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die allgemeine Annahme der Physiologen, wenn sich auch zur Zeit schwer sagen. läßt, was für Gase die Metalle aussenden sollen, die sich doch durch den Geruch recht gut unterscheiden lassen. Von großem Interesse ist die Beobachtung, daß nur die durch die Nasenhöhle rasch einströmende, nicht die in derselben ruhende Luft Geruchsempfindung erzeugt. Aus diesem Grunde zieht man ja die Luft scharf und stoßweise ein, wenn man einen feinen Geruch wahrnehmen will '). Bemerkenswert ist es auch, daß die Gerüche dem Menschen selten ganz gleichgültig sind. Fast immer sind sie angenehm oder unangenehm (Fick, Physiologie S. 130). Ueberhaupt ist der Geruchssinn noch subjektiver als der Geschmackssinn. Die Lokalisierung der Geruchsempfindung erfolgt beim Kinde weit später als diejenige der Geschmacksempfindung. Das ist sehr begreiflich, denn sobald das Kind sehen kann, wird es gewahr, daß die Geschmacksempfindung eintritt, sobald gewisse feste und flüssige Materien in die Mundhöhle gelangen. Daß die Geruchsempfindungen vom Einatmungsprozeß durch die Nase bedingt sind, wird dem Kinde weit später zum Bewußtsein gelangen, wahrscheinlich immer erst dann, wenn die Gebärden Erwachsener bei Verbreitung schlechter Gerüche, das Zuhalten der Nasenlöcher u. dgl. das Kind auf diese Verhältnisse aufmerksam machen. Beim Geschmack kommt noch hinzu, daß beim Genuß der Speise gleichzeitig Tastempfindungen und Wärmeempfindungen (z. B. wenn die Suppe zu warm ist) auftreten. Das wird beim Riechen weit später empfunden werden, weil man dem Kinde für gewöhnlich keine stechenden Riechstoffe zuführen wird. So zudringlich nun auch manche Gerüche sind, so geben sie doch, und zwar auch dieses erst spät, zur Lokalisation nur Anlaß bezüglich des Geruchsorgans. Sie schaffen keine Bilder und sind deshalb rein subjektiv und für die Aesthetik von ebenso geringer Bedeutung wie die Geschmacksempfindungen 2). Die Geruchsempfindung kann zu einer noch weit höheren Feinheit der Unterscheidung entwickelt werden wie der Geschmack. Jägers interessante Bestrebungen in dieser Richtung sind nicht alleinstehend. Schon Lessing (Ed. Lachmann Bd. 11, S. 375) erinnert nach dem Journal des Savans an den Geistlichen, welcher die Leute durch den Geruch unterscheiden konnte, und eine neue Wissenschaft des Geruchs schreiben wollte, worüber er aber starb.

Diejenigen Empfindungen, welche man früher unter dem Namen des Gefühlssinnes zusammenfaßte, müssen jedenfalls nach ihren Ursachen unterschieden werden, wenn auch die Empfindungen dabei nicht immer verschieden sind. Man unterscheidet neuerdings einen besonderen Taftsinn. Die Tastempfindung ist Folge eines gegenseitigen Druckes zwischen der menschlichen Haut und einem festen ruhenden oder einem flüssigen oder gasförmigen relativ bewegten Körper 3). Alle drei Eindrücke sind verschieden. Wir werden auch bei geschlossenen Augen und Ohren uns nicht leicht täuschen darüber, ob ein fester, ein flüssiger oder ein gasförmiger Körper einen Stoß auf unsere Haut ausübt. Dabei ist die Lokalisationsfähigkeit sehr verschieden: für Gase ist sie am größten, für feste Körper am kleinsten. Wo ein Luftstrom uns trifft, das wissen wir meist sofort, wo aber ein fester Körper uns berührt, darüber täuschen wir uns oft außerordentlich. Am deutlichsten tritt das hervor beim Jucken. Oft müssen wir lange suchen, ehe wir eine juckende Stelle am Körper auffinden. Nicht selten gelingt das im Schlaf unwillkürlich besser als im wachen Zustand willkürlich. Was aber beim Jucken hervortritt,

1) Sobald man bei unangenehmen Gerüchen den Atem anhält, hört die Geruchsempfindung sofort auf, - eine höchst wohlthuende Einrichtung der Natur.

2) Beispiele ungewöhnlich seiner Ausbildung des Geruchsorgans findet man in den „Kuriositäten", Band V, Weimar 1816, S. 510. 513 ff.

