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los ist," hatte er gesagt. „Ich bin zu ärgerlich auf ihn. Aber man müßte sich doch wohl mal um ihn kümmern !" „Das werde ich auch," hatte sie darauf geantwortet.

Die Füße trugen sie kaum, als sie langsam ihren Weg schlich, zulegt aber lief sie fast: er war doch ihr Kind lange, lange Jahre gewesen, und sie hatte einen Teil der Verantwortung! Sie fragte sich jezt nicht mehr, wie sie eigentlich bei Frau Lämke die Unterredung beginnen sollte, sie hoffte, daß der Augenblick ihr das rechte Wort geben werde. So tappte sie die dunklen Stufen zu Lämkes Portierwohnung hinab und klopfte und trat zugleich ein, ohne das Herein abgewartet zu haben.

Frau Lämke wischte gerade den Boden auf, der Schrubber entfiel ihrer Hand, geschwind ließ sie ihr rundum hochgenommenes Kleid herab: die gnädige Frau, die Frau Schlieben?! Was wollte die denn bei ihr?! Das blasse, mager gewordene Gesicht mit den harmlosen Augen blickte die Eintretende völlig verdußt an.

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Guten Tag, Frau Lämke," sagte Käte ganz freundlich. „Ist Ihre Tochter Frida zu Haus? Ich muß sie sprechen!" „Nee, Frida is nich zu Hause!" Die Lämke blickte noch verdußter: was wollte die gnädige Frau denn von Frida? Um die hatte sie sich noch nie gekümmert! „Frida is ins Jeschäft!"

So? Wissen Sie das ganz genau?"

Es lag etwas Anzügliches in dieser Art des Fragens, aber Frau Lämke merkte nichts in ihrer Harmlosigkeit. „Frida is immer noch nich aus's Jeschäft zurück um die Zeit, aber in 'ne kleine halbe Stunde kann se woll hier sein. Se hat zwei Stunden Mittag; Abend kommt se erst

jejen zehne, denn um neune machen se man erst zu. Aber wenn se nach Tische mal bei die gnädige Frau vorkommen joll," Frau Lämke war zu neugierig: was wollte die bloß von Frida? -,,recht jerne!"

„Sie kommt in einer halben Stunde, sagen Sie ?" „Jawoll! Es pressiert ihr immer sehr, daß se bei Muttern kommt — un denn der Hunger!"

„Wenn Sie gestatten, werde ich auf sie warten," sagte Käte. „Bitte, nehmen Sie jefälligst Play!" Eilfertig wischte Frau Lämke mit ihrer Schürze über einen Stuhl: das war doch immerhin eine Ehre, daß Wolfgangs Mutter zu Frida hier in den Keller kam! Und mit einer Stimme, der man den herzlichen Anteil anmerkte, fragte sie: „Wie jeht's denn dem jungen Herrn, wenn ich fragen darf, is er denn recht munter?"

Käte blieb die Antwort schuldig: das war denn doch eine zu große Frechheit, eine ganz unglaubliche Frechheit! Wie konnte die nur so unverfroren fragen?! Aber dann kam ihr auf einmal ein Zweifel: wußte die denn überhaupt etwas? Sie sah in die harmlosen Augen. Diese hier war wohl auch hintergangen, wie sie hintergangen worden war! Sie hatte nicht das Herz, ein aufklärendes Wort zu sprechen arme Mutter! So nichte sie nur und sagte ausweichend: „Danke!“

Sie schwiegen, beide in einer gewissen Verlegenheit. Frau Lämke schälte Kartoffeln zum Mittag und seßte sie auf und warf ab und zu einen verstohlenen Blick auf die wartende Dame. Käte war blaß und gähnte verstohlen, ihrer Aufregung war eine ungeheure Abspannung gefolgt. Sie wartete ja vergeblich! Und diese Mutter hier würde

heute auch vergeblich warten! Das Mädchen, diese heuchlerische Kreatur, kam ja nicht! Wie Wut packte es Käte, wenn sie an des Mädchens blondes Haar dachte. Das hatte ihren Jungen verführt, thn umstrict nun fam er vielleicht nicht mehr los! Immer deine deine Frida Lämte' ein Schmollen war in dem Brief gewesen, wahrscheinlich hat er sich zurückziehen wollen, aber ,wenn du nicht kommst, komme ich zu dir' — o, die würde sich wohl hüten, ihn loszulassen, die hielt fest!

Käte glaubte nicht mehr daran, daß Frida Lämke nach Hause kommen würde. Es ging schon auf zwei Uhr: die Mutter log, die steckte vielleicht doch mit unter der Decte!

Aber jezt fuhr Käte zusammen, ein Tritt ließ sich auf der Kellertreppe vernehmen, bei dem die Mutter erfreut sagte: „Das 's Frida!"

