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wäre alles anders! Wie, wußte er nicht aber anders, v, ganz anders!

Lange hatte Wolfgang nicht nachgedacht -die Tage waren zu reich an Zerstreuung -, aber nun, in dieser dunklen, gewitterigen Nacht, in der er doch nicht schlafen fonnte, mußte er denken. Was er immer von sich geschoben hatte, weil's ihm nicht angenehm war, was er ganz vergeffen zu haben glaubte vielleicht, weil er's gern vergeffen wollte das mußte er jegt bedenken. Das, was so lange zurückgedrängt gewesen war, das brach jezt durch, mit Macht, wie der Sturmwind, der plöglich daherfuhr und die Wipfel der Kiefern beugte, daß sie niederducten vor Angst. In das Brausen des Sturmes hinein hätte Wolfgang seine Stimme ertönen lassen mögen, viel lauter als der.

Er war wütend, ganz unvernünftig wütend, ganz ohne Überlegung wütend. Hei, wie das blizte, krachte, grollte, brauste und schnob! Das war ein Kampf- aber das war doch schön! Er hob sich auf den Zehen und gab die hämmernde Brust dem starken Wehen preis. Gleiche Lust hatte er kaum je empfunden, wie jezt bei diesen Windstößen, die seine Brust wie mit Fauststößen trafen. Er warf sich ihnen entgegen, er fing sie förmlich auf mit seiner breiten Brust.

Und doch war bei der Lust eine Qual. Gegenüber diesem großen Gewitter, das ihm wurde wie ein Ereignis, dünkte ihn alles andere erbärmlich klein, und er selber mit. Da stand er nun, in Rock und Beinkleidern, die Hände in den Hosentaschen, klimperte mit dem losen Gelde, ärgerte sich darüber, daß er sich hatte abkanzeln lassen, und hatte

doch nicht den Mut, alles von sich zu werfen, ganz zu tun, wie ihm beliebte.

Mit glühenden Augen folgte der junge Mensch dem gelben und blauen Zucken der Blize, die den dunklen Wetterhimmel spalteten in schneidendem Zickzack und die Welt übergoffen mit blendendem Zauberlicht. Wer doch hinfahren fönnte wie dort der Bliz! Der fuhr aus den Wolken hinab zur Erde, riß ihr den Schoß auf und wühlte sich hinein!

Das junge Blut, dem die ungenüßte Kraft in den Fäusten zuckte, die Kraft, die von keiner Arbeit verbraucht ward, ächzte laut auf. Wolfgang verwünschte auf einmal sein Leben. Ah, ganz wo anders müßte er sein, ganz wo anders leben, ganz wo anders! Und wenn er's da auch nicht so bequem hätte, nur fort von hier, fort! Das langweilte ihn hier ja so unsäglich. Das ekelte ihn an. Er atmete tief auf: ha, hätte man doch eine Arbeit, die man gerne tun möchte! Die einen so müde machte, daß man keinen anderen Wunsch mehr hätte, als essen und dann schlafen. Lieber Taglöhner als so einer, der auf dem Kontorstuhl hockt, Zahlen sieht, immer lauter Zahlen, und Konten und Hauptbücher und Kassabücher nur nicht Kaufmann, nein, das war doch noch das allergräßlichste !

Wolfgang hatte bis dahin noch nie mit Bewußtsein empfunden, daß er nicht zum Kaufmann taugte; jezt wußte er's. Nein, er mochte das nicht, er konnte das nicht bleiben! Jeder muß doch das werden, wozu er geboren ist!

Morgen schon wollte er es fagen

nein, er machte Frei wollte er sein!

nicht mehr mit, er tat's nicht länger! Er bog sich wieder weit zum Fenster hinaus und witterte

mit geblähten Nüstern wie ein dürstender Hirsch gieriglechzend nach dem feuchten Wohlgeruch, der der getränkten Erde entstieg.

Nach Donner und Blih war der Regen gekommen und tränkte den verlangenden Boden und drang in ihn ein, ihm alle Poren mit Fruchtbarkeit füllend. Es rauschte und rauschte ohne Unterlaß, ging nieder in Strömen, als nähme des Flutens fein Ende.

In Wolfgangs Seele löste sich etwas; sie wurde weich „Mutter,“ flüsterte er verträumt und streckte die heißen Hände aus, daß der kühle Regen sie badete. Streckte auch den Kopf ganz weit hinaus, hob das Gesicht mit den geschlossenen Augen aufwärts, daß fallende Tropfen die brennenden Lider kühlten, und die durstigen Lippen, weit geöffnet, die Tränen des Himmels einsogen wie köstlichen Wein.

Aber am Morgen, als der Sand des Grunewalds all den Regen in sich geschluckt hatte, und vom befreienden Gewitter der Nacht nichts übrig war als ein etwas frischeres Grün des Rasens, ein stärkeres Duften der Kiefern, viel abgeschlagene Eicheln und Kastanien am Promenadenweg, dachte Wolfgang doch wieder anders. Der Tag war schön; er konnte schwimmen, reiten, ein bißchen ins Kontor gehen, essen, trinken, Tennis spielen, sich zum Abend irgendwohin verabreden es gab ja so viele Orte, an denen man sich amüsieren konnte, warum sollte er sich und am Ende dem Vater auch den schönen Tag verderben? Er schob jeden ernsteren Gedanken als lästig weit von sich. Aber in seiner Seele war doch eine Unruhe. Er suchte sich zu betäuben.

Heute abend schlief Käte nicht so rasch und sanft ein wie am gestrigen Abend; wenn sie sich's auch selber ge= schworen hatte, nicht mehr aufzusizen und auf ihn zu warten, schlafen konnte sie doch nicht, wenn er nicht zu Hause war. Wie damals hörte sie die Uhren gehen, schreckhaft laut; durch die Stille des Hauses drang jedes noch so leise Ge= räusch verstärkt an ihr lauschendes Ohr. Sie würde ihn hören, sie mußte ihn ja hören, so wie er nur den Schlüssel unten in die Haustür steckte!

Aber sie hörte nichts, solange sie auch wach lag und horchte. Die Stunden schlichen, der Tag graute, durch einen Spalt der geschlossenen Läden hindurch stahl sich ein daumbreiter falber Schein; sie sah ihn an der Wand, ihrem Bette gegenüber. Der Schein wurde tiefer nach und nach, bestimmter in der Farbe, bekam ein warm-leuchtendes, sonniges Rotgold. Es fündete kein Haushahn mit triumphierendem Schrei den neuen Tag, es lag das Haus so still, so stumm der Garten, aber jener Schein dort, der verriet den Morgen.

Sie mußte doch geschlafen haben, ohne daß sie es wußte: wie, schon der Morgen da?! Nun war sie auch sicher, daß er längst zu Hause war, sie hatte sein Kommen eben überhört. Das beruhigte sie. Aber sie zog sich doch eilig an, flüchtiger als sonst, und sie konnte es doch nicht lassen, ehe sie zum Frühstück hinunterging, an seiner Türe stillzustehen und zu lauschen. Er war noch nicht auf türlich noch nicht, er war ja so spät nach Hause gekommen noch schlief er! Sie konnte einmal heimlich nach ihm sehen. Sie trat ein, aber er schlief nicht.

na=

Mit ganz wirren Augen blickte die Frau aufs Bett

da stand es, aufgeschlagen, einladend weiß und behaglich, aber er lag nicht darin. Das Bett war gar nicht berührt! Leer das Zimmer!

Da erstarrte ihr das Herz in eisigem Schreck: sie hatte doch nicht geschlafen, sie hatte sein Kommen doch nicht überhört! Dazumal war er gekommen betrunken freilich, aber er war doch noch nach Hause gekommen dieses Mal nicht mehr!

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rade wäre er dagewesen

warum hält er aber nicht die

selbe Geschäftszeit ein wie ich? Wo ist er denn?!" Er sah seine Frau fragend und ungeduldig an.

Sie zuckte die Achseln, und das Abendrot, das im Scheiden noch einen lezten Schimmer durch das hohe Fenster warf, gab ihrer Wange ein überhuschendes Rot. „Ich weiß es nicht," sagte sie leise. Und dann sah sie so verloren hinaus in den Herbstabend, daß der Mann fühlte, sie war mit ihren Gedanken ganz abwesend, die irrten draußen suchend umher.

„Käte,“ sagte er ein wenig empfindlich, und der Ärger,

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