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Sie wollte sagen: ‚Das war auch etwas ganz an= dres, bei dir hatte es keine Gefahr aber dann besann sie sich und sagte es nicht. Sie wollte ihm nicht schon wieder mit ihren Befürchtungen, ihren Zweifeln, ihrer ge= heimen nagenden Angst kommen, die keinen greifbaren Grund hatte, sich nicht deutlich machen ließ, wie man am Ende jede andre Empfindung erklären kann. Wie ein sinkender Nebel schwebte stets etwas über ihr. Aber warum es ihm sagen?! Sie wollte sich weder darüber schelten noch darüber auslachen lassen; beides würde ihr gleich empfindlich sein. Er war ja nicht mehr so wie früher! D fie empfand es mit einer leisen Bitterfeit - wie hatte er sie doch vormals verstanden! Jede Regung, jede Schwingung ihrer Seele hatte er mitgefühlt. ahnende Verstehen war ihm abhanden gekommen verstand sie ihn vielleicht nicht mehr?!

Dieses

oder

Aber er war doch noch ihr lieber Mann, ihr guter, getreuer, den sie liebte wie sonst auf der Welt nichts mehr

nein, den sie so liebte, wie sie Wölfchen liebte! Das Kind, ach, das Kind, das war die Sonne, um die sich ihr Leben drehte !

Wenn Paul doch noch so wäre, wie er früher ge= wesen war! Sie mußte ihn jezt so oft heimlich ansehen und sich mit einer gewissen Verwunderung auch in seine äußere Persönlichkeit hineinfinden. Nicht daß ihm das Breiterwerden schlecht stand; die Fülle, die seine schlanke Gestalt mit der einst etwas steifen, immer korrekten Haltung angenommen hatte, paßte zu seinen Jahren, zu den filbrigen Fäden, die im Bart und an den Schläfen zu schimmern begannen. Paßte zu der bequemen Samtjoppe,

die er jegt immer anzog, sowie er nach Hause kam, paßte zu seinem ganzen Wesen. Merkwürdig, daß jemand ein so praktischer Mensch werden konnte, dem früher alles Geschäftliche lästig, ja, höchst zuwider war! Jeht würde er nicht mehr das fremde Kind aus dem Venn auflesen, und

einen langen Blick heftete Käte auf den Gatten — jezt würde er's nicht mehr bei sich aufnehmen wie eine Gabe aus Märchenland !

Ob die Jahre auch sie so verändert hatten ?! Ihr Spiegel zeigte ihr keine zu große Veränderung. Da war noch ganz dieselbe mädchenhafte Figur, die doppelt zart erschien neben der Behäbigkeit des Gatten. Noch war ihr Haar blond, und sie errötete noch wie ein junges Mädchen, dem schon ein streifender Blick das leicht bewegliche Blut unter die zarte Haut treibt. Ja, äußerlich war sie noch jung geblieben! Aber innerlich überkam sie doch oft eine Müdigkeit. Wolf machte ihr den Kopf gar so warm. Eine Mutter, die zehn, fünfzehn Jahre jünger war als sie, die würde es vielleicht nicht gleich ihr empfinden, wieviel Kräfte solch ein Kind kostet! Würde die nicht noch lachen, wenn es ihr schon zum Weinen war?

Gott, welch ungestüme, unerschöpfliche Lebenskraft war in diesem Jungen! Sie war erstaunt, verwirrt, erschöpft davon. Wurde er denn nie müde ? Immer auf den Beinen, um sechs schon auf, immer heraus, heraus! Schon um Tagesgrauen hörte sie ihn sich rastlos werfen. Er schlief neben ihnen, die Verbindungstür nach seinem Zimmer blieb immer auf, obgleich ihr Mann darüber schalt: der Junge wäre groß genug, brauchte die Aufsicht nicht. Nachts wenigstens könnte man sich die Störung ersparen!

Aber sie wollte, sie mußte auch seinen Schlaf bewachen. Oft hörte sie ihn sprechen im Traum, so tief Atem holen, als beenge ihn etwas. Dann schlüpfte sie aus dem Bett, Leise, leise, damit ihr Mann sie nicht hörte, zündete kein Licht an, suchte sich tastend, auf bloßen Füßen, den Weg ins Nebenzimmer. Und dann stand sie an seinem Bett. Noch hatte er das hübsche Gitterbett seiner ersten Knabenjahre — aber wie lange noch, und dies Bett war zu klein ?! Wie er wuchs, so unheimlich schnell! Vorsichtig, mit leichter Hand, fuhr sie über seine Decke und fühlte darunter den langgestreckten Knabenleib. Jezt warf er sich, stöhnte, bäumte sich auf wie einer, der gegen etwas auringt. Was hatte er nur? Jezt sprach er undeutlich. Von was träumte er denn so lebendig? Er schwißte über und über.

Wenn sie ihn nur sehen könnte! Aber sie traute sich nicht, Licht zu machen. Was sollte sie ihrem Mann sagen, wenn er, vom Lichtschein geweckt, sie fragen würde: Was machst du denn da -? Und Wölfchen würde auch aufwachen und fragen: Was willst du denn ?"

Ja, was wollte sie denn eigentlich?! Darauf wußte sie sich keine bestimmte Antwort. Wissen hätte sie nur mögen, was seine Seele im Traum so beschäftigte, daß er seufzte und rang, Von was träumte er? Von wem?! Wo war er im Traum?!

Zitternd stand sie auf ihren bloßen Füßen an seinem Bett und lauschte. Und dann beugte sie sich über ihn, so dicht, daß sein Atem, unruhig und heiß, ihr Gesicht_anwehte, und hauchte wiederum ihn an — mengten sie nicht so ihre Atemzüge, gab sie ihm nicht so Odem von ihren:

Odem? - und flüsterte leise und doch so eindringlich, bittend und beschwörend zugleich: „Die Mutter ist hier, die Mutter ist bei dir!"

Aber mit einem Ruck warf er sich auf die andre Seite, drehte thr den Rücken zu und murmelte. Lauter Unverständliches, selten ward ein Wort deutlich, aber es war genug auch so; sie fühlte: er war nicht hier, nicht bei ihr weit fort! Suchte seine Seele im Traum die Heimat, die er nicht kannte, die er nicht einmal ahnen konnte und die doch so mächtig war, daß sie ihn, auch unbewußt, an sich zog?!

Von einer Unruhe ohnegleichen gepeinigt, stand Käte an Wolfgangs Bett: eine Mutter und doch keine Mutter! Ach, sie war ja nur eine fremde Frau am Bett eines fremden Kindes!

Und sie schlich sich zurück auf ihr Lager und vergrub ihre hämmernde Stirn tief in die Kissen. Heftig fühlte sie ihr Herz pochen, und sie schalt sich selber darüber, daß sie sich so unnüße Gedanken machte. Sie änderte ja nichts dadurch, ward nur müde und traurig.

Wenn Käte nach solchen Nächten aufstand, fühlte sie den besorgten Blick ihres Mannes, und ihre Hände, die das reiche Haar aufsteckten, zitterten. Gut, daß ihr eine Nadel entfiel, da konnte sie sich doch rasch bücken und ihr überwachtes Gesicht mit den umschatteten Augen seinen forschenden Augen entziehen.

Ich bin wieder gar nicht mit dem Befinden meiner Frau zufrieden," klagte Schlieben dem Arzt. „Sie ist wieder schrecklich nervös !"

„So?!“ Geheimrat Hofmanns freundliches Gesicht

wurde energisch. „Ich will Ihnen was sagen, lieber Freund, da geh'n Sie nur gleich dagegen an!"

„Das nüßt nichts!" Schlieben schüttelte den Kopf. Ich kenne doch meine Frau. Der Junge macht's, der verdammte Junge!"

Und er nahm sich Wolfgang vor. „Hör mal, du mußt die Mutter nicht immer so quälen! Merke ich noch einmal, daß sie sich über dich kränkt, weil du ungezogen bist, so sollst du mich kennen lernen!"

Quälte er denn die Mutter?! Wolfgang machte ein verduhtes Gesicht. Und ungezogen war's doch auch nicht, wenn er gern zu Lämkes wollte! Das quält, wenn man innen sizen muß, während draußen der Wind pfeift und einem so lustig das Haar zerwühlt! Und das quälte ihn auch, daß er heute nicht zu Lämkes sollte.

„So geh nur hin,“ sagte Käte. Sie fuhr sogar noch vor Tisch nach Berlin hinein und kaufte eine Puppe, eine hübsche Puppe mit blonden Locken, mit Augen, die sich schlossen und öffneten, und mit einem rosa Kleid. Die bringe Frida zum Geburtstag mit," sagte sie am Nachmittag und händigte sie dem Knaben ein. „Halt! Vorsicht!"

"

Er hatte ungestüm zugepackt, es freute ihn doch zu sehr, daß er Frida was bringen konnte. Und in einer seltenen Regung er war kein Freund von Zärtlichkeiten

redte er der Mutter das Gesicht hin und empfing, in einer Aufwallung von Dankbarkeit, ihren Kuß. Er ließ ihn sich mehr gefallen, als daß er nach ihm verlangte, sie fühlte das wohl, aber sie war doch froh darüber, und mit einem Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte, sah sie ihm dann nach.

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