Draußen trällerte ein Liedchen nun ging die Tür auf. Frida Lämke trug jezt statt des kleinen Matrosen= strohhutes ein dunkles Pelzbarett auf den blonden Haaren; der Pelz war unecht, aber sie hatte ein paar Taubenflügel an der Seite stecken, und das Müßchen saß ihr schick über dem tecken Gesicht.

In höchster Erregung stand Käte; sie war aufge= sprungen und sah das Mädchen an mit brennenden Augen. Da war sie wahrhaftig — doch gekommen! Die war Hier - aber Wolfgang, wo war der ?! Sie schrie förmlich das Mädchen an: „Wissen Sie, wo mein Sohn ist Wolfgang Wolfgang Schlieben ? !"

Der überraschten Frida rosiges Gesicht wurde blaß. Sie wollte etwas sagen, stotterte, stockte, biß sich dann auf

die Lippen und wurde dunkelrot. wissen? Ich weiß doch nicht!"

"Woher soll ich das

Sie wissen es wohl! Lügen Sie doch nicht!" Mit Heftigkeit faßte die Frau Frida bei beiden Armen. Ins blonde Haar hätte sie ihr greifen mögen und beim Dranreißen laut schreien: Mein Junge! Gib mir meinen Jungen wieder! Aber sie fand nicht die Kraft, diese schlanken Mädchenarme so lange zu schütteln und zu rütteln, bis ein Befenntnis herausgezwungen war.

Die blauen Augen Fridas hatten sie ganz offen angesehen, vollständig freimütig, wenn auch eine leise Unruhe in dem Blicke lag. „Ich habe ihn lange nicht jesehen, jnädige Frau,“ sagte Frida ehrlich! Und dann ward ihr Ton leiser, eine gewisse Besorgnis lag darin: „Sonst kam er wohl, aber jezt kommt er jar nich mehr nich wahr, Mutter?!"

Frau Lämke schüttelte den Kopf: „Nee, jar nich mehr!" Ihr war gar nicht recht wohl zumute, das fam ihr alles so seltsam vor: Frau Schlieben hier im Keller, und was wollte die denn von Frida?! Da ging was vor, da war was nicht richtig! Aber was auch immer sein mochte, ihre Frida war unschuldig, das mußte Frau Schlieben wissen! Und so faßte sie sich denn ein Herz: „Wenn Sie etwa jlauben, jnädige Frau, daß da meine Frida mittenmank is, da irren Se sich aber! Meine Frida jeht schonst lange mit dem Flebbe Hans Flebbe, dem Sohn vom Kutscher, er is nu Matrialist — un überhaupt, Frida is 'n anständijet Mächen was denken Sie wohl von meiner Tochter? Herrje, det 's aber immer so, 'n Mächen aus unserm Stande, die kann ja nich anständig sein, nee!" Die gekränkte Mutter wurde jezt geradezu ausfallend.

„Meine Frida war 'ne sehr jute Freundin von Ihren Wolfjang, un ich bin ihn ja ooch janz jut als ich in 'n Sommer so elend war, hat er mir doch fufzig Mark jeschickt, daß ich konnte nach Fangschleuse ßiehn, drei Wochen, un mir erholen - aber nu soll er mir mal wieder kommen, 'raus schmeiß ich ihn, den Bengel!" In ihrer unbestimmten Angst, daß man ihrer Frida etwas nachsagen könnte, wurde ihr blasses Gesicht heiß und rot.

Frida flog auf sie zu und faßte sie mit einem Arm um die Schultern: „Ärjere dich doch nich, Mutter! Du sollst dich doch nich aufregen, sonst schlägt's dir wieder auf 'n Magen!"

Frida wurde jezt ganz energisch; ihre Mutter noch immer um die Schultern gefaßt haltend, drehte sie den blonden Kopf nach Frau Schlieben: Inädige Frau, da müssen Sie sich schon an 'ne andre Adresse wenden. Ich kann Ihnen nichts über Ihren Herrn Sohn sagen. Mutter un ich haben noch neulich drüber jesprochen, daß er nu jar nich mehr kommt. Un ich habe ihm noch jerade 'n Briefchen jeschrieben, er soll uns doch mal besuchen - weil ich ihn doch ewig nich jesehen hatte und und na, weil er doch sonst jerne mit mir zusammen war! Aber er hat mir jar nich drauf jeantwortet. Ich habe ihm doch nischt jetan! Er hat sich aber ebent sehr verändert!" Sie feßte eine altkluge Miene auf: „Inädige Frau, ich jlaube, es wäre doch - besser, wenn er noch bei Ihnen wohnte!"

Käte sah sie starr an: was ahnte die was wußte die wußte die überhaupt etwas ?! Zweifel stiegen in ihr auf, und dann kam ihr die Gewißheit: dieses Mädchen hier war harmlos, sonst hätte es so nicht sprechen können! Die Abgefeimteste konnte so treuherzig nicht dreinblicken! Und sie

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