ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Er ging gleich nach Hause, er hatte heute nicht Lust mehr, draußen herumzubummeln. Und als er jo ging mit wiegendem, schlenderndem Gang, entlegene Wege, in denen es still war, richtete sich etwas auf vor ihm in der dunklen Färbung des Herbstabends und stellte sich in seinen Weg das war eine Frage:

,Und du -?! Wohin du - ?!

In einer Stimmung, die seltsam weich und versöhnlich war, betrat er das Elternhaus. Aber als er ins Zimmer trat, saßen die Eltern da wie zu Gericht.

Käte hatte es nun doch nicht verheimlichen können, es hätte ihr das Herz abgepreßt, sie hatte jemandem erzählen müssen, was sie beobachtet hatte. Und Schlieben hatte sich mehr darüber aufgeregt, als seine Frau erwartet hatte: also in solche Gesellschaft war der Junge geraten?!

„Wo treibst du dich herum?" fuhr er den Sohn an. Der Eintretende stuzte: was war das für ein Ton, es war doch heute nicht so spät?! Im Gefühl des Unrechts, das ihm geschah, hob er den Kopf.

„Sieh mich nicht so unverschämt an!" Den Vater verließ die Beherrschung. Wer ist das Frauenzimmer, mit dem du dich herumtreibst?"

"

Herumtreibst Frauenzimmer?! Dem jungen Menschen schoß das Blut heiß zu Kopf. Frida Lämke ein Frauenzimmer das war toll! „Sie ist kein Frauenzimmer!“ brauste er auf. Und dann: „Ich habe mich nicht herumgetrieben!"

„Nun, nun, ich habe Schlieben verbesserte sich rasch, er konnte doch nicht sagen: ‚ich habe dich gesehen. so sagte er: „Wir haben dich gesehen!"

-

Wolfgang wurde sehr rot. Aha - sie hatten ihn belauert heute wohl - waren ihm nachgeschlichen?! Nicht einmal weit draußen war man sicher vor ihren Späherblicken! Er war empört. Wie kannst du sagen Frauenzimmer' ! Sie ist kein Frauenzimmer!"

„So - was ist sie denn, wenn ich fragen darf?“ Meine Freundin !"

[ocr errors]
[ocr errors]

Deine Freundin?!" Der Vater lachte ein kurzes zorniges Lachen. „Freundin - nun ja, aber für dich ist das denn doch noch ein wenig früh! Ich verbiete dir solche Freundinnen zweifelhaften, mehr als zweifelhaften Genres!“

„Sie ist nicht zweifelhaft!" Wolfgangs Augen funfelten. Wie recht hatte Frau Lämke, die neulich, als er sie wiederum besuchte, gesagt hatte: „So sehr ick mir ooch freue, kommen Se doch nich zu oft, Wolfjang. Frida is man 'n armes Mächen, un bei so einer wird gleich was geredt'!" Nein, hier gab's nichts anzuzweifeln! Bleich vor Wut starrte der Sohn dem Vater in die Augen. Sie ist ein so anständiges Mädchen, wie es nur eines gibt! Wie darfst du so von ihr sprechen?! Wie darfst du dich unter " Er stockte, er war zu wütend, die Stimme versagte ihm.

[ocr errors]

,,,Unterstehen" sag's nur heraus, unterstehen'!" Schlieben beherrschte sich jezt mehr, er war etwas ruhiger geworden, denn was er auf seines Jungen Gesicht sah, dünkte ihn ehrliche Entrüstung. Nein, ganz verdorben war der doch noch nicht, der war wohl nur verführt, solche Frauenzimmer hängen sich ja mit Vorliebe an noch sehr junge Leute! Und er sagte mit einer gutgemeinten Überredung: „Mache dich los von der Geschichte, so bald als möglich. Du ersparst dir viel Unangenehmes. Ich will dir wohl helfen dabei!"

Danke!" Der junge Mensch steckte die Hände in die Hosentaschen und stellte sich breitbeinig auf.

Die weiche Stimmung war längst verflogen, die hatte Wolfgang sofort verloren beim ersten Schritt ins Zimmer; nun war er recht in der Laune, sich nichts, aber auch gar nichts gefallen zu lassen. Sie hatten Frida beschimpft!

Wo wohnt sie?" fragte der Vater.

„Ja, das möchtest du wohl wissen !" Der Sohn lachte höhnisch auf; er empfand eine gewisse Genugtuung, ihrer Neugier das vorzuenthalten. Das würden sie nie erfahren ! Das hatte er ja gar nicht nötig, sie wissen zu lassen! Prohig warf er den Kopf in den Nacken und antwortete nicht. Gott, was war aus dem Jungen geworden! Ganz entsezt starrte Käte drein: er hatte sich ja völlig gewandelt, war ein ganz, ganz andrer geworden! Aber dann kam die Erinnerung — sie hatte ihn doch einmal so sehr geliebt - und der Schmerz, ihn gänzlich und auf immer verloren zu haben. Wolfgang, sei doch nicht so, ich bitte dich! Wolfgang, wir meinen es doch so gut mit dir!' Er maß sie mit einem unerklärlichen Blick. Und dann sah er an ihr vorbei ins Leere hinaus.

"

[ocr errors]

„Es wäre besser, ich wäre gar nicht da!" stieß er plöglich hervor, ganz unvermittelt. Es wollte trozig klingen, aber der Troß erstickte im jähen Ausbruch einer schmerzlichen Erfenntnis.

[graphic]
[ocr errors]

XVI

[graphic]

ie waren übereingekommen, daß Wolfgang nun nicht mehr draußen bei ihnen in der Villa wohnen sollte. Er war zwar noch sehr jung, aber die Zeit zur Selbständigkeit war da, das sahen die Eltern ein. Zwei hübsch möblierte Zimmer wurden ge= mietet in der Nähe des Geschäfts Wolfgang sollte jezt entschieden fleißiger heran- sonst mochte er unbehelligt sein. Dies späte Nachhausekommen, diese verantwortliche Kontrolle

nein, es ging nicht an, daß Käte sich völlig aufrieb ! In tiefer Resignation hatte Schlieben diesen Schritt getan.

Und es schien, als sollten wirklich jest ruhigere, friedlichere Tage über die Villa Schlieben kommen. Der Winter war da, und der Schnee war eine so weiche, deckende Hülle für manche begrabene Hoffnung.

Wolfgang kam zu Besuch heraus; nicht zu oft, den Vater sah er ja ohnehin täglich im Kontor. Daß es die Mutter doch verlangte, ihn öfter zu sehen, schien er nicht zu ahnen. Sie ließ es ihn auch nicht merken. Sollte sie etwa betteln: „Komm öfter? Nein, sie hatte schon allzu viel gebettelt viele Jahre, fast achtzehn Jahre lang und mit Bitterkeit sagte sie sich: Verlorene Müh'!'

[ocr errors]

Wenn er herauskam, waren sie freundlich miteinander; die Mutter sorgte nach wie vor für tadellose Anzüge, für die bestgeplätteten Oberhemden, für die feinen Batistnachthemden und die hohen Kragen. Daß er oft nicht so aussah, wie er hätte aussehen müssen, war nicht ihre Schuld. Es lag auch vielleicht nicht an seiner Kleidung, es lag vielmehr

an seiner abgespannten Miene, seinen müden Augen, an seiner ganzen nachlässigen Haltung; er ließ sich hängen, verbummelt sah er aus.

Die Eheleute sprachen aber nicht miteinander darüber. Wenn er nur erst zum Militär käme,' dachte Schlieben. Von dem Muß, von der strengen Regelung im Dienst erhoffte er eine Regelung des ganzen Lebens; was sie, die Eltern, mit aller Sorgfalt nicht zuwege gebracht hatten, würde der Drill schon fertig bringen! Zum April sollte sich Wolfgang stellen. Jezt, zur Winterszeit, hielt er zwar regelmäßiger und gewissenhafter die Kontorstunden ein, aber, aber wie sah er oft morgens aus! Entsezlich blaß, förmlich fahl. Verkatert! Mit einem Kopfschütteln stellte das der Vater fest, aber er sagte nichts zum Sohn darüber; wozu auch, es würde nur eine unangenehme Szene geben, die nichts mehr nußte, die höchstens nur noch mehr verdarb. Sie standen eben nicht mehr auf gemeinsamem Boden.

Und so ging es weiter, ohne sonderliche Erregung, aber sie litten doch alle drei; auch der Sohn.

Frida glaubte Wolfgang oft eine Verstimmung anzumerken. Zuweilen ging er mit ihr ins Theater,,was zu lachen' mochte sie so gern; aber er lachte nicht mit, lachte selbst dann nicht, wenn ihr die Lachtränen über die Wangen liefen. Sie konnte sich ordentlich darüber ärgern, daß er so wenig Sinn für was Lustiges hatte.

[blocks in formation]

„Bist du denn krank ?" fragte sie ganz erschrocken. „Nein!"

„Na, was haste denn ?"

C Viebig, Einer Mutter Sohn.

22

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »