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des Gehorsams und der Demütigung zusammen, auch ohne einiges Nachdenken über den in einem solchen Schattenbilde vorgestellten Gegenstand und ohne die Bemühung, ihn unter deutliche Begriffe zu bringen. Es ist nichts geringeres als die Idee der Gottheit (des heiligen über der Welt waltenden Willens), welche gleichsam wie ein Schatten jene Gefühlsstimmung begleitet. Hinter jeder religiösen Gefühlsstimmung steht ein solches Schattenbild eines Gegenstandes kraft der ursprünglichen Verbundenheit unserer moralischen Anlage mit den reliögisen Grundgedanken unseres Geistes, und wenn wir dasselbe in das helle und volle Licht des Bewußtseins sehen, werden wir immer finden, daß es eine von den drei religiösen Grundideen unseres Geistes ist.

Der abhängige, schuldbewußte und dennoch begeisterte Mensch ahndet in den Gefühlen der Andacht, Demut und Begeisterung das Walten der Gottheit, die Verschuldung des Erdenlebens und die Ewigkeit seiner Bestimmung.

Begeisterung verklärt das irdische Leben, sie wird getragen durch den Glauben. an die ewige Bestimmung des Menschen. Sie versezt den Menschen aus der alltäglichen Wirklichkeit heraus in eine andere Welt, selbst da noch, wie sie zur Karikatur wird wie im Rausch.

Der Kontrast des Guten und Bösen im Menschen bringt das religiöse Schuldgefühl, das sich vor dem Heiligen demütigt, das Erdenleben als die Frucht der Schuld im eigenen Busen betrachtet und die irdischen Schichungen mit Ergebung (Resignation) in einen höheren Willen aufnimmt. Auf den Flügeln der Andacht endlich schwingt sich der menschliche Geist zur Gottheit selbst empor und tritt wiederum vertrauensvoll in Verkehr mit dem heiligen Urquell alles Guten."

Sehr merkwürdig ist es, daß die drei religiösen Gefühlsstimmungen, welche von den drei ästhetischen Ideen in ihrer Beziehung zu den religiösen Ideen an= geregt werden, eine gewisse Beziehung zeigen zu den drei Grundvermögen meines Geistes. Die Andacht entspricht der Erkenntnis, die Begeisterung der Empfindung und die Sehnsucht oder Resignation dem Willen.

In dieser Beziehung zeigen sie noch folgendes Verhalten.

Die Andacht, als der Erkenntnis entsprechend, bereitet vor zur Handlung, zur Arbeit. Die Begeisterung, als der Empfindung entsprechend, treibt die That= kraft direkt zur Handlung an. Die Sehnsucht giebt dem Willen die Richtung auf das Ewige und spornt ihn an, auf dieser Bahn zu verharren.

Hieraus geht nun klar genug hervor, daß alle religiös-ästhetischen Gefühle die große Bedeutung haben für unser Erdenleben, uns zu guten Handlungen anzutreiben. An und für sich sind sie von geringem Wert. Fries sagt darüber sehr treffend:

"

Den meisten religiösen Mystikern ist ihre heilige Gefühlsstimmung das wichtigste, was sie kennen und was sie so heilig halten, daß sie mit niemand als ihren Vertrautesten gern davon sprechen; sie meinen ihr Heiligtum schon zu ent= weihen, wenn sie es nur mitteilen. Aber diese ganze Kostbarkeit ist nichts als krankhafte Schwäche, eine Krankheit der Seele, welche wir Sentimentalität nennen; der Schwache täuscht sich selbst mit der Erhabenheit seiner Gefühle, wenn er zur That nicht Mut oder Kraft genug besißt. Das Gefühl ihrer Andacht ist jenen Schwärmern das Höchste auf der Erde; aber eben darum verschließen sie sich leicht in sich selbst; sie vernachlässigen die Handlung, welche doch allein wahren Wert hat, halten sich mit ihren Gefühlen wohl gar für die Lieblinge der Gottheit, für die Eingeweihten in höhere Geheimnisse, und das Ganze ist doch nur eine leidige Täuschung ihrer Phantasie, indem sie sich mit dem wohlthuenden Kihel einiger sonderbaren Einbildungen belustigen und sich darin für mehr und größeres halten, durch die Gnade Gottes, als andere ehrliche Menschen sind.

In der That aber ist die trockenste, kälteste, sittliche oder rechtliche Handlung

mehr wert als die höchste Glut dieser schmärmerisch andächtigen Gefühle, welche das Morgenrot einer höheren Welt zu sein vorgeben; diese mögen übrigens so geschmackvoll oder bizarr vorgetragen werden als es das gute Glück eben geben will.

Uebergewicht des Gefühls in unserem Innern über die Handlung ist innere Schwäche und Sentimentalität. Aus dieser Krankheit fließt eigentlich alle schwärmerische Erhebung der Religion über kalte Befolgung der Pflicht. Schmeichelt euch doch ja nicht, daß ihr durch Liebe das Gesez überwunden habt; es fordert für jeden gesunden Menschen oft genug Ernst und Anstrengung, da seiner Pflicht nachzukommen, wo diese sich ernst und kalt seinen Lieblingsneigungen und Wünschen entgegenstellt. Euer Eigendünkel verleitet euch nur, die Uebertretungen nicht zu achten, welche ihr eurer Lust zuliebe thut, oder er läßt euch nichts Böses thun, eben weil er euch schwach genug macht, um gar nichts zu thun. — Es ist bloße Anmaßung des angeblich Religiösen, daß er allein Religion besize. Derjenige, in dem die Handlung überwiegt, besigt sie weit reiner und kraftvoller: sein Leben ist eine lebendigere, kraftvollere, schönere Erscheinung; dagegen der Schwärmer sein lichtscheues Wesen nicht verbergen kann und immer, statt der Handlung, nur sein Gefühl und seine inneren Tändeleien im Umgang mit Gott will geltend machen; und doch hat jedes Gefühl, außer dem kalten, reinen Geschmack, nur einen subjektiven Wert für den Fühlenden, die Handlung aber für die Welt.

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In aller gemeinen oder noch so philosophischen Erhebung des religiösen Gefühls über die Handlung liegt eine Täuschung der Einbildungskraft verborgen, welche sonst bekannt genug ist. Was ist unserer Phantasie leichter, als unser ganzes Erdenleben als etwas sehr Aermliches und Kleines hinzustellen, sich aus all den niedrigen Sphären emporzuschwingen und mit Bildern erdichteter Vollendung und Vollkommenheit zu spielen? Aber wer verlacht den nicht als einen Träumer, der in diesen phantasierten Welten, wo die Thore der Städte aus Diamanten und Rubinen geschliffen find, sein Glück erjagen und seinen Heldenruhm erringen will? Und doch ist eben dieses in seinem höchsten Raffinement die Sache aller religiösen Schwärmer. Nicht zufrieden, nur aus einzelnen Formen unserer natürlichen Umgebungen Mangel und Unvollkommenheit hinauszuphantasieren, reißen sie sich ganz von dieser verachteten Wirklichkeit los und baden ihr Gefühl in den formlosen Phantasieen eines überirdischen Vergnügens, eines Umganges mit Gott, oder wohl gar einer Anschauung Gottes selbst.

Könnt ihr mit der Kraft lebendiger Thaten nicht das Ueberirdische im Endlichen fassen und ergreifen, so werdet ihr mit eurem dumpfen Hinbrüten im Gefühl oder mit den erhabensten Phantomen eurer Phantasie es gewiß nic erjagen.

Es ziemt jedem, der Schönheit der Seele sucht, daß er Andacht habe und lebendiges religiöses Gefühl. Dies kann jedem wohlthun und ihm einen En= thusiasmus geben, der ihn im Leben fester und besser macht als er sonst wäre. Der Enthusiasmus der Andacht, in welchem Thatkraft das Gefühl überwiegt, ist es eigentlich, welcher der Religion den Wert giebt, indem er der Stärke des guten Charakters zugleich Lebendigkeit mitteilt. Es ist freilich ein Zeichen von Schwäche, je mehr man Enthusiasmus braucht, um zu handeln und sich für Pflicht und Recht zu interessieren; aber es ist Mangel an Leben, wenn jemand dieses reinsten Enthusiasmus nicht empfänglich ist. Meistenteils ist wohl selbst der Enthusiasmus der Andacht nur Folge einer schwächlichen Agilität, womit sich der Schwache schmeichelt, edler und höher zu sein als der Starke; und falte, gehaltene, feste Gesinnung des Charakters ist mehr als aller Enthusiasmus; ohne sie kann und darf selbst der religiöse Enthusiasmus weder Festigkeit noch Reinheit erhalten.

Man darf vor dem Volke selbst der Andacht nicht zu stark das Wort reden, um nicht die Empfindelei zu begünstigen, in welcher der Schwache sich schmeichelt, durch Gefühl und Phantasie die Mühe der Thaten ersparen zu können.

Da die Erkenntnisart der Ahndung nur durch Gefühl ohne. Anschauung und Begriff besteht, so können wir sagen, die Ueberzeugung durch Ahndung hat das Eigentümliche, daß dasjenige, was wir in ihr erkennen, uns doch immer ein notwendiges Geheimnis bleiben muß.

Religiöse Geheimnisse sind nicht von der Art, daß sie dem Volke zwar verborgen bleiben müssen, den Auserwählten, Eingeweihten der geheimen Gesellschaft aber offenbar werden könnten; sondern sie sind jedem Menschen gleich unmöglich zu enträtseln. Wenn ein philosophischer Priester seine Schüler in die Mysterien seiner geheimen Lehre einweiht und ihnen das innere Auge öffnet, so sind sie entweder alle beide oder doch wenigstens die Schüler betrogen, und die transcendentale Starstecherei wird nur auf eine philosophische Verblendung hinauslaufen. Denn die Geheimnisse der Ahndung sind notwendige Geheimnisse für jede endliche Vernunft durch die Schranken ihres Wesens."

Nun noch ein Wort über das Verhältnis der Ethik zur Aesthetik. Das Sittengebot stellt an mich eine dreifache Anforderung, denn es entspringt aus der Hochachtung vor Gott, vor seinen Geschöpfen und vor mir selbst als Gottes Geschöpf. Liebe oder Hochachtung gegen Gott nennen wir Frömmigkeit, Liebe oder Hochachtung gegen Gottes Werke nennen wir Gerechtigkeit und Liebe oder Hochachtung gegen uns selbst nennen wir Ehre. Daher sind Frömmigkeit, Gerechtig= keit und Ehre die drei Kardinaltugenden, von denen alle anderen nur besondere Formen sind. Hier wollte ich noch besonders aufmerksam machen auf die auch hier wieder sich zeigende nahe Verwandtschaft der Ethik mit der Aesthetik. Nicht nur Gott sollen wir lieben und verehren, nicht nur uns selbst hochachten, weil wir Gottes Geschöpfe sind, sondern die ganze Schöpfung mit allem, was sie enthält. Wer von der Heiligkeit der Natur ganz sein Herz erfüllt hat, der wird es auch nicht übers Herz bringen, die Formen der Natur grundlos zu zerstören. ,,Liebe deinen Nächsten als dich selbst," sagt das Christenthum. Den „Nächsten“ dürfen wir aber nicht bloß in unseren Nebenmenschen sehen, sondern in der ganzen Natur, der belebten wie auch der unbelebten, denn sie ist Gottes Werk.

Die Schönheitslehre im einzelnen wird es nun zu thun haben mit der Aufsuchung der drei ästhetischen Ideen in der Natur in ihren unzähligen verschiedenen Ausdrucksformen. Ich habe in den früheren Abschnitten schon auf zahlreiche Beispiele hingewiesen. Im allgemeinen tritt der Ausdruck der Ideen um so deutlicher hervor, je verwickelter und unauflösbarer die vorliegende Naturform ist. Das Verständnis des Ausdrucks der Ideen bei einzelnen, einfacheren Naturformen erfordert schon einen feineren, zum feineren und tieferen Verständnis ausgebildeten Natursinn; so z. B. der Ausdruck der Sehnsucht bei Bäumen, insbesondere bei solchen mit hängenden Aesten, wie bei der Trauerweide und der Birke, bei Espen, Pappeln und anderen Bäumen mit zitterndem Laub, überhaupt bei Betrachtung des Laubdachs der Bäume, wenn man von unten emporschaut. Durch den bloßen Wuchs, durch die himmelanstrebenden Aeste und Stämme (Buche) rufen häufig die Bäume den Ausdruck des Erhabenen hervor. So bei der Platane, auch bei der Buche und selbst bei der Roßkastanie. Bei der Platane liegt es besonders darin, daß die Hauptäste, welche im spigen Winkel empor= streben, auf lange Strecken astlos sind, um sich zulegt oben wieder spigwinkelig zu verästeln. Uebrigens macht nur die alte Platane einen erhabenen Eindruck; noch etwa fünfzigjährige Bäume sehen besenartig aus. Es sind das die Flegeljahre der Bäume.

Erhabene Blumenformen sind selten. Vielleicht kann man den großen

Blütenkandelaber der Magueypflanze (Agave americana) erhaben nennen, allen= falls die Sonnenblume, die stengellosen und blattlosen Rafflesien, vor allen aber die majestätische Victoria regia. Häufiger drückt sich bei Blumen die Sehnsucht aus bei halbgeöffneten Knospen, wie bei der Rose, beim Lotos, bei den Nymphäen, bei der Königin der Nacht. Ferner bei Blumen mit nickendem Blütenstiel, wie beim Veilchen, beim Maiglöckchen u. s. w.

Neunter Abschnitt.

Aesthetik des Menschenlebens.

Der Mensch ist ein Kind der Natur. Als solches gehört er in die Naturästhetik. Erst der letzten Schöpfungsperiode gehört er an. Welche Rolle spielt er in der Natur?

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Der minder Gebildete wird leicht mit dieser und ähnlichen Fragen fertig. Gewohnt, sich selbst in den Mittelpunkt der Schöpfung zu sehen, weist er vornehm die Frage zurück, ob er, für den alles übrige arbeiten müsse, auch selbst, vielleicht unbewußt, ein handelndes, produzierendes Glied sei in dem großen Verbande der Natur. „Die Schöpfung ist des Menschen halber da!" - Das ist für die meisten ein Dogma, das keines Beweises bedarf. Kaum wird eine neue Tierart, eine sonderbar gestaltete Pflanzenform entdeckt, gleich hört man die Frage: welchen Nußen dieses Tier, diese Pflanze wohl habe," wo das Wort Nuzen eben ausschließlich auf die eigene Person bezogen wird. Bis zu den albernsten Behauptungen übertreibt man diese Nüglichkeitstheorie. Mit den Tieren, die wir brauchen, den Pflanzen, die wir genießen, den Steinen, aus denen wir unsere Häuser bauen, kurz, mit den eigentlich nußbaren Gebilden hat man es freilich leicht. Schwieriger wird die Sache schon bei den offenbar schädlichen Organismen, doch hilft auch hier ein bißchen Gewalt. Die Giftgewächse sollen dem Menschen Arznei liefern, die großen Raubtiere dienen zur Stählung seiner physischen Kraft, seines Scharfsinnes, um gerade im Kampf mit dem Widerwärtigen stark zu werden zum Kampf gegen die Sünde; was endlich das Heer der kleinen Räuber betrifft, die seine Nahrungsmittel, seine schwer erworbenen Güter usurpieren oder gar, wie die Eingeweidewürmer, ihn an seinem eigenen Leibe plagen, so sind dieses eben natürliche Geißeln, um mit dem Schaden, der durch so kleine Geschöpfe dem großen Menschen erwächst, ihn beständig zu erinnern, daß er neben dem gerechten Stolze über seine hohe Würde eine heilsame Demut nicht vergesse. Daß einzelne ihre Gelüste noch weiter treiben, und, mit der Erde nicht zufrieden, die gierigen Hände nach dem Himmel ausstrecken, darf uns nicht wundernehmen bei Leuten, denen nichts so groß und erhaben deucht, daß es sich nicht zum Nugen für die eigene Person zuschneiden ließe. Da zicht man denn aus einigen mißverstandenen Worten des Stifters unserer Religion den Schluß, daß zunächst die Planeten, nachher aber auch das gesamte Heer der Firsterne die Wohnungen seien, die der von seiner irdischen Hülle entkleidete mensch= liche Geist nach und nach durchwandern werde, um sich von Stufe zu Stufe zur Vollendung hinzuarbeiten. Wie freilich diese Wanderung ausgeführt werden solle, wo ihr Ende sein werde, wie durch sie eben geistige Vollendung erreicht werde könne, das sind Fragen, um deren Lösung man sich nicht kümmert. Aber we auch der Vermessenste doch nicht vermessen genug ist zu der Annahme, daß das ganz; kunstvolle Weltgebäude nur da sei, damit die Gestirne dem Menschen als natür,

liche Nachtlampen dienen, geht man dreift einen Schritt weiter, hoffend, daß das, was wir jetzt nicht brauchen können, doch nach dem Tode noch uns zu gute kommen werde. Jezt erst fühlen wir uns glücklich im vollen Besit! Sehnsuchtsvoll schwärmend blicken wir zu den Gestirnen als unserer Heimat, unserem Eigen

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tum, unserem Erbe empor und legen uns mit der beglückenden Zuversicht nieder, daß alles, alles unser sei.

Sonderbare Inkonsequenz! Dieselben, die jezt die Selbständigkeit und Unabhängigkeit geistigen Wesens behaupten, legen in demselben Atemzuge dem Geist materielle Fesseln an, indem sie eine Vervollkommnung durch materielle Formen, eine Wanderung durch materielle Weltkörper als Dogma aufstellen. In diesem Augenblicke staunt man, daß Galilei verdammt, daß Kopernikus verkeßert werden fonnte wegen einer Entdeckung, die heute in aller Kinder Mund lebt, aber im

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