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Fig. 92.

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Herausreißen oder Beschädigen des ganzen
Stocks abgerupft werden. In Stuttgart wer=
den derartige Dinge massenhaft auf den
Markt gebracht, was überhaupt nicht ge=

Daß unsere Schuttpflanzen Steppenpflanzen sind, zeigen sie auch dadurch, daß sie leicht auf die Steppen ferner Zonen übergehen und sich dort erstaunlich vermehren. Auf den Pampas von Buenos-Ayres findet sich nicht nur die große Pampasdistel, sondern auch unsere europäischen Disteln haben sich dort überall verbreitet und neben der Artischocke, Es sind dem Fenchel und anderen europäischen Stauden heimisch gemacht. dieselben Ebenen, in welchen auch das Pferd, das Rind und der Hund ver= wildert sind und sich ungeheuer vermehrt haben. Große Stauden finden sich auch auf den Matten der Alpen: Enzian mit dauerndem Rhizom, Germerarten,

verschiedene Arten des Sturmhuts u. a. Den Stauden unserer Wiesen ist der Schnitt derselben nicht günstig, doch fehlen sie darum nicht ganz. Eine wahre Zierde fumpfiger Wiesen ist die schöne Wiesendistel (Cirsium oleraceum), in ihrer Blattbildung dem griechischen Akanthus vergleichbar.

11. Das Charakteristische der Alpenvegetation ist die Kleinheit, Kürze Gedrungenheit der Vegetationsorgane. Die Alpenpflanzen haben, wenn sie Blüte und Frucht bringen wollen, eben nur über eine sehr kurze Vegetationszeit zu verfügen, denn lange liegt in den Hochalpen der Schnee im Frühjahr und früh im Hochsommer fällt er aufs neue. In wenigen Wochen muß daher die Pflanze ihren ganzen Kreislauf durchmachen. Daher die Niedlichkeit und Zierlichkeit der Alpenpflanzen. Ueberraschend ist es für jeden Alpenwanderer, wie im Frühling die Alpennatur unmittelbar neben dem schmelzenden Schnee und am Rande des Gletschereises den herrlichsten Blumenteppich hervorzaubert. Ja wahrlich, ein Teppich, aus zwergartigen Pflänzchen mit den herrlichsten Blütenfarben gewebt, aus Vertretern zahlreicher Familien zusammengesezt.

Auch auf der Steppe heißer Gegenden hat die Pflanzendecke oft nur über eine sehr kurze Vegetationszeit zu verfügen und sie bedient sich dann ähnlicher Mittel wie in den Alpen. So verwandelt sich im südlichen Afrika die Karooebene beim Eintritt des Regens nach langer Dürre plötzlich in einen Blumengarten. Es sind hier Zwiebelgewächse (Irideen und Oralideen) und Succulenten (Mesembryanthemeen und Crassulaceen), welche in ihren kurzen, fleischigen Vegetationsorganen die Nahrung für die Blüten- und Fruchtbildung aufspeichern.

12. Der dürrste Felsen bleibt nicht ohne Pflanzendecke. Niedere Algen siedeln sich an und bilden farbige Ueberzüge: grün oder andersfarbig, oft nur ganz zarte Anflüge darstellend, wie z. B. der sogenannte Veilchenstein, welcher den Harzreisenden hie und da zu Kauf angeboten wird, eine zarte veilchenblaue und, besonders beim Reiben, veilchenduftende Alge. Im thüringischen Kaltgebiet findet sich neben dieser, noch häufiger, die Goldalge (Chroolepus aureus) als jafranfarbener Anflug auf Felsen, an Bäumen und Pflanzenstengeln. Fast über die ganze Erde verbreitet ist die gelbe Felsenflechte (Rhizopogon geographicum), auf härteren Gesteinen lebhaft gelbe Schorfe bildend. Es liegt uns wieder eine ganze Welt vor Augen in den Schorfen und Krusten der Flechten verschiedenster Umrisse und Färbung. Frei von Flechten sind nur diejenigen Gesteine, welche sehr rasch verwittern, wie z. B. sehr lockere Sandsteine. Auf ihrer Oberfläche wird den Flechten nicht Zeit zur Ansiedelung gelassen.

