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gelaufen. Aber auch die Köchin wußte keinen Rat: nein, Eis war nicht da, man hatte nicht geglaubt, welches nötig zu haben.

„Schnell, zur Apotheke!"

Der Diener stob davon, aber - großer Gott- elje der zur Apotheke gelangte, jemanden weckte und wieder zurück war, konnte die Flamme da oben so hoch aufgeflammt sein, daß die arme kleine Kerze schon aufgezehrt war! Ganz wirr vor Angst blickte der Mann umher, da sah er, wie Cilla mit Fleischbeil und Wassereimer zur Hintertür lief. „Ich hole Eis!"

„Wo denn?!"

"Da!" Sie lachte und hob den bewehrten Arm, daß das Beil blizte. Unten im See ist ja Eis genug. Ich geh', welches hacken!"

"

Schon war sie hinaus; er lief hinter ihr drein, ohne Hut, ohne Mühe, nur mit dem leichten Hausrock bekleidet, den er im Zimmer trug.

Vor der aufglimmenden Hoffnung wichen die Schrecken der Nacht, er fühlte augenblicklich die Kälte gar nicht. Aber als nun die Villen so ganz verschwunden waren hinter den Kiefern, als er nun so einsam am Rande der eisigen Seefläche stand, die wie ein hartes Metallschild glänzte, von schwarzen, schweigsamen Riesen drohend umgeben, da fror ihn doch, daß er glaubte, erfrieren zu müssen. Und er fühlte eine Bangigfeit, wie er sie noch nie gefühlt hatte. Eine tödliche Angst.

Kam nicht eine Stimme zu ihm ? He! Dort aus dem Walde, der wie ein Dickicht erschien im blauen, verwirrenden Schimmer des Mondlichts ?! Und höhnte und foppte, lachte halb, klagte halb! Schrecklich wer schrie so ?!

Der Kauz schreit," fagte Cilla jezt, hob mit beiden Händen das Beil rücklings über die Schulter und ließ es niedersausen mit Kraft. Das Eis am Rande splitterte. Es knackte und krachte; bis weit in den See hinaus ging der Ton: ein Murren, ein Grollen, eine Stimme aus der Tiefe. Würde der Knabe sterben würde er leben?!

Verstört sah Schlieben sich um.

das war umsonst! Würde umsonst sein! Mannhaftigkeit empfand er eine Schwäche

Gott ja, auch

Troy all seiner

heute, hier

war er schwach. Hier war die Nacht und die Einsamkeit und der Wald und das Wasser

all das hatte er schon

oft gesehen, es war ihm vertraut gewesen, aber so war es noch nie gewesen, so still und doch so schreckhaft belebt. So hoch waren die Bäume noch nie gewesen, so groß noch nie der See, so fern noch nie die bewohnte Welt!

Es schien ihm etwas zu lauern hinter jener dicken Kiefer stand da nicht ein Jäger und legte an, bereit, ihm einen Pfeil durchs Herz zu schießen?! Das Schweigen beängstigte ihn. Dieses große Schweigen war furchtbar. Dröhnend zwar hallten die Hiebe der Art und lockten drüben über dem See ein Echo, unbeirrt zwar tat Cilla ihr Werk - er bewunderte die Kaltblütigkeit des Mädchens —, aber die Drohung, die in diesem Schweigen lag, minderte sich nicht.

Schauer auf Schauer durchrann den verstörten Mann: nein, jezt wußte er's, ach, wie fühlte er's deutlich gegen diese unsichtbare Gewalt kam niemand an. Hier war alles vergebens !

Ein großer Schmerz überkam ihn. Mit beiden Händen packte er in die eiskalten Schollen, die das Mäd

chen losgehackt hatte, und sammelte sie in den Eimer; er riß sich, er schnitt sich an den zackigen Rändern, die scharf waren wie Glas, aber er fühlte den körperlichen Schmerz nicht. Das Blut rann ihm in Tropfen über die Finger. Und aus seinen Augen begann jezt auch etwas zu rinnen, schwer und zäh tropfte es über seine Wangen langsame, fast widerwillige Tränen. Aber doch heiße Tränen eines Vaiers, der um sein Kind weint.

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XI

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otte, nee, was biste jroß jeworden,“ sagte Frau Lämke, „nu wird man woll bald,Sie zu dich sagen müssen und junger Herr'?!"

„Nie!" Wolfgang fiel ihr um den Hals.

Die Frau war ganz verdußt: war das denn noch der Wolfgang? Der war ja kaum wiederzuerkennen seit der Krankheit — so umgänglich! Und war er auch immer ein guter Junge gewesen, so zärtlich war er früher doch nie gewesen?! Und wie lustig er war, er lachte, seine Augen blinkerten ordentlich wie gepußt!

Wolfgang war voll von Lebenslust und einer immerwährenden unbändigen Freude. Er wußte gar nicht wohin damit. Keinen Augenblick konnte er stille sigen, in seinen Armen zuckte es, seine Füße scharrten den Boden. Er war der Schrecken des Lehrers. Die ganze, sonsi

immer so musterhafte Quarta brachte der Junge aus Rand und Band, der eine Junge! Und dabei konnte man ihm eigentlich nicht einmal so recht von Herzen böse sein. In die Rügen des müden Mannes, der alle Tage dieselben Stunden, jahraus jahrein, auf demselben Katheder fißen, dieselben Diktate diktieren, dieselben Aufgaben aufgeben, dieselben Lesestücke lesen lassen, dieselben Wiederholungen wiederholen mußte, mischte sich etwas wie eine leise Wehmut, die den Tadel milderte: ja, das war Daseinsfreudigkeit, Gesundheit, Frische, unverbrauchte Kraft das war Jugend!

Wolfgang kehrte sich nicht an die Vorwürfe, die man ihm machte, er hatte nicht den Ehrgeiz, unter den Ersten der Klasse zu sein. Er lachte den Lehrer aus und konnte sich nicht einmal zwingen, betrübt den Kopf zu senken, als ihm die Mutter, in nervöser Erregtheit, eine schlechte Zensur vorm Gesicht hin und her schwenkte: „Also dafür quält man sich so mit dir ?!"

Wie ehrgeizig die Frauen sind! Schlieben lächelte; er nahm's ruhiger. Nun, er hatte ja auch nicht die Plage davon gehabt wie Käte. Sie hatte sich, seitdem der Junge so viel durch seine Krankheit versäumt hatte, jeden Tag mit ihm hingesezt und geschrieben und gelesen und gerechnet und Vokabeln gelernt und Regeln und unermüdlich wiederholt und, neben den Schulaufgaben, selber noch Übungsaufgaben gestellt, und es so durchgefeßt, daß Wolfgang, trog der wochen- und wochenlangen Schulversäumnis, doch Ostern mit nach Quarta versetzt wurde. Erleichtert hatte. sie aufgeatmet: ah, ein Berg war erklommen! Aber der Weg ging trotzdem jezt nicht eben fort. Als die ersten

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Amjeln im Garten sangen, war er als fünfzehnter versezt worden also ein Durchschnittsschüler als die erste Nachtigall schlug, war er nicht mehr in diesem Durchschnitt, und als der Sommer fam, gehörte er zu den Lezten der Klasse.

Es war zu verlockend, im Garten zu jäen, zu pflanzen, zu gießen, auf dem Rasen zu liegen und sich den warmen Sonnenflimmer über den Leib rinnen zu lassen; besser noch, draußen umherzuschwärmen an den Waldrändern, oder im See zu baden, weit hinauszuschwimmen, so weit, daß ihm die andern Jungen zuschrien: Komm zurück, Schlieben, du versäufft!"

Freu dich doch, daß er so munter ist," sagte Paul zu Räte. „Denke doch dran, wer hätte, vor einem halben Jahr noch, gedacht, daß er sich so erholen würde?! Es ist ein Glück, daß er kein Stubenhocker ist. Viel frische Luft, hat Hofmann gesagt, ,viel freie Bewegung. Ohne Schädigungen der Konstitution geht eine so schwere Krankheit nicht ab! Also wählen wir von zwei Übeln doch das kleinere freilich, der Bengel muß wissen, daß er nebenbei doch seine Schuldigkeit zu tun hat!"

Das ließ sich schwer vereinen. Käte fühlte sich machtlos werden. Wenn des Knaben Augen, blank wie dunkle Beeren, begehrten: laß mich hinaus', wagte sie ihn nicht zurückzuhalten. Sie wußte, er hatte seine Arbeiten noch nicht fertig, vielleicht noch nicht einmal begonnen; aber hatte Paul nicht gesagt: ,man muß von zwei Übeln das fleinere wählen', und der Sanitätsrat: ‚ohne Schädigungen geht eine so schwere Krankheit nicht ab, viel Freiheit -?!

Eine jähe Angst erfaßte sie um sein Leben; noch

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