ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

gestand es ja auch ganz von selber offen ein, daß sie neulich an Wolfgang geschrieben hatte nein, so schlecht war die blondem Haar mußte es sein!

hier nicht, eine andere mit Aber wo war die zu suchen Und die Hände

wie

wo, wo Wolfgang zu finden?! abbittend gegen das Mädchen

hebend, sagte sie in einem jammervollen Ton: „Aber wissen Sie denn gar nicht, haben Sie denn gar keine Ahnung, wo er hin sein könnte? Gestern waren es zwei Tage, daß er fort ist verschwunden

schwunden, seine Wirtin weiß nicht, wohin!"

[blocks in formation]

ganz ver=

seit zwei Tagen schon?!" Frida riß

„Ich sagte es Ihnen ja schon

Sie ja - er ist fort, ganz fort!"

darum frage ich

Eine wilde Ungeduld kann über die Mutter, und zugleich die ganze Erkenntnis ihrer peinvollen Lage, sie schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte laut auf.

Mutter und Tochter Lämke wechselten mitleidsvolle Blicke. Frida wurde blaß und rot, es war, als ob sich ihr etwas auf die Lippen drängen wollte, aber sie schwieg doch. „Schlecht is er aber doch nich, nee, schlecht is er nich," flüsterte Frau Lämke.

Wer sagt, daß er schlecht ist?!" Käte fuhr auf, ließ die Hände vom Gesicht sinken; der ganze Gram langer Jahre und die ganze Hoffnungslosigkeit lag in ihrem Ton: „Verführt ist er, verirrt, — verloren, verloren!"

Frida weinte laut heraus: „Ach, sagen Sie das nich! Er findet sich wieder an, er findet sich jewiß wieder an! Wenn ich nur "sie stockte und zog die Stirn zusammen im Nachdenken „sicher wüßte!"

C. Biebig, Einer Mutter Sohn.

23

Dor M

„Helfen Sie mir! Ach, können Sie mir nicht helfen?!" Frau Lämke schlug bei diesem „Helfen Sie mir der armen Frau die Hände zusammen und zitterte vor Erregtheit: wenn eine das an ihrem Kind erleben muß, an einem Kinde, das sie mit Schmerzen geboren hat! Allen Respekt außer acht laffend, wankte sie auf Käte zu und faßte deren kalte, schlaff herunterhängende Hand: „Iotte doch, es tut mir so leid, so schrecklich leid! Aber trösten Se sich man! Wissen Se, 'ne Mutter hat doch so 'ne Kraft, so was janz Besonderes, 'n Kind verjißt ihr doch nie janz!" Und sie lächelte in einer gewissen Sicherheit.

Er ist ja nicht mein Sohn mein eigner Sohn nicht ich bin ja gar nicht seine wirkliche Mutter!" Was Käte noch nie eingestanden hatte, jezt gestand sie es ein. Die Angst preßte ihr's heraus und die Hoffnung, daß diese Frau hier sagen würde: Auch solch eine Mutter wird nicht vergessen, sicher nicht!"

Aber Frau Lämke sagte das nicht. Zweifelnd sah sie drein und schüttelte den Kopf: daran hatte sie eben für einen Augenblick gar nicht gedacht, daß die ja Wolfgangs richtige Mutter garnicht war!

Trübes Schweigen war im Raum. Nur ein zitterndes Atmen war vernehmbar, bis endlich Frida, mit ihrer hellen Stimme die lähmende Stille durchbrechend, fragte: „Sind Sie denn heute auch schon bei der Wirtin jewesen?! Nee!?" Käte hatte stumm verneint. „Na, denn, jnädige Frau gestern waren's zwei Tage, sagen Sie? denn kann er aber doch heute wieder jekommen sein! Man muß doch mal wieder nachfragen! Soll ich mal rasch hinjehn?!" Und schon war sie an der Türe, hörte gar nicht, daß

die Mutter ihr nachrief: „Frida, Frida, doch man erst 'n Happen essen, du hast ja noch jar nich Mittag jejessen !" sondern lief die Kellerstufen hinan in gutmütiger Hast und mitleidsvoller Teilnahme.

Käte lief hinter ihr drein.

Aber sie erhielten in der Friedrichstraße keine andre Auskunft. Die Zimmer waren zwar geheizt, Staub gewischt, sogar der Frühstückstisch gedeckt, als sollte der junge Herr jeden Augenblick eintreten — die Wirtin erhoffte ein besonderes Lob ihrer Fürsorge aber der junge Herr

war wieder nicht erschienen.

[merged small][ocr errors]

Käte Schlieben lag krank. Der Sanitätsrat zuchte die Achseln: da war nicht viel zu machen, es war eine vollständige Apathie. Wenn nur etwas käme und sie aufrüttelte, etwas, für das es ihr verlohnen würde, sich aufzuraffen, dann würde es schon wieder werden! Vorderhand verordnete er Kräftigungsmittel - der Puls war ja so schlecht - alle Stunden einen Teelöffel Puro, Fleischgelee, Eier, Milch, Austern und dergleichen.

Am Bett seiner Frau saß Schlieben, er war eben aus der Stadt nach Hause gekommen. Nun saß er da, den Kopf gesenkt, die Stirn in Falten gezogen.

„Noch immer nichts von ihm was sagte die Frau gar nichts von ihm ?" hatte Käte eben mit verlöschender Stimme geflüstert.

Er sagte nur: „Wir werden uns nun doch an die Polizei wenden müssen!"

„Nein, nein, nicht an die Polizei! Ihn suchen lassen, wie einen Verbrecher?! Du bist schrecklich, Paul! Schweig doch, Paul!" Ihre anfänglich so schwache Stimme war fast schreiend geworden.

Er zuckte die Achseln: „Es wird uns nichts übrig bleiben," und blickte bekümmert sie an und dann stumm vor sich nieder.

Ihm war, als könne er sein Unglück nicht übersehen, als sei das ganz unüberblickbar. Acht Tage waren es nun her, daß Wolfgang fort war - schrecklich, schrecklich, was dieser Mensch ihnen für Sorgen machte! Aber größere Sorgen machte ihm seine Frau. Wie sollte das enden?! Diese gesteigerte Nervosität war gefährlich; und dabei auch dieser Kräfteverfall! Käte war nie eine Riesin gewesen, aber nun wurde sie so dünn, so mager; in den acht Tagen war ihre Hand, die da so matt auf der Decke lag, geradezu durchsichtig geworden. Ach, und ihr Haar so grau!

Mit traurigen Blicken suchte der Ehemann im Gesicht seiner Frau die einstige Schönheit: zu viel Falten, zu viel eingegrabene Linien, Furchen, die der Pflug des Grams gezogen hatte! Er mußte weinen; das kam ihm doch zu hart an, sie so zu sehen. Den Kopf von ihr abwendend, beschattete er die Augen mit der Hand.

So saß er stumm und rührte sich nicht, und sie rührte sich auch nicht, lag, als ob sie schliefe.

Da klopfte es. Erschrocken sah Schlieben nach der Kranken hin: war sie nun gestört worden? Aber sie hob die Lider nicht.

Auf den Zehen ging er zur Tür und öffnete. Friedrich brachte die Post, allerhand Briefe und Zeitungen.

Nur aus Gewohnheit griff Schlieben danach, es interessierte ihn jezt alles so wenig. Die ersten paar Tage nach Wolfgangs Verschwinden hatte Käte immer gezittert, es möchte etwas von ihm in der Zeitung stehen, die schrecklichsten Befürchtungen hatten sie gequält; jest fragte sie nicht mehr. Aber nun zitterte der Mann tief im Innern, obgleich er sich selber hart zu machen strebte: was würde man noch erleben müssen ?! Keine Zeitung faßte er an, ohne eine gewisse Scheu.

"

Knittere doch nicht so unerträglich,“ sagte die schwache Frau gereizt. Da erhob er sich, um aus dem Zimmer zu schleichen es war besser, er ging, sie mochte seine Nähe nicht! Doch sein Blick fiel auf einen der Briefe. Was war denn das für eine unausgeschriebene, noch schulmäßige Handschrift? Wohl ein Bettelbrief? Er war an seine Frau gerichtet, aber sie machte ja jezt keine Briefe auf; dazu drängte es ihn förmlich, diesen, gerade diesen Brief zu öffnen. Es war nicht Neugier, ihm war, als müsse er es tun.

Er öffnete den Brief, rascher, als es sonst seine Art war. Das hatte eine Frau geschrieben, ein Mädchen sicherlich es waren ganz unausgeprägte, finzlige Buchstaben. Und das Bestreben war auffällig, die Handschrift zu verstellen.

,Wenn Sie was über Ihren Sohn erfahren wollen, müssen Sie Puttkammerstraße gehn, 140, und aufpassen, drei Treppen hoch im Hof, Seitenflügel links, wo Knappe an der Klingel steht. Da wohnt sie!

Eine Namenunterschrift war nicht vorhanden, nur: ,Eine gute Freundin' stand darunter.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »