ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Sättigungsgrade und fünf Schattierungsgrade des Gummigutt. Die Sättigungsskala zeigt nichts anderes als ein immer tieferes, gesättigteres Gelb, wogegen die Schattierungsgrade das Gelb immer mehr in ein schmußiges Graubraun hinüberführen. Da die Grundlegung mit Schwarz dem Gelb eine so überaus dunkle Schattierung giebt, so pflegen die Aquarellmaler das Gelb nicht mit Neutraltinte, sondern mit Terra Siena zu schattieren.

Die Farben sind uns eine göttliche Bildersprache, das zeigt sich schon in Ausdrücken wie: „das Licht des Geistes", „das Schwarz der Trauer“, „das Weiß der Unschuld“, „das Rot der Liebe“, „das Gelb der Falschheit", aber auch: ,,die Reinheit und Gediegenheit des Goldes", sowie: „der goldene Traum des Lebens“, „das Grün der Hoffnung“, „das Blau der Treue“ i).

Höchst beachtenswert ist es, wie auch hier wieder der Volksinstinkt die Hauptfarben als solche heraushebt und unterscheidet, denn nur diesen hat derselbe eine sinnbildliche Bedeutung gegeben.

Geistreich bemerkt Pezold: „Die Eindrücke des Auges bemächtigen sich nicht, wie die des Ohres, unseres ganzen Lebensgefühles; die Farbenspiele beleben keinen Rhythmus, sondern Gestalten, Formen. Das Auge verträgt einen schnellen Wechsel, wie den der Tonspiele, nicht: die einzigen großen Farbenkonzerte kann man anders dieses Ausdrucks sich bedienen spielt das Licht der Sonne im Wechsel der Beleuchtung über der Landschaft."

Künstliche Farbenkonzerte hat man in den letzten Jahrzehnten hervorbringen. lernen: in unbeholfener und kindlicher Weise durch das Kaleidoskop, sowie durch verschiedene ähnliche Vorrichtungen; in besserer Form durch die Kalospinthochromo= krene, wie sie bei dem Ballett Satanella von Paul Taglioni zur Anwendung kam, und in noch weit höherem Grade bei Feuerwerken und bei den Chromatropen der dissolving views. Man muß zugeben, daß bei diesen künstlichen Farbenkonzerten das Auge von dem raschen Farbenwechsel nicht unangenehm berührt wird, wenn nur die Geseze der Farbenharmonie nicht verlegt werden, welche

1) E. Pezold a. a. D. im Vorwort S. V. Vgl. u. a.:

Rot wie die Liebe sei der Brüder Zeichen,
Rein wie das Gold der Geist, der uns durchglüht;
Und daß wir nie, im Tode selbst nicht weichen,
Sei schwarz das Band, das unsre Brust umzieht."

„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,

Doch grün des Lebens goldner Baum.“

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;

Im Thale grünet Hoffnungsglück;

Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück."

Burschenlied.

Goethe im Faust.

Ebendaselbst.

Die Metapher: „Licht des Geistes“ bedarf keiner besonderen Erklärung; ebenso ist das Schwarz als Trauerfarbe leicht verständlich. Das reine Weiß ist fast nicht minder leblos, namentlich wenn es sich zum Schwarz gesellt. Bei den Chinesen ist überhaupt das Weiß die Trauerfarbe und auch bei uns, insofern man meistens zu Totenfränzen nur weiße Blumen nimmt. Die weiße Rose ist das Sinnbild der Trauer, zu den Beschlägen der Särge und der Leichenwagen nimmt man Silber, aber selten oder niemals Gold. Neuerdings wendet man bei Totenfeiern gern weiße Lilien und weiße Seerosen an. Das reine Weiß als Sinnbild der Unschuld erklärt sich selbst. Schwer ist es aber erklärbar, warum das Gelb in der Symbolik so schlecht wegkommt und wodurch es zum Sinnbild des Neides und der Falschheit geworden ist. Das Gold verdankt sein Ansehen seinem Glanz, besonders aber seinem Wert als Tauschmittel. Das „Hoffnungsgrün“ erinnert an das junge Grün der Bäume im Frühling. Das Blau der Treue ist vielleicht ursprünglich auf das Himmelsblau bezogen worden.

selbstverständlich in der Aufeinanderfolge der Zeit ebensogut ihre Gültigkeit behalten wie in dem Nebeneinander des Raums. Aber es zeigt sich auch hier die Richtigkeit der Pezoldschen Ansicht, daß dem Rhythmus in der Aufeinanderfolge der Farbenbilder nur geringe Bedeutung zukommt, wenn er auch nicht gerade ganz gleichgültig ist.

Wir haben den vier Hauptfarben: Rot, Gelb, Grün und Blau oben noch Weiß und Schwarz hinzugefügt. Man kann diese beiden Farben als neutrale betrachten. Im physikalischen Sinne des Wortes sind sie überhaupt keine Farben, wohl aber im psychischen Sinne, denn wir unterscheiden sie als besondere Anschauungsqualitäten. Im Verhältnis zu den Farben des Prisma müssen wir weiße und schwarze Gegenstände als farblos bezeichnen, im Verhältnis zu unseren seelischen Farbenempfindungen jedoch nennen wir sie neutrale Farben. Als solche haben sie für die Farbenlehre eine große Wichtigkeit.

Jedem, der sich mit Farben beschäftigt, muß es auffallen, daß dieselben eine ganz verschiedene Wirkung auf unsere Nezhaut ausüben, indem sie uns zum Teil lebhafte, zum Teil weniger lebhafte Empfindungen mitteilen. Man kann in dieser Hinsicht die Farben des Regenbogens in zwei sehr ungleiche Teile zerlegen. Rot, Orange und Gelb (Taf. Ï, Fig. 1) sind die lebhaften, Grün, Blau, Indigo und Violett die weniger lebhaften Farben. Jene nennt man warme, diese dagegen kalte Farben: Ausdrücke, bei denen es wohl zufällig ist, daß die warmen Farben dem ultraroten oder warmen Teil des Spektrums, die kalten Farben dagegen dem ultravioletten Teil des Spektrums näher liegen.

Jede Farbe ermüdet über kurz oder lang das Auge, wenn sie vorherrschend oder alleinherrschend ist, und das ermüdete Auge erblickt, wie wir oben sahen, auf einem weißen Grund die Ergänzungsfarbe zu derjenigen, durch welche es ermüdet oder gesättigt wurde. Darauf beruht es, daß die Ergänzungsfarben oder Kontrastfarben unser Auge so angenehm berühren und uns so schön erscheinen. In der Kunst können wir leicht durch Zusammenstellung zweier Ergänzungsfarben einen harmonischen Eindruck hervorbringen; ebenso verfährt die Natur.

Herrliche Farbenkontraste in der Pflanzenwelt sind z. B. die folgenden: 1) Die rotblühende Roßkastanie (Pavia rubra Lam.): trüb purpurrote Blumentrauben auf dunklem, bläulichgrünem Laube. 2) Die Weinrose (Rosa rubiginosa L. Sweet Briar), welche man auf Tafel II, Fig. 9 abgebildet findet: die farminrote Blume auf bläulich-graugrünem Laube. 3) Der Klatschmohn (Papaver rhoeas L.): scharlachrote Blumen mit schwarzblauen Staubgefäßen. 4) Das Vergißmeinnicht (Myosotis palustris L.): goldgelbe Staubgefäße auf blaßblauem Grunde der Blumenkrone. 5) Das Veilchen (Viola odorata L.): violette Blume auf gelblichgrünem Laube. Die Zahl dieser Beispiele läßt sich, sowohl in der niederen Tierwelt als auch in der Pflanzenwelt, noch beträchtlich vermehren und wir werden deren später noch manche kennen lernen.

Schwarz und Weiß haben in der Farbentafel eine eigentümliche Stellung. Gegeneinander sind sie Kontrastfarben, aber keineswegs Ergänzungsfarben, vielmehr geben sie in ihrer Vermischung eine Mittelstufe von Licht und Finsternis, nämlich das Grau. Die reine graue Farbe aus Weiß und Schwarz, ohne Beimischung anderer Farbentöne, ist neutral gegen jede andere Farbe. Ebenso sind Weiß und Schwarz völlig neutral.

Im allgemeinen wirken die warmen Farben auf den Menschen belebend, reizend, aufregend, erheiternd, die kalten Farben beruhigend, aber je mehr sie sich dem Violett oder gar dem Schwarz nähern, desto mehr wirken sie auch deprimierend. Das Weiß ist in dieser Hinsicht den warmen, das Schwarz den falten Farben beizuzählen.

Die Kontrastfarben verstärken einander, wenn man sie nebeneinander be

trachtet, was nach dem früher Mitgeteilten begreiflich ist. So verstärken sich als Kontrastfarben auch Schwarz und Weiß. Bei solchen Zusammenstellungen wird aber immer die wärmere Farbe mehr verstärkt als die kältere. Steht ein weißes Quadrat neben einem schwarzen von gleicher Größe, so erscheint jenes sogar größer als dieses, und ähnlich wirken auch andere Farbengegensäge.

Eine Zusammenstellung zweier Ergänzungs- oder Kontrastfarben wirkt auf das Auge immer angenehm und erscheint uns daher niemals als unschön. Daraus folgt aber keineswegs, wie manche glauben, daß alle übrigen Farbenzusammenstellungen häßlich seien. Wir werden weiter unten zu untersuchen haben, welche Zusammenstellungen von Farben uns geschmackvoll, und welche uns geschmacklos dünken. Man hat früher wohl die warmen und kalten Farben nach ihrer Wirkung abzuwägen versucht, und hat Safran als die glühendste, Blau als die matteste Farbe bezeichnet. Die einfache tägliche Erfahrung sagt uns aber, daß das Ultramarin weit anregender wirkt als das Violett. Ob Safran, Rot oder Gelb das Auge am meisten anregen, wollen wir dahingestellt lassen.

"

Goethe hat in seiner Farbenlehre solche Zusammenstellungen zweier Farben als charakteristische bezeichnet, zwischen denen im Farbenkreis nur eine Zwischenfarbe lag. Da er aber den Farbenkreis nur unvollständig kannte und unrichtig beurteilte, so haben seine darauf bezüglichen Angaben nur geringen Wert und sind zum Teil geradezu falsch. So sollen Blau und Rot charakteristisch sein. Vom Blau und Rot giebt es aber auf jedem der beiden Wege, die wir als positiv und negativ unterscheiden können, drei Zwischenfarben. Die Bezeichnung charakteristische Farben" scheint überhaupt etwas gewagter Natur zu sein. Charakteristisch sollen ferner sein: Rot und Gelb, Gelb und Blau, bei denen das angegebene Merkmal einer Zwischenfarbe zutrifft. Bei Violett und Safran trifft es aber nicht zu, weil hier außer dem Rot noch eine Zwischenfarbe auftritt, nämlich Purpur, was freilich Goethe nicht bekannt sein konnte; bei Safran und Grün trifft es zu, aber nicht bei Grün und Violett, denn hier bildet außer dem Ultramarin noch das Indigo eine Zwischenfarbe, was Goethe nicht anerkannte, aber durch das Spektrum bewiesen wird. Aus diesem Grunde, weil nämlich die thatsächlichen Angaben unrichtig sind, von welchen Goethe ausgeht, sind natürlich auch die von ihm daraus abgeleiteten Folgerungen unrichtig. Ich schlage statt der Goetheschen Bezeichnung charakteristische Farben