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Wir gewinnen nach dem hier Mitgeteilten folgende Uebersicht:

I. Die Empfindung des sinnlich Angenehmen und Unangenehmen.
1. Geruch, Geschmack, Tastgefühl.

2. Wärme und Kälte.

3. Schmerz und Kizel.

4. Hunger und Durst.

5. Allgemeines Behagen und Unbehagen.
6. Licht und Farbe, Ton und Schall.

II. Die Empfindung des Schönen.
Raumbilder und Zeitbilder.

Material und Form.

1. Raumbilder.

1) Die Welt des Lichtes und der Farben.

2) Die Welt der Gestalten.

A. Symmetric.

B. Asymmetrie.

2. Zeitbilder.

1) Die Tonwelt.

2) Der Rhythmus.

3) Dramatische Naturgemälde.

III. Der Ursprung der ästhetischen Weltanschauung und ihre Bedeutung für unser Geistesleben.

Erstes Buch.

Die Empfindung des sinnlich Angenehmen und Unangenehmen.

w

ir haben zwar in der Einleitung gesehen, daß das Angenehme sich vom Schönen himmelweit unterscheidet. Gleichwohl dürfen wir es von unserer Betrachtung und vom ästhetischen Gebiet nicht ganz ausschließen, und zwar aus einem doppelten Grunde.

Einmal nämlich sind alle unsere Empfindungen der sicherste Beweis für die Richtigkeit, für das Vorhandensein der geistigen Auffassung der Dinge Die Empfindungen sind nichts Materielles, sie unterliegen nicht der körperlichen Auffassung der Dinge. Sie sind das eigenste Eigentum unseres Ich, unseres Geistes. „Ich lasse mir meinen Schmerz nicht nehmen," sagt der Trauernde. Und er hat recht. Sein Empfindungsleben gehört ganz und gar ihm zu eigen. Dabei ist es ziemlich unwesentlich, ob es körperliche oder geistige Dinge sind, die den Schmerz hervorrufen. Der Schmerz ist immer etwas Psychisches. Der Stock, mit welchem einer geprügelt wird, hat zwar die mechanische Gegenwirkung zu ertragen, aber er empfindet nichts davon, wenn er nicht mit einer empfindenden Seele begabt ift. „Wir empfinden uns in Lust und Schmerz als Bürger einer höheren, geistigen Welt." So sagt man im gewöhnlichen Leben. Richtiger muß es heißen: „In Lust und Schmerz gewahren wir, daß es noch eine höhere Auffassung der Welt giebt als die körperliche, nämlich die geistige Auffassung. So sind Farben und Töne ganz verschiedene Auffassungsweisen, obgleich sie sich auf eine und dieselbe Welt beziehen. Man spricht wohl von einer Welt der Farben und der Töne; aber damit meint man nicht, daß es wirklich verschiedene Welten gebe, sondern nur zwei verschiedene Auffassungsweisen.

"In deinem Ernst, in deinem Lachen

Gehörst du dir nach holdem Rechte“ 1).

Zweitens aber hat das Angenehme für unsere ästhetische Auffassung noch eine negative Bedeutung. Sollen wir nämlich von einer schönen Empfindung wirklichen Genuß haben, soll unser ästhetisches Urteil nicht bestochen oder irregeleitet werden, so dürfen wir in der Betrachtung eines schönen Gegenstandes nicht gestört werden. Die schönste Musik wird für uns ungenießbar, wenn der Konzertsaal nicht geheizt ist. Das schönste Gemälde rührt uns nicht, wenn wir an Zahnschmerzen leiden. Sollen wir wahren Genuß vom Schönen und ein richtiges Urteil über dasselbe haben, so muß unsere Lebensthätigkeit in jeder Be

1) Immermanns Münchhausen.

ziehung angenehm sinnlich angeregt sein, wir müssen uns in jeder Weise behaglich fühlen. Daß psychische Einflüsse ebenso störend wirken können, daß Kummer, Sorge, Angst oder Schreck uns jeden Genuß rauben können, bedarf keiner Versicherung. Und wer möchte hier beim Naturgenuß eine Grenze ziehen? Gehört denn der zarte Duft der Rose etwa nicht zu ihrer Schönheit? Gehört nicht die laue, milde Luft, der frische Tannenduft zum Genuß des Waldes im Frühlingsschmuck? Zum mindesten müssen wir den bloßen Lebensempfindungen einen vorbereitenden, propädeutischen Wert für den ästhetischen Genuß einräumen.

