ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Je größer die Vorstellungen sind, die wir uns von der künftigen Glükkseligkeit machen, eine desto größere Ungerechtigkeit würde in einer solchen Einrichtung liegen, und man kann doch warlich auch in dieser Hinsicht sagen, daß die Leiden dieser Zeit jener Herrlichkeit nicht werth sind. Auch ist dergleichen weder in der Schrift gelehrt, noch kann es mit der Vernunft und dem Wohl der menschlichen Gesellschaft bestehen; ein solcher Glaube müßte nothwendig die Ordnung der Welt umkehren, indem er einen Jeden antreiben würde, in diesem Leben sich selbst zu vernachlässigen, das Elend geflissentlich aufzusuchen, Vergnügen und Freude aber, wo sie ihm begegneten, als das größte Uebel zu vermeiden.

Eben so wenig aber sind wir berechtigt, obgleich es der erste Gedanke der Meisten gewesen sein mag, den Zustand des Glükks und des Elendes, der uns hier geschildert wird, als den Lohn der Tugend und des Lasters anzusehen. Der Reiche wird uns gar nicht als ein unverbesserlicher Lasterhafter vorgestellt: denn wir finden noch Achtung gegen die Tugend bei ihm, und Theilnahme an dem Wohlergehen Anderer; dies sind Funken des Guten, die noch belebt werden können, und welche die göttliche Barmherzigkeit ge: wiß nicht ganz wird verlöschen lassen. Auch führt Abraham ihn nicht auf das Böse, welches er gethan hat, als auf die Ursache seines gegenwärtigen Zustandes hin; und so laßt uns hierüber nicht mehr wissen wollen, als der Erlöser selbst dem Abraham einem Manne von großem Rufe der Frömmigkeit, und der in den Wohnungen der Seligen sich befand, in den Mund legt. In der That sollten wir uns hüten einen ewigen und unaussprechlichen Lohn für die Tugend, die in diesem Leben hat geübt werden können, und eine unendliche Strafe für die Verirrungen und Laster in welche der Mensch hier verfallen ist als etwas anzusehen, was von der göttlichen Gerechtigkeit zu erwarten wåre. Wo bliebe denn die gleiche Behandlung, welche das Wesen dieser Gerechtigkeit ausmacht? Hat nicht auch der Tugendhafte eine Zeit aufzuweisen, ehe er sich von ganzem Herzen zum Herrn bekehrte, eine Zeit, da er aller Verirrungen und Laster, zu denen die Umstände und seine besondere Gemüthsbeschaffenheit ihn hinführen konnten, eben so fähig war als jeder andere? Besteht nicht der ganze Unterschied zwischen beiden nur darin, daß das ganze Leben des leztern noch innerhalb jener Zeit lag, die glükklicherweise nur einen Theil von dem Leben des ersteren ausgefüllt hat? Wollt Ihr daraus, daß der lezte allerdings mehr Ermunterungen zum Guten, mehr Aufforderungen des

Gewissens und des göttlichen Geistes vernachlässiget und eine gröBere Zeit des Lebens verschwendet hat, den Schluß ziehen, daß er überhaupt der Besserung unfähig ist? Und wenn Ihr anders selbst fromm und gut seid, wenn Ihr die Vollbringung des göttlichen Willens höher schåzt als den Genuß des Vergnügens: was werdet Ihr Euch wohl lieber aus der Hand des Höchsten erbitten, eine Glükkseligkeit, die nichts wåre als Belohnung und Genuß, oder eine solche Veranstaltung, welche Euch in den Stand sezte, dem Ziele der Vollkommenheit noch nåher zu kommen, und Gott noch åhnlicher und wohlgefälliger zu werden? Und dies führt uns darauf, was wir eigentlich in Absicht auf jeden künftigen Zustand von der göttlichen Gerechtigkeit zu erwarten haben, dieses nemlich, daß er dem höchsten Bedürfniß eines Jeden, es sei nun der Uebergang vom Bösen zum Guten, oder die fernere Annåherung zur Vollkommenheit, werde angemessen sein. Ob nun dieses durch angenehme oder unangenehme Verhältnisse werde zu erreichen sein, müssen wir zwar lediglich der höchsten Weisheit überlassen: doch können wir einsehen, wie die Güte Gottes, die einem Jeden das Beste gönnt, fich gegen denjenigen, der am meisten im Guten befestiget ist, auch am freigebigsten werde beweisen können. Wir können aus der Aehnlichkeit mit diesem Leben wohl schließen, daß Beraubungen des Angenehmen und Unfälle allerlei Art ein wirksames Mittel sein können, den Menschen zur Besinnung darüber zu bringen, wie das Glükk und das Vergnügen, dem er sein Gewissen geopfert hat, doch nicht sicher zu erlangen sei, ein Mittel ihm die Größe dieses Opfers recht fühlbar zu machen, und ihn also zur Vernunft und zum Gehorsam gegen Gott zurükkzuführen. Wir können uns erklåren, daß derjenige, der es zu einer gewissen Stärke im Guten gebracht hat, auch der mancherlei Uebel, welche dem Rechtschaffnen in diesem Leben als Versuchungen und Prüfungen zugetheilt werden, am ehesten werde entrathen können, und geschikkt sein werde aus Allem, was ihm begegnen mag, sollten es auch ununterbrochene Freuden sein, Vortheil für seine Heiligung zu ziehen. Das ist es, was wir auch in den Beispielen unseres Textes sehen. Der Reiche hatte sich, wie es scheint, wenn er auch von offenbarer Lasterhaftigkeit frei war, doch nur zu sehr vom Vergnügen beherrschen laffen, und aus Schwachheit den größten Theil seines wahren Berufs vernachlässiget; es war also sein Bedürfniß, entfernt von den Verführungen, denen er untergelegen hatte, auf eine andere Art zum Nachdenken gebracht zu werden, und seine sittlichen Kräfte zu üben;

