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unnüz oder überflüssig. Lust, Muth, Aufmerksamkeit auf die Gegenstände, Acht haben auf sich selbst, daraus bestehen die größten und bewundernswürdigsten Thaten; und das kann eben so überall bewiesen werden, wo es nur irgend etwas zu thun giebt. Wer es also nur hieran nie fehlen läßt, wird sich selbst das Zeugniß geben müssen, mit derselben Kraft und Anstrengung hättest du das Größte verrichten können. Er weiß, daß keine Versuchung zum Bösen, die ihm bevorstehen kann, etwas Neues, Fremdes oder Uebergroßes sein wird. Alle die wiederholten Angriffe und Vertheidigungen, woraus die schwierigsten Lagen des Menschen bestehen, sind dasselbe, was ihm långst wohl bekannt ist, nur nåher an einander gedrångt, auf denselben Gegenstand bezogen, zu einer Handlung äußerlich vereinigt; nichts als die versuchende Lust, das warnende Gewissen, der überlegende Verstand, der Wille, welcher Gedanken und Gefühle da und dorthin leitet, und Beispiel und Gebet zu Hülfe ruft. Von allen diesen Bewegungen des Gemüthes kennt er die Kraft; er weiß, was er bisher damit ausrichten konnte und ausgerichtet hat, und weiß, daß sie immer dieselbe bleiben wird. Wie sollte er also nicht auch in dieser Hinsicht der Zukunft mit Zuversicht entgegen= gehn? Wird sie Gutes an ihm finden, es ist dasselbe, was er schon vorher ausgeübt hat; wird sie ihn zum Widerstande gegen das Böse auffordern, es ist dasselbe, gegen welches er schon manchen Kampf gekämpft und manchen Sieg erfochten hat.

Was kann ich Euch also besseres wünschen, meine Brüder, als daß Ihr mit dieser Ueberzeugung, daß nichts Neues unter der Sonne geschieht, das bevorstehende Jahr antreten möget. Es ist viel werth mit einem so richtigen Blikk durch die Oberfläche der irdischen Dinge, welche das Auge der Menschen durch ihr vielfarbiges täuschendes Licht blendet, in das innere Wesen und den wahren Zusammenhang der göttlichen Führungen hindurchzubringen. Es ist viel werth mit so vieler Ruhe und Zuversicht die Zukunft als einen bekannten Freund zu begrüßen, von dessen Gesinnungen wir sicher sind, und an dem uns höchstens hie und da etwas in seinem äußern Betragen fremd sein kann. Es ist viel werth mit solcher Bescheidenheit und Demuth, anstatt Gott eine lange Reihe thörichter Wünsche vorzutragen, sich bei der Ueberzeugung beruhigen zu können, daß wir von Ihm nichts anders empfangen werden, als was seine våterliche Liebe uns auch vorher schon gewährt hat. So môge dann bei fremden Leiden und Gefahren, bei den Verwir tungen eines stürmischen Zeitalters, bei den Schmerzen einer gebäh

renden Welt, denen Ihr aus einem sichern Hafen mit zuseht, durch diesen Gedanken Euer theilnehmendes Herz zu weiser Ergebung ge= führt werden! möge er Eure Seele ståhlen zu stillem Ausharren unter den mancherlei Trübsalen, welche auch in diesem Jahre des Lebens nicht ausbleiben werden! möge er Eurer Schwachheit lehrreiche und fruchtbare Beispiele vorhalten! möge er Euch zu besonnener und weiser Måßigung führen im Genuß und in der Be nuzung der mancherlei Freuden und Begünstigungen, die Gott Euch Allen nach seiner Güte auch in diesem Jahre verleihen wolle.

II.

Die Kraft des Gebetes,

in so fern es auf äußere Begebenheiten gerichtet ist.

Fromm

romm sein und beten, das ist eigentlich eins und dasselbige. Ale Gedanken von einiger Wichtigkeit, die in uns entstehen, mit dem Gedanken an Gott in Verbindung bringen, bei allen Betrachtungen über die Welt sie immer als das Werk seiner Weisheit ansehen, alle unsere Entschlüsse vor Gott überlegen, damit wir sie in seinem Namen ausführen können, und selbst im fröhlichen Genuß des Le= bens seines allsehenden Auges eingedenk sein, das ist das Beten ohne Unterlaß, wozu wir aufgefordert werden, und eben das macht das Wesen der wahren Frömmigkeit aus. Daher kann unter uns über den Nuzen des Gebetes gar keine Frage sein; gewiß, gewiß haben wir ihn Alle erfahren. Wenn unsere Freuden oft unschuldig geblieben sind, wo Andere in das Gebiet der Sünde hinüberschweiften; wenn unser Urtheil von Demuth und Bescheidenheit geleitet war, wo sonst Stolz und Uebermuth am leichtesten die Oberhand gewinnen; wenn wir bewahrt blieben auch vor dem Bösen, welches der menschliche Verstand sonst nur allzu bereitwillig entschuldigt: so war es die Kraft des Gebetes, die uns so wohlthätig beschüzt hat. Ob es aber außerdem noch eine andere Kraft in der Welt habe, das ist eine Frage die gar wohl aufgeworfen werden kann, und über die wir zur Gewißheit kommen müssen, wenn wir unser Gemüth nicht unnüzerweise beunruhigen sollen. Sollen wir alle unsere Gedanken mit dem Gedanken an Gott in Verbindung bringen: so dürfen und sollen wir auch eben so verfahren mit unsern Wünschen, daß sich dies oder jenes ereignen oder von uns und Andern abgewendet werden möge. Wenn wir aber alsdann die Erfüllung dieser Wünsche für den Endzwekk des Gebetes halten, und was uns von der Erhörung desselben verheißen ist, hierauf beziehn wollen; wenn wir entweder, wie Einige thun, diese Erhörung als ein ausschließendes und untrügliches Kennzeichen des göttlichen Wohlgefallens ansehn; oder wenn wir auch nur, wie bei sehr Vie