„Die Luft ist zu gewissen Zeiten mit herrlichen Düften erfüllt. Die Blumen schenken uns sozusagen ihre Seele in den mannigfaltigsten Gerüchen. Des Windes weiche Hand kost unsere Wange, durchstreicht das Haar und spielt mit unserem Gewande. Der blumendurchwirkte, schwellende Rasen und das weiche Mooslager im Waldesgrunde breiten sich aus zum angenehmsten Pfühle.

Gewiß, die Natur stellt sich auf guten Fuß mit unseren Sinnen, und es ist erlaubt sich daran zu vergnügen“ 1).

So wollen wir uns denn nicht die Mühe verdrießen lassen, den einzelnen Sinnesempfindungen eine besondere Betrachtung zu widmen.

Erster Abschnitt.

Geruch, Geschmack und Taftgefühl.

§ 1. Die Geruchsempfindung.

Die Geruchsgegend der Nase (regio olfactoria) besteht aus den oberen Teilen der beiden Haupthöhlen der Nase, nämlich der oberen Muschel, einem Teil der mittleren Muschel und dem oberen Teil der Scheidewand. Hier breiten die zahllosen Stränge des Riechnerven (Nervus olfactorius) sich aus, während der vordere Nasennerv (Nervus nasalis anterior s, ethmoideus) bis an den äußeren Eingang der Nasenlöcher verläuft und der Nasen-Gaumennerv (Nervus nasopalatinus) den vorderen Gaumenteil mit dem hinteren Teil der Nasenhöhle in Verbindung setzt.

Die Schleimhaut der oberen Nasenhöhle, welche den Riechnerven und Zweige des Nervus trigeminus aufnimmt, enthält kein Flimmerepithel, sondern geschichtetes Cylinderepithel. Dieses besteht aus zweierlei Zellen, nämlich aus sehr langen Cylinderepithelzellen (a. Fig. 2), welche mittels langer Fortsäge in der Schleimhaut befestigt sind, und zweitens aus den kurzen Riechzellen (b. Fig. 2), welche nicht ganz an der Oberfläche liegen, aber sowohl nach dieser als auch ins Innere der Schleimhaut je einen langen Fortsat bilden. Der innere, mit kleinen Anschwellungen versehene Fortsat steht nach der Annahme neuerer Forscher mit dem Riechnerven in Verbindung. Da zwischen Cylinderepithelzellen und Riechzellen Mittelstufen vorhanden sind, so nehmen an der Geruchsleitung wahrscheinlich beide Arten von Zellen teil.

Es ist sehr beachtenswert, daß der Geruchsnerv ebenso wie der Gesichtsnerv eine unmittelbare Verbindung mit dem Großhirn eingeht, während der Gehörnerv

1) Florian Wengenmayr, Wandern und Stillestehn. Studien über den Umgang mit der Natur nach Erfahrung und Dichtung. Kempten 1887. S. 48. 49.

und der Geschmacksnerv in das verlängerte Rückenmark und die Tastnerven sogar in das Rückenmark selbst verlaufen und nur auf Umwegen indirekt mit dem Großhirn in Verbindung stehen.

Fig. 2.

