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der vor dem Falle herging, den Kaltsinn der Menschen, der auf mißverstandene Bewunderung und Liebe folgte, den Ueberdruß, der die Bande der hülfreichen Freundschaft allmählig löste. Das Feuer der Zwietracht und des Krieges entzündet sich, Thronen werden gestürzt, Völker reiben sich auf, die Erde ist in Verwirrung. Der große Haufe der Menschen sieht in allem diesem neue und unerhörte Dinge, wie sie nie auf Erden geschahen; der Fromme bemerkt nur dieselbe Macht der Gewohnheit, des Beispiels, der Nachahmung, denselben nothwendigen Untergang eines Ganzen, dessen Theile nicht mehr zusammenstimmen, dasselbe Gesez, wie aus dem Alten etwas Neues entsteht, welches selbst den Keim der Zerstörung schon in sich trägt, Alles wie er es tausendfältig in kleinern Erscheinungen sah, aus welchen, wenn es der Herr gewollt håtte, eben so große würden entstanden sein. Ein neues Licht der Wahrheit geht irgendwo auf, schnell verbreitet es sich und scheucht die Irrthümer vor sich her. Jedermann huldigt der neuen Erkenntniß, und sie freuen sich voll Erstaunen über die schnellen Fortschritte des Guten. Aber sie haben vorher nicht gesehen die kleinen Funken, welche dem großen Feuer vorangingen, und den Verfall, den der Irrthum sich bereitet hatte; und sie sehen jezt nicht, wie auch wies der blinder Glaube genug sich mischt unter die neue Einsicht, wie die alten Vorurtheile sich nur in ein anderes Gewand hüllen, und noch neue um sie her hervorsprossen. Nicht daß ich behaupten wollte, der Fromme såhe zu allen großen Erscheinungen in der Welt die zerstreuten Ursachen, welche sie vereint bewirken, er såhe von Allem, was plözlich hereinzubrechen scheint, das allmählige Werden, und wäre ein untrüglicher Prophet aller wichtigen Begebenheiten; nein, Vieles kommt auch ihm unerwartet, Vieles erscheint auch seinen Augen auf einmal in seiner ganzen Größe. Aber ge: wohnt auf das Einzelne zu merken, und auch in dem, was der Erscheinung nach klein und unwichtig ist, den Herrn zu suchen, ers kennt er die Kräfte und ihre Geseze, die im Großen wirksam sind, auch im Kleinen und Unbekannten wieder, und hat nichts Neues gesehen unter der Sonne. Die ehrfurchtsvolle Betrachtung auch des Gewöhnlichen und Alltäglichen, in welchem er überall die Macht und die Weisheit des Höchsten und die unwandelbaren Geseze seiner Regierung findet, sichert ihn vor Erschütterungen seines Gemüthes, wenn etwas außerordentlich scheint. Sehet da die Quelle jener Ruhe und Zuversicht, mit welcher der Fromme Allem entgegen sieht, was die Zukunft ihm bringen kann. Warum sollte Predigten I.

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er furchtsam vor etwas erschrekken, als würde er es nicht tragen können? Warum sollte er mit banger Erwartung auf irgend etwas hinsehen, als könnte es auf einmal seinem Leben oder seinen Bestrebungen eine andere Richtung geben? Es wird immer nur das sein, was schon geschehen ist, was er schon kennt; und er kann ge= duldig zusehen, wie es sich entwikkelt. Ist es etwas Großes, es ist dennoch dem Kleinern gleich, welches er bereits kennt; ist es etwas Kleines, es hat dennoch denselben Gehalt und Werth, den das Große einer früheren Zeit besaß.

II. Eben so sind aber auch zweitens solche Gesinnungen mit dieser Ansicht dèr Dinge verbunden, welche zu den ausschließenden Vorzügen des Frommen gehören.

Einmal wird Jeder, der sich dieselbe zu eigen gemacht hat, um soviel mehr Ursache finden, mit der Stelle zufrieden zu sein, welche ihm Gott in der Welt eingeräumt hat. In dem Buche, woraus die Worte unseres Kertes genommen sind, ist her nach viel von den verschiedenen Verhältnissen und Bestrebungen der Menschen die Rede, und durch jede Untersuchung wird die Ansicht geltend gemacht, daß Alles eitel sei; aber eben diesen Worten, insofern sie in dem Sinne gedacht sind, wie wir sie betrachtet haben, ist es weit angemessener zu glauben, daß jede Stelle in der Welt gut sei. Eitel und thöricht erscheint bei einer solchen Ansicht der Welt jene so gewöhnliche Unzufriedenheit, welche neidisch nach dem Plaz eines Andern schielt, und meint, dort könnten größere Vollkommenheiten an den Tag gelegt, dort könnte mehr gutes gestiftet werden. Wer so denkt, beleidiget durch seine Art die Welt zu betrachten jene göttliche Kraft, welche in der menschlichen Schwachheit mächtig ist, und hat noch nicht gelernt, den Geist des Herrn auch in den kleinen und geringfügig scheinenden Handlungen der Menschen aufzusuchen; er läßt sich blenden von dem Schein einer Größe und einer Verschiedenheit, welche nirgends zu finden ist. Es ist nicht möglich hier größere Vollkommenheiten zu äußern als dort. Dassenige im Menschen, was allein seinen wahren Werth ausmacht, ift überall dasselbe; in jeder Erweisung der Rechtschaffenheit ist die ganze Tugend enthalten; in jedem Gehorsam gegen das göttliche Gesez die ganze Frömmigkeit; in jedem Sieg über Leidenschaften und Versuchungen die ganze Tapferkeit, auf welche der Preis des ewigen Lebens gesezt ist; und nirgends könnt Ihr mehr von Eurem Innern an den Tag legen als soviel. An keinem Helden der Tugend, stånde er auch auf einem Plaz, wo Alles sich im hellsten

und günstigsten Lichte zeigt, werdet Ihr mehr wahrnehmen als dieses. Es ist eine Täuschung, wenn Ihr glaubt an einem andern Orte mehr Gutes stiften zu können, als da, wohin Euch Gott gestellt hat. Was gestiftet und ausgerichtet wird, ist nie das Werk Eines Menschen, und jeder versündigt sich, der sich dessen rühmt; es ist das Werk Gottes, der es aus den einzelnen kleinen Thaten vieler Menschen, aus der Vereinigung aller sittlichen Kräfte hervorbringt, und jeder, der das Kleine thut, hat Antheil an dem Großen, was in demselbigen Geiste in seiner Nähe 'geschieht. Haltet auf Ordnung und Gehorsam in Eurem Hause, in Eurem Geschäft: so habt Ihr zu dem Siege der Geseze über die Ausgelassenheit eben soviel beigetragen, als der, welcher jene an der Spize eines großen Volkes schůzt. Seid überall mit Eurem Urtheil und allen Euren Aeußerungen im Dienste der Tugend, so habt Ihr Antheil an der öffentlichsten und wirksamsten Beschåmung des Lasters. Strebet durch Uebung und Nachdenken nach Vollkommenheit in Eurem Geschäft; zeigt Euch überall fleißig und gelehrig: so habt Ihr mitgewirkt zu allen Fortschritten des menschlichen Verstandes. &3 ist eine Täuschung, wenn Ihr Euer Leben in eine ferne Zukunft hinwünscht, wo schon dieses und jenes Hinderniß des Guten aus dem Wege geräumt, und es in vielen Stükken beffer geworden sein wird in der Welt. Nicht als ob es einen solchen Zeitpunkt nicht gåbe; gewiß das wäre das Neueste unter der Sonne, wenn die Menschen jemals still stånden, und es nicht besser würde mit ihnen! Aber eben deshalb, bis in welche Ewigkeit hinaus möchtet Ihr denn Euer Dasein verschieben? Und wohin Ihr es auch versezt, was könnt Ihr denn besseres thun, als auch dann das vorhandene Gute anwenden und einen noch schöneren Zeitpunkt herbeiführen helfen? Und dabei werden Euch auch dann Hindernisse vorschweben, und es wird ebenfalls alles Thun so voll Mühe sein, daß man es nicht ausreden kann *). Was wird es also sein, das Ihr thun werdet? Dasselbige, das Ihr jezt auch thun könnt. Daraus folgt denn

Zweitens, daß derjenige, welcher die Welt so ansieht, auch im Kleinen und Gewöhnlichen einen weit größern Fleiß an: wenden wird als Andere. Das ist, was man von der Demuth des Frommen immer gerühmt hat, und das ist für die Welt und für ihn selbst ein großer Gewinn. Die sind schlechte Beförderer

**) Pred. Sal. 1, 8.

der guten Sache, welche sich kein Gewissen machen im Kleinen nachläßig zu sein, welche sagen, wer wollte sich damit soviel Mühe machen, besser seine Kräfte gespart, bis es sich ereignet etwas GroBes zu thun. Sie kommen rechtlicherweise niemals zum Großen; denn wer wollte dem den Zugang dazu verstatten, der sich nicht durch das Kleine bewährt, und also noch gar keinen Beweis von sich abgelegt hat! Sie würden es verderben, wenn sie dazu kámen, weil sie ihre Kräfte, wie groß diese auch sein mögen, nicht zu gebrauchen gelernt haben; ja sie bringen, soviel an ihnen ist, dasjenige in Unehre und Verachtung, woran der Welt am meisten gelegen ist. Ja, daß ein Jeder ehrbarlich wandle, und daß es redlich unter uns zugehe in allen Dingen, das ist für jezt die Hauptsache unter uns; und wer auch im Geistigen hoch einherfahren will, und größern Dingen nachtrachtet, der wird die Gemeine Christi und das Vaterland nicht erbauen, sondern untergraben. Wer in den gewöhnlichen Dingen des täglichen Lebens allen seinen Fleiß und alle seine Kräfte anwendet, der fördert das Werk des Herrn; und wenn irgend ein Wunsch erlaubt wåre, so wäre es dieser, daß nie etwas anders unter uns nothwendig sein möge, als dieser Fleiß in den alltäglichen Dingen, und daß wir auf diese Art ein Beispiel würden von einem Volk, welches auf ebner Bahn und durch eine sanfte Bewegung seiner Vollkommenheit entgegen geht. Wenigstens drükkt dieser Wunsch die Gesinnung des Frommen aus, der es weiß, daß alle außerordentlichen Verhältnisse und alle große Erschütterungen nur daher rühren, weil man von der ebenen Bahn des Berufs abgewichen ist, oder weil ein langer Waffenstilstand den Streit des Lichts und der Finsterniß, der immerwährend aber ohne Geräusch fortgehen soll, unterbrochen hat. - Aber auch für den Menschen selbst ist es ein großer Gewinn, wenn er gottselig ist, und sich an den Veranlassungen gnügen läßt, welche ihm dargeboten werden, um es zu beweisen. Nur bei einer solchen Gesinnung braucht kein Augenblikk des Lebens für seine Fortschritte verloren zu gehen, keine Zeit erscheint ihm leer, und keine Umgebung dürf tig oder unwürdig. Indem Andere stehn und klagen, daß es ihnen an Gelegenheit fehle ihr Licht leuchten zu lassen, hat er tausenderlei verrichtet, und sein Gewissen hat ihm jedesmal eben soviel Beifall gegeben, als es derselben Anstrengung auch bei dem größten Gegenstande könnte ertheilt haben. Indem Andere durch Unthätigkeit und Mißmuth immer mehr von dem verlieren, was sie haben, nimmt er bei aller Stille und Verborgenheit seines Lebens in allem

zu, was vor Gott und Menschen wohlgeachtet ist. Indem Undere, weil sie nur auf das, was äußerlich groß ist, achten, durch falsche Vorstellungen von der Welt und von den Menschen sich selbst schaden und den rechten Weg verfehlen, kennt er allein den Lauf der Welt und das menschliche Herz, weil er seinen schwer zu ergründenden Tiefen in den gewöhnlichen Erscheinungen nachspürt; und so genießt er allein für seine Besserung alle die Vortheile, welche Gott uns allen als denkenden Zuschauern seiner Werke und seiner Thaten zugedacht hat. Daher ist denn auch

Drittens diese Denkungsart mehr als jede andere mit der sichern Hoffnung verbunden, daß es uns gelingen werde, von Zeit zu Zeit besser zu werden. Es geschieht nicht nur, sondern man ist sich dessen auch im Voraus bewußt, und so oft man sich eine Zukunft denkt, ist dies das erste Merkmal, welches an ihr wahrgenommen wird. Wer auch hier in dem Wahne steht, daß etwas Neues geschehen müsse, wenn etwas Besseres aus ihm werden soll: wie wenig Trost muß der vor sich sehn unter Umstånden, die bei uns, dem Himmel sei Dank, die gewöhnlichsten sind, wenn nemlich ein ebnes und ruhiges Leben sich vor seinen Augen ausbreitet! welche ordnungswidrige und immer zum Theil lieblose Wünsche müssen nicht sein Herz. bewegen! Wer auch hierzu etwas äußerlich Großes fordert: wie ångstlich wird der sein Auge schårfen und bewaffnen für die Zukunft, ob er es nicht am fernsten Rande - des Gesichtskreises entdekke, und wie verdrossen wird er nicht den Raum ansehn, den er noch bis dahin durchwandern soll! Eine ruhige Gewißheit darüber, was aus ihm selbst werden wird, ist dagegen das Antheil eines Jeden, der, was ihm und Andern begegnen kann, mit dieser Gelassenheit ansieht. Er weiß, daß auch ohne alle åußere Begünstigung der Ausgang dieses Geschäfts allemal seinen Bemühungen angemessen sein wird. Das wäre etwas ganz Neues unter der Sonne, wenn jemals die ernstliche Arbeit eines Menschen an sich selbst vergebens sein sollte! Er hat es noch nie gesehen und wird es auch nicht sehen; denn wo auch Andere über ein solches Geschikk geklagt haben, war es immer noch das Alte, nemlich ihre Trägheit, ihr Nachlassen, ihr müde werden. Er weiß, daß er immer Gelegenheit haben wird, dieses Geschäft zu betreiben: denn er hat bei seiner Betrachtung der Welt auch dies größte Werk Gottes auf Erden, die Heiligung des Menschen, in seine kleinen Theile zerlegt, und weiß, daß überall etwas dazu geschehen kann. Hier ein wenig und dort ein wenig, nichts ist

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