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Fig. 70.

aus dem See und jenem Schuttfeld ein sanfter Berg, der Abendberg, anmutig auf: die Wellen brechen an seinem Fuß, die Herden grasen auf seinem Rücken; er endigt fast, wie der Thunersee, in einem lebhaft grünen Thale. Durch dieses wallt in mächtigen Fluten die Aare in den Thunersee aus dem von Brienz.

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Der Brienzersee füllt einen sehr tiefen Abgrund am Fuß hoher Berge. Von da, je näher man den Alpen kommt, um so mehr dringt in die Gemüter ein unge= wöhnliches Gefühl der Größe der Natur: der Gedanke ihres den Anfang des menschlichen Geschlechts vielleicht weit übersteigenden Alters und ein gewisser Eindruck von ihrer unbeweglich festen Gründung erregen das melancholische Gefühl des Nichts unserer körperlichen Form; zugleich erhebt sich die Seele, als wollte

Schooner bei ansehendem Treibeis.

sie ihren höheren Adel der toten Größe entgegensezen. In diesen Gedanken kommt man in das Oberhaslithal und am schaudervollen Rand finsterer Tiefen, auf gebrochenen, zerrissenen Pfaden steigend und staunend aus dem Boden der Fruchtbäume den Tannwald hinauf durch den gelben Enzian zu Arfeln und Bergrosen, zum Sevenbaum, zu den gewürzhaften, aber niedrigen Blumen der Schaf

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weide, bis an steilen Wänden ungetreuer glatter Wasen die Grenze scheint für die Nahrung des Viches und für die Neugier des Menschen; indem auf dem= selben unermeßliche Schneelasten die lebende Natur unterjochen, und jahrtausendaltes Eis Jungfrauhorn, Wetterhorn, Schreckthorn, die einsamen Firne dieses Alpenstocks, verhüllt. Aus einem Eisgewölbe ergießt sich die lautere Aare; so weit, breit und hoch das Auge blickt, ist Eis; tief in der Kluft blinken die größten Krystalle; kaum flicht hier eine Gemse und wohnt unzugänglich ein

Lämmergeier in den Felsen; die Menschen haben ein paar Pfade, sonst ist ganze Tagreisen keine Spur des Fußes; man wird leicht in Eisschlünde verschlungen und vom Stoß des wachsenden Gletschers unter Eis und Felsenschutt nach mehreren Geschlechtsaltern endlich starr hervorgesenkt. So liegt alles Erdreich bis an den Gemmi begraben. Der Gemmi steht nackt und wie verwittert; Giftkraut ist hier fast erfreulich, weil es doch ein Pflanzenleben hat. Von der Höhe des Daubensees und von dem Engstelenalpgletscher führt an einer kahlen Felsenwand ein langer Pfad, oft von den Felsen gebrochen, oft von Wassern gehöhlt, hinab nach Adelboden. Zwischen dem langen Eisthal und jenen Ufern des Thunersees in den Bergen, welche dort am Riesenhorn und am Stockhorn und westwärts in geringeren Höhen gegen den Lemanischen See enden, liegt Oberland; eine unglaubliche Menge sich durchschlingender Thäler, wo die Sanen, die Simmen, die Kander, die Engstelenbach und beide Lütschinen, aus vielen Bächen groß, den wilden ungleichen Strom und Runs, jegliche aus ihrem Thal in die Aare oder den Thunersee führen. So hoch in das Gebirge, als das Gras fortkommen mag, wohnen Hirten und Herden; indessen Asien wüste liegt, weil das einzige Glück des Oberlandes, die Freiheit, ihm fehlt."

Von den Schrecknissen der polaren Eiswüsten sind die Hochgebirge nicht frei, wie H. Steffens uns aus den norwegischen Bergen berichtet.

§ 6. Der Erdboden.

Der feste Erdboden läßt sich nach zwei verschiedenen Gesichtspunkten betrachten, nämlich: orographisch, d. h. nach seiner rein formellen Beschaffenheit, seinen Erhöhungen und Vertiefungen, und zweitens geologisch, d. h. nach seiner physikalischen und chemischen Zusammensehung. Beides hängt innig zusammen und trägt zum ästhetischen Gesamteindruck bei.

Da, wo einst größere Meeresbuchten den Boden bedeckten, pflegt derselbe fast eben zu sein. Man nennt solche Gegenden Ebenen. Liegt die Ebene wenig über die Meeresfläche erhoben, wie z. B. das nördliche Deutschland, oder gar unter der Meeresfläche, wie einige der asiatischen Steppen, dann spricht man von einer Tiefebene. Liegt eine Ebene hoch über dem Meeresniveau, so nennt man sie eine Hochebene. Eine solche dehnt sich nördlich vom Zentralalpengebiet aus. München liegt auf einer Hochebene.

Eine Ebene macht den Eindruck des Unendlichen, Unermeßlichen, natürlicherweise um so mehr, je ausgedehnter und ebener sie ist, eine Wüste oder Steppe mehr als eine von Menschen bewohnte Gegend. Lassen wir zuerst Humboldts Aeußerungen über die Steppen und Wüsten" im Auszug an uns vorübergehen:

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„Am Fuße des hohen Granitrückens, welcher im Jugendalter unseres Planeten, bei Bildung des Antillischen Meerbusens, dem Einbruch der Wasser getrozt hat, beginnt eine weite, unabsehbare Ebene. Wenn man die Bergthäler von Caracas und den inselreichen See Tacarigua, in dem die nahen Pisangstämme sich spiegeln, wenn man die Fluren, welche mit dem zarten und lichten Grün des tahitischen Zuckerschilfes prangen, oder den ernsten Schatten der Kakaogebüsche zurückläßt: so ruht der Blick im Süden auf Steppen, die, scheinbar ansteigend, in schwindender Ferne den Horizont begrenzen.

Aus der üppigen Fülle des organischen Lebens tritt der Wanderer betroffen an den öden Rand einer baumlosen, pflanzenarmen Wüste. Kein Hügel, keine Klippe erhebt sich inselförmig in dem unermeßlichen Raume. Nur hier und dort liegen gebrochene Flözschichten von 200 Quadratmeilen Oberfläche, bemerkbar höher als die angrenzenden Teile. Bänke nennen die Eingeborenen diese Erschei= nung, gleichsam ahndungsvoll durch die Sprache den alten Zustand der Dinge

bezeichnend, da jene Erhöhungen Untiefen, die Steppen selbst aber der Boden eines großen Mittelmeeres waren.

Noch gegenwärtig rust oft nächtliche Täuschung diese Bilder der Vorzeit zurück. Wenn im raschen Aufsteigen und Niedersinken die leitenden Gestirne den Saum der Ebene erleuchten, oder wenn sie zitternd ihr Bild verdoppeln in der unteren Schicht der wogenden Dünste, glaubt man den küstenlosen Ocean vor sich zu sehen. Wie dieser, erfüllt die Steppe das Gemüt mit dem Gefühl der Unendlichkeit, und durch dies Gefühl, wie den sinnlichen Eindrücken des Raumes fich entwindend, mit geistigen Anregungen höherer Ordnung. Aber freundlich zugleich ist der Anblick des klaren Meeresspiegels, in welchem die leicht bewegliche, sanft

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aufschäumende Welle sich kräuselt; tot und starr liegt die Steppe hingestreckt, wie die nackte Felsrinde eines verödeten Planeten.

In allen Zonen bietet die Natur das Phänomen dieser großen Ebenen dar; in jeder haben sie einen eigentümlichen Charakter, eine Physiognomie, welche durch die Verschiedenheit ihres Bodens, durch ihr Klima und durch ihre Höhe über der Oberfläche des Meeres bestimmt wird.

Im nördlichen Europa kann man die Heideländer, welche, von einem einzigen, alles verdrängenden Pflanzenzuge bedeckt, von der Spize von Jütland sich bis an den Ausfluß der Schelde erstrecken, als wahre Steppen betrachten: aber Steppen von geringer Ausdehnung und hochhügeliger Oberfläche, wenn man sie mit den Llanos und Pampas von Südamerika, oder gar mit den Grasfluren am Missouri und Kupferflusse vergleicht, in denen der zottige Bison und der kleine Moschusstier umherschwärmen.

Einen größeren und ernsteren Anblick gewähren die Ebenen im Innern von Afrika. Gleich der weiten Fläche des Stillen Oceans hat man sie erst in neueren Zeiten zu durchforschen versucht: sie sind Teile eines Sandmeeres, welches

gegen Often fruchtbare Erdstriche voneinander trennt oder inselförmig einschließt, wie die Wüste am Basaltgebirge Harudsch, wo in der dattelreichen Oasis von Siwah die Trümmer des Ammontempels den ehrwürdigen Siz früher Menschenbildung bezeichnen. Kein Tau, kein Regen beneßt diese öden Flächen und entwickelt im glühenden Schoß der Erde den Keim des Pflanzenlebens. Denn heiße Luftsäulen steigen überall aufwärts, lösen die Dünste und verscheuchen das vorübereilende Gewölk.

Wo die Wüste sich dem Atlantischen Ocean nähert, wie zwischen Wadi Nun und dem Weißen Vorgebirge, da strömt die feuchte Meeresluft hin, die Leere zu füllen, welche durch jene senkrechten Winde erregt wird. Selbst wenn der Schiffer durch ein Meer, das wiesenartig mit Seetang bedeckt ist, nach der Mündung des Gambia steuert, ahndet er, wo ihn plöglich der tropische Ostwind verläßt, die Nähe des weitverbreiteten, wärmestrahlenden Sandes.

Herden von Gazellen und schnellfüßige Strauße durchirren den unermeßlichen Raum. Rechnet man ab die im Sandmeer neuentdeckten Gruppen quellenreicher Inseln, an deren grünen Ufern die nomadischen Tibbos und Tuaryks schwärmen, so ist der übrige Teil der afrikanischen Wüste als dem Menschen unbewohnbar zu betrachten. Auch wagen die angrenzenden gebildeten Völker sie nur periodisch zu betreten. Auf Wegen, die der Handelsverkehr seit Jahrtausenden unwandelbar bestimmt hat, geht der lange Zug von Tafilet bis Tombuktu, oder von Murzuk bis Bornu: kühne Unternehmungen, deren Möglichkeit auf der Eristenz des Kamels beruht, des Schiffs der Wüste, wie es die alten Sagen der Ostwelt nennen.

Diese afrikanischen Ebenen füllen einen Raum aus, welcher den des nahen Mittelmeers fast dreimal übertrifft. Sie liegen zum Teil unter den Wendekreisen selbst, zum Teil denselben nahe; und diese Lage begründet ihren individuellen Naturcharakter. Dagegen ist in der östlichen Hälfte des alten Kontinents dasselbe geognostische Phänomen mehr der gemäßigten Zone eigentümlich.

Auf dem Bergrücken von Mittelasien zwischen dem Goldberg oder Altai und dem Kuenlün, von der chinesischen Mauer an bis jenseits des Himmelsgebirges und gegen den Aralsee hin, in einer Länge von mehreren tausend Meilen, breiten sich, wenn auch nicht die höchften, doch die größten Steppen der Welt aus. Einen Teil derselben, die Kalmücken- und Kirgisensteppen zwischen dem Don, der Wolga, dem Kaspischen Meer und dem chinesischen Dsaisangsee, also in einer Erstreckung von fast 700 geographischen Meilen, habe ich selbst zu sehen Ge= legenheit gehabt, volle dreißig Jahre nach meiner südamerikanischen Reise. Die Vegetation der asiatischen, bisweilen hügeligen und durch Fichtenwälder unterbrochenen Steppen ist gruppenweise viel mannigfaltiger als die der Llanos und Pampas von Caracas und Buenos-Ayres. Der schönere Teil der Ebenen, von asiatischen Hirtenvölkern bewohnt, ist mit niedrigen Sträuchern üppig weißblühender Rosa= ceen, mit Kaiserkronen (Fritillarien), Tulpen und Cypripedien geschmückt. Wie die heiße Zone sich im ganzen dadurch auszeichnet, daß alle Vegetation baumartig zu werden strebt, so charakterisiert einige Steppen der asiatischen gemäßigten Zone die wundersame Höhe, zu der sich blühende Kräuter erheben: Saussureen und andere Synanthereen; Schotengewächse, besonders ein Heer von Astragalusarten. Wenn man in den niedrigen tatarischen Fuhrwerken sich durch weglose Teile dieser Krautsteppen bewegt, kann man nur aufrecht stehend sich orientieren, und sieht die waldartig dichtgedrängten Pflanzen sich vor den Rädern niederbeugen. Einige dieser asiatischen Steppen sind Grasebenen; andere mit saftigen, immergrünen, gegliederten Kalipflanzen bedeckt; viele fernleuchtend von flechtenartig aufsprießendem Salze, das ungleich, wie frischgefallener Schnee, den lettigen Boden verhüllt.

Diese mongolischen und tatarischen Steppen, durch mannigfaltige Gebirgszüge unterbrochen, scheiden die uralte, langgebildete Menschheit in Tibet und

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