Umrisse

Sobald ein Felsen sich zerklüftet oder infolge der Verwitterung eine rauhere Oberfläche darbietet, besiedelt er sich mit Moosen bei nur irgend genügender Feuchtigkeit. Später treten Farne hinzu, in den Rizen und Spalten ihre Wurzeln anheftend. Auch phanerogamische Gewächse finden nach und nach an günsti= gen Orten sich ein, wie das Heer der niedlichen Steinbrecharten in den Alpen, deren Name schon die Aufgabe verkündet, welche von der Natur ihnen anvertraut wurde.

13. Sehen wir zunächst von den Algen ab, jener großen Klasse eigentlich wasserlebiger Gewächse, welche nicht nur in allen Meeren, sondern in allen süßen Gewässern nicht minder ihre Vertreter aufzuweisen hat, so begegnen uns Blütenpflanzen im Meerwasser nur wenige, und diese wenigen sind auf das seichte Wasser in der Nähe eines flachen Strandes beschränkt, wie z. B. das Seegras der Ostsee und der Nordsee. Dagegen sind die süßen Gewässer, namentlich wenn sie keine starken Strömungen besitzen, reich an phanerogamischer Vegetation. Diese dient verschiedenen Gruppen wasserlebiger Tiere nicht nur als Nahrung, sondern mehr noch zum Schuh. Polypen und andere niedere Wassertiere leben an der Rückseite schwimmender Blätter, Fische suchen unter denselben Schuß gegen die

Sonnenstrahlen sowie gegen ihre Feinde, Fische und Batrachier beherbergen ihren Laich an solchen geschüßten Orten.

Die Wasserpflanzen sind zum kleineren Teil frei auf der Oberfläche schwimmend, wie z. B. die verschiedenen Wasserlinjen (Lemnaceae), welche so häufig ganze Teiche mit grüner Decke überziehen; die Mehrzahl solcher Gewächse wurzelt aber am Grunde und treibt die Stengel zum Licht empor, um die Blüten und Früchte über der Wasserfläche zu erzeugen. Man kann die Blätter dieser Wasserpflanzen einteilen in flutende und schwimmende. Die erstgenannten bleiben ganz schmal, wenn sie sich auch verzweigen, wie bei Ranunculus fluitans, welcher die

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Oberfläche des Wassers mit seinen weißen Blütensternen übersäet, die Blätter aber im Wasser fluten läßt; die Schwimmblätter dagegen breiten sich auf der Oberfläche aus wie bei den schönen Seelilien (Nymphaea). Manche Wasserpflanzen entwickeln anfangs nur flutende, zuletzt aber schwimmende Blätter, wie 3. B. viele Laichkräuter (Potamogeton).

Die schwimmenden Blätter größerer Wasserpflanzen können der Landschaft ausnehmenden Reiz verleihen, besonders wenn sie schön geformte Umrisse besigen wie die herzförmigen Blätter unserer Wasserlilie (Nymphaea alba) und gelben Wasserroje (Nuphar luteum). In Südamerika nehmen die Blätter oft riesige Dimensionen an, namentlich bei der Victoria regia, der Königin der Blumen. Aehnlich bei der indischen Lotosblume (Nymphaea lotos). Die ägyptische Lotosblume (Nelumbium speciosum) dagegen hebt ihre trichterförmigen Blätter auf schlanken Stielen über das Wasser empor. Herrlich sind die Blumen der Nymphen

gewächse: bald tulpen- oder magnolienförmig, bald rosettig, und in den verschiedensten Farben prangend: weiß, rosenrot, karminrot, blau und gelb.

14. Unbeschreiblich schön ist das Leben der Meeresorganismen! Shre Formen und Farben, unendlich verschieden von denjenigen der Landorganismen, führen uns ein in eine ganz neue, über die Maßen reiche Welt. Noch ist es keinem Pinsel gelungen, Scenen aus dieser Welt auf der Leinwand anzudeuten, keiner Feder, dergleichen zu schildern. Alle bisher versuchten Beschreibungen sind schwache Versuche geblieben.

"

Karl Müller spricht von einer Meerschaft“, im Gegensatz zur Landschaft"). Dieser Ausdruck klingt etwas gezwungen und hat wohl aus diesem Grund keine weitere Aufnahme in der Litteratur gefunden. Das Leben im Meere läßt ná auch mit demjenigen auf dem Lande nicht wohl vergleichen, da ja die meisten Seetiere und viele Pflanzen in dem nassen Element frei schwimmen. Nennt man das nun mit den Tangwäldern, Polypenstöcken und dem Boden, worauf sie festsigen, eine „Meerschaft“, so wäre man wohl ebenso berechtigt, das Leben der Vögel und anderer fliegenden Geschöpfe als eine Luftschaft“ zu bezeichnen. Das ein Bewohner des Meeresgrundes die herrlichsten Landschaften sehen würde, wenigstens in der Nähe der Küsten, ist zweifellos, aber außer den Perlenfischern wird keinem Sterblichen dieser Anblick in der Seitenperspektive zu teil. Wenn wir bei ruhiger See in der Nähe einer Küste eine Bootfahrt unternehmen, so gewahren wir allerdings bis zu einer Tiefe von mindestens 10 Metern in dem überaus klaren Wasser das ganze wunderbare Leben und Treiben der Meeresorganismen; aber eben aus der Vogelperspektive, so daß diese Bilder mit Landschaften gar nicht in Vergleich gestellt werden können, weil sie etwas ganz anderes sind.

Hören wir Karl Müllers eigene Worte darüber:

„Noch großartiger ist die Bedeutung der Meerschaft. Sie entsteht durc jene große Algenwelt der salzigen Gewässer, welche wir im allgemeinen die Tange nennen wollen. Durch sie hat das Meer ebenso wie die Landschaft seine Urwälder, Dickichte und Wildnisse, wenn wir wollen auch seine Weiden. Chne die Tange würde das Meer einer leblosen Wüste gleichen; keines jener Tiere, welche gegenwärtig dem Seefahrer auf seinen langwierigen Wanderungen die Zeit wohlthuend verkürzen, würde in ihm sein Dasein fristen können, denn ohne die Pflanzenwelt würde ihm ja die große Mittlerin fehlen, welche aus dem anorganischen, starren Fleisch einen lebendigen Organismus, befähigt, das Tier zu ernähren, schafft). Hieraus erst ist uns verständlich, wenn uns Burmeister in seinen Fahrten durch den Ocean belehrt, daß die Tange, die Gebiete der Fucus- oder Vareghpflanzen, ein reiches Feld für zoologische Forschungen darbieten und zahl= loje Tiere von großer Mannigfaltigkeit beherbergen. Auch hier wie im Sumpfe: das Niedere muß einem Höheren dienen, bis der Beherrscher des Meeres, der riesige Wal, seine Stätte bereitet sindet. Vergebens wäre es, eine ausreichende Schilderung dieser Meerschaft zu geben; denn die Mannigfaltigkeit ihrer Formen ist kaum geringer als die der Landschaft. Die Sprache ist zu arm, diesen Reichtum nach allen Seiten hin plastisch auszudrücken. Hier noch an Pfahl und Fel: das Gebiet unscheinbarer Confervaceen, dort bereits das der wunderbarsten TangDa breitet der Meerjalat (Ulva lactuca) sein breites, krauses, grünes oder violettes (Porphyra) Laub aus; da fluten die Zweiggeflechte der Plocamien und Ceramien in prächtigen karminfarbigen Polstern; da strebt aus der Tiefe

') Buch der Pflanzenwelt. I. S. 36.

*) Sehr richtig. Nur übersieht Karl Müller hier, daß die Diatomeen und andere Chlorophyll führende Mikroorganismen bei der Ernährung der Tierwelt des Meeres cine weit größere Rolle spielen als die großen Tange.

empor der tauartige Strunk der Laminaria, der sich mit schildartig ausgebreiteter Wurzel an den unterseeischen Felsen klammert, seinen fächerartigen, olivengrünen Laubschopf zum Lichte hebt; da siedelt sich an seinem Stamme, wie Flechten und Moose im Walde pflegen, das zungenförmige Laub der Delesserien in den herrlichsten Karmintinten an; da fluten als lange Bänder in glühendem Purpur die gallertartig dicken Fridäen dazwischen; da strebt in der Gestalt eines schwertförmigen Bandes von bedeutender Breite und Länge der Zuckertang (Laminaria saccharina) aus großer Tiefe empor, kurz, es wiederholt sich schon an den Küsten unserer Zone, z. B. Helgolands, das ganze Bild des Urwaldes. In südlicheren Meeren erscheinen die riesigen Gestalten der Lessonien und Macrocysten. Von diesen erreicht z. B. Macrocystis pirifera im antarktischen Meere die Länge von einigen hundert Fuß und übertrifft hiermit die größten Riesenbäume der Erdoberfläche. Wie ungeheuer würde diese Pflanze sein, wenn sie statt des bandartigen Laubes den Umfang und die senkrechte Richtung unserer Bäume besäße!1)“

Die Biologie oder die Lehre vom Leben der Pflanzen und Tiere ist eine verhältnismäßig junge Wissenschaft, denn es ist noch nicht allzu lange her, daß man in der zoologischen Biologie Fabeln vom Edelmut des Löwen, vom Blutdurst der Raubtiere u. dgl. auftischte. Das war kein wissenschaftliches Verfahren. Erst die neuere Abstammungslehre hat an die Stellen jener Phantasieen eine wissen= schaftliche Methode gesezt. Seitdem hat die Erkenntnis der Lebenserscheinungen der Organismen raschere Fortschritte gemacht. Für die Naturästhetik ist die Einsicht in die biologischen Verhältnisse von besonderem Wert. Der Reichtum der Thatsachen ist freilich schon jetzt so außerordentlich groß, daß ich mich hier auf die Ausführung weniger Beispiele beschränken muß.

Bei der Aesthetik der Organismen muß man zuerst mit einer Thatsache sich abfinden, welche anfänglich mit Abscheu und Grauen erfüllt, und welche dennoch in der Kette der ästhetischen Erscheinungen ein ganz unentbehrliches Glied ist: ich meine die Thatsache, daß sämtliche Organismen einen beständigen Krieg mit= einander führen, einen Krieg auf Tod und Leben, einen Kampf um das Dasein. Schon die Pflanzen ringen miteinander um den Plaz, den sie einnehmen, um Licht, Luft und Nahrung. Manche Pflanzen leben als Schmarozer auf und in anderen, auf Kosten ihrer Nahrungsfäfte. Die gesamte Tierwelt lebt auf Kosten der Pflanzenwelt, welche für jene die verdaulichen Kohlenstoffverbindungen zubereitet. Das furchtbarste aller Raub- und Schmaroßertiere ist der Mensch; denn während in der übrigen Natur die Fleischfresser doch in der Regel nur auf Kosten einer bestimmten anderen Tiergruppe sich nähren, rafft der Mensch alles an sich, Pflanzen und Tiere. Keine einzige Organismengruppe ist gegen die Raublust des Menschen gesichert. Die grausige Thatsache hat schon manches zarte Gemüt irre gemacht. Es scheint abscheulich, daß der vernunftbegabte Mensch sich von den Leichen der von ihm gemordeten Mitgeschöpfe nährt. Indessen würde dieser Grund allein die vegetabilische Nahrung nicht rechtfertigen, denn der Unterschied würde so gewaltig groß nicht sein, wenn wir statt der Tierleichen Pflanzenleichen verzehrten. Oder wäre es besser, wenn wir die Tiere und Pflanzen lebendig verzehrten, wie der Kabyle sich ein Stück Fleisch aus dem lebenden Ochsen schneidet, oder wie wir unseren Salat verzehren? Wir stehen hier vor einem großen Naturgeseh. Im Grunde genommen ist es kein anderes als das Gesetz der Wechselwirkung aller Naturkörper, welches hier nur in besonders verwickelter Form auftritt.

') Man kann sie daher auch gar nicht mit diesen vergleichen, sondern höchstens mit den kletternden, rohrartigen Rotang-Palmen aus der Gattung Calamus, welche die Macrocystis an Länge übertreffen.

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