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und doch fühlte dieses Kind instinktiv: hier fehlt etwas! Fehlte dann nicht auch jenes rätselhafte Band, das eine wirkliche Mutter und ihr wirkliches Kind so unlösbar - geHeimnisvoll, so tief innen verbindet ?

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„Wölfchen,“ sagte sie zitternd - weich, „mein liebes Wölfchen," und strich ihm mit der eiskalten Hand über die heiße Stirn. Das glaubst du doch selber nicht, was du da sagst! Wir haben uns doch so lieb, nicht wahr?! Mein Kind mein geliebtes Kind, sag?!" Sie suchte seinen Blick, sie klammerte sich an seine Antwort.

Aber die Antwort, die sie ersehnte, kam nicht. Er sah an ihr vorbei. „Du erzählst mir ja doch nichts !"

Das kam nicht aus ihm! Jezt auf einmal dies brennende Verlangen! Das hatte ihm jemand eingeflößt, es konnte nicht anders sein! „Wer -" fragte sie stockend „wer hat dir gesagt — du sollst mich so fragen? Wer ?!" Sie hatte ihn bei den Schultern gefaßt, er machte sich frei. Och, was bist du so komisch! Nee niemand! Aber ich möcht's doch wissen. Ich sag' dir doch, ich möcht's wissen! Es quält mich so es quält mich eben!"

ich weiß nicht warum

Es quälte ihn jezt schon, so früh ?! O, dann war's eine Ahnung, eine Ahnung -wer wußte woher?

eine unbewußte Ahnung aus allerersten Kindheitstagen! Wie sollte das werden ?!,Gott, Gott, hilf mir!' schrieen ihre Gedanken. Jetzt galt es zu erfinden, zu erdichten, auszudenken! Diese quälenden Fragen durften niemals, nie mehr wiederkommen!

Und sie zwang sich, zu lächeln, und als sie fühlte,

daß dies Lächeln kein Lächeln war, legte sie, hinter seinen Stuhl tretend, ihre Wange auf seinen Scheitel und ihre beiden Hände um seinen Hals. So konnte er nicht nach ihr umblicken. Und mit gedämpfter Stimme, wie man Kindern ein Märchen erzählt, sprach sie:

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Väterchen und ich waren schon lange verheiratet denk mal an, fast fünfzehn Jahre schon! - und Väterchen und ich wünschten uns so sehr einen lieben Jungen oder ein liebes Mädchen, damit wir nicht so allein wären. Mal war ich eines Tages sehr traurig, denn alle andern Frauen hatten schon ein liebes Kind, nur ich nicht, und ich ging draußen umher und weinte, da hörte ich auf einmal eine Stimme vom Himmel kam die— nein, ein Stimmchen - ein Stimmchen, das — und und Sie verwirrte sich, stotterte und stockte: was sollte sie jezt weiter sagen ? !

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„Hm," machte er ungeduldig. Und -?! Erzähl doch weiter! Und -?!"

Und am andern Tag lagst du in unsrer Wiege," schloß sie, ungeschickt-hastig, mit fast ersticktem Ton.

„Under hatte sich von ihren Händen befreit, sich umgedreht und fah ihr nun ins Gesicht, das ist alles?!" „Nun - und wir wir freuten uns sehr!"

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„Wie dumm!" sagte er gekränkt. So ist doch nicht ,Geboren werden'?! Frau Lämke erzählt es ganz anders. Du weißt es ja gar nicht!" Zweifelnd sah er sie an.

Sie wich seinem Blick aus, aber der seine ließ sie nicht los. Ihr war, als blickten diese forschenden Augen ihr bis auf den Grund der Seele. Da stand sie wie eine Lügnerin und wußte nichts mehr zu sagen.

Du weißt es ja gar nicht," wiederholte er noch einmal, bitter enttäuscht. „Gute Nacht!" Und schlorrte zur Tür. Sie ließ ihn gehen, rief ihn nicht zurück zum Gutenachtfuß. Starr blieb sie sizen.

Oben, im Zimmer über sich, hörte sie seine Tritte. Jezt schleuderte er seine Stiefelchen aus, jezt polterten sie in der Ecke jezt ward es still.

, was sollte sie ihm dereinst sagen, wenn er mit vollem Bewußtsein Fragen an sie richtete, ein zu Fragen berechtigter, Antwort heischender Mensch ?! Sie ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem er gesessen hatte, und stüßte den Kopf in beide Hände.

