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ruhigte der Mann. „Laß ihn im Bette, gib ihm Zitronenlimonade zum Schwizen und auch was zum Abführen. Er hat sich den Magen verdorben oder ist ertältet!"

Über schon am Mittag mußte der Arzt herbeitelephoniert werden. Der Knabe lag, nicht mehr klar, in hohem Fieber.

Scharlach!" Prüfend besah der Sanitätsrat die entblößte Brust und zog dann sorgfältig die Decke wieder höher. „Aber der Ausschlag ist noch nicht recht heraus!“ Scharlach -?!" Käte glaubte in die Kniee sinken o, davor hatte sie sich immer so sehr ge=

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zu müssen fürchtet !

Das frische Frostwetter mit dem blanken Sonnenschein und dem fast sommerblauen Himmel hatte aufge= hört. Graue Tage mit schwerer Luft hingen über dem Villendach; Käte, die am Fenster des Krankenzimmers stand und mit überwachten Augen hinausstarrte in die schwarzen Kiefernwipfel, die da trauerten in der Nebeltrübe, glaubte nie grauere gesehen zu haben.

Die Krankheit hatte den Knaben mit Macht gepackt; als sei sein vollsaftiger, wohlgenährter Körper so recht ein Herd, in dem die Flammen des Fiebers wüteten. Hofmann schüttelte den Kopf: überall war der Scharlach so gutartig aufgetreten, nur hier nicht! Und er warnte vor Erkältung, verordnete dies und das, tat sein Bestes nicht bloß aus Pflicht, nein, aus tiefstem, herzlichstem Anteilgefühl heraus er war dem strammen Jungen immer so gut gewesen. Sie taten alle ihr Bestes. Jede Vorsicht

wurde angewendet, jede Rücksicht alles für ihn geschehen!

es sollte ja alles,

Käte war unermüdlich. Die Hilfe einer Krankenschwester hatte sie abgelehnt; mit Heftigkeit wehrte sie sich gegen ihren Mann, gegen den alten Freund: nein, sie wollte ihr Kind allein pflegen! Eine Mutter wird nicht müde, o nein!

Paul hatte nie geglaubt, daß seine Frau so viel leisten und dabei so geduldig sein könnte sie, die Nervöse, so unermüdlich, so unverzagt! Wohl hatte sie immer einen leisen Tritt gehabt, nun hörte man ihn gar nicht mehr, wenn sie durch die Krankenstube glitt; bald war sie an der linken Seite des Bettes, bald an der rechten. Sie, deren Kräfte so leicht versagten, wenn auch der Wille gut war, war immer, immer auf dem Plah. Es gab viele Nächte, in denen sie keine Stunde Schlaf fand; wie ein Schatten saß sie dann am Morgen in dem großen Lehnstuhl am Bett, aber sie war doch voller Freudigkeit: Wölfchen hatte ja fast zwei Stunden geschlafen!

„Tu dir nicht zu viel, tu dir nicht zu viel," bat der Mann.

Sie wies ihn ab: „Ich fühl's nicht! Ich tu' es ja so gerne!"

Wie lange sollte das so gehen? Würden, konnten diese Kräfte anhalten ?! „Laß doch wenigstens das Mädchen eine Nacht bei dem Jungen wachen! Sie will dich ja so gerne ablöjen!"

„Die Cilla -?! Nein!"

Cilla hatte sich immer und immer wieder angeboten: v, sie wollte wohl gut aufpassen, sie verstand's, war

doch auch ein kleiner Bruder von ihr am Scharlach ge= storben! „Lassen Sie mir," bat sie, „ich schlafe nich, ich passe so gut auf!"

Aber Käte wies sie zurück. Es war ihr jedesmal wie ein Stich, wenn sie in den Nächten, die so schwarz und lang waren, ihren Knaben im Fiebertraum sprechen Hörte: „Cillchen wir wollen doch fahren ins Heu juchhei Cillchen!"

, wie sie dieses rundwangige Mädchen mit den hellen Augen haßte! Aber mehr als sie es haßte, fürchtete sie es. In den Stunden der Finsternis, in jenen Stunden, in denen sie nichts hörte als das Stöhnen des Kranken und das rastlose Pochen des eignen Herzens, wandelte sich ihr das Mädchen in eine andre Gestalt. Groß und breit tauchte die auf aus der Nacht, stellte sich dreist ans Bett des Kindes, und in ihrem Blick, der stumpf war und ohne Intelligenz, flammte doch etwas auf vom Triumph der Macht.

Dann faßte die überwachte Frau sich wohl an die Schläfen, in denen es hämmerte, und streckte die Arme aus, wie abwehrend: nein, nein, du da, geh fort! Aber das Phantom blieb stehen am Bett des Kindes. Wer war es: die Mutter das Venn die Dienstmagd

Frau Lämke?! Ach, alle waren eins!

Über Kätes Gesicht liefen qualvolle Tränen. Wie der Junge jezt lachte! Sie beugte sich über ihn, so dicht, daß ihrer beider Atemzüge sich mengten und, wie sie es früher schon getan hatte, flüsterte sie ihm auch jezt zu: Mutterchen ist hier, Mutterchen ist bei dir!"

"

Aber er gab kein Zeichen des Erkennens.

Tilla hatte ein dick verweintes Gesicht, als sie die Küchentür im Souterrain, an der leise geklopft wurde, öffnete. Flüsternd sagte Frau Lämke guten Tag; sie hatte bis jezt immer die Kinder herangeschickt, aber gestern waren die mit einem so verwirrenden Bericht nach Haus gekommen, daß die Unruhe sie nun selber hertrieb. Sie wollte sich erkundigen. Draußen vor dem Gitter hielten zwei Doktorwagen, das hatte sie aufs neue erschreckt.

Wie jeht's denn, wie jeht's denn heute ?"

Das Mädchen brach in Tränen aus. Es zog stumm die Frau in die Küche, wo die Köchin, ohne in irgend einer Kasserolle zu rühren, am Herd lehnte und Friedrich eben, auf einen Druck der elektrischen Klingel von oben, wie ein Gehezter hinaufschoß.

Nee, ich sage schon!" Die Lämke schlug die Hände zusammen. Is 's denn schlimm, wirklich so schlimm mit den Jungen ?"

Cilla nichte nur, ihre überströmenden Augen in der Schürze verbergend, aber die Köchin sagte dumpf: jeht zu Ende!"

„Zu Ende

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stirbt er wirklich der Wolfjang, der Junge?!" Die Frau starrte ungläubig: das konnte ja nicht sein! Aber sie war schreckensbleich geworden.

Die Köchin lenkte ein: „Nu, schlimm jenug is '31 Unser Doktor hat noch 'nen andern Professor zujezogen, 'nen janz berühmten jestern war der schonst hier aber sie jlauben nich, daß se noch was machen können. Die Krankheit is auf die Nieren jeschlagen und aufs Herz. Er kennt einen ja jar nich mehr! Heut morgen

war ich drinne, ich wollt' ihn doch jerne noch mal sehn — da lag er janz steif und still, wie aus Wachs. Ich jlaube, das wird nischt mehr!" Die gutmütige Person weinte.

Sie weinten alle drei, um den Küchentisch sizend. Frau Lämke vergaß ganz, daß sie diese Küche nie mehr hatte betreten wollen, und daß ihr Kohl, den sie daheim zum Mittagessen aufgesezt hatte, nun wohl verbrannte. „Jotte doch, Jotte doch," sagte sie ein über das andre Mal, „wie wird sie da über wegkommen, so 'n Kind jo 'n einzig liebet Kind!“

Oben standen die Arzte am Krankenbett, der alte Hausarzt und die noch junge Autorität. Sie standen zur Rechten und zur Linken.

Der Ausschlag war ganz zurückgetreten; keine Spur von Röte war mehr auf dem Gesicht des Knaben, der die Augen mit den erschreckend dunklen Wimpern beharrlich geschlossen hielt. Die Lippen waren blau. Die breite, aber jezt förmlich eingesunkene Brust zitterte und arbeitete.

Bei jedem mühsamen Atemzug atmete Käte mühsam mit. Sie saß im Sessel zu Füßen des Bettes, steil aufrecht; so hatte sie die ganze Nacht gesessen. Ihr angst= voll-bohrender Blick flog über die bedenklichen Gesichter der Ärzte und stierte dann an ihnen vorbei ins Leere. Da standen sie, zur Rechten und zur Linken aber da, δα fahen sie's denn nicht?! da zu Häupten stand

der Tod!

Mit einem unartikulierten Laut bäumte sie sich auf, dann sank sie, wie geknickt, in sich zusammen.

Die Ärzte hatten dem todkranken Kinde eine Injektion gemacht; die Herzschwäche war sehr groß und ließ das

C. Viebig Einer Mutter Sohn.

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