3) Daß es gleichgültig ist, ob die Flüssigkeiten und Gase sich gegen die menschliche Haut bewegen, oder umgekehrt der menschliche Körper gegen die ruhenden Flüssigkeiten und Gase, bedarf keiner Versicherung.

das gilt auch für jede Druck- oder Tastempfindung. Erst wenn Auge und`Ohr und eine lange Erfahrung mitwirken, wird unser Urteil sicherer in der Lokalisierung. Einen besonderen Ortssinn giebt es überhaupt nicht.

O. Domrich (Die psychischen Zustände, ihre organische Vermittelung 2c. 1849, S. 35) hat hier zuerst auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam gemacht. Bei Unterscheidung des eigenen Körpers von der Außenwelt muß nämlich das Tasten eine sehr wichtige Rolle spielen, indem die Berührung des eigenen Körpers eine doppelte, die Berührung äußerer Gegenstände nur eine einfache Empfindung hervorruft. So muß es dem Kinde namentlich als Doppelgefühl auffallen, wenn es mit der Zunge den Gaumen berührt, im Gegensatz zum einfachen Gefühl beim Saugen an der Mutterbruft oder beim Strampeln der Gliedmaßen gegen äußere Gegenstände. So muß allmählich das Bewußtsein wach werden, besonders, sobald erst die Berührung des eigenen Körpers durch die Finger hinzukommt.

Das Tastgefühl wird zwar immer objektiver, je mehr es zur Ausbildung kommt; trozdem schafft es an und für sich keine Bilder, sondern nur mit Hilfe der übrigen Sinne und des Urteils, es hat daher für die ästhetische Auffassung der Dinge gar geringen Wert; und selbst da, wo es bis zu einem gewissen Grade von den übrigen Sinnen unabhängig wird, wie beim Lesenlernen der Blinden, wo es also unabhängig vom Auge Bilder schafft, steht es doch unmittelbar im Dienst des Erkenntnislebens und nicht im Dienst ästhetischer Empfindung. Tastempfindung und Kihel oder Schmerz dürften wohl nur Abänderungen einer und derselben Empfindung sein. So geht z. B. bei wachsendem Druck, welcher eine bestimmte Hautstelle trifft, das Tastgefühl oder das Gefühl des Widerstandes ganz allmählich in Schmerz, ebenso bei abnehmendem Druck ganz allmählich in Kizel über 1).

Anders ist es wohl mit dem Ausdehnungs- und Zusammenziehungsgefühl oder dem Gefühl von Wärme und Kälte. Hier wird man nach besonderen Nervenendigungen zu suchen haben. Daß hohe Wärmegrade und Kältegrade, beide nahe an der Grenze des für den Menschen Ertragbaren, also nahe an der Grenze des Verbrennens oder Erfrierens, fast dieselbe Schmerzempfindung verursachen, ist be= greiflich, aber das ist nicht mehr Wärmegefühl, sondern Folge molekularer Ver= änderungen.

Von Tastempfindung, Temperaturempfindung, Schmerz und Kizel kann man nun noch ein Gemeingefühl, ein Behagen oder Unbehagen des ganzen Organismus unterscheiden, dessen Grund im einzelnen nicht immer nachweisbar ist, und welches wohl häufig aus verschiedenen Empfindungen zusammengeseßt sein mag.

Alle diese Empfindungen: Gemeingefühl, Wärmegefühl, Schmerz, Kizel, Tastsinn, Geschmack und Geruch geben uns keine ästhetischen Bilder, sondern sind fast ganz subjektiv. Sie haben aber die große Bedeutung für uns, daß sie unser Selbstbewußtsein wachrufen und uns in die Welt des Geistes einführen; denn durch nichts gewinne ich wohl eine festere Ueberzeugung von der Eristenz meines Geistes als durch diese sinnlichen Empfindungen, und zwar gerade deshalb, weil sie ganz subjektiv sind.

Hier tritt uns noch etwas anderes entgegen. Die Qualitäten der Sinnesempfindung wie: warm, kalt, Schmerz, Kizel, Taftgefühl, Duft, Geschmack, auch Farbe und Ton können niemals Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung und Darstellung werden, denn sie sind transcendent; sie gehen weit über die Welt des Raumes, der Zeit und der Bewegung hinaus; sie sind meines Geistes eigenstes

1) Vgl. Edw. Bellard, Ueber die Tastempfindlichkeit der Hand (Med. Chir. Transactions XLV, p. 225. 1862) im Auszug in Schmidts Jahrbüchern der in- und ausländischen gesamten Medizin. Bd. 118, Jahrg. 1863, Nr. 4. S. 9.

Eigentum. Zwischen der Wellenbewegung des Lichtäthers und der Empfindung der roten Farbe ist eine unendliche Kluft, welche, solange wir sinnliche Menschen sind, niemals ausgefüllt werden kann. Wir sind niemals im stande, anderen Menschen klar zu machen, wie uns die rote Farbe erscheint, wir müssen uns vielmehr auf die Annahme beichränken, daß das bei jedem anderen ebenso sei wie bei uns. Vergleichen lassen sich nur Zeit- und Raumgrößen, aber nicht Qualitäten.

Wie schwach es bestellt ist mit der Lokalisierung der Empfindungen an • unserem eigenen Körper, wie sehr diese abhängt von der Ausbildung der Raum= vorstellung, von der Vergleichung und Verbindung der verschiedenen Sinnesvorstellungen, mit einem Wort: von unserem Urteil, das zeigt sehr deutlich die subjektive Heterotopie der Gliedmaßen, wie sie Guéniot beschreibt (Journal de la Physiologie XV. IV), eine Gefühlshallucination bei Amputierten, welche darin besteht, daß der Operierte nicht bloß den weggenommenen Teil empfindet, sondern auch der Täuschung unterliegt, als ob das amputierte Glied sich dem Stumpfe nach und nach nähere und sich mit diesem in Verbindung zu sehen strebe. Man findet diese Erscheinung in der Hälfte der Fälle, wo die Wunde in regelmäßiger Vernarbung begriffen ist, und dieselbe giebt eine günstige Prognose. Verschieden von dieser Heterotopie ist ein besonderes Gefühl bei Amputierten, nämlich die Empfindung einer sehr starken und sehr schmerzhaften Flerion in den verschiedenen Abteilungen des entfernten Gliedes, wobei indessen die Empfindung der normalen Verhältnisse bleibt 1).

Was ist es nun eigentlich, was zwischen bloßen subjektiven Gefühlen und ästhetischer Empfindung die Grenze zicht? Woran fönnen wir das Schöne erkennen und es vom bloß Angenehmen unterscheiden?

Der Unterschied besteht in der genauen und vollständigen Konstruktion in Zeit und Raum. Dadurch entstehen Bilder. Bilder sind schön, Gefühle sind bloß angenehm.

"

In diesem Punkt aber kann ich nicht mit Eduard von Hartmann übereinstimmen, wenn derselbe sagt: 2) Das sinnlich Angenehme kann für sich allein betrachtet niemals Gegenstand einer ästhetischen Auffassung werden, weil es eine subjektive Erscheinung ist, welche durch die Realität des unmittelbar durch sie erweckten Gefühls unfähig gemacht wird, zu einem ästhetischen, d. h. von der Realität abgelösten Schein verklärt zu werden, so lange sie in ihrer Isolierung verharrt. Ein angenehmer Gefühlsausdruck, Geschmack, Duft, Klang, Farbenempfindung bleibt der Realität verhaftet, und daran ändert sich zunächst auch dann nichts, wenn sinnlich angenehme Eindrücke verschiedener Sinnesorgane oder desselben Sinnesorgans gleichzeitig oder nach einander percipiert werden, so lange die sinnlich angenehmen Eindrücke als solche die Aufmerksamkeit fesseln. Erst dann, wenn sich geordnete Verhältnisse unter den das Gefühl des Angenehmen auslösenden Sinnesempfindungen herausstellen, und diese Verhältnisse soviel interefanter werden als die Annehmlichkeit der Empfindungen, daß die Aufmerksamkeit sich ihnen in erster Reihe zuwendet und von ihnen einen ästhetischen Schein ablöst, erst dann können die sinnlich angenehmen oder unangenehmen Empfin= dungen in diesen ästhetischen Schein und durch ihn ins Gebiet des Schönen mit eingehen. Bedingung bleibt dabei aber immer, daß sie sich nicht in den Vordergrund oder gar in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit drängen, denn damit würde sofort ihr Verhaftetsein an die Realität wieder spürbar und der ästhetische

1) Dr. Eiselt in der Prager Vierteljahrsschrift für die prakt. Medizin, XX. Jahrgang 1863, Bd. 4 (Bd. 80 der ganzen Folge) Analekten. S. 5.

2) Eduard von Hartmann, Philosophie des Schönen. Zweiter, systematischer Teil der Aesthetik. Berlin, Carl Dunckers Verlag 1887. S. 72. 73.

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Charakter der Auffassung wäre zerstört; sie müssen als solche unbeachtet und unbemerkt bleiben wie die in bescheidenem Maße den Speisen zugesezten Gewürze, und dürfen nur durch ihr Eingegangensein in den Gesamteindruck und durch ihr Aufgehobensein in demselben die Totalwirkung beeinflussen.“

Hiergegen ist einzuwenden, daß es einen ästhetischen Schein gar nicht giebt. Jeder ästhetische Eindruck ist Erscheinung, aber niemals bloßer Schein, denn ihm liegt ein durchaus realer Gegenstand der Natur oder der Kunst zu Grunde; er erfordert daher Aufmerksamkeit in der Anschauung ebenso gut wie jede andere Form derselben.

Hartmann hat hier dasselbe Unglück, welches so mancher Philosoph_alter und neuer Schulen mit ihm teilt: das Unglück nämlich, durch eine abstruse, in krausen Fremdwörtern sich bewegende Sprache auf Abwege zu geraten. Auch läuft er seine Bahn rückwärts. Statt vom einfachen, konkreten Fall auszugehen, wie der Naturforscher, und so allmählich die Elemente einer allgemeineren Auffasssung zu gewinnen, beginnt er mit allgemeinen theoretisierenden Säßen und sucht diesen hinterher die Fälle anzupassen.

Geahnt hat er wohl das Richtige, wenn er von geordneten Verhältnissen spricht; nur hätte er bestimmter sagen müssen, daß die Empfindungen des sinnlich Angenehmen erst dann ästhetischen Gefühlen zum Ausdruck verhelfen können, wenn sie sich räumlichen und zeitlichen, also mathematischen Verhältnissen einordnen und unterordnen, also, wenn sie mit einem Wort zu Bildern werden.

Nur zwei Sinne schaffen uns Bilder: Gesicht und Gehör. Das Gesicht schafft Raumbilder, das Gehör Zeitbilder. Wir wollen uns jezt nicht auf die Frage einlassen, welcher dieser beiden Bildformen der höchste Wert beizumessen ist: dem Raumbild oder dem Zeitbild. Vielmehr wollen wir gleich hinzufügen, daß es noch eine dritte Art von Bildern giebt, aus Raumbildern und Zeitbildern zusammengesezt. Um deren notwendiges Vorhandensein sogleich einzusehen, bedienen wir uns eines Vergleichs. Die Mathematik führt uns Raumgrößen und Zahlengrößen vor die Anschauung. Diese sind Schemata, die wir füglich mit den Bildern nuserer beiden Sinne vergleichen können. Sollen diese Schemata aber für die Wissenschaft, für Physik, Astronomie einen Nußen haben, so müssen wir beide, Raumgrößen und Zahlengrößen, miteinander verbinden. Das geschieht in der Mechanik. Diese hat es mit der Anschauung der Bewegung zu thun, welche aus räumlichen und zeitlichen Anschauungen zusammengesezt ist. Aehnlich ist es in der Aesthetik mit den Raumbildern und Zeitbildern. Wie wir durch Verbindung von Raumgrößen und Zahlengrößen das Geschehen in der Natur, die Bewegung der Körper, die Veränderung ihrer Gestaltung wahrnehmen, so auch in Kunst und Natur in der ästhetischen Auffassung. Hier ist aber leicht zu bemerken, daß der Naturgenuß vor dem Kunstgenuß einen gewaltigen Vorzug genießt. Die Natur genießen wir fast niemals in bloßen Bildern. Das ist nur dann der Fall, wenn wir einen einzelnen Naturgegenstand, etwa eine Blume oder ein Injekt herausheben zu besonderer Betrachtung. Der Genuß einer Landschaft aber ist kein einfacher: er ist zusammengesezt aus Raumbildern und Zeitbildern. Die Frühlingslandschaft zeigt uns die Laubmassen des Waldes, die schlanken Säulen der Baumstämme, das frische Grün der Blätter und Kräuter, die Perlen und Edelsteine der Blumen des Waldbodens, die Millionen von Brillanten, mit welchen die von der Sonne beschienene Moosdecke der Felswand übersäet ist, den Silberfaden des Baches; zugleich aber hören wir auch des Baches Rieseln, das Säuseln der vom Zephir bewegten Wipfel, den fröhlichen Gesang der Vögel, das Treiben vergnügter Menschen u. s. w. Erst die Vereinigung dieser Zeitbilder mit jenen Raumbildern giebt uns wahren Naturgenuß. Wir erleben das Geschehen, das Werden, die Veränderung in der Natur, mit einem Wort: der Naturgenuß ist

dramatisch, er ist also analog der dramatischen Kunst, der höchsten aller Künste. Die sogenannten bildenden Künste: die Malerei, die Skulptur, die Architektur geben uns nur Raumbilder, die Musik giebt uns nur Zeitbilder; nur die dramatischen Künste vereinigen beides. Zu diesen müssen wir rechnen: 1) Dichtkunst, Redekunst und geschichtliche Schilderung; 2) mimische Künste, nämlich: Tanzkunst und Gymnastik, Drama, Oper.

Es ist völlig unbegreiflich, wie es Aesthetiker hat geben können, welche den ästhetischen Genuß lediglich in der Kunst suchten. Jeder Künstler kann seine Ideen nur der Natur ablauschen; sie ist die große Lehrmeisterin für alle Künste. Es ist also Thorheit, die Geseze der Schönheitslehre der Kunst entnehmen zu wollen. In der Natur muß man sie studieren, und man wird ihre Wahrheit in der Kunst bestätigt finden, nicht aber umgekehrt.

Wir haben gesehen, daß die Sinnesanschauung, soweit sie durch Auge und Ohr vermittelt wird, Bilder schafft; daß aber alle übrigen Sinne uns nur unauflösliche Gefühle mitteilen. Untersuchen wir nun, was bei den Bildern eigentlich Neues hinzukommt.

Schon durch das Tastgefühl beim Saugen an der Mutterbrust, bei Berührung des Gaumens mit der Zunge, besonders aber später bei Betastung des eigenen Körpers und fremder Gegenstände muß dem Kinde nach und nach klar werden, daß es außer seinem seelischen Empfindungsleben noch eine körperliche Auffassung der Dinge giebt. Durch das Betasten äußerer Körper bildet sich dann nach und nach eine kleine Welt um ihn her, anfänglich höchst unbestimmt, sobald Auge und Ohr erwachen, nach und nach klarer und bestimmter. Die Lichteindrücke sind für das Kind am lehrreichsten. Es sieht seine Mutter beim Saugen und kann sie betasten. Dadurch schon, daß das zu anderen Zeiten nicht möglich ist, daß es die Mutter zwar sieht, aber nicht erreichen kann, erwacht bei ihm nach und nach die Vorstellung von der Entfernung, vom Raum. Es streckt nun seine Händchen aus nach dem Bilde der Mutter und wird gewahr, daß auch dieser Maßstab häufig nicht ausreicht. Rousseau giebt für solche Fälle kindlichen Begehrens die weise pädagogische Regel, daß man womöglich das Kind dem begehrten Gegenstand nähern solle, nicht aber umgekehrt den Gegenstand dem Kinde. Denn hierdurch erweckt man seinen Eigensinn, der ja fast ausschließlich Folge falscher mütterlicher Erziehung ist, durch jenes erstgenannte Verfahren aber kommt man der Entwicklung seiner Raumvorstellung bedeutend zu Hilfe. Diese Vorstellung hellt sich nun an der Hand der Erfahrung immer mehr und mehr auf. Das Licht kann das Kind ausblasen; beim Mond will es ihm nicht gelingen. Es lernt die Umrisse der Gegenstände unterscheiden: die Figur der Mutter von der Figur anderer Personen.

Bald kommt das Gehör hinzu. Dasselbe dient dem Kinde nicht bloß zur Unterscheidung verschiedener Arten des Schalles und der Töne, nicht nur zur Unterscheidung der väterlichen von der mütterlichen Stimme, sondern sehr bald auch von der Auffassung der Zeitfolge. Ohne die Worte der Mutter zu verstehen, muß es doch gewahr werden, daß dieselben aus verschiedenen gegen einander abgesezten Geräuschen bestehen. So erwacht ihm die Anschauung der Zeitfolge, des Nacheinander durch das Ohr, wie ihm die Anschauung des Hintereinander und Nebeneinander durch das Auge zum Bewußtsein gekommen war. Das Tictack der Wanduhr ist das beste Hilfsmittel zur Vervollständigung der Anschauung von der Zeitfolge. Ohne die Vermittelung des Gehörsinnes würde jedenfalls die Zeitanschauung uns weit später zu klarem Bewußtsein gelangen.

Es ist leicht einzusehen, daß in die Raumwelt uns vorwiegend die Gesichtsvorstellungen einführen. Sie sind in Bezug auf die räumlichen Dinge bei weitem die klarsten aller unserer Sinnesanschauungen. Ferner ist klar, daß wir,

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