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ie Freundschaft mit Lämkes wurde eingeschränkt. Nie mehr sollte ihr Kind dorthin gehen! Eine Art von Eifersucht war in Käte aufgequollen gegen diese gewöhnliche Frau, die so unpassende Sachen sprach, die vor Kinderohren sich so gar keinen Zwang antat.

Frau Lämke konnte sich jezt nicht mehr des freundlichen Grußes der feinen Dame rühmen; diese ging jezt am Hause vorüber und sah sie nicht mehr an, schien es nicht zu hören, daß sie respektvoll grüßte: Juten Tag, jnäd'ge Frau!"

„Du, wat habe ick denn eijentlich deine Mama jetan?' fragte sie eines Tages Wolfgang, als sie, vom Einholen zurückkehrend, ihn nach langer Zeit einmal wieder jah. Er lehnte am Gitter des schrägüberliegenden Grundstücks und starrte unverwandten Blickes nach ihrer Haustür.

Er fuhr zusammen; er hatte sie gar nicht kommen hören. Und dann tat er, als bemerke er sie nicht und schnippte mit der Gerte, die seine Hand hielt, in die Luft.

„Kommste denn jar nich mehr bei uns?" fragte sie weiter. „Haste dir mit Atur'n jehauen oder mit Frida'n jezankt? Nee, wat denn, det kann ja nich sind, die hat ja schonst so sehr uf dir jelauert! Die Inädige läßt dir woll nich, was?! Nanu, wir sind woll nich mehr jut jenug? Nee freilich, wir sind nur Portjehs und unsre Kinder Portjehskinder!"

In ihren gutmütigen Ton mischte sich die Gereiztheit der Kränkung, und der Knabe horchte auf. Er wurde glühend rot.

„Na ja, ic sehe schon, du därfst nich! Na, meintwejen, denn nich!" Erbittert wendete sie sich zum Gehen.

„Na, was 's denn noch?!" Er hatte sie durch einen Laut zurückgehalten; sie blieb stehen-wider Willen. Es war etwas in dem Blick der Knabenaugen, die sie jezt voll ansahen, das sie festhielt. „Nee, nee, mein Sohn,“ sagte sie gutmütig, „du kannst ja nich dafor, ick weeß ja!“

Sie läßt mich nicht," murrte er zwischen den Zähnen und hieb mit der Gerte durch die Luft, daß es sauste. Warum denn nich ?" forschte die Frau. Hat je nich jejagt, warum de nich mit Atur'n und Frida'n mehr spielen sollst? Atur hat jezt 'nen neuen Triesel — ei weih,

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der tanzt! Un Frida von die Dame oben bei uns 'nen wunderscheenen Ball!"

Des Knaben Augen flammten. Er holte mit dem Fuß aus und stieß ein Steinchen, das vor ihm lag, so heftig von sich, daß es im Schwung hinüberflog bis zur andern Seite der Straße. Und ich spiele doch mit ihnen!"

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„Na, na, man nich so trogig," ermahnte jezt die Frau. „Et kann ja sind, vielleicht waren die Jöhren unjezogen lieber Jott, man kann doch nich for allens ufkommen, wat se treiben- weeßte, Wolfiangchen, Mama'n mußte doch jehorchen, wenn se 't nu mal durchaus nich will!" Sie seufzte. Wir haben dir sehr lieb jehabt, mein Sohn! Aber det is immer so: erst is de Freundschaft jroß, aber denn besinnen sich die Reichen uf eenmal! Du bist ja ooch jezt eijentlich schonst zu jroß, um in'n Keller bei uns zu sigen

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Sie wollte noch weiter schwagen, da fühlte sie sich an der Hand gefaßt. Es war ein sehr fester Griff, mit dem die Knabenhand die ihre hielt. Sich zu ihm herunterneigend, denn sie war groß und hager und ihr Auge vom ewigen Halbdunkel der Portierwohnung nicht mehr scharf, sah sie, daß er Tränen in den Augen hatte. Sie hatte ihn noch nie weinen sehen und bekam förmlich einen Schrecken.

„Laß man jut sind, laß man, Wölfchen! Nee aber, so weene doch nich, um Jottes willen nich, det wär't noch jrade wert!" Den Zipfel ihrer groben blauen Arbeitsschürze nehmend sie war nur eben mal vom Waschwischte sie ihm die Augen, und

faß fortgelaufen

dann die Backen herunter, und dann strich sie ihm übers

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