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statt dessen ist es zum großen Teil eine Geröllwüste, auf welcher zwischen den Steinen nur Schilf wächst. An dieser traurigen Thatsache ist das „Schnahen“ schuld, d. h. die Sitte der Tiroler, die Laub- und Nadelbäume hoch aufzuästen, um Zweige und Laub als Brennmaterial, Streu und Vichfutter zu verwerten. Das geschieht nicht nur im Thal, sondern auch im Hochgebirge. Es ist ein gar wunderlicher Anblick, im oberen Saarnthal, welches sich von Bozen nordwärts nach dem Penser Joch hinaufzieht, ganze Coniferenwälder zu sehen, in denen jeder einzelne Baum wie ein Thüringer Pfingstbaum aussieht, völlig kahl mit Ausnahme eines kleinen Wipfels. Abgesehen von dem Schaden, den der Baum dadurch im Wachstum erleidet, ist die notwendige Folge davon die, daß die Sonne den Waldboden bescheint, die Moose auf demselben verdorren, durch herabkommendes Geröll verschüttet werden, und der ganze Wald dem ersten heftigen Gewittersturm erliegt.

Während meines Aufenthalts in Tirol erlebte ich es, daß ein ganzer Waldbestand durch die beim Gewitter von den Bergen herabgeschwemmten Geröllmassen niedergeworfen und daß die Fahrstraße zwischen Bozen und Meran durch Felsblöcke unfahrbar wurde.

Leicht ist es, im Laufe der Zeit den Wald gegen solche Unbilden zu schüßen. Man hat nichts weiter zu thun, als den Moosen den zu ihrem Gedeihen nötigen Schatten zu lassen. Schwer, ja fast unmöglich ist es dagegen im Hochgebirge, den zerstörten Wald neu zu schaffen, sobald einmal die nackten Felsabhänge und Geröllmassen an die Stelle der grünen Decke getreten sind.

Denken wir die Moose hinweg, so denken wir zugleich die beiden größten Vergesellschaftungen der Pflanzen: Wiese und Wald hinweg. Was aber würde aus dem Menschen geworden sein ohne Wald und Wiese? Wäre die Eristenz des Menschen auf der Erde auch möglich, so hätte doch die gesamte Kultur eine andere Richtung nehmen müssen.

Außerdem besigen die Moose noch eine ganz andere, nicht minder tiefgreifende Bedeutung für das Erdganze.

Um diese zu verstehen, müssen wir die Stengelbildung der Moose etwas genauer betrachten.

Den einfachsten Lebermoosen fehlt eigentlich der Stengel ganz; die ihn ersehende Bildung gleicht dem Thallom der niedrigsten Pflanzen. Andere Lebermoose besitzen einen flach ausgebreiteten, durch Gabelung (Dichotomie) sich verzweigenden Stengel, oft von großer Zierlichkeit.

Bei den Torfmoosen und Laubmoofen dagegen, und annähernd auch bei den höheren, deutlich beblätterten Lebermoojen (Jungermanniaceae) erhält der Stengel die Beschaffenheit eines sich erhebenden Achsenkörpers (A Fig. 64).

Niemals sind Wurzeln vorhanden. Die Funktion der Wurzel als eines Organs der Aufsaugung des Wassers mit seinen Lösungen wird teils durch die Hygroskopicität des ganzen Mooskörpers, teils durch besondere Saughaare vollzogen.

Der Stengel ist im ganzen einfachen Baues; es fehlt ihm ein eigentliches Gefäßbündel. Bisweilen bleibt er unverästelt. So bei den kleinen Faulfrüchtlern (Phascaceen), denen man wegen ihrer Winzigkeit auch den Scherznamen Ophthal midien (Thu' dein Auge auf!) gegeben hat. Bei der größeren Mehrzahl der Laubmoose und bei den Torfmoosen ist aber der Stengel mehr oder weniger start verästelt. Die größeren meist waldbewohnenden Laubmoose hat man daher auch Astmoose genannt. Bei ihnen ist der Stengel besonders reich mit Saughaaren bekleidet, eine Vorrichtung, deren die höchst hygroskopischen Torfmoose nicht bedürfen und die sie daher auch nicht besitzen. Der Stengel hat nun die Eigentümlichkeit, von unten her allmählich abzusterben, während oben die Pflanze weiter wächst. Der abgestorbene Teil verschwindet aber nicht, sondern geht

einem langsamen Vertorfungsprozeß entgegen; daher findet man in Wäldern und Torfmooren unter den lebenden Moospolstern die abgestorbenen, mehr oder weniger humifizierten Generationen. Am auffallendsten vollzieht sich dieser Prozeß in den eigentlichen von Torfmoosen gebildeten Mooren. Bei dem beständigen Absterben von unten her werden natürlich die Zweige früher oder später durch Abfaulen der Verbindungsstellen selbständig, und da nach oben stets neue Zweige gebildet werden, so vermehrt sich auf diese Weise das Moos ganz ungemein, denn jeder Zweig wird später zu einer neuen Pflanze.

Die Torfmoose verursachen vermöge ihrer Hygroskopicität die merkwürdige Erscheinung der Hochmoore. Der Moosrasen wächst nämlich nach und nach hoch über das Niveau seiner Umgebung hinaus, und da er wie ein Schwamm vom Wasser getränkt ist, so bildet das Hochmoor, mag es nun auf der Ebene oder auf hohen Bergen liegen, eine Wassermasse, welche sich oft beträchtlich über das Niveau des umliegenden Landes erhebt. Nimmt das gesättigte Hochmoor von atmosphärischen Niederschlägen noch mehr Wasser auf, so muß natürlich der Ueberschuß ablaufen und giebt nun Bächen und Flüssen ihren Ursprung. Der Zusammenhang der Moore mit den Moosen ist dem Alpenbewohner wohl bekannt. In Oberbayern wie in Oberschwaben werden die baumlosen Torfmoore und namentlich auch die Waldbrücher Moose" genannt.

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Für die großen Flüsse haben nun die Moore, Moose, Pilze, Mooswälder und Brücher eine ganz eminente Bedeutung. Werden große Gebirgswaldungen gelichtet, große Gebirgsmoore trocken gelegt, so nimmt der Wasserstand der von ihnen gespeisten Bäche wesentlich ab. Die Abholzung der Wälder in den Sudeten ist am durchschnittlichen Wasserstand der Elbe am Pegel bei Dresden und Magdeburg in den lezten Jahrzehnten sehr merklich geworden.

Wie jedes große Reservoir, so dienen auch die Moore zugleich als Regulatoren des WasserLaufs; sie verhindern ebensowohl ein gänzliches Austrocknen des Stroms als auch ein zu rasches Anschwellen infolge von Niederschlägen oder vom Schmelzen des Schnees, wodurch Ueberschwemmungen hervorgerufen werden. Durch Zunahme der Wälder und der Moorbildungen in den sämt= lichen Quellgebieten eines Stroms und seiner Nebenflüsse würden Ueberschwemmungen, veran= laßt durch das Austreten der Flüsse, seltener und gefahrloser werden.

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Fig. 64.

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Kehren wir zunächst zu den Moosen zurück. Zu bestimmten Zeiten gewahrt man an den Moospflänzchen mehr oder weniger deutlich hervor= tretende, nur selten ganz im Thallom eingeschlos= sene sehr kleine und zierliche Kapseln, welche einen staubartig feinen, dem bloßen Auge kaum sichtbaren Samen einschließen (Fig. 64)1). Säet man diesen aus, so erhält man nicht sogleich wieder ein Moospflänzchen, sondern zunächst, mit seltenen Ausnahmen, ein noch weit zarteres Gebilde, einen sogenannten Vorkeim (Protonema). Dieser hat meistens

Hypnum populeum (Pappelmoos).

1) Ausführlicheres findet man in meiner Arbeit: Die Bedeutung der Moose für das tellurische Leben. Westermanns Jllustrierte Deutsche Monatshefte. Juni 1881. Bd. 6 der vierten Folge.

die Gestalt eines zarten, sich verzweigenden Zellfadens, ähnlich einer verzweigten Fadenalge (Confervacee). Dieses merkwürdige Gebilde ist eine Eigentümlichkeit, welche ausschließlich den Moospflanzen zukommt, und wir müssen, um ein vollständigeres Verständnis der Bedeutung dieser Pflanzengruppe zu haben, uns eine etwas genauere Kenntnis desselben verschaffen. Das Protonema bildet oft eine Unzahl von Aesten, welche dem Licht entgegenwachsen und Blattgrün (Chloro= phyll) erzeugen. Außerdem entsendet der protonematische Zellfaden abwärts steigende Aeste, welche sich im Substrat, d. h. in der Erde oder im vermodernden Moose, Laub und Kraut verbreiten und kein Chlorophyll ausbilden, vielmehr meistens braune Zellenwände bekommen und im Innern der Zellen häufig Stärkekörner und Deltropfen führen.

Die nach oben wachsenden, grünen Zweige, welche von den unteren, gleichsam die Wurzeln vertretenden, mit Wasser versorgt werden, bilden nun aus ihren untersten Zellen Knospen aus; und da die Zahl dieser Aeste des Protonemas einer einzigen Spore oft eine sehr große ist, so kann diese eine Spore einen ganzen Rasen neuer Moospflanzen hervorbringen.

bilden.

Gerade die kleinen unverästelten Moose pflegen ein reiches Protonema zu

An manchen Lokalitäten findet man zu bestimmten Zeiten des Jahres den Boden mit dichten Rasen kleiner gipfelfrüchtiger Moose bedeckt; - geht man einige Zeit darauf an denselben Ort, so scheint das Moos verschwunden zu sein, ohne eine Spur zu hinterlassen; in der That aber liegen auf dem Boden die mikroskopisch kleinen keimenden Sporen, und nach abermaligem Ablauf einiger Tage oder Wochen sieht man die Oberfläche mit den grünen Sammetrasen des Protonemas wie mit zartem grünem Seidenstoff übersponnen.

Die protonematischen Bildungen bedingen an und für sich schon eine große Vermehrung, zumal da sie bei manchen Moosen außer den oberirdischen Knospen auch unterirdische Knollen erzeugen, welche unter günstigen Bedingungen ebenfalls zu Moospflanzen werden.

Auch die große Lebenszähigkeit vieler Moose erklärt sich zum Teil aus den Eigentümlichkeiten des Protonemas; denn bei manchen Moosen kann das knollenund knospentragende Protonema von Sand und Schlamm verschüttet werden, um später, wenn Regengüsse die aufgeschütteten Massen wieder entfernen, ein neues Leben zu beginnen. Die Bedeutung des Protonema für die Massenvermehrung der Moose wächst bis zu einem erstaunenerregenden Grade durch die Thatsache, daß bei vielen Formen vom Stengel, ja selbst von den Blättern unzählige Saughaare gebildet werden, welche unter günstigen Verhältnissen die sämtlichen Funktionen des Protonema, namentlich aber die massenhafte Erzeugung von Knospen übernehmen. Viele Moose braucht man nur unter einer Glasglocke im feuchten Raum in umgekehrte Lage zu versehen, die Stengel nach unten gerichtet, um bald den dichtesten protonematischen Filz zu erzeugen.

Ja es geht noch weiter. Man hat nachgewiesen, daß bei zufälligen oder absichtlichen Verlegungen mancher Moose die zufolge der Verlegung mit feuchter Luft in Berührung kommenden Zellen innerer Gewebeteile, des Stengels, des Kapselstiels, ja selbst der jungen Kapsel, zum Protonema auswachsen können.

Eines so ausgiebigen Vermehrungsorgans erfreut sich keine einzige Gruppe der Gefäßpflanzen.

Das Protonema giebt uns daher auch erst den wahren Schlüssel zum Verständnis des Lebens der Laubmoose. Ohne diese Einrichtung wäre die außerordentliche Massenvermehrung und das davon bedingte Gesellschaftsleben derselben undenkbar. In erstaunlich kurzer Zeit bedeckt sich der nackte, feuchte Boden mit einer dichten Moosdecke, ohne daß man sicht, woher die Keime dazu kommen.

Eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Sporen, vom Wind herbeigeführt, ge= langt zur Keimung, und ganze Strecken vorher nackten Bodens überziehen sich mit knospenerzeugendem Protonema.

Sobald erst ein Moosrasen geschaffen ist, ist auch die Möglichkeit einer phanerogamischen Pflanzendecke, die Möglichkeit von Wiese und Wald gegeben, soweit irgend das Klima es zuläßt. Selbst in höheren Breiten, wo das eisige Klima nur wenigen phanerogamischen Pflanzen eine kümmerliche Eristenz ermög= licht, bedecken kosmopolitische Moose, wie z. B. die Widerthone und die Torfmoose in den sibirischen Tundras, Eiswüsten von vielen Quadratmeilen.

Schleiden hat sich die anerkennenswerte Mühe gegeben, die Folgen der Vernichtung der Wälder und der Moose in den verschiedenen europäischen Ländern ausführlich zu schildern 1).

Entspringt ein Fluß im Gebirge, so ist sein Oberlauf mehr oder weniger wild und tumultuarisch, vom Mittellauf wesentlich verschieden; wogegen ein Fluß, dessen Quellgebiet in einer Ebene liegt, meist keinen deutlichen Unterschied zwischen Oberlauf und Mittellauf erkennen läßt.

Ein Gletscherbach bricht nicht selten aus einem Gletscherthor am Fuß des Gletschers schon in ansehnlicher Stärke hervor. In anderen Fällen kommt er erst durch die Vereinigung zahlreicher kleiner Rinnjale am unteren Teil des Gletschers zu stande.

Hier sei zunächst eine Bemerkung gestattet über die Farbe des Wassers. Vollkommen reines Wasser, mag dasselbe nun fest oder flüssig sein, erscheint hellblau. Das ist um so mehr der Fall, je freier das Wasser von mineralischen Lösungen ist. Die gelösten Mineralsubstanzen geben dem übrigens völlig reinen Wasser ein hellgrünes Kolorit. So ist es der Fall bei den meisten Wasserfällen. Zart apfelgrün stellt der herrliche Gasteiner Fall sich dar. Es ist das die Farbe der meisten Wasserfälle, Gletscherwasser und Gebirgsbäche. Diese Farbe ist dem Wasser eigentümlich; auch im kleinsten Maßstab tritt sie hervor. Wie wunderschön ist z. B. die grüne Farbe im Schwimmbecken des Marimilianbades zu München, welches vom Mangfallwasser gespeist wird. Aehnlich ist die Farbe des Meeres, nur etwas dunkler. Die Farbe größerer Wasserflächen ist natürlicher= weise größtenteils durch den Refler des Himmels bestimmt; so z. B. die tiefblaue Farbe des Mittelmeers und seiner Buchten, sowie mehr oder weniger jeder Wasserfläche unter blauem Himmel. Bei Regenwetter erscheint eine Wasserfläche grau, beim Heraufziehen eines schweren Gewitters schwarz; mit einem Wort: das Wasser spiegelt die Farbe des Himmels und der Ufer. Sind die Ufer sehr hoch und eng, so üben sie großen Einfluß auf die Farbe der Seen. Der Königssee ist schwarzblau wie blaue Tinte, weil er bei bedeutender Tiefe so eng von den himmelhohen Alpen umschlossen ist. In der Nähe einer flachen Strandstelle er= scheint sein Wasser hellgrün.

Das als Bach oder Quelle vom Gebirge herabkommende Wasser macht natürlich mehr oder weniger Geräusch, dessen Art und Stärke einmal von der Stärke des Gefälles und zweitens von der Menge des Wassers abhängt. Ein Quell mit geringem Gefäll rieselt, ein etwas stärker fallender Bach plätschert oder murmelt und flüstert. Das letzte ist besonders dann der Fall, wenn der Bach zwischen großen Blöcken sich hindurcharbeiten muß, welche in seinem Bette liegen, wenn er in Felsenaushöhlungen gerät, die er meistens selbst hervorgerufen hat u. s. w. Wenn man im Thüringer Schwarzathal gegen Abend, wo alle übrigen Naturstimmen schweigen, von Schwarzburg oder Sizendorf am Fluß ab= wärts geht, so vernimmt man aufs täuschendste das Murmeln und Flüstern

1) M. J. Schleiden, Für Wald und Baum. Leipzig (W. Engelmann) 1869.

menschlicher Stimmen. Es ist die Schwarza, welche ihr mannigfach ausgehöhltes Grauwackenbett durchbraust. Ein großer Teil dieser kesselförmigen Aushöhlungen des Flußbettes entsteht dadurch, daß der Fluß mitgeführte Steine in einer Vertiefung des Bettes monatelang im Kreise herumwirbelt und den kleinen Kessel durch Abschleifen immer mehr vertieft und erweitert. Dabei entsteht jenes murmelnde

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Geräusch. Die Arbeit dauert oft monatelang, bis ein plötzliches Anschwellen des Flusses die Steine herauswirft.

Kommt ein Bach oder ein Flüßchen aus dem Hochgebirge, so kann es begreiflicherweise leicht begegnen, daß sein nächster Weg ihn plöglich an den Rand eines Absturzes führt. Die Gasteiner Ache stürzt mitten durch Badgastein, wenige Stunden von ihrem Ursprung auf den Naßfelder Tauern entfernt, in Form einer sehr beträchtlichen Wassermasse 600 Fuß hoch fast senkrecht in drei Absätzen ins Thal hinab. Fast ist der ganze Fall eine schneeweiße, hie und da apfelgrünschimmernde Schaummasse. Das Getöse ist nicht ein Prasseln und Brausen, wie

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