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oder miteinander verbunden, nicht selten selbst wieder besonderen symmetrischen Gesezen unterworfen.

Fig. 48.

Aechmea miniata, eine schöne, Bromeliacea (Ananasgewächs) unserer Glashäuser, ordnet ihre schönen großen Blätter strahlig und gebogen um die vegeta= bilische Achse. Auch die Blüten sind strahlig geordnet. Sie bilden einen mehrfach verästelten Blust um den gemeinsamen Blütenträger. Untersucht man die einzelne Blume, so findet man sie polarsymmetrisch, symmetrisch dritten Grades. Polare oder dorsiventrale Symmetrie zeigt auch die große Tute mancher Arongewächse, während die von ihr umschlossene Blütenachse A B ihre Seitenteile, nämlich die weiblichen (f) und die männlichen (m) Organe, sowie die sterilen Anhängsel (b) des in die Höhle der Tute hineinragenden Kolbens (k) in strahliger Anordnung trägt. Seitenteile, welche sich um eine Achse gruppieren, sind nicht selten im unteren Teile zu verschiedenen Formen vereinigt, so daß sie Röhren, Glocken, Sterne, Krüge u. s. w. bilden. So z. B. breitet sich bei unseren so schönen Enzianen (Fig. 10, Taf. II) ein fünfstrahliger Saum von einer Röhre abstehend aus. Aehnlich bei den Primeln (Fig. 16, Taf. II). Bei den Rosen und ihren Verwandten (Fig. 9, Taf. II) sind die Seitenteile frei, bilden aber ebenfalls fünfstrahlige, miteinander abwechselnde Sterne.

Die Blätter sind eigentlich nichts anderes als Seitenorgane, seitliche Anhängsel der Pflanzenachse. Man sollte daher vermuten, daß sie einen im ganzen höchst einfachen morphologi= schen Bau hätten. Dem ist aber nicht so. Allerdings herrscht bei den niederen Pflanzentypen, von den Moosen bis zu den meisten einsamen= lappigen Gewächsen, noch ein einfacherer Bau vor, wie z. B. die Farne und die Rhizocarpeen zeigen. Sehen wir aber einmal von diesen Ausnahmen ab und berücksichtigen besonders die höhere Pflanzenwelt.

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b

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A

B

Arum.

Man ist gewohnt, die Blätter nur von einer Seite zu betrachten, was im Grunde genommen ganz falsch ist, denn, Ausnahmen zugegeben, sind die Blätter der höheren Pflanzen, eigentlich schon von den Moosen aufwärts, symmetrisch im dritten Grade, oder, wie die Botaniker gewöhnlich sagen, zygemorph oder dorsiventral, denn Rückseite und Oberseite sind fast immer wesentlich verschieden.

Fig. 50 zeigt uns verschiedene Blattformen. Auf einen Blick wird man gewahr, daß dieselben größtenteils von einer Mittellinie, strenger genommen von einer Mittelebene aus orientiert sind, zum kleineren Teil aber auch von einem Punkte aus. Die Nervatur der Blätter, welche durch die Gefäßbündel gebildet wird und in der Regel auf der Blattrückseite hervortritt, auf der Oberseite dagegen Rillen bildet, zieht sich häufig in Form eines stärkeren Mittelnerven der Länge nach durch das Blatt (Figuren B bis H), oder die Längsnerven sind gleichlaufend und von gleicher Stärke, oder endlich die Hauptnervatur spaltet sich gleich am Blattgrund in gleichartige divergierende Aeste (I L). Der Rand des Blattes kann glatt sein (A B) oder in verschiedener Weise gesägt oder gezähnt. Die äußere Gestalt

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ist sehr verschieden, so z. B. nadelförmig (A), linealisch (B), lanzettlich (C), länglich (D E), eirund (F G), am Grunde stumpf (B bis G) oder eingeschnitten (H bis L), in diesem Fall herzförmig (H), nierenförmig (1), pfeilförmig (K) oder

Fig. 49.

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spießförmig (L). Bei allen diesen Unterschieden gewahrt man eine Beziehung zu einer Mittellinie oder zum Blattgrunde, besonders ist das der Fall bei der Nervatur und bei den Randeinschnitten. Der Stiel ist ein Teil des Blattes, welcher auch fehlen kann.

Es ist einleuchtend, daß die Beziehung der Randeinschnitte eines Blattes zur Teilungslinie oder zum Teilungspunkte um so deutlicher hervortreten muß, je tiefer die Teilung geht. Wir sprechen im ersten Fall von siederiger, im zweiten von handförmiger Teilung. So ist z. B. das Eichblatt (a Fig. 50) fiederig gelappt, das Blatt des Löwenzahns (b Fig. 50) schrotsägeförmig-fiederteilig, das der Kartoffel (c Fig. 50) unterbrochen fiederblätterig, das des Podagrakrauts oder Ziegenfußes (d) handförmig-fünflappig, das des Hahnenfußes (e Fig. 50) handförmig-fünfteilig. Es ist beachtenswert, daß die Blätter der Pflanzen sich fast niemals in geraden Zahlen teilen. Wo das ausnahmsweise zu stande kommt, wie bei dem Kikelhähnchen (Orobus vernus L., Fig. 51 d), da hat fast immer Fehlschlagen des Endgliedes stattgefunden. So ist das Blatt des Goldregens (a Fig. 51) dreizählig, das der Roßkastanie (b Fig. 51) siebenfingerig, das der Rose siebenfiederig (c Fig. 51) u. s. w. Bei den drei ersten hier angeführten Beispielen (a–c) sind die Teile gewissermaßen selbständig, denn man kann sie gegen den Herbst hin von ihrem Ansazpunkt ablösen. Man nennt ein solches Blatt zusammengesezt und es kann sich die Zusammenseßung sogar mehrfach wiederholen.

Die Blätter scheinen auf den ersten Anblick bilateral gebaut zu sein. Sie sind es aber fast niemals, vielmehr sind Vorderseite (Oberseite) und Rückseite fast immer verschieden; man muß sie also als polar oder dorsiventral bezeichnen.

Wir kommen nun zu einem Punkt, über welchen in der Naturwissenschaft wie in der Aesthetik vielfach die lebhaftesten Erörterungen stattgefunden haben, nämlich zu der Frage nach der Zweckmäßigkeit in der Natur. Man hat gelegent= lich behauptet, in der Natur vollzögen sich alle Vorgänge nach rein mechanischen Gesezen, so daß von Zweckmäßigkeit gar nicht die Rede sein könne. In dieser Behauptung liegt ein völliger Widerspruch. Alles, was sich nach mechanischen Gesezen vollzieht, ist notwendig auch zweckmäßig. Richtig ist nur, daß wir diese Zweckmäßigkeit nicht immer wahrnehmen und daß wir sie ohne genaue vorherige Untersuchung überhaupt nicht wissen. Wir dürfen also in naturwissenschaftlicher Forschung das Zweckmäßigkeitsprinzip niemals als Marime der Forschung benutzen.

Man hat sogar gelegentlich von Unzweckmäßigkeit in der Natur gesprochen. und hat als Beispiele dafür die rudimentären Organe angeführt. Gerade diese aber zeigen aufs deutlichste, durch wie einfache mechanische Hilfsmittel die Natur ihre Zwecke erreicht.

Die Wale haben durch allmähliche Anpassung an das flüssige Element ihre Füße verloren und sich in der Form der Extremitäten und des ganzen Körpers den Fischen genähert. Auch die Robben stehen im Begriff, allmählich ihre Füße in Schwimmorgane umzuwandeln.

Die Beine der Vögel rücken um so weiter nach hinten, je mehr sie sich der Natur der Wasservögel anpassen. Man vergleiche den indischen Kasuar (Casuarius indicus C.) mit dem Eistaucher (Mergus glacialis Brisson), ebenso die Nashornvögel mit den Enten. In demselben Grade bilden sich die Schwimmfüße weiter aus und die Flügel verkümmern wie beim Pinguin (Aptariodytes patagonica Gmelin).

Ueberall adaptieren sich die Organismen den ihnen vorgeschriebenen Bedingungen. Der Körper der Fische ist wie ihre sämtlichen Bewegungsorgane der physikalischen Beschaffenheit ihres Lebenselements, des Wassers, angepaßt. Achn= lich ist es bei den Reptilien, Batrachiern, Würmern.

Wir wollen nicht eine größere Anzahl einzelner Beispiele häufen. Es genügt, auf die Zweckmäßigkeit aller Natureinrichtungen hingewiesen zu haben. Daß diese in der organischen Welt für uns sichtbarer sind, liegt wohl nur daran, daß die Organismen uns näher stehen als die Anorganismen.

Aufs ernsteste aber müssen wir betonen, daß in der Natur, und mit der= jelben Notwendigkeit in der wahren Kunst, überall die größte Zweckmäßigkeit herrscht, ja daß Schönheit und Zweckwidrigkeit einander vollkommen widersprechen. Das hat wohl noch niemand so klar erkannt und auf einen so treffenden Ausdruck gebracht wie Eduard v. Hartmann Ich kann mir's nicht versagen, ihn hier selbstredend einzuführen:

„Bei jedem Ding, das irgendwelchen Zweck hat, ist die Zweckmäßigkeit zum

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Gebrauch die erste und unerläßliche Grundbedingung der Schönheit. Es giebt Gebrauchszwecke, welche durch die mit ihrer Versinnlichung erregten ästhetischen Scheingefühle und durch das Maß von dynamischer und mathematischer Gefällig= feit, welches sie als ihr notwendiges Zubehör entfalten, dem ästhetischen Gesamt= eindruck des ihnen dienenden Dinges günstiger sind, und es giebt andere, welche diesem Gesamteindruck weniger günstig sind; aber unter allen Umständen genügt die Zweckmäßigkeit der Konstruktion für sich allein, um einem. Dinge eine gewisse Schönheit zu verleihen, wenngleich dieselbe nur demjenigen in die Augen fallen kann, der die konstruktive Zweckmäßigkeit des Dinges durchschaut. Die Schönheit der Zweckmäßigkeit ist die jedem Gebrauchsgegenstand unabtrennbar einwohnende, wesentliche und eigentümliche Schönheit, welche ihm nicht erlassen werden kann, ohne daß er häßlich wird, welche aber auch ganz von selbst und ohne jede ästhe= tische Absicht bei der Hervorbringung sich einstellt, sobald nur die Konstruktion ein Marimum von Zweckmäßigkeit realisiert. Je mehr die ästhetische Reflexion

sich in die menschliche Produktion der Gebrauchsgegenstände einmengt, desto weiter pflegen dieselben sich von der wahren Schönheit zu entfernen; man merkt die Absicht und man ist verstimmt.

Diese Absicht, die Dinge schön gestalten zu wollen, könnte nämlich gar nicht auftauchen, wenn der Grundsaß, daß die wesentliche Schönheit, auf die es an

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kommt, ganz von selber mit der praktischen Zweckmäßigkeit der Konstruktion sich einstellt, das Bewußtsein beherrschte; denn dann würde der Mensch wissen, daß er nur dadurch das Marimum von wesentlicher Schönheit erzielen kann, wenn er dem Dinge eine möglichste Durchbildung im Sinne praktischer Zweckmäßigkeit giebt. Die Tendenz auf ästhetische Durchbildung neben der praktischen kommt, so weit es die Schönheit der Zweckmäßigkeit betrifft, post festum und findet ihre Aufgabe schon ge= löst; will sie trotzdem sich geltend machen, so muß sie sich auf die Spielräume werfen,

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