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„Was sagst du, was meinst du? legte ihre Hand auf die seine.

Paul!" Sie

Das weckte ihn aus seinen Gedanken. Er lächelte ihr zu und sagte dann: „Käte, wir müssen den Leuten reinen Wein einschenken! Warum denn auch nicht sagen, woher er stammt? Ja, ja, es ist viel besser, ich fürchte, wir werden sonst noch rechte Unannehmlichkeiten haben! Und wenn's der Junge nun beizeiten erfährt, daß er eigentlich nicht unser Kind ist ich meine, unser rechtmäßiges - was schadet das denn ?"

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Um Gottes willen!" Sie erhob die Hände wie in Entsezen. „Nein um keinen Preis nein! Nie, nie!" Sie sank am Bettchen nieder, breitete beide Arme wie schüßend über den Kinderkörper und schmiegte ihren Kopf an die kleine warme Brust. Paul, dann ist er uns verloren!"

"

Zitternd holte sie schwer Atem. Es lag ein solches Grauen in ihrem Ton, eine so große Angst, ein wahrhaft prophetischer Ernst, daß es den Mann stuhig machte.

„Ich dachte nur — ich meine ich fühle eigentlich längst die Verpflichtung," sagte er stockend, wie sich wehrend gegen ihre Angst. Es ist mir unangenehm, daß die

daß die Leute nun, daß sie reden! Käte, sei nicht so merkwürdig, warum sollen wir's denn nicht sagen?"

„Nicht sagen - warum nicht?! Paul, das weißt du doch selbst! Erfährt er's - o, diese Mutter dieses Venn!"

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Sie hielt den Knaben nur noch fester umschlungen; aber den Kopf hatte sie von seiner Brust gehoben. Aus dem blassen Gesicht sahen ihre Augen ganz verstört ihren Mann an: „Hast du die denn vergessen?!"

Ihr zitternder Ton wurde hart: „Nein, nie darf er's wissen! Und ich schwöre es, und du mußt es mir auch versprechen, heilig versprechen, heut an diesem Tage, hier an seinem Bettchen, bei seinem friedlichen Schlaf Paul und wenn ich sterben sollte, auch dann nicht fie stei gerte sich immer mehr in ihrer Erregung, ihr harter Ton wurde fast schreiend „nie werden wir's ihm jagen! Und ich gebe ihn nicht her! Er ist nur mein Kind, nur unser Kind allein!"

Ihr Ton schlug um: „Wölfchen, mein Wölfchen, du wirst doch nie von Mutterchen gehn?!"

Jezt strömten ihre Tränen, und unter diesen Tränen küßte sie das Kind so heftig, so inbrünstig, daß es erwachte. Aber es weinte nicht, wie sonst wohl, wenn es im Schlaf gestört ward.

Es lächelte, und beide Armchen um den Hals der sich zu ihm Niederbeugenden schlingend, sagte es, schlaf= trunken noch, aber doch deutlich-klar: „Mutti!“

Sie stieß einen Laut des Entzückens aus, einen Ruf triumphierender Freude: „Hörst du's? Er sagt: „Mutti!"

Sie lachte und weinte durcheinander wie in einem Übermaß von Glück und haschte nach der Hand ihres Mannes und hielt ihn fest: „Paul Väterchen! komm, gib du unserm Kinde jezt auch einen Kuß!"

Und Schlieben bückte sich auch nieder. Seine Frau schlang den Arm um seinen Hals und zog seinen Kopf noch tiefer herab, dicht neben den ihren. Da legte das Kind den einen Arm um seinen Nacken, den andern um den ihren.

Sie waren sich alle drei so nah in dieser stillen

Sommernacht, in der alle Sterne glänzten und Mondstrahlen silberne Brücken schlugen vom friedvollen Himmel Hinab zur friedvollen Erde.

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as waren Tage reinsten Glücks in der Villa Schlieben. Man hatte sie nun gekauft, noch ausbauen lassen und auch zum Garten noch ein

Stück Land als Spielplatz dazu erworben. Es war nicht zu denken, daß der Junge nicht Plaz genug haben sollte, sich auszutummeln. Sand wurde gefahren, ein Berg, so hoch wie eine Düne, darin er buddeln fonnte. Und als er anfing, zum Turnen groß genug zu sein, wurden eine Schaukel angeschafft, ein Reck und ein Barren.

Aber dies alles war doch noch nicht ausreichend. Er stieg über sämtliche Zäune der Nachbarvillen, über alle die mit Stacheldraht und Glasscherben bewehrten Mauern. „Herrlicher Junge," sagte Geheimrat Hofmann, wenn er von Wolfgang sprach. Sprach er mit ihm, so sagte er freilich: „Du bist ein ganzes Rauhbein! Warte nur, wenn du in die Schule kommst, da werden sie dich das Stillesigen lehren!"

Wolf war wild,etwas zu wild' fand die Mutter. Schlieben machte der Übermut des Jungen Spaß, es steckte eben so viel überschüssige Kraft in ihm. Über Käte

fühlte sich ein wenig befremdet durch so viel Wildheit. Nein, befremdet war sie eigentlich nicht, wußte sie doch nur zu gut, woher diese Wildheit stammte; bange machte

ihr die.

Sie schalt nicht über zerrissene Hojen o, die fonnten ja wieder ersetzt werden! - aber als er heimkam mit dem ersten Loch im Kopf, da wurde sie ganz unglaublich erregt. Sie schalt heftig, sie wurde ungerecht. Es war ihr nicht möglich, ihm das Blut zu stillen

huh, wie es rann! wie einen Krampf begann sie's am Herzen zu fühlen, mühselig schleppte sie sich in ihr Zimmer und blieb da stumm in einem Winkel sigen, die Blicke starr ins Leere gerichtet.

Als ihr Mann ihr, solcher Übertreibung wegen, einige Vorwürfe machte, sagte sie kein Wort dawider. Er tröstete sie dann: sie konnte ja nun ganz ruhig sein, die Sache war weiter nicht von Belang, das Loch genäht und der Junge seelenvergnügt, als sei nie etwas gewesen!

Aber sie fröstelte in einem nervösen Schauer und blieb blaß. Ach, wenn Paul wüßte, an was sie dachte, immerfort denken mußte! Daß sich ihm nicht die gleiche Erinnerung aufdrängte ? ! O, Michel Solheid hatte blutend auf dem Venn gelegen Blut war zur Erde getropft heute wie damals! Der kleine Knabe hatte sich nicht beklagt, ebensowenig, wie sein selbst in Gedanken gegen dieses Wort wie Michel Solheid geklagt hatte! Und rote Blut hervorgesprißt wie ein Springquell; wieviel natürlicher wäre dabei ein Weinen gewesen! Empfand Wolf denn anders, wie andre Kinder empfanden?!

sie sträubte sich wie sein Vater, doch war das

Käte ging die Reihe ihrer Bekannten durch: da war kein einziges Kind, das bei solcher Verwundung nicht ge= weint hätte, und es brauchte deshalb noch lange kein Feigling zu sein. Es war gewiß, Wölfchen war weniger feinfühlig. Nicht nur stumpfer gegen körperlichen Schmerz, nein und das hatte sie schon mehrmals zu bemerken geglaubt auch stumpfer in den Regungen der Seele. Selbst bei Freuden. Zeigten nicht andere Kinder ihr Beglücktsein, indem sie jubelnd in die Hände klatschten? Den begehrten Gegenstand: das Spielzeug, die Puppe, den Kuchen mit Rufen des Entzückens umhüpften? Er hatte nur ein stummes Danachgreifen; nahm's an sich, eben weil es ihm geboten ward, ohne all die kindliche Geschwäßigkeit, ohne dies anmutig-jauchzende Erfreutsein, das es so unendlich dankbar macht, Kinder zu beschenken.

,Wie ein Bauer,' pflegte Schlieben zu sagen. Das gab ihr jedesmal einen Stich durchs Herz. War Wölfchen wirklich aus so anderm Holz?! Nein,,Bauer' durfte Paul nicht sagen! Wölfchen war doch nicht stupide, nur vielleicht ein wenig langsam im Denken, aber doch schlau genug! Und er war eben kein Großstadtkind; man lebte ja hier ganz wie auf dem Lande.

„Du Bauer!" Bei der nächsten Gelegenheit, als der Vater es wieder sagte es war diesmal zum Lobe gesagt und nicht zum Tadel, aus Freude darüber, daß der Knabe sein Gärtchen so gut im Stande hielt brauste die Mutter auf. Warum?! Schlieben begriff den Grund nicht. Warum sollte er sich nicht freuen? Hatte der Junge seinen kleinen Garten denn nicht allerliebst eingefriedigt? Aus Haselstöcken hatte er sich ein Staket errichtet, das zur

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