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sie ihn hatte die Haustür schließen hören. Das Haus schlief mit allen, die darinnen waren, nur er und sie waren noch wach; so allein, so ungestört waren sie sonst nie mehr auf der Welt. Jekt galt's!

Und sie gab ihm die Hand, wie sie getan hätte, wäre er so spät gekommen

es sonst nicht

Gott sei Dank,

er war nicht betrunken! und näherte ihr Gesicht seinem Gesicht und küßte ihn auf die Wange: mein Sohn!"

Guten Abend,

Er war wohl etwas verdugt über diesen Empfang, aber seine dunkelumrandeten und tiefliegenden Augen sahen gleichgiltig an ihr vorbei.

Er war entseglich müde man sah es ihm an oder war er frank?! Aber das würde ja alles, alles nun bald besser werden! Mit erwachter Hoffnungsfreudigkeit ergriff Käte wiederum seine Hand und zog ihn hinter sich her in ihr Zimmer hinein.

Er ließ sich ziehen, ohne zu widerstreben, er fragte nur gähnend: „Was ist denn los ?“

Ich muß dir etwas sagen!" Und dann, rasch, als fönne er ihr entgehen oder sie den Mut verlieren, seßte sie hinzu: „Etwas Wichtiges was dich betrifft — deine deine Herkunft betrifft !"

Was sagte er nun

unwillkürlich hatte sie innegehalten was würde er nun sagen?! Seine Herkunft,

um die er gerungen hatte, in Sehnsucht, in Kämpfen ach, was waren das für Szenen gewesen! nun wurde sie ihm offenbar.

Sie hatte sich unwillkürlich zu ihm geneigt, bereit ihn zu stüßen.

Da gähnte er wieder: „Muß es jetzt gerade sein, Mama? Morgen ist doch auch noch ein Tag. Ich bin nämlich todmüde. Gut' Nacht!" Und er machte kehrt und ließ sie stehen und ging zum Zimmer hinaus und die Treppe hinauf und oben in seine Stube.

Sie stand ganz starr. Dann griff sie sich nach dem Kopf: was, was, sie hatte wohl nicht recht verstanden, war taub, blind, nicht ganz mehr bei sich ?! Oder er war taub, blind, nicht ganz mehr bei sich! Sie war ihm entgegengetreten, das Herz auf den Lippen, sie hatte die Hand ausgestreckt, sie hatte ihm von seiner Herkunft sprechen wollen und er?! Er hatte gegähnt war gegangen, es interessierte ihn augenscheinlich gar nicht. Und hier, hier, in diesem selben Zimmer noch nicht vier Jahre waren's her fast auf diesem selben Fleck, da hatte er doch ge= standen im schwarzen Einsegnungsrock fast so groß schon wie jezt, nur runder, kindlicher von Gesicht und hatte laut aufgeschrieen: Mutter, Mutter, wo ist meine Mutter?! Und jest wollte er nichts mehr wissen -?! hatte ihn wohl nicht recht Sie mußte ihm nach, gleich dürfte sie keine Minute ver

Es konnte nicht sein, sie verstanden oder er sie nicht! auf der Stelle! Ihr war, als fäumen.

In ihrem grauen Kleid huschte sie lautlos die Treppe hinauf; im matten Licht, das die elektrische Birne an die Treppenwand warf, sah sie ihren gleitenden Schatten, aber sie lächelte: nein, sie war nicht die Sorge mehr, die da so gespenstisch glitt! In ihrem Herzen war lauter Freudigkeit, Hoffnung und Vertrauen: sie brachte ihm ja Gutes, nur Gutes!

Ohne anzuklopfen trat sie in seine Tür, in aller Eile, ohne Überlegung. Er lag schon in den Kissen, gerade hatte er das Licht löschen wollen. Nun sezte sie sich auf feinen Bettrand.

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Wolfgang," sprach sie weich. Und als er sie ver= wundert, ein wenig befremdet, fast unfreundlich ansah, klang es noch weicher: Mein Sohn!"

„Ja

was ist denn nun schon wieder ?"

Er war wirklich ärgerlich, sie merkte es an seinem ungeduldigen Ton, und da sank ihr plöglich der Mut: ach, wenn er sie so ansah, so kalt, und wenn sein Ton so abwehrend klang, wie war es da schwer, das richtige Wort zu finden! Aber es mußte sein, er sah ja so bleich aus, und so mager war er, sein rundes Gesicht war förmlich lang geworden! Was ihr vorhin schon aufgefallen war, fiel ihr jest doppelt auf, und sie bekam einen großen Schreck. „Wolfgang," sagte sie hastig, fast mit Angst seinen Blick vermeidendo, wie anklagend würde der sein, wie vorwurfsvoll, und berechtigt vorwurfsvoll! „ich muß es dir endlich sagen es ist besser - es wird dich ja auch weiter nicht verwundern - erinnerst du dich noch jenes Sonntags es war der Tag deiner Konfirmation da fragtest du uns -"

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Ach, wieviel Vorreden mußte sie doch machen! Sie hieß sich selber feige; aber es war so schwer, so unsäglich schwer!

Mit keinem Laut unterbrach er sie, er fragte nicht, er seufzte nicht, er rührte sich nicht einmal.

Sie wagte nicht, ihren Blick, der, starr und geradeaus gerichtet, an einem Punkte hing, nach ihm zu wenden. Sein

Schweigen war schrecklich, schrecklicher als sein Aufbrausen! Und sie schrie es laut heraus mit verzweifelter Entschlossen= heit: „Du bist nicht unser Sohn, nicht unser eigner Sohn!

Er sagte noch nichts; antwortete durch keinen Laut, durch kein Sichrühren. Da wendete sie den Blick nun doch nach ihm. Und sie sah, wie die Lider ihm über die müden, schon halb verglasten Augen fielen, wie er sie mühsam wieder aufriß und sie doch wieder herabjanken, kurz, wie er mit dem Schlaf rang.

Er konnte schlafen, während sie ihm dieses dieses sagte ?! Eine furchtbare Ernüchterung kam über sie, aber sie packte ihn doch am Arme und rüttelte ihn, während ihr die eignen Glieder wie in Fieberschauern bebten: „Hörst du — hörst du's denn nicht?! Du bist nicht unser Sohn nicht unser eigner Sohn!"

„Ja, ich weiß,“ jagte er müde. „Laß, laß!“ ÄH= wehrend bewegte er die Hand.

Und das "eine völlige Fassungslosigkeit machte sie stammeln wie ein Kind - „das berührt dich nicht? Das das läßt dich jo talt?!"

so

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Kalt?! Kalt?!" Er zuckte die Achseln, und in seinen müden, glanzlosen Augen fing es an ein wenig zu funkeln. Kalt?! Wer sagt dir, daß es mich kalt läßt - falt gelassen hat?" verbesserte er sich rasch. Aber ihr habt ja nicht danach gefragt. Nun will ich nichts mehr davon Hören. Nun bin ich müde. Ich will schlafen!" Er drehte ihr den Rücken, kehrte das Gesicht gegen die Wand und rührte sich nicht mehr.

Da stand sie er schlief schon, oder wenigstens schien er zu schlafen. Ein paar Minuten noch verweilte sie bang

C. Viebig, Einer Mutter Sohn.

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würde er, mußte er sich nicht wieder nach ihr wenden: ,erzähle, jest höre ich! Aber er wendete sich nicht.

Da schlich sie aus dem Zimmer wie ein armer Sünder. Zu spät, zu spät! Sie hatte zu spät gesprochen, und nun wollte er nichts mehr hören, nun gar nichts mehr davon wissen! In ihrer Seele schmerzten die Worte,zu spät' in ihrer stumpfen Trostlosigkeit wie eingebrannt.

Käte hatte nicht mehr den Mut, auf das, was sie Wolfgang in dieser Nacht hatte gestehen wollen, noch einmal zurückzukommen. Wozu auch? Sie hatte das lebhafte Gefühl: ihm war nicht mehr beizukommen, nicht mehr zu helfen. Sie aber fühlte sich niedergedrückt wie durch eine unermeßliche Schuld. Und das Gefühl dieser schweren Schuld machte sie milder gegen ihn, als sie es sonst gewesen wäre; es hieß sie, sein Tun und Laffen zu beschönigen, vor sich selber und vor ihrem Manne.

Schlieben war sehr unzufrieden mit Wolfgang. „Wenn ich nur wüßte, wo er sich immer herumtreibt! Er ist doch nachts zu Hause wie?!"

Ein unwillkürlicher Laut seiner Frau hatte ihn unterbrochen, nun sah er sie forschend an. Aber sie verzog keine Miene, nichte nur: „Ja!“ Da verließ sich der Mann auf seine Frau.

Nun waren die lezten Tage des scheidenden Herbstes da, die oft noch so warm sind und golden, goldener als der Sommer sie je gewährt. Um vor dem Winter sich noch einmal in Luft und Sonne zu baden, strömte alles hinaus in den Grunewald. Als sei alle Tage Sonntag, so drängten sich die Spaziergänger in Hundekehle und Paulsborn, bei

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