. Geburtstage den ersten Teil des Werkes, das dann wiederum zu dem Problem des vorliegenden mich unwiderstehlich hinführte. Schon damals schrieb ich, sei es auf Usener's Lehre hin oder im Anschluß an du Prel's Psychologie der Lyrik im ersten Kapitel (S. 9): „Kein Gebilde ist ja dem Menschen ver

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ständlicher als der Mensch selbst in seinem Thun und Leiden, und so deutet besonders der primitive Mensch jeden Vorgang in der Natur nach Analogie seines eigenen Körpers und seiner eigenen Seele. Die Metapher ist daher kein poetischer Tropus, sondern eine ursprüngliche, notwendige Anschauungsform des Denkens."

Je mehr ich nun die Wichtigkeit der sprachlichen Form der Naturbeseelung für das Naturgefühl im allgemeinen erkannte, desto mehr ward mir die Bedeutung des Metaphorischen überhaupt klar. Ich machte seinen Begriff und seine Wichtigkeit zunächst für die Poesie in einem Aufsatze (Ztschr. f. vergl. Litteraturgesch. N. F. II) geltend. Die freundliche Kritik, besonders von Th. Lipps (Philosoph. Monatsh. XXVII S. 174) und Dein stets ermutigender Zuspruch ließen in mir den Plan reifen, das, was vorerst Behauptung war, systematisch zu beweisen und darzulegen und somit wenigstens die Grundlinien einer Philosophie des Metaphorischen wenn auch nur skizzenhaft zu zeichnen.

Wenn ich aber noch schwankte bei der Schwierigkeit der Aufgabe, die ich als Erster unternahm, so bestärkte und beseligte mich immer wieder der Gedanke, Dir zugleich eine bleibende Gabe zu dem für uns Sterbliche so seltenen, noch dazu in Deiner ungeschwächten geistigen Frische nur ganz Wenigen beschiedenen Feste, zu Deinem 90. Geburtstage, darzureichen.

Und so nimm denn dies Buch hin als ein Ehrenmal, als ein Denkzeichen unauslöschlicher Liebe und Dankbarkeit Deines jüngsten Sohnes

Kiel, im April 1893.

Alfred.

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