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Schlieben hatte das Gefühl, als brenne ihm das Papier die Finger geringes Papier, aber zartrosa und nach parfümierter, billiger Seife riechend — ein anonymer Brief, pfui! Was sollte ihnen der Wisch?! Schon wollte er ihn zusammenknittern, da rief Kätes Stimme vom Bett her: „Was hast du da, Paul? Einen Brief? Zeig mal her!"

sie wer=

Und als er sich ihr nur langsam, zögernd näherte, richtete sie sich auf und riß ihm den Brief aus der Hand. Sie las und schrie laut auf: „Den hat die Lämke geschrieben! Ich bin sicher, er ist von ihr. Sie wollte ihn ja suchen und ihr Bruder, ihr Bräutigam den ihn gefunden haben! Puttkammerstraße die? 140, da müssen wir hin! Gleich, sofort! dem Mädchen! Meine Schuhe, meine Sachen kann ja gar nichts finden! So klingle doch! Sie soll mich frisieren ach, laß nur, ich kann ja schon alles

allein!"

wo ist Klingle

ach, ich

Sie war aus dem Bett gesprungen in zitternder Hast; nun saß sie schon vor dem Toilettentisch und fämmte selber ihr langes Haar. Es war verwirrt vom Bettliegen, aber sie riß den Kamm hindurch mit unbarmherziger Eile.

„Daß wir nicht zu spät kommen! Wir müssen uns eilen. Da ist er sicher, da ist er ganz sicher! Was stehst du noch und siehst mich so an? Mach dich doch fertig! Ich bin gleich fertig, wir können gleich gehen. Paul, lieber Paul, wir werden ihn da gewiß finden o Gott!" Sie faßte um sich, von einem Schwindel der Schwäche ergriffen, aber ihr Wille überwand die Schwäche. Nun stand sie ganz fest auf den Füßen.

Niemand würde es glauben, daß sie eben noch wie eine ganz Hilflose dagelegen hatte! Schlieben wagte es nicht, ihr zu widerstreben: was sollte auch noch Schlimmeres kommen?! Schlimmer, wie es jezt gewesen war, konnte es nicht mehr werden, und wenigstens konnte sie ihm dann nicht mehr vorwerfen, er hätte den Jungen nicht lieb gehabt!

Als sie nach kaum einer halben Stunde den Wagen bestiegen, den Friedrich herbeitelephoniert hatte, war sie weniger blaß und sah weniger alt aus als er.

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XVII

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enn Frida Lämke jezt Wolfgang Schlieben begegnete, schlug sie die Augen nieder, und er tat, als sähe er sie nicht. Er war böse auf sie: verdammte fleine Krabbe, die ihn verraten hatte! Nur sie, sie allein konnte die Eltern auf seine Spur gehezt haben! Wie hätten die sonst eine Ahnung gehabt? Er hätte sich prügeln mögen, daß er dieser Schlange einmal Andeutungen über seine Bekanntschaft in der Puttkammerstraße gemacht hatte. Die Frida mit ihrer Freundschaft, die sollte ihm noch mal von Freundschaft reden! Pah, Weiber überhaupt, die waren alle nichts wert!

Eine grimmige Weiberverachtung hatte den jungen

Menschen gepackt. Er hätte ihnen allen am liebsten ins alles feile Kreaturen, er fannte sie

Gesicht gespien

jezt, zur Genüge, ja bis zum Ekel!

Der noch nicht Neunzehnjährige fühlte sich müde und alt; seltsam müde. Wenn Wolfgang an die leztvergangene Zeit zurückdachte, kam sie ihm vor wie ein Traum; jezt, da die Zimmer in der Friedrichstraße aufgegeben waren und er wieder bei den Eltern wohnte, jest sogar wie ein böser Traum. Und wenn er dann Frida Lämke begegnete - das ließ sich nicht vermeiden, nun er regelmäßig hereinund herausfuhr zu den Bureaustunden, gab es ihm jedesmal einen Stich durchs Herz. Er grüßte sie nicht einmal, selbst dazu konnte er sich nicht überwinden.

