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reits von einer Schlange gebissen, am Ende gar von einem Wolf zerrissen worden sein!

Nun mußte Schlieben doch lachen, obgleich ihn ein leises Mißvergnügen beschlichen hatte beim Anblick ihrer Exaltation. „Nein, mein Kind, Giftschlangen gibt es hier nicht, und Wölfe auch nicht mehr, da kannst du dich beruhigen. Aber wenn die Nebel erst steigen, so hätten die genügt!"

„1" Schaudernd preßte Käte den Findling an sich. Sie tauerte jezt auf den Hacken und hielt das Kind im Schoß. Ihr Zeigefinger tigelte schäfernd unter dem kleinen Kinn; sie streichelte die rosigen Bäckchen, das flaumige Köpfchen, erschöpfte sich in Liebkosungen und Schmeichelnamen, aber unverwandt fah das Kind mit den großen, dunklen und doch so hellen Augen in die flimmernde Helle. Es lächelte nicht, es weinte aber auch nicht; es schenkte den Fremden gar keine Beachtung.

„Glaubst du, daß man's mit Absicht hier ausgesetzt hat?" fragte käte plöglich und machte die Augen weit auf. Eine heiße Blutwelle schoß ihr zu Kopf. „O dann

dann" fie tat einen zitternden Atemzug und preßte das Kind an sich, als möchte sie es nicht wieder lassen. „Die Sache wird sich schon irgendwie aufklären,“ sagte Schlieben ablenkend. „Die Mutter wird schon kommen!"

„Siehst du sie

ängstlich.

Nein!"

"

siehst du sie?" forschte sie fast

„Nein!" Sie wiederholte es erleichtert und lächelte dann. Ihr Auge und Ohr gehörte nun ganz dem hilfLosen Wesen. „Wo ist das liebe Kindchen - ei, wo ist

es denn?! Lach doch mal! Sieh mich doch mal an mit deinen großen Gucaugen! O du liebes Geschöpf, o du füßes Kind!" Sie tändelte mit ihm und preßte Küsse auf seine Händchen, ohne zu achten, daß diese schmuzig

waren.

Was machen wir nun?!" sagte der Mann betreten. Wir können es nicht hier liegen lassen. Selbstverständlich nehmen wir's mit!"

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Die zarte Frau hatte plöß

Glaubst du, ich werde das

Kind im Stiche lassen?!" Ihre Wangen glühten, ihre Augen glänzten.

Mit einer gewissen Scheu fah Schlieben seine Frau an: wie war sie schön in diesem Augenblick! Schön, gefund, glücklich! So hatte er sie lange nicht gesehen. Nicht mehr, seit er sie als selige Braut in die Arme geschlossen hatte! Ihre Brust hob und sentte sich rasch unter bebenden Atemzügen, und an dieser Brust lag das Kind, und zu Füßen blühte die Myrte des Venns.

Eine seltsame Bewegung überkam ihn; aber er wendete sich ab was ging sie das fremde Kind an?! Und doch gestand er zögernd zu: „Freilich, hierlassen können wir's nicht! Weißt du was? Wir wollen es bis zur Baraque mitnehmen. Gib her, ich will es tragen!"

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Aber sie wollte es selber tragen, sie ließ sich nur von ihm auf die Füße helfen. So so komm, mein liebes Kindchen!" Behutsam hob sie den Fuß zum ersten Schritt - da bannte ein Ruf sie an die Stelle.

„Heela!“

Eine rauhe Stimme hatte das gerufen. Und nun fam ein Weib auf sie zu; die Gestalt im flatternden Rock

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hob sich groß und scharf ab von dem sie umflutenden lichten Ather.

Woher kam die so plöglich? Dort, hinter dem Erdwall her, den man bei der Torfgrube ausgeworfen hatte! Sie war auf allen Vieren gekrochen und hatte Beeren gepflückt; ein fast gefüllter Eimer hing ihr am Arm, und in der Rechten trug sie das hölzerne Maß und den großen, knöchernen Pferdekamm, mit dem die Beeren abgestreift werden.

Das war die Mutter! Ein tiefer Schreck befiel Käte, sie wurde blaß.

Auch Schlieben war betroffen; aber dann atmete er erleichtert auf: so war's entschieden die beste Lösung! Natürlich, man hätte es sich ja gleich denken können, wie sollte das Kind wohl ganz allein ins öde Venn kommen?! Die Mutter hatte Beeren gesucht und es derweilen hier niedergelegt!

Die Frau schien ihnen übrigens gar nicht Dank zu wissen, daß sie sich während ihrer Abwesenheit des Kindes so freundlich angenommen hatten. Mit einer ziemlich unsanften Bewegung nahmen die starkknochigen Arme das Kind der Dame ab. Mißtrauisch musterte der Blick des Weibes die Fremden.

„Ist es Ihr Kind ?" fragte Schlieben. Es hätte der Frage nicht bedurft: das waren ganz dieselben dunklen Augen, nur daß sie bei dem Kinde glanzvoller waren, noch nicht vom Staube des Lebens getrübt, wie bei der Mutter.

"

Die Frau gab keine Antwort. Erst als Schlieben nochmals fragte: Sind Sie die Mutter?" und zugleich in die Tasche griff, fand sie es der Mühe wert, furz zu nicken:

„C'est l'mi'n!"*) Ihr Gesicht blieb finster, ganz ohne Regung von Stolz oder Freude.

Mit einem gewissen empörten Staunen sah es Käte. Wie gleichgiltig das Weib war! Hielt sie nicht das Kind, als wäre es ihr eine überflüssige Last?! Ein Neid kam sie an, ein quälender Neid, und zugleich ein heftiger Unwille: die da verdiente wahrhaftig das Kind nicht! Aus dem Arm hätte sie ihr's reißen mögen. Wie roh das Gesicht war, grob die Züge, hart der Ausdruck! Die konnte einem ja ordentlich Angst machen mit ihrem finsteren Blick. Nur jezt jett leuchtete etwas darin auf: aha, sie sah das Geldstück, das Paul aus seiner Börse genommen hatte! Pfui, wie gierig jezt der Blick wurde!

da war

Die Beerensucherin streckte die Hand aus ein großes, blankes Silberstück und als es ihr nun gereicht war, als sie's hielt, atmete sie tief; ihre braunen Finger schlossen sich fest darum.

„Merci!" Ein Lächeln huschte flüchtig über das unfreundliche Gesicht, dessen Mundwinkel verdrossen hingen; die Stumpfheit des Ausdrucks belebte sich für Augenblicke. Und dann das unförmlich eingebündelte Kind auf einem Arm, am andern den schweren Eimer - schichte sie sich an, davonzutrotten.

Jezt sah man erst, wie armselig ihr Rock war, er hatte Flicken in allen Farben und Größen. In den Zöpfen, die, verfilzt und unordentlich unter dem buntbetupften Kattuntuch vorhingen, hafteten dürre Heide und Tannennadeln; sie ging in alten schwergenagelten Männerschuhen. Man wußte nicht, war sie schon bejahrt oder noch jung; *) C'est le mien.

der starke Leib, die schlaffen Brüste entstellten sie, aber daß ihr Gesicht einmal nicht unschön gewesen sein mußte, das sah man noch. Das Kleine glich ihr.

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Ein hübsches Kind haben Sie," sagte Schlieben. Seiner Frau zuliebe fing er noch einmal die Unterhaltung mit der Unzugänglichen an. „Wie alt ist der Knabe?"

Die Beerensucherin schüttelte den Kopf und sah teilnahmlos am Frager vorbei. Mit der war wirklich nichts anzufangen, die war ja entsezlich stupide! Schon wollte Schlieben sie endgiltig gehen lassen, aber Käte drängte sich an seinen Arm und raunte ihm zu: „Frage sie, wo sie wohnt! Wo sie wohnt Hörst du?!"

„He, wo wohnen Sie denn, gute Frau ?"

Sie schüttelte wieder stumm den Kopf.

Ich meine, wo sind Sie her? Aus welchem Dorf?" „Je ne co'pré nay,"*) sagte sie kurz. Aber dann, zu= gänglicher werdend - vielleicht daß sie noch ein zweites Almosen erhoffte hub sie in weinerlich klagendem Ton

an: „Ne n'ava nay de pan et tat d's e'fa'ts!"**) „Sie sind wohl Wallonin?"

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Ay***)

Longfaye!" Und sie hob den Arm und zeigte in eine Richtung, in der man nichts sah als Himmel und Venn.

Longfaye war ein sehr armes Venndorf; Schlieben wußte das und wollte noch einmal in die Tasche greifen, aber er fühlte sich von Käte zurückgehalten: Nein, der da nicht der Frau nicht du mußt es dem Ge

*) Je ne comprends pas.

**) Nous n'avons pas de pain et tant des enfants. ***) Ja.

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