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len der Fall ist, glauben, daß durch unser Bitten irgend ein neues Gewicht in die Wageschale gelegt werde gleichviel, was für Einschränkungen über die Beschaffenheit unseres Gemüthes, über die Vernunftmåßigkeit unseres Wunsches, über die Bescheidenheit unseres Herzens wir diesem Glauben beifügen: so erfüllen wir unser Gemüth mit Erwartungen, deren gewöhnlich nichtiger Ausgang unserer Ruhe nachtheilig ist, ja wir können dadurch in die peinlichste Ungewißheit über unser Verhältniß gegen Gott gerathen. Laßt uns in dieser Hinsicht über das Gebet mit einander nachdenken. Der Abschnitt der Leidensgeschichte, auf welchen wir unsere Aufmerksamkeit zu richten haben, giebt dazu eine besondere Veranlassung, indem er uns den Erlöser selbst in einem solchen Gebet begriffen zeigt. Von der Beschaffenheit und dem Erfolge desselben wollen wir ausgehn; und Ihr werdet mir gewiß darin im Voraus beistimmen, daß der Jünger nicht über seinen Meister ist, und daß wir von unserm Gebete nicht mehr erwarten können, als Christus davon erfuhr. Soll die Erhörung ein Zeichen der göttlichen Gnade sein: so mußte es demjenigen vorzüglich gegeben werden, an dem Gott einen so außerordentlichen Wohlgefallen hatte. Soll sie nur da Statt finden, wo die eigenen Kräfte des Menschen nicht hinreichen, und es einer besondern Hülfe bedarf: so wißt Ihr, wie gänzlich der Erlöser sich alles menschlichen Beistandes entåußert hatte, und was für enge Grenzen ihm die Geseze stekkten, denen er in allen seinen Handlungen folgte. Soll es dabei auf die Wichtigkeit und Schuldlosigkeit des Wunsches ankommen: so kennt Ihr ihn dafür, daß sein Gemüth von Kleinigkeiten nicht ergriffen wurde, und daß er in allen Stükken versucht worden ist, gleich wie wir, ausgenommen die Sünde. Können wir also auch den Schluß nicht im Voraus machen, was Christi Gebet bewirkt, das kann das. unsrige auch bewirken: so steht doch gewiß der Saz fest, was sein Gebet nicht bewirken konnte, das wird das unsrige auch nicht be= wirken können. Diese Gleichheit unseres Verhältnisses mit dem seinigen muß, wie auch die Untersuchung ausfalle, einen Jeden beruhigen, und ich bitte Euch daher um so zuversichtlicher um eine unbefangene und gefaßte Aufmerksamkeit.

Text. Matth. 26, 36-46.

Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: sezet Euch hie, bis daß ich dorthin gehe und bete. Und nahm zu sich Petrum und die

zween Söhne Zebedåi, und fing an zu trauern und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: meine Seele ist betrübt bis in den Tod, bleibet hie und wachet mit mir. Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht, und betete, und sprach: Mein Vater, ists möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst. Und er kam zu seinen Jüngermund fand sie schlafend, und sprach zu Petro: Könnet Ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, daß Ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Zum andern Male aber ging er hin, betete und sprach: Mein Vater, ists nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe Dein Wille. Und er kam und fand sie aber schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs, und er ließ sie und ging abermal hin und betete zum dritten Mal, und sprach dieselbigen Worte. Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt Ihr nun schlafen und ruhen? Siehe die Stunde ist hie, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hånde überantwortet wird. Stehet auf, lasset uns gehen: siehe er ist da, der mich verråth.

Wir sehen hier den Erlöser unmittelbar, ehe er in die Hände seiner Feinde fiel, in einer unruhigen und sorgenvollen Gemüthsstimmung. Er wußte, daß ein Anschlag gegen sein Leben gemacht worden, und jezt eben im Begriff war, ausgeführt zu werden. So bestimmt und so ruhig er auch sonst über das, was ihm bevorstand, mit seinen Jüngern geredet hatte, jezt da er den Kampf selbst antreten sollte, da in der größern Nåhe alles bestimmter und stårker erschien, ward er von den verschiedenen Empfindungen, die eine solche Aussicht in ihm erregen mußte, in eine heftigere Bewegung gesezt, als wir sonst an ihm zu sehen gewohnt sind. Er suchte die Einsamkeit und floh sie wieder, vom Gebet kehrte er zu seinen Jüngern zurükk, die gar nicht in der Verfassung waren, ihm irgend Trost und Aufmunterung zu schaffen, und von ihnen wendete er sich wieder zum Gebet. In einer solchen Lage pflegt selbst denen, die am weitesten von der wahren Frömmigkeit entfernt sind, der alte halbvergessene Gedanke an Gott wieder ins Gedächtniß zu kommen, und sie wenden sich an ihn um Hülfe und Rettung; in einer solchen Lage pflegen selbst diejenigen, welche den festesten Muth und die unbedingteste Ergebung in den göttlichen Willen haben,

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