und schon diese Entfernung, dieses Unvermögen den Durst nach sinnlichen Freuden zu löschen, mußte ihm seinen Zustand anfånglich zu einem Orte der Qual machen. Der Arme hatte Gelegen= heit gehabt in der traurigen Muße der Dürftigkeit und des Siechthums allerlei gute Gesinnungen in sich zu erwekken; er hatte sie redlich benuzt, und konnte also in der Schule des Unglükks nichts weiter lernen. Hingegen hatte es ihm in seiner vorigen Lage an einem Wirkungskreise gefehlt, um Alles, was in ihm war, recht thätig und nüzlich zu machen, und dies ist sein Bedürfniß, welches durch die Versezung in einen glükklichen und thätigen Zustand gestillt wird. So ist also auch diejenige Verschiedenheit, welche in dem künftigen Zustande der Menschen Statt finden wird, nichts als eine Aeußerung der göttlichen Gerechtigkeit, die einem Jeden geben. wird, nachdem er bedarf.

III. Dies führt uns wiederum in dieses irdische Leben zurükk auf eine andere Frage, die ebenfalls die göttliche Gerechtigkeit betrift. Wenn nemlich die Beschaffenheit unseres künftigen Zustandes, es sei nun als Vergeltung oder als Besserungsmittel, doch von den Fortschritten abhängt, welche wir während dieses Lebens im Guten gemacht haben: so fragt sich, hat denn die Vorsehung uns Allen zu diesen Fortschritten gleiche Gelegenheit ge= geben und gleichen Beistand geleistet? Vertheilt sie auch dasjenige, was den Menschen zur Besserung dienlich sein kann, in diesem Leben mit derselben unpartheiischen Gleichheit? Dies ist, wie wir Ale wissen, die große Klage der Menschen über die göttliche Gerechtigkeit; hier glaubt Jeder sich zurükkgesezt zu sehn gegen die, welche sich besser zeigen als er. Auch hierüber finden wir in unserer Geschichte einen befriedigenden Aufschluß. In der Bitte, welche der Reiche thut, um für die Bekehrung seiner hinterbliebenen Brüder zu sorgen, scheint der Vorwurf verstekkt zu liegen, daß er selbst während seines Lebens auf Erden hierin nur schlecht bedacht gewe sen sei; er scheint zu glauben, daß man in einem Zustande, wo die Verführung so groß ist, der Billigkeit nach auch einer außerordentlichen Hülfe genießen sollte. Abraham aber, der von den Wegen des Höchsten besser unterrichtet sein mußte, weiset ihn mit seiner Klage zurükk zu den Hülfsmitteln, die damals einem Jeden zu Gebote standen, Eben so ist es mit den Beschwerden, welche unter uns geführt werden. Einige fühlen, daß ihre Jugend gänzlich vernachlåssiget wurde, und sehen dagegen Andere sorgfältig und vernünftig auferzogen; Einige sind beståndig den Verführungen der

Bösen bloß gestellt, und sehen dagegen Andere gleichsam durch einen Wall von günstigen Umstånden und guten Menschen gegen das Andringen der Bösen geschüzt, und dies scheint allen eine sehr ungleiche Veranstaltung Gottes zu ihrer Besserung zu sein. Aber sie haben dennoch nicht Ursache sich zu beklagen; denn wir haben nicht nur Alle als Christen die Schrift, und das darin enthaltene Wort Gottes, sondern auch Alle als Menschen die Stimme der Vernunft und die Rathschläge eigner und fremder Erfahrung. Der Antheil, den wir hieran haben, macht uns in der That Alle gleich, denn es kommt nur darauf an, wie wir ihn zu unserm Vortheil benuzen. Ihr beneidet den Einen um die sorgfältige Erziehung, welche er genossen hat: Sehet doch an tausend traurigen Beispielen, wie wenig damit geholfen ist, wie schnell alles anscheinende Gute, welches auf diesem Wege in den Menschen gekommen ist, wiederum verfliegt, wofern er nicht, sobald er sich selbst überlassen wird, auf demselben Wege fortgeht, und ihr Werk durch den fernern Gehorsam gegen seine eigene Vernunft befestiget und krônt; seht an andern gewiß nicht seltenern und eben so lehrreichen Beispielen, wie sicher, und oft auch wie leicht, diejenigen, die von Eifer für das Gute beseelt sind, die Spuren einer vernachlässigten Jugend verwischen. Ihr klagt über die bösen Beispiele, von denen Ihr umgeben seid: ich sage Euch aber, wenn Ihr ein Ohr habt für die Stimme eures Gewissens, und ein Auge für das, was um Euch her vorgeht, so werden Euch alle bösen Beispiele nur lehrreich und warnend sein; fehlt es Euch daran, so werden alle dem Guten günstigen Umstände und Verbindungen vielleicht den Ausbruch eurer bösen Neigungen verhindern, aber das Innere eures Gemüthes, worauf allein Gott sieht, wird um nichts besser sein, denn Ihr werdet immer mit quålender Lüsternheit nach denen hinschielen, die jene Neigungen befriedigen können. Ihr klagt über die Versuchungen der Armuth: ich sage Euch, der gemächlichere Zustand hat auch die feinigen, und mit demselben weichen und verführbaren Gemüthe würdet Ihr eben so geneigt worden sein diesen nachzugeben, als Ihr Euch jezt von jenen gedrükkt fühlt. Jeder der verschiedenen Kreise des gesellschaftlichen Lebens, jede denkbare Verbindung außerer Umstände bietet Versuchungen dar und auch Hülfsmittel zur Besserung. Saget nicht, daß andere Versuchungen Euch wenigstens leichter und unschädlicher gewesen sein würden, es ist dieses nur eine scheinbare Verkleinerung, welche die Entfernung verursacht. Saget nicht, daß andere Hülfsmittel Euch heilsamer gewesen sein

würden: denn sie enthalten alle auf gleiche Weise die einzige wahre Arzenei für das menschliche Gemüth, nur anders gestaltet und verkleidet. Was für außerordentliche Unterstüzungen Ihr Euch auch wünschen möget, es seien nun solche, die Andern wirklich zu Theil werden, oder solche, die nur eure Einbildungskraft Euch als etwas mögliches vormahlt: fie könnten Euch doch nichts anders gewähren als einen neuen Ausdrukk von den långsterkannten Geboten der Vernunft und des Gewissens, eine neue Darstellung des innern Unterschiedes zwischen dem Guten und Bösen. Wünscht Ihr nun eine solche Wirkung auf euer Herz, die durch das hervorgebracht wird, was allen Belehrungen, allen Ermunterungen zum Guten gemein ist: so braucht Ihr nichts fremdes oder entferntes zu verlangen; was Ihr sucht ist nahe bei Euch vor euren Augen. Wünscht Ihr eine solche Wirkung, die nur auf den begleitenden Umstånden, auf den äußern Verhältnissen, auf dem Angenehmen oder Neuen der Einkleidung beruht: so seid versichert, dies ist nicht diejenige, die Euch selig machen würde. Höret Ihr Mosen und die Propheten nicht: so würdet Ihr auch nicht glauben, so Jemand von den Todten zu Euch kåme. Auch hier also sehen wir bei aller Mannigfaltigkeit keine Vernachlässigung des Einen, keine Begünstigung des Andern, sondern die unpartheiische Gleichheit. Wir Alle haben Schrift, Vernunft und Beispiel; keiner hat etwas mehr, denn in der That kann die Almacht selbst nichts weiter zu unserer Besserung beitragen.

Ihr seht hieraus, und möchte sich dieses doch Euch Allen recht einschårfen, daß der Glaube an die göttliche Gerechtigkeit, und der Glaube an die Kraft und Unabhängigkeit des menschlichen Willens so genau mit einander zusammenhången, daß der eine gleichsam nur die andere Seite des Andern ist. Wollt Ihr anneh= men, daß der Unterschied, welcher nach Entfernung jenes falschen Scheines, der ihn unglaublich vergrößert, doch noch übrig bleibt in dem Wohlbefinden der Menschen, eine nothwendige Folge ihres äußerlichen Zustandes, und nicht vielmehr größtentheils in der Beschaffenheit des Gemüthes gegründet ist; oder wollt Ihr zwar annehmen, daß der Eine ein Gemüth habe, mit dem er unter allen Umstånden glükklich gewesen sein würde, und der Andere ein solches, das ihn allemal unglükklich gemacht hätte, daß aber Jeder das seinige aus der Hand Gottes so empfangen habe wie es ist, oder daß es durch das Zusammentreffen der Umstånde so geworden sei, ohne daß er durch sein Nachdenken und seinen Willen das geringste daran

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »