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Onkel Tom und in der Alten Fischerhütte. Überall Lachen, oft auch Musik, und Mädchen in hellen Kleidern, in legten, noch nicht ganz vertragenen Sommertoiletten. Kinder lärmten jezt weniger durch den Wald wie zur Sommerszeit, es dunkelte jezt bereits zu früh; desto mehr Pärchen wandelten, denen der frühe und doch noch warme Dämmerschein köstliche Gelegenheit bot, ihre Zärtlichkeiten zu tauschen, und alte Leute, die noch einmal die Sonne genießen wollten, ehe vielleicht bald die Nacht für sie tam, der kein Morgen mehr folgt.

Schlieben hatte es in früheren Jahren immer verabs scheut, an solchen Tagen, in denen es im Grunwald_wimmelte, sein Haus und seinen Garten zu verlassen. Es war ihm unangenehm gewesen, den Staub des Gewühls zu schlucken. Jezt war er weitherziger: warum sollten die Leute, die sonst immer in ihre engen Wohnungen gebannt waren, nicht auch einmal hier draußen sein und für Stunden wenigstens den Kieferndust einatmen, den sie, die Bevorzugten, alle Tage genossen? Es war doch etwas Schönes darum, zu sehen, wie Menschen sich freuen!

Sowohl aus eignem Antrieb, wie um Käte zu zer= streuen, die ihm in lehter Zeit noch ernster und merkwürdig in sich gekehrt vorkam, bestellte er einen Wagen, einen bequemen Landauer, und fuhr mit seiner Frau spazieren. Sie fuhren die bekannten Straßen, die den Grunewald durchziehen, stiegen auch zuweilen aus, wenn der Wagen langsamer durch den Sand mahlte, und gingen auf dem, durch gefallene Nadeln glatt gemachten und festgetretenen Fußpfad ein Stückchen nebenher.

Sie kamen nach Schildhorn. Über dem Wasser lag roter Abendschimmer; die Sonne war nicht mehr im

vollen Glanz zu sehen, ein dämmernder, melancholischer Friede lag über der Havel und den Kiefern. So tief hatte Käte dieser Wald noch nie gedeucht. Es fröstelte sie plöglich: ah, dort drüben lag ja auch der Friedhof der Selbstmörder! Sie mochte nicht hinsehen, nervös preßte sie die Augen zu. Vor ihren Blicken hatte plöglich ein junger Bursch_ge= standen jung und frisch und doch schon verdorben mancher Mutter Sohn!

Schaudernd wollte sie rasch vorüber, und doch zog es ihren Fuß unwiderstehlich hin zu dem im Wehsand eingehegten Fleck. Sie konnte nicht anders, sie mußte stehen bleiben. Sinnend ruhte ihr Blick auf den so wenig schönen, ungepflegten Gräbern: ob sie denn Frieden gefunden hatten, die hier ruhten?! Ein paar grüne Zweige und ein paar Blümchen, die sie unterwegs gepflückt hatte, entfanken ihrer Hand. Der abendliche Wind wehte sie aufs nächste Grab; da ließ sie sie liegen. Ihr war unendlich weh ums Herz.

Paul rief: „Käte, so komm doch! Der Wagen wartet ja längst auf uns!“

Bis tief ins Innerste war sie verstimmt. Befürchtungen und Ahnungen, von denen sie niemand sagen konnte, drangen auf sie ein. Wolfgang war leichtsinnig aber schlecht?! Nein, schlecht war er nicht — noch nicht! O Gott, nein, das wollte sie doch nicht denken, schlecht nicht! Aber wie sollte es werden? Wie enden?! Gut konnte es nicht mehr werden, nie - wie sollte es auch?! Da müßten ja Wunder geschehen, und Wunder geschehen nicht mehr zu diesen Zeiten!

Helles Lachen schreckte sie auf. Im Restaurationsgarten waren alle Tische besetzt; hier war so viel Jugend, und so viel leichter Sinn, und hier waren so viele Liebespaare.

Sie waren wieder in ihren Wagen gestiegen und fuhren jezt langsam am Restaurationsgarten vorüber und sahen so all die hellen Blusen und die bunten Blumenhüte, all den Puh des kleinen Bürgerstandes.

Horch, wieder das helle Lachen! Ein lautes Mädchenlachen, so recht frei heraus, und nun ein: „Oho, fangt sie, fb, fg' bei dem Käte, wie erstarrt den Atem anhielt. Sie wurde ganz schwach, alles Blut wich ihr vom Herzen fort: das war ja Wolfgang! Ihr Wolfgang!

Da sprang er in großen Säßen hinter einem Mädchen her, das, aufjuchzend, vor ihm über den Weg floh und jenseits hinein in den Wald lief zwischen die Stämme. Er jagte hinter ihr drein. Einen Augenblick noch sah man das helle Mädchenkleid und Wolfgangs fliegenden Schatten um die Kiefern wischen, dann erblickte man nichts mehr von ihnen. Aber er mußte sie erreicht haben, man hörte jest ihr gellendes Auftreischen und sein Lachen; beides trieb Käte das Blut in die Wangen. Das klang ihr beleidigend, klang ihr gemein. Also so, so weit war er gekommen, trieb sich hier mit solchen, solchen Personen umher?! Aha, da kamen ja noch ein paar andre nach, die gehörten auch zur Gesellschaft! Ein vierschrötiger Mensch mit rotem, pausbackigem, sehr erhißtem Gesicht lärmte mit Hallo hinter dem verschwundenen Paar drein, und ein schmächtiger Schlingel, der zuleht kam, lachte so recht verschmitt-spißbübisch.

,Paul, Paul,' wollte Käte aufschreien, Paul, sieh nur, sieh! Aber dann schrie sie doch nicht und rührte sich nicht. Da war ja nichts mehr zu ändern! Ganz stumm lehnte sie in ihrer Wagenecke: das hatte sie ja ge= wollt, sie durfte nicht klagen. Ach, hätte sie ihn doch

gelassen, wo er war! Jezt mußte sie schweigen, beide Augen zudrücken, tun, als hätte sie nichts gesehen!

Aber alles war ihr verleidet. Und als ihr Mann ihr in einer Lücke der Kiefernwipfel den schwimmenden Mond im lichtgrauen Äther wies und rechts dabei den freundlichen, ruhig leuchtenden Stern, hatte sie auf sein entzücktes: „Ist das nicht schön ?" nur ein kühl-zustimmendes: „D ja!"

Das verstimmte ihn. Welche Freude hatte sie sonst an der Natur gehabt, die größte und reinste Freude, nun auch das nicht einmal mehr! Auch dieses hin?! Alles hin! Er seufzte.

Und jedes von ihnen, in eine Ecke des Wagens gelehnt, verharrte in Schweigen. Mit trüben Augen schauten sie beide in die tiefer und tiefer sinkende Dämmerung. Es wollte Abend werden, der Tag - auch ihr Tag hatte sich geneiget.

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Wolfgang hatte mit Frida Lämke, deren Bruder und Hans Flebbe eine längst geplante Landpartie unternommen. Frida hatte sich für den Nachmittag im Geschäft freigemacht; ausnahmsweise, und weil sie etwas unabweisbar Dringendes vorschüßte, gelang es ihr, abzukommen. Nun war sie aber auch wie losgelassen, voller Übermut: ha, war das fein, ha, wollten sie sich mal amüsieren! Wolfgang hatte eine Droschke spendiert; er und Frida im Fond, die beiden andern ihnen gegenüber auf dem Rücksit, so Hatten sie eine Rundfahrt durch den grünen, grünen Wald gemacht, hatten dieses Lokal besucht und jenes, waren Karussell gefahren und Boot und hatten in der Würfelbude gewürfelt. Wolfgang war sehr galant, Frida durfte immer

noch mal; eine Butterdose von blauem Glas, eine Glanzpapierdüte mit Pfeffernüssen, vor allem aber ein kleiner Piepmah in einem winzigen Holzgitterkästchen machten sie felig. Alles das durfte Hans nun tragen, während sie auf dem Nachhauseweg, den sie von Schildhorn zu Fuß antraten, sich mit Wolfgang jagte und neckte. Der Bräutigam störte weiter nicht. Hans hatte von Anfang an darauf verzichtet, seine Frida am Arm zu führen; man hätte sie dreist für das Verhältnis des eleganten jungen Herrn halten können. Aber als sie nun ganz außer Atem, rot und zerzaust war und die Dämmerung des Abends, der hier innen zwischen den dichten Stämmen schon eher dunkelte als draußen, ihr ein kleines Gruseln und ein wonniges Sich-erschrecken einjagte, hing sie sich doch wie selbstverständlich an den Arm ihres Hans. Sie blieben ein wenig zurück.

Nun war Wolfgang allein, denn Artur rechnete er nicht, obgleich der neben ihm her über die Wurzeln stolperte und schrill pfiff. Und Wolfgang beneidete den dicken Hans, über den sie heute, seine Braut am meisten, so viel gelacht hatten; auch er hatte das Bedürfnis, jezt ein Mädchen am Arm hängen zu haben. Das brauchte nicht einmal so niedlich wie Frida zu sein Dämmerung des Waldes, die so wohlig war und verschwiegen, lud förmlich ein. Und vom Boden, der jo mager war, lauter Sand, stieg heute abend doch ein sattes Duften auf, ein reichliches Gewähren. Wolfgang fühlte sich lebens- und liebeshungrig, gierig nach Freude, nach Genuß. Hätte er jezt Frida neben sich gehabt, bei beiden Armen hätte er sie gepackt, sie an sich gerissen, blitzschnell ihr den Mund mit Küssen verschlossen und sie nicht mehr losgelassen.

wenn's nur ein Mädel war! Die

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