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ten gelokkt, sondern ihm nur furchtbare Kämpfe mit neuen Versuchungen gezeigt.

Aber, könnte Jemand sagen, eben so bleibt auch dem Sinnlichen und Irdischgesinnten, den eine Begierde zur andern treibt, immer noch ein ungestilltes Sehnen nach irgend einem Genuß: sind wir denn mit unserm Schmerz wol im Geringsten besser daran als dieser? Ob wir es sind! Wir können, was Jener nicht kann, Gott fragen, warum er uns diesem Schmerz dahingiebt, und er wird uns antworten. Auch Christus starb nicht mit dieser wehmüthigen Frage. Was daran von dem unschuldigen Wunsche herrührt, daß das Gute gerade durch uns geschehen möge, das wird sich verlieren in den Gedanken, daß seine Gnade uns genügen müsse; was Eifer ist für die Sache Gottes, das wird sich verwandeln in kindliches Vertrauen zu dem, der auch ohne uns Mittel und Wege zu seinem Ziele finden wird. Eine göttliche Ruhe löset also jenen Schmerz auf. Haben wir wirklich nur das Gute im Sinn: so befehlen wir Gott, indem wir ihm unsern Geist befehlen, getrost auch unsere Werke und unsere Entschlüsse; und was auch unvollendet geblieben sei, wir werden dennoch mit Recht sagen können: es ist vollbracht.

II. Möchten wir ferner Alle sterben mit ungetrübter Ruhe bei allen unbilligen und unvernünftigen Urtheilen, bei dem lieblosesten und feindseligsten Betragen der Menschen. So finden wir Christum. Mit dem unwürdigsten Spotte weideten sich seine Widersacher an den Qualen seiner lezten Augenblikke, und mißdeuteten aus Bosheit oder Unverstand seinę klaren Worte, um sie belachen zu können; dennoch entfuhr Ihm auch nicht das leiseste Zeichen des Mißmuthes. Vielleicht scheint jene Begegnung der Menschen gerade das Bitterste in dem Leidenskelche dessen, der sich so große Verdienste um sie erworben hatte; aber ich muß dennoch sagen, auch dies ist ein Leiden, welches wir, so lange die Dinge in der Welt sich so verhalten wie jezt, ebenfalls, wenn gleich in einem geringern Maaße, werden zu ertragen haben, und wobei uns, wie es uns auch treffe, die Fassung des Erlösers willkommen und wünschenswerth sein muß. Unvernünftige Urtheile sind etwas, was wir unvermeidlich über uns müssen ergehen lassen. Keiner steht so hoch, keiner so niedrig, den sie nicht erreichten. Und eine wahrhaft christliche und rechtschaffene Gesinnung warum sollen wir uns das verhelen? ist überall etwas so seltnes, daß die Menschen zu wenig Gelegenheit haben sie recht zu beobachten, um sie entdekken

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und unterscheiden zu lernen. Unbekannte und Seltene voraus sezen, um das Betragen der Men schen daraus zu erklären? Sie begnügen sich lieber mit dem Unwahrscheinlichsten, sie denken sich lieber auf eine künstliche Art das Widersinnige aus. Ueberdies ist es gar nicht schwer, jede einzelne Aeußerung dieses christlichen Sinnes aus einem andern Grunde abzuleiten. Kommt dabei zufälligerweise etwas heraus, was einer von den gewöhnlichen Neigungen der Menschen angemessen ist: so ist die Erklärung bereit. Konnte nicht leicht eine solche Befriedis gung dabei gesucht oder beabsichtiget werden: so war es die Eitelkeit, die sonderbar scheinen, die Heuchelei, die mit Tugend und Uneigennůzigkeit prahlen will, oder es lag irgend eine verborgene Absicht dabei zum Grunde, die auch der Scharfsinn eines Spåhers bald entdekkt. Widerspricht dann eine Handlung, so erklårt, der anderen: so werden die Voraussezungen nur dreister, und der Spott ergießt sich muthwilliger über einen so übel zusammenhängenden Menschen. Er treibt die Teufel aus durch den Obersten der Teufel, das ist so die Art, wie die wahren Verehrer Gottes und seines Gesezes in den schwierigsten Fållen, wo sie am größten und edelsten gehandelt haben, von dem großen Haufen der Menschen beurtheilt werden. Ehe glauben sie, daß wir aus Haß wohlthun, daß wir aus Eigennuz die Güter der Erde gering achten, daß wir aus Ruhmsucht uns dem Gelächter der Welt aussezen, ehe Alles, als daß sie etwas einer wahren und ungefärbten Gottseligkeit zuschreiben sollten. Müssen wir das während unseres Lebens reichlich ge= nug erfahren: so wird es in den lezten Stunden desselben um so sicherer der Fall sein, je mehr unsern Wünschen angemessenes fich bei unserm Austritt aus dieser Welt vereinigt. Bleiben wir bis ans Ende rüstig und thätig in der Gesellschaft: so wird es auch ein Gegenstand der Aufmerksamkeit für Viele sein, wie wir denn abtreten vom Schauplaz. Sind wir bis ans Ende der Mittelpunkt eines kleinen Kreises geliebter und gleichgesinnter Seelen gewesen, bei denen unsere Gedanken, unsere Rathschläge, der Ausdrukk unserer Gesinnungen immer etwas galten: so werden auch-Anderer Augen neugierig auf das Lager unseres Todes gerichtet sein. Und haben wir alsdann noch Kraft unser Inneres zu äußern, dann zeigt sich in diesen Stunden Alles, was sie nicht verstehen und nicht vereinigen können, recht nahe zusammengedrångt. Die fortdauernde Anhänglichkeit an die geliebten und mit Eifer betriebenen Geschäfte des Lebens, und die Freude, womit wir dem, was uns im bessern

Warum sollen sie also gerade das

Reiche Christi bereitet ist, entgegengehen; die Ruhe, mit der wir bereit sein werden, uns von Allem zu trennen, was nur zu unsern Umgebungen in dieser Welt, zu den Eigenthümlichkeiten des irdischen Zustandes gehört; die Ruhe, mit der wir selbst unsere Kräfte schwinden, unsere Sinne uns verlassen, und unsere Glieder unter der ersten Berührung der kalten Hand des Todes werden erstarren sehen, und dabei doch die fortgesezte lebhafte Theilnahme an Alem, was das Wohl unserer Freunde und Angehörigen, das Heil des Vaterlandes, die Ruhe der Gesellschaft, die Ausbreitung der Wahrheit und den ungehinderten Fortgang des Guten in der Welt angeht, dies Alles zusammen, wie kann es ihnen anders als unbegreiflich sein? Dann werden sie, um nicht die Größe der Seele, wie sie es nennen, bewundern zu müssen, tadelsüchtig jede Schwachheit, vielleicht aus alter Zeit, sich ins Gedächtniß rufen, oder wenn ihnen das nicht zu Gebote steht, sich, wie sie es Christo machten, an Worte und Handlungen erinnern, die ganz denselben Geist athmeten, aber über welche sie schon lange ein verkehrtes, verdammendes Urtheil ausgesprochen haben; dann werden sie auch in den lezten Aeußerungen eines frommen, das Gesez Gottes ehrenden Herzens, den alten Stolz wieder finden, der ihnen långst ein Greuel war, die Schwärmerei, die sie långst verachteten, die Parteisucht, die sie immer gehaßt haben, die Scheinheiligkeit, die sie schon oft aufdekken mußten. Wehe uns, wenn dann diejenigen, welche uns lieben, sorgfältig die lezten harten und falschen Urtheile, die über uns gefällt werden, vor uns verbergen müßten, um uns nicht auf eine schmerzhafte Art aus dem süßen Traume zu wekken, als ob die Menschen die wahre Gottseligkeit und die sittliche Stimmung des Gemüthes wenigstens kennen, und ehren, wenn sie auch selbst keinen Theil daran haben! wehe uns, wenn man uns dann noch hintergehen müßte über die Meinung der Menschen, damit nicht eine bittere Empfindung unsere lezten Stunden trübe! Es wåre ein Zeichen, daß wir die Menschen niemals erkannt haben, daß wir als Unschuldige aber auch sehr Unwissende zwischen ihnen hindurchgegangen sind, daß wir immer noch fortfahren würden, uns an ihnen zu irren, wenn uns långeres Leben beschieden wåre. Mit großem Recht also wünsche ich Allen für diesen Fall die Ruhe und die Gleichmüthigkeit des Erlösers, denn sie ist die Folge der reifsten Weisheit und der åchtesten Frömmigkeit. Wem selbst in den lezten Augenblikken die Blindheit, die in Låsterung und Verlåumdung ausartet, wenn er sie wahrnehmen könnte, nicht das Herz zerreißen

würde, der kennt seit lange her die thōrichte Weisheit und das tiefe Verderben der Menschen. Wer auch dann nicht verleitet wird, das Gute, welches er ihnen erwiesen hat, unmuthig zù bereuen, der hat gewiß bei allen seinen Thaten nicht Menschengunst, nicht Lob, nicht Dankbarkeit im Auge gehabt, sondern allein den Willen des Hochsten. Wer auch dann noch Wohlwollen genug übrig behålt, um zu sagen, Vater vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun, dessen Liebe ist von der reinsten und göttlichsten Art.

III. Möchten wir Alle sterben, eben so umgeben von liebenden und leidenden Freunden, wie der Erlöser. Da stand seine zårtliche Mutter und der Jünger, welchen er liebte, und zwischen beiden stiftete er noch einen innigen Bund der Sorgfalt und der Treue; da standen die Frauen, welche Ihm nachgefolgt waren, und gewiß noch Manche von seinen uns nicht so bekannten Verehrern. Welch ein Trost muß es Ihm gewesen sein, daß er noch auf Alle wohlthatig wirken konnte, und ihren Glauben und ihre Gesinnungen stårken durch Alles was sich an Ihm hohes und göttliches offenbarte. Aber auch schon ihre Treue und ihre Gegenwart muß Ihm die Leiden des Todes versüßt und sein Herz mit beruhigenden Gefühlen angefüllt haben. Wenn der Schmerz über die Unterbrechung seines Werks Ihm das Zeugniß gab, daß er seinen Posten würdig behauptet hatte; wenn Ihm seine Gleichmüthigkeit beim Spott seiner Feinde ein Beweis sein konnte, wie ächt und vollkommen seine Weisheit war: so war diese gegenseitige bis zum Tode ausharrende Liebe und Treue das beste Zeugniß, daß Er mit seinem liebevollen Herzen das höchste Glükk des Lebens in seinem ganzen Umfange genossen hatte. Und eben darum wünsche ich uns vor allen Dingen mit einer solchen Umgebung zu sterben, ja ich fordere es, soviel an uns ist, von einem Jeden. Sagt nicht, das hånge nicht von Euch ab, sondern von der freien Gnade Gottes, ob nicht schon vor Eurem Tode Euch die schönsten Bande der Natur aufgelöst sein werden, ob nicht mancher unter Euch vielleicht als der lezte übrig bleibt von Allen, die ihm angehören, ob nicht Viele unter Euch der Tod in einer weiten Entfernung von Eltern und Kindern, von Geschwistern und Verwandten antreffen wird. Ich bitte Euch, so ehrwürdig und beseligend auch diese Zuneigungen sind, welche die Natur selbst gestiftet hat, denket jezt nicht allein an sie. Es ist der Ordnung gemäß, daß der Tod hier schon manche Lükke gemacht hat, ehe er uns selbst von unserer Stelle hinwegreißt: aber, wenn auch Alle, welche uns durch die Bande des Blutes verwandt sind,

um unser Sterbelager versammelt wåren, den Trost, welchen alsdann die Gegenwart der Freundschaft gewährt, würden wir dennoch nicht empfinden, wenn sie nicht zugleich die Vertrauten unserer Gesinnungen sind, und das Innerste unsers Herzens verstehen. Sehet da, diese sind mir Mutter und Brüder, sagte Christus einst, und zeigte auf die Freunde seiner Wahl; eben solche waren es auch größtentheils, welche jezt als traurende Freunde um sein Kreuz herstanden, und an eben solchen soll es Keinem unter uns fehlen, so lange wir noch auf Erden leben. Zweifelt nicht, ob auch Ihr dieses Glükk erreichen könnt; es wåre kein ungünstiges Geschikk, sondern ein trauriges Zeichen, daß Ihr die höchste Aufgabe des Lebens nicht richtig gelös't habet. So feindselig wird die Welt nicht regiert, daß irgend Einem, der es bedarf und verdient, ein Freund vorenthalten würde, dem sein Herz sich öfnen kann. Die Kraft der menschlichen Natur gleichgestimmte Gemüther an sich zu ziehn ist so groß, daß, wenn Ihr nur über irgend etwas richtiger und tiefer denkt, irgend etwas inniger und eigenthümlicher empfindet, und dies in euren Handlungen ausdrükkt, sich diejenigen gewiß hinzufinden werden, welche gerade dieses zu schäzen wissen oder Euch darin ähnlich sind; und nur auf Euer Bedürfniß Liebe und Freundschaft zu genießen, wird es ankommen, ob eine feste und dauerhafte Vereinigung der Gemüther zu Stande kommt; nur auf eurem Willen beruht es, ob Ihr auch im Tode noch die eigenthümlichen Tröstungen genießen werdet, welche die Gegenwart treuer Freunde mit sich bringt. Fürchtet nicht, wenn Ihr sie gefunden habt, daß die Veränderlichkeit des menschlichen Herzens sie Euch rauben werde; diese erstrekkt sich nicht bis in diejenige Tiefe, worin wahre Freundschaft ihre Wurzeln schlägt. Sehet auf Christum, er verlor Keinen von den Seinigen, als nur das verlorne Schaf, auf daß die Schrift erfüllt würde; und überzeugt Exch, daß es überall in wahrer Freundschaft keine Unbeständigkeit, keine Untreue geben könne. Fürchtet nicht, daß doch der Tod auch diese Euch Alle hinwegraffen könne, ehe das Ziel eures eignen Lebens erreicht ist; denn jene Kraft des menschlichen Gemüthes hört nie auf, und nie kann es ihr ganz an Gegenständen fehlen, auf welche sie sich richten könnte. Freilich wird nie ein Freund, den Ihr verloren habt, ganz ersezt werden, jede spätere Verbindung wird sich anders gestalten, als die frühere: aber innig und herzlich kann sie doch sein, und dann gewährt sie auch das frohe Bewußtsein, daß Ihr um Eurer selbst willen Liebe und Achtung genießt, und auf das Innerste

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