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wäre die Religion noch ein Band, welches die Chriften auf eine eigenthümliche Art vereinigt. Es sieht allerdings nicht aus, als verhielte es sich so: aber ich sehe nicht, wie wir umhin können dies dennoch vorauszusezen. Sollen unsere religiösen Zusammenkünfte eine Missionsanstalt sein, um die Menschen erst zu Christen zu machen: so müßten wir ohnedies ganz anders zu Werke gehen. Soll aber von ihrem Verhältniß zum Christenthum gar nicht die Rede sein: so sehe ich nicht ein, warum vom Christenthum die Rede ist. Vielleicht kommt auch die Sache das durch wieder zu Stande, daß man sie voraussezt; wenigs stens giebt es nichts verderblicheres für unsere religiösen Vorträge, als das Schwanken zwischen jenen beiden Ansichten, ob wir als zu Christen reden sollen, oder als zu Nichtchriften. Andere werden sich daran årgern, daß der Unterschied zwischen sittlichen und unsittlichen Menschen, zwischen Frommen und Weltlichgesinnten so strenge genommen ist, wie es unter unsern Gottesgelehrten schon lange nicht mehr Mode sein will ihn zu behandeln : aber Sie wissen, daß ich diesem Anstoß nicht abhelfen konnte, ohne dem was ich für das Wesentliche des Christenthums halte, untreu zu werden. Noch Andere werden es tadeln, daß ich nicht einige besondere Gründe anführe um mich zu entschuldigen, warum ich bei der ungeheuren Menge gedrukkter Predigten auch diese noch drukken lasse. Aber das kommt mir wunderlich vor. Sind sie schlecht: so können alle besondere Gründe nichts helfen. Haben sie aber so viel Gutes und Eigenthümliches, daß sie ein Publikum finden, welches sie beizubehalten wünschen würde wenn die schlechtere Hälfte aller gedrukkten Predigten vertilgt werden sollte: so haben sie ein gegründetes Recht zu existiren

auch ohne alle besonderen Gründe. Und so wünschen Sie nur mit mir, da sie Ihnen doch einmal angehört, daß nicht Kenner von weniger Güte gegen mich als Sie, Ursach finden mögen, ein verwerfendes Urtheil über meine Arbeit zu fällen, und daß sie auf ihre Weise der guten Sache möge nüzlich sein.

Nachschrift

bei der zweiten Auflage.

Es macht mir Freude Ihnen diese Vorträge noch einmal zu übergeben. Sie werden finden, wenn Sie vergleichen wollen, daß ich wenig und nur im Einzelnen geändert habe. Und in der That wußte ich, wenn jeder Vortrag in den ursprünglich abgestekkten Grenzen bleiben und den einmal angestimmten Ton behalten sollte, nichts reichhaltigeres oder wirksameres daraus zu machen. Für mehrere würde ich vielleicht jezt eine ganz andere Art der Darstel lung wählen: allein so etwas ganz Neues an die Stelle des bisherigen zu sezen hielt ich mich nicht für befugt. Was einmal herausgetreten ist als unser Werk und als solches gewirkt und Freunde gefunden hat, das hat sich eben dadurch auch ein unabhängiges Dasein erworben, und Rechte, die selbst der Urheber nicht verlezen darf. Zu einzelnen Verbesserungen würde ich vielleicht noch mehr Veranlassung gefunden haben, wenn ich mir die Ausstellungen einiger wolwollenden und einsichtsvollen Beurtheiler ange.

merkt håtte; allein ich rechnete zu wenig auf einen neuen Abdrukk um solche Vorkehrungen zu treffen.

Hiebei führt mich die Erinnerung an eine von den wenigen mir bekanntgewordenen Beurtheilungen auf einen Gegenstand, über den ich ein Paar Worte mit Ihnen reden möchte. Ein sehr achtungswerther Mann, und der viel Schönes über diese Arbeit sagt, macht mir einen Vorwurf aus dem offenen Bekenntniß, daß ich meine Vorträge nie ehe sie gehalten werden wörtlich aufzeichne, und er scheint dies ordentlich als eine Gewissenssache anzuschn. Ich meines Theils möchte aus meinem Verfahren eben so wenig ein allgemeines Gesez machen, als ich auf der andern Seite das Unrecht einsehe, welches darin liegen soll. Denn die Voraussezung eine nicht aufgeschriebene und memorirte Rede müßte vernachlässigt sein, ist doch wol einseitig. Unterscheiden wird sie freilich der Kenner; aber das soll er auch, weil nemlich die Vollkommenheit einer solchen Rede und einer andern gar nicht dieselbe ist. Eben darum überzeuge sich nun jeder, auf welchem Wege er selbst am meisten zu leisten vermag. Im Allgemeinen möchte ich nur wünschen, daß jeder ruhige und besonnenere Redner ohne den Buchstaben bestimmt ausgearbeitet und ins Gedächtniß gefaßt zu haben die Kanzel bestiege; nur so wird er wahrscheinlich mit eben soviel Wärme als Sicherheit reden. Der beweglichere und heftigere dagegen binde sich lieber, wenn er es vermag, an das vorher aufgeschriebene Wort; so gelangt er wol am ehesten zu der Mäßigung, welche dem Zuhörer das ruhige und klare Auffassen erleichtert. Der vollendete Meister natürlich soll unter dieser Regel nicht stehen, und denjenigen, den eine persönliche Beschränkung auf eine von beiden Seiten nöthiget, soll sie

nicht binden; für den aber, der etwa außer dem religiösen Zwekk noch einen persönlichen hegt, und nebenbei auch glänzen will wenn er erbaut, verstehe ich gar keine zu geben.

Uebrigens sehen Sie, daß ich kühn geworden bin, und zu dieser Sammlung eine zweite verspreche, um ihr ergån= zend zum Gegenstükk zu dienen. Sie schelten wol nicht darüber. Wir wissen so selten wieviel Zuhörer wir haben unter den Anwesenden; warum sollen wir nicht, wenn es fich thun läßt, die Zahl auch durch Entferntere vermehren? Jeder wirke, so weit er kann, um romme Gesinnungen zu beleben und die Menschen über ihr eignes Gefühl zu verständigen.

I.

Die Aehnlichkeit der Zukunft mit der Vergangenheit.

Am Neujahrstage.

as Vorrecht sich die Zukunft vorzustellen und wenn auch nur mit unsichern Augen hineinzusehen gehört unter diejenigen, deren sich die Menschen mit der wenigsten Mäßigung bedienen. Wieviel Zeit wird nicht hingebracht mit dem Bestreben, zu errathen, was geschehen wird! Wie oft versezt nicht Ungeduld, welche die Begebenheiten herankommen, die mancherlei Verwikkelungen sich auflösen sehen will, den Menschen in Unthätigkeit, und raubt ihm den gegenwärtigen Augenblikk! An einem Tage wie der heutige, da wir nach der Eintheilung, über welche fast alle gesittete Völker der Erde übereingekommen sind, ein neues Jahr anfangen, ist diese Beschäftigung mit der Zukunft gewiß ganz allgemein. Es hat freilich diese Eintheilung der Zeit auf den Lauf der Dinge gar keinen Einfluß. Nichts Neues geschieht heute, was uns veranlassen könnte, die Zeit von nun an als eine andere anzusehen. Aber dieser Tag ist einmal hingestellt als eine Scheidewand zwischen Vergangenheit und Zukunft; Jedermann befindet sich in einem Zustande der Ueberlegung, und diese richtet sich gewiß bei den Meisten auf dasjenige, was da kommen soll. Billigerweise ist es daher die Absicht unserer Zusammenkunft an diesem Ort, daß wir uns hiebei in eine solche Gemüthsverfassung sezen, welche aufrichtigen Verehrern des Höchsten und gehorsamen Kindern des himmlischen Vaters geziemt. Denn überlassen wir uns ganz dem Spiel, zu welchem unsere Einbildungskraft geneigt ist: so werden aus dem verworrenen Bilde, welches sich jedem zuerst darstellt, sehr bald bestimmte Gestalten hervortreten, von dem was uns selbst betreffen kann, so wie von dem, was fich

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