Wenn er doch nur den Druck abschütteln könnte, den er auf sich fühlte! Sie taten ihm doch nichts nein, sie waren sogar sehr gut —, aber er hatte doch immer das Gefühl, nur gelitten zu sein. Das reizte ihn und machte ihn zugleich traurig. Vorwürfe hatten sie ihm nicht gemacht, würden sie ihm wohl auch nicht machen, aber der Vater war stets ernst, zurückhaltend, und der Mutter Blick hatte geradezu etwas Quälendes. Ein krankhaftes Mißtrauen erfüllte ihn warum sagten sie ihm nicht lieber, daß sie ihn verachteten?!

und

In Nächten, in denen Wolfgang nicht schlafen konnte, plagte ihn etwas, das fast Reue war. Dann klopfte sein Herz heftig, flatterte förmlich, er mußte sich im Bett auffezen - das Liegen fonnte er nicht ertragen nach Atem ringen. Mit ängstlich aufgerissenen Augen stierte er dann ins Dunkel: ach, was war das für ein scheußlicher Zustand! Am Morgen, wenn der Anfall vorüber

mar dieser ,moralische Kater', wie er ihn spöttisch benannte ärgerte er sich über seine Sentimentalität. Was hatte er denn Schlimmes getan? Nichts andres, als was hundert andere junge Leute auch tun, nur daß die nicht so dumm waren wie er! Diese Frida, diese verwünschte Klätscherin! Er hätte sie erwürgen können.

Nach den schlechten Nächten war Wolfgang dann noch unliebenswürdiger, noch wortfarger, noch verdrossener, noch in sich verschlossener. Und noch elender sah er aus.

Er ist reduziert sagte sich Schlieben. Er sagte es nicht zu seiner Frau wozu die noch mehr aufregen? — denn daß sie sich beunruhigte, das zeigte ihm die Art, wie sie Wolfgang umsorgte. Nicht mit Worten, nicht mit Liebkosungen, die Zeiten waren vorbei; aber eine besondere Sorgfalt legte sie auf seine Ernährung, er wurde förmlich gepäppelt. Ein Mensch in seinen Jahren müßte doch ganz anders bei Kräften sein! Der Rücken schien nicht mehr so breit, die Brust nicht mehr so gewölbt, die schwarzen Augen lagen dunkel umrandet in ihren Höhlen. Die Haltung war schlecht, die Stimmung noch schlechter. Die Stimmung, ja die Stimmung! Die war die Wurzel alles Übels, aber da konnte keine Pflege helfen und auch kein Medikament. Der junge Mensch war eben unzufrieden mit sich, war's ein Wunder?! Er schämte sich!

Und vor Schliebens Augen stand die Situation grausam deutlich, in der er ihn gefunden hatte.

Er hatte Käte unten warten lassen sie hatte zwar durchaus mit hinaufgewollt, aber er hatte darauf bestanden, sie mußte unten auf dem Hof, auf diesem engen,

dunklen Hof, der nach Moder und Müllstaub roch, stehen

bleiben er war allein hinaufgegangen. Drei Treppen. Sie waren ihm unendlich steil vorgekommen, noch nie hatte ihm Treppensteigen so die Kniee angestrengt. Da stand Knappe'. Er hatte an die Klingel gerührt hei, wie fuhr er zusammen, als sie so schrillte. Was wollte er denn eigentlich hier?! Auf einen anonymen Brief hin drang er zu fremden Leuten ein, in eine fremde Wohnung, er, Paul Schlieben?! Das Blut stieg ihm zu Kopf

da hatte schon die Person geöffnet, in einem hellblauen Schlafrock, gar nicht mehr jung, aber üppig, mit gutmütigen Augen. Und er hatte einen eleganten Überzieher und einen feinen Filzhut im Entree hängen sehen beim Schein des erbärmlichen Küchenlämpchens, das den selbst am Mittag stockdunklen Flur erhellte, und erkannte in ihnen Wolfgangs Sachen. Also wirklich, er war hier?! Hier?! Der anonyme Brief log also doch nicht?!

Was er dann getan hatte, wußte er selber nicht mehr genau; er wußte nur, er war Geld losgeworden. Und dann hatte er den jungen Menschen beim Arm die Treppe hinuntergeführt, das heißt, mehr geschleppt als geführt. In halber Höhe schon war ihnen Käte entgegengekommen, es hatte ihr da unten zu lange gedauert, Kinder mit offenen Mäulern hatten sich um sie versammelt, und aus den Fenstern hatten Weiber auf sie herabgespäht. Sie war fast verzweifelt: warum blieb Paul denn so entseglich lange?! Sie hatte ja keine Ahnung, daß er den Sohn erst aus einem bleiernen Schlaf in einem unordentlichen Bett erwecken mußte. Das durfte sie auch nie, nie erfahren!

Nun hatten sie ihn wieder zu Hause, aber war's eine

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