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brot.

Du hast zu lange stillgesessen; es ist doch noch zu kalt draußen!"

„Ist dir nicht wohl, Mama?" fragte Wolfgang höf= lich-besorgt.

Käte antwortete dem Sohn nicht, sie sah nur zu ihrem Manne hin und schüttelte verneinend-abwehrend den Kopf: Mir ist ganz wohl!"

Da gaben sie sich zufrieden.

Wolfgang aß mit gutem Appetit, mit besonders großem sogar; er war völlig ausgehungert. Es gab auch lauter gute Sachen, die er gern aß: warmes Hühnerfrikassee mit Kalbsmilch, Klößchen und Krebsschwänzen, und dann noch feinen Aufschnitt, Butter und Käse und junge Radieschen. Junge, trink nicht so viel," sagte Schlieben, als Wolfgang schon wieder nach der Weinflasche griff.

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„Ich habe Durst," sagte der Sohn mit einem gewissen Trog, schenkte sein Glas aufs neue voll bis an den Rand und goß es hinunter auf einen Zug.

„Das kommt vom Schwärmen!" Der Vater hob leicht drohend den Finger, lächelte aber dabei.

,Vom Saufen kommt's, dachte Käte, und der Efel schüttelte sie wieder; sie hatte sonst, selbst in Gedanken, nie einen solchen Ausdruck gebraucht, nun dünkte ihr keiner stark, schroff, verächtlich genug.

Es kam keine gemütliche Unterhaltung zustande, troßdem das Zimmer so wohnlich war, der Tisch so reich beseht, Blumen auf dem weißen Tuch, zierlich eingesteckt in eine kristallene Schale, und über dem allen mildes, ge= dämpftes Licht unter einem grünseidenen Schirm. Käte war so einfilbig, daß Paul bald nach der Zeitung griff,

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der Sohn verstohlen durch die Nase gähnte und endlich aufstand. Das war denn doch zu gräßlich öde, hierzusizen! Ob er noch einmal nach Berlin hineinfuhr oder zu Bette ging?! Er wußte selbst nicht recht, was tun.

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Du gehst jezt zu Bett?!" Es sollte wie eine Frage flingen, aber Käte hörte selber, daß es nicht wie eine Frage flang.

„Natürlich geht er jezt zu Bett," sagte der Vater, einen Augenblick den Kopf hinter seiner Zeitung hervorhebend. „Er ist müde. Gute Nacht, mein Junge!“

„Ich bin nicht müde!" Wolfgang wurde rot und heiß was fiel ihnen denn ein, ihm einreden zu wollen, er sei müde?! Er war doch kein Kind mehr, das man zu Bette schickt! Besonders der Mutter Ton reizte ihn ,du gehst jetzt zu Bett das war ja ein Befehl!

In seinen dunklen Augen wurde der Glanz zum Flackern; ein Zug von Troß und Widersezlichkeit machte sein Gesicht nicht angenehm. Man hätte wohl sehen fönnen, wie es in ihm aufbrauste, aber der Vater sagte: Gute Nacht," und hielt ihm, mit seiner Zeitung vorm Gesicht, ohne aufzublicken, die Hand hin.

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Die Mutter sagte auch: „Gute Nacht!"

Und der Sohn ergriff eine Hand nach der andern. auf der Mutter Hand drückte er den gewohnten Kuß und sagte: „Gute Nacht!"

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XIV

chlieben saß in seinem Privatkontor in dem roten Lederstuhl, den er sich zur Bequemlichkeit hatte hier hineinstellen lassen, lehnte sich aber nicht an,

sondern saß ungemütlich, gerade aufgerichtet, und sah aus wie einer, der eine unliebsame Entdeckung gemacht hat. Wie konnte das zugehen, daß der Junge Schulden gemacht hatte?! Bei so reichlichem Taschengeld?! Und dann, daß er nicht das Herz hatte, zu kommen und zu sprechen: ‚Du, Vater, ich habe zu viel ausgegeben, hilf mir heraus —, das war einfach unfaßlich! War er denn ein so strenger Vater, daß der Sohn sich vor ihm fürchten mußte? Trieb die Furcht die Liebe aus?! Er ging sein eigenes Verhalten durch; er konnte sich wirklich nicht den Vorwurf machen, zu streng gewesen zu sein. Wenn er auch nicht alle Zeit so nachgiebig gewesen war zu nachgiebig wie Käte, so hatte doch auch er dem Jungen immer und immer wieder zu zeigen geglaubt, daß er ihn lieb hatte. Und hatte er denn nicht auch gerade in lezter Zeit geglaubt, der Junge hätte auch ihn lieb? Lieber als früher?! Wolfgang war eben zu Verstand ge= kommen, hatte eingesehen, wie gut man's mit ihm meinte, daß er seiner Eltern lieber Sohn war, ihre wachsende Freude, ihre Hoffnung - ja, nun, da man alt geworden war, die ganze Zukunft! Wie kam's, daß er lieber zu andern ging, zu Leuten, die ihn gar nichts angingen, und sich von denen borgte, anstatt den Vater zu bitten?!

Mit Betrübnis nahm Schlieben einen Brief von seinem Schreibtisch, las ihn, den er doch schon drei-, vier

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mal gelesen hatte, noch einmal durch und legte ihn dann mit einer ärgerlichen Gebärde wieder zurück. Da schrieb ihm Braumüller, der kürzlich aus der Firma ausgetreten war und sich zur Erholung und zum Vergnügen in der Schweiz befand, der Junge hätte ihn schon wieder mal angepumpt. Nicht, daß er's ihm nicht gerne geben würde, es käme ihm ja gar nicht darauf an, aber er hielte es doch für seine Pflicht usw. usw.

,Es kann nicht anders sein, lieber Schlieben, der Junge lumpt. Es ist mir höchst fatal, ihn zu verpeßen, aber ich kann doch nicht länger warten, denn so gut wie er zu mir kommt, geht er auch zu andern. Und es wäre doch höchst peinlich, wenn der Sohn der Firma Schlieben & Co., zu der ich mich immer noch in alter Anhänglichkeit rechne, etwa gar in der Leute Mäuler käme. Nimm's nicht übel, alter Freund! Was der Junge mir schuldet, schenke ich ihm; ich mag ihn gern und bin auch mal jung gewesen. Im übrigen bin ich ganz froh, daß ich keine Kinder habe, es ist doch ein verdammt schweres Stück, eins zu erziehen. Leb' wohl, grüße Deine Frau vielmals, es ist herrlich hier

Mit gerunzelter Stirn starrte Schlieben über das Papier hinweg; dieser Brief, der so gut gemeint, so herzlich geschrieben war, tat ihm weh. Daß Wolfgang hierin so wenig Vertrauen zu ihm hatte! War er überhaupt nicht offen?! Schlieben erinnerte sich genau, daß Wolfgang als Kind immer wahr gewesen war, gerade heraus bis zur verlegenden Offenheit - ungezogen war er gewesen, aber nicht verlogen, sollte er sich jezt so geändert haben? Wie kam das, und woher ?!

Der Vater beschloß, nichts von dem Brief zu er=

aber

wähnen, wohl aber Wolfgang scheinbar gelegentlich fobald als möglich -zu fragen, wie es denn eigentlich mit seinen Finanzen stünde? Da würde er ja hören!

Es drängte ihn förmlich zu dieser Frage, und doch brachte er sie nicht über die Lippen, als bald darauf Wolfgang ins Privatkontor trat, ohne vorher anzuklopfen, wie sie's doch alle taten, mit der ganzen unbekümmerten Sicherheit des Sohnes. Er sezte sich rittlings auf das Schreibpult des Vaters, ganz achtlos, daß sein helles Beinkleid mit dem Tintenfaß in unliebsame Berührung kam. Draußen war helle Luft und eine höchst sommerliche Sonne; er brachte eine ganze Menge davon mit herein in den dunkel gehaltenen, kühlen und abgeschlossenen Raum.

Arger gehabt, Papa?!" Was der alte Herr wohl wieder für Grillen hatte? O, sicher nichts von Belang! Wie konnte man jezt überhaupt Ärger haben in dieser töstlichen, wohligen Sommerzeit?!

Wolfgang liebte die Sonne; wie er sie als Kind angestaunt hatte in ihrem kleinen Abbild, der runden gelben Sonnenblume feines Gärtchens, so freute er sich noch jezt an ihr. Perlte der Schweiß in Tropfen auf seiner braunen Haut, dann schob er wohl den weißen Panamahut ein wenig aus der Stirn zurück, aber nie ging sein Atem freier, leichter, unbeklemmter.

Es war herrlich, Papa," sagte er, und seine Augen leuchteten. „Erst geschwommen was sagst du dazu, dreimal hintereinander die ganze Breite des Sees, ohne Pause hin und her, und wieder hin und her und wieder hin und her?!"

„Viel zu anstrengend, ganz unvernünftig!" Schlieben

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