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Er traf die vier im vollen Glück des Spiels. Sie hatten sich ein Feuerchen angezündet auf dem unbebauten Land dicht hinterm Gartengitter, so daß die überhängenden Büsche des Gartens sie wie ein Dach beschüßten.

Eng hockten sie zusammen; sie waren jezt im Lager. Frida hielt Kartoffeln in der Schürze, die in der Asche gebraten werden sollten; aber das Feuerchen wollte nicht brennen, das Reisig schwelte nur. Wolfgang lag bäuchlings auf der Erde und blies, auf die Ellenbogen gestüßt, mit aller Kraft seiner Lungen. Aber die reichte doch nicht aus, das Feuer wollte und wollte nicht brennen.

Leise war Schlieben herangekommen, in ihrem Eifer hatten die Kinder ihn gar nicht bemerkt. Will's nicht brennen ?" fragte er.

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In einem heftigen Emporschnellen war Wolfgang sofort auf den Füßen. Er war rot und frisch gewesen, nun wurde er blaß, sein offener Blick senkte sich scheu, ein trübseliger Ausdruck verlängerte sein rundes Kindergesicht und ließ ihn älter erscheinen

"

Muß ich 'reinkommen ?" Es flang kläglich.

Schlieben überhörte die Frage mit Absicht; er hatte ihn eigentlich hereinholen wollen, aber nun zögerte er plötzlich zu sagen: ja. Es war doch hart für den Jungen, nun fortzumüssen, ehe das Feuerchen brannte, ehe die Kartoffeln gebraten waren! So sagte er nichts, sondern bückte sich, und als er doch noch nicht tief genug herabkam, fniete er nieder und blies mit dem vollen Odem seiner breiten Brust in das schwach-knisternde Gezweig. Sofort sprühten Funken, und ein aufzüngelndes Flämmchen wurde rasch zur Flamme.

C. Viebig, Einer Mutter Sohn.

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Ein Jauchzen stieg auf. Frida hüpfte im Kreis, ihre 3öpfe flogen: „Et brennt, et brennt!" In ihren Jubel stimmten Artur und Hans mit ein; auch sie hüpften von einem Fuß auf den andern, klatschten in die beschmußten Hände und schrieen gellend: „Et brennt, et brennt!"

„Kinder, Ruhe!" Schlieben war amüsiert durch diese Seligkeit. Er kommandierte: „Reisig her, aber recht trockenes," selber von einem Eifer erfaßt, diese noch unsichere, bald sich duckende, bald hoch aufflackernde Flamme zu erhalten. Er blies und stocherte und feuerte nach; der Wind trieb ihm den Rauch ins Gesicht, daß er husten mußte, aber er wischte sich die tränenden Augen und hatte auch nicht acht, daß sein Beinkleid vom Knieen auf dem Grund grünlich-nasse Flecke bekam und etwaige Vorübergehende sich sehr wundern würden, Herrn Paul Schlieben bei solcher Beschäftigung zu sehen. Es machte ihm jezt selber Spaß, unterm blaßblauen Herbsthimmel, an dem die weißen Wolfen flogen und die Schwalben zwitschernd dahinschossen, ein Kartoffelfeuerchen zu unterhalten. Er hatte so etwas nie gekannt war er doch ein Stadtkind aber es war schön, wirklich schön!

Die Kinder trugen Reifig zu, Wolfgang nahm's und brach es überm Knie fnac die Stecken sprangen wie Glas. Wie der Junge das im Griff hatte!

Hoch loderte die Flamme, eine behagliche Wärme strömte vom Feuerchen aus: da mußte man sich die Hände dran wärmen können wahrhaftig, es tat gut!

Und dann folgte des Mannes Auge dem Rauch, den der Wind vom Acker aufhob, einem leichten Wölkchen gleich. Grau erschien erst das Wölkchen, doch je höher es flog,

desto lichter wurde es, freundlicher Sonnenschein durchschimmerte es verklärend. Es schwebte hinauf, immer hinauf, immer körperloser, ungreifbarer, bis es ganz verflog ein Ahnen, ein Hauch.

Es war nun an der Zeit, die Kartoffeln einzubuddeln; Wolfgang war geschäftig dabei. Man hatte nicht mehr ge= schürt, die Flamme war zusammengefunken, aber die Asche barg die ganze Glut. Mit großen Augen standen die Kinder herum, ganz still, fast den Atem anhaltend, und doch zitternd vor Erwartung: wann würde die erste Kartoffel gar sein?! Ah, roch es nicht schon so gut?! Witternd blähten sie die Näschen. Aber Schlieben flopfte jezt seine Beinkleider ab und schichte sich zum Gehen an - es würde doch zu lange dauern, bis die Kartoffeln fertig waren! Fast empfand er etwas wie Bedauern. Aber es ging wirklich nicht, daß er noch länger hier umherstand, was sollten die Leute eigentlich von ihm denken ?!

Schlieben hatte sich jezt selber wiedergefunden. „Genug jezt,“ sagte er, und dann ging er, sorgsam die aufgebuddelten, unwegsamen Stellen des Feldes vermeidend. Da hörte er Tritte dicht hinter sich. Er drehte sich um: Wolf?! Nun, was willst du?"

Die dunklen Augen des Knaben sahen ihn traurig an. Gehst du auch nach Hause?" Ein Erstaunen lag in Schliebens Frage - er hatte doch gar nicht gesagt, daß der Junge mitkommen sollte ?!

Ein herrlicher Duft kam von den Kiefern her, die Luft atmete sich so frei, so leicht, und dieser blaßblaue Himmel mit den gewischten weißen Wolken, hatte etwas

so ungemein Klares, den Blick Erhellendes. Weiße Fäden flogen über Land, vom reinen Ost getrieben, hingen sich an grünbenadelte Aste und schimmerten da wie Elfengespinst. Und die Sonne war noch angenehm warm, ohne zu bren= nen, und ein kräftigender, bitterlich-herber Geruch strömte von den goldfarbenen Blättern der Büsche, die die Rückseiten der Gärten abschlossen.

Der Mann holte tief Atem; ihm war, als sei er plöglich um zehn, um zwanzig nein, um dreißig Jahre jünger. Um mehr noch!

„Na, lauf_nur,“ sagte er.

Der Knabe sah ihn an, als habe er ihn nicht recht verstanden.

„Lauf,“ sagte er noch einmal kurz und bündig und lächelte dabei.

Da stieß der Junge einen Schrei aus, einen so gellendjauchzenden Schrei, daß die Kameraden, die auf den Hacken ums Kartoffelfeuerchen kauerten, sofort mit einstimmten, ohne zu wissen warum.

Im dunklen Auge des Knaben, der die Freiheit liebte, die freie Luft, den freien Lauf, flammte es auf. Er sagte es nicht, daß er beglückt war, aber er schöpfte so tief Atem, als fiele ihm eine Last von der Brust. Und Schlieben sah auf dem Gesicht, das jezt anfing sich zu vergröbern, die weiche Rundung der Kindlichkeit im Mager-Jungenhaften zu verlieren, einen Zug, der es fein und schön machte.

Blizschnell, wie aus straffem Bogen geschnellt, flog Wolfgang zurück übers Feld.

Schlieben ging in seinen Garten zurück; vorsichtig, da

mit sie nicht knarrte, öffnete er die Gittertür und schloß sie ebenso leise wieder - Käte brauchte es nicht zu wissen, wo er gewesen war! Aber da stand sie schon am Fenster.

Es war etwas rührend Ratloses in ihrer Haltung, ein bängliches Forschen in ihrem Blick — nein, sie brauchte ihn so nicht anzusehen, er war ihr nicht böse!

Und er nichte ihr zu.

Als das Hausmädchen fragte, ob der Herr nicht wisse, wo der Junge sei, schon dreimal habe sie nun die Milch warm machen lassen und auf- und abgetragen, sagte er fast kleinlaut, mit einer Entschuldigung im Ton: „Na, das ist ja nicht so schlimm, Lisbeth! Wärmen Sie sie nachher zum vierten Mal — es ist ihm so gesund drauBen!"

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