Die Feinheit der Unterscheidungsgabe des Geruchsnerven ist erstaunlich groß. Man denke nur an die feine Ausbildung des Geruchsorgans bei einem Theekenner oder Weinkenner oder nun gar bei einem guten Spürhund. Wie oft macht man die Beobachtung, daß ein Hund seinen Herrn, der ein fleißiger Wirtshausgänger ist, dadurch auffindet, daß er alle Wirtshäuser aufsucht, in denen der Herr zu verkehren pflegt, und die Ueberzieher beriecht. Und nun bedenke man die außerordentlich seine Verteilung der Riechstoffe. Ein Mensch giebt ununterbrochen an die umgebende Luft und an alle von ihm berührten Gegenstände seinen Riechstoff ab, überall, so weit er auch gehen mag, haftet derselbe an seinen Fußspuren, denn daran erkennt ihn ja eben der Hund. Und doch ist der Substanzverlust in keiner Weise nachweisbar. Nach Valentin beträgt die für den Menschen noch durch den Geruch wahrnehmbare Menge von Brom 0,0016 Milligramm, von Phosphorwasserstoff 0,02 Milligramm, von Schwefelwasserstoff 0,002 Milligramm, von Rosenöl 0,00005 Milli= gramm1).

b-

--a

Epithel der Regio olfactoria vom Menschen.

a Epithelzelle. b Riechzelle.

Man nimmt in der Regel an, daß alle Riechstoffe gasförmig sind, obgleich das wohl kaum für alle streng bewiesen ist. Was sollen z. B. die Metalle, die doch ein Geübter recht wohl am Geruch unterscheiden kann, für Gase von sich geben? Sehr eigentümlich ist es auch, daß nur die durch die Nasenhöhle bewegte Luft die Geruchsempfindung erzeugt. Ob der Reiz überhaupt ein chemischer ist, scheint ungewiß. Der Geruchsarten giebt es eine ungemein große Anzahl, aber bis jezt hat niemand sich in genügender Weise damit befaßt, dieselben tabellarisch zu ordnen. Bei einer solchen Anordnung könnte natürlich nur von vergleichender Uebersicht und Beziehung auf bestimmte Fälle die Rede sein, weil es an einer Skala fehlt, wie sie uns für die Farben im Spektrum, für die Töne in der musikalischen Tonleiter sich darbietet.

Wie bei allen übrigen Sinnen, so tritt auch beim Geruchssinn durch längere Einwirkung Sättigung und Ermüdung mit darauffolgender Unempfindlichkeit ein. Geruchshallucinationen sind nicht so selten wie man früher glaubte. Ob es auch Geruchsnachbilder giebt, ist unbekannt. Daß für Gerüche oft in kurzer Zeit eine gänzliche Abstumpfung stattfindet, beweist schon der Umstand, daß in gefüllten Wohnräumen, Wein- und Bierhäusern die Gäste nicht merken, in einer wie übelriechenden Luft sie sich befinden; sie werden erst von Neueintretenden darauf aufmerksam gemacht.

Geruch und Geschmack werden oft zusammengeworfen oder verwechselt. Es mag das wohl teilweise von der Verbindung zwischen Mundhöhle und Nasenhöhle herrühren, sowie von dem Verlauf des Gaumen-Nasennerven. Häufig aber ist es wirkliche Täuschung im Urteil, daher rührend, daß beim Essen und Trinken das Geruchsorgan stets eine bedeutende Rolle spielt. Der Geruch ist ein Wächter und Warner bei der Nahrungsaufnahme. Er reizt den Appetit und warnt vor

1) Vom Moschus genügt ein Zweimillionstel Milligramm zur Hervorbringung einer deutlichen Geruchsempfindung. Gerade beim Moschusgeruch tritt aber schon nach sehr kurzer Zeit Unempfindlichkeit ein.. Wer nur ganz kurze Zeit in einem Zimmer mit Moschusgeruch weilt, der riecht nichts mehr davon.

der Aufnahme schädlicher Substanzen. In dieser Beziehung ist die Rolle, welche er spielt, fast wichtiger als diejenige des Geschmacks, zumal da die Geruchsempfindung der Aufnahme der Speisen vorhergeht und da die Geschmacksempfin= dungen nicht entfernt so mannigfaltig sind wie diejenigen des Geruchsfinns. Uebrigens ist die Wechselbeziehung zwischen Geruch und Geschmack höchst unvollständig. Viele wohlschmeckende Speisen sind gänzlich geruchlos und umgekehrt sind viele wohlriechende Substanzen geschmacklos. Die Aufgabe, der Nahrungszufuhr als Wächter zu dienen, ist also sicherlich nicht die einzige des Geruchssinnes; im Gegenteil, für uns Menschen ist ihre Hauptaufgabe sicherlich die ästhetische, denn gerade die Mehrzahl der angenehmen Gerüche geht von Naturkörpern aus, welche für den Menschen ungenießbar sind. Anders bei den Tieren. Wir wissen nicht, ob es bei den Tieren rein ästhetische Gerüche, giebt. Affen sind in dieser Beziehung zu wenig beobachtet, noch weniger die Vogelwelt. Dem Hunde sind fast alle diejenigen Gerüche zuwider, die uns angenehm sind, besonders alle ätherischen und spirituösen Gerüche; dagegen liebt er viele von den Gerüchen, die uns als Gestank erscheinen, wie z. B. die Fäulnisgerüche.

Ist die Luft mit verschiedenen Riechstoffen erfüllt, so ist auch der Geruch eine gemischte Empfindung, jedoch so, daß ein Riechstoff den anderen beeinträchtigt und die Empfindung unbestimmt wird. Daß man den riechenden Körper meist nur mit Hilfe des Gesichts auffindet, ist selbstverständlich, weil sich der Riechstoff allseitig durch die Luft verbreitet, oben in die Nasenhöhlen stets in derselben Richtung gelangt, überhaupt keine bestimmte Ausstrahlungs- oder Ausströmungsrichtung besigt, sondern den Luftströmungen folgt.

Gegen unangenehme Gerüche schüßt man sich sicher und einfach dadurch, daß man den Atem anhält. Die Nasenflügel mit der Hand zusammenzudrücken, ist nicht nur unästhetisch, sondern auch völlig überflüssig. Um einen schwachen Geruch deutlicher zu empfinden, atmet man bekanntlich wiederholt in kurz aufeinanderfolgenden Stößen heftig ein. Das ist keine pathetische, mimische, sondern eine reine Zweckbewegung, wie man schon daran sieht, daß der Hund genau ebenso verfährt. Das Zukneifen der Nasenlöcher wird dagegen beim Menschen eine rein mimische Bewegung sein, die man auch bei fein gebildeten Menschen nicht findet.

Unter den Gerüchen des gewöhnlichen Lebens sind die kragenden, stechenden, brennenden, zu Thränen reizenden keine reinen Gerüche, sondern Tast- und Schmerzempfindungen, welche durch die in die Nasenschleimhaut verlaufenden Gefühlsnerven hervorgerufen werden.

Wenn C. Ludwig behauptet'), daß die von dem riechenden Individuum selbst dauernd ausströmenden Gerüche nicht empfunden werden, so ist dieser Sah, so allgemein ausgesprochen, unrichtig. Wer selten raucht, der empfindet, wenn er einmal ausnahmsweise geraucht hat, auch wenn er die Kleider wechselt und ein Bad nimmt, den ganzen folgenden Tag, ja oft zwei bis drei Tage den von seinem Körper ausgehenden Geruch, welcher ganz verschieden ist je nach der ge= rauchten Sorte, insbesondere ganz verschieden, jenachdem er Cigarren oder Cigaretten geraucht hat. Getränke, welche einer zu sich genommen, spürt derselbe oft tagelang am Geruch seiner Körperausdünstung. Studenten der Chemie riechen oft tagelang die Stoffe, mit denen sie sich beschäftigt haben.

Die Gerüche aus dem Reich der Anorganismen haben im ganzen wenig ästhetisches Interesse, und die wenigen, von denen man solches sagen kann, find zur Zeit unerklärbar, d. h. man kann sie nicht auf bestimmte chemische Substanzen zurückführen. Dahin gehört z. B. der Erdgeruch, nämlich der erfrischende Duft,

1) C. Ludwig, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 2. Aufl., Bd. 1. Leipzig u. Heidelberg 1858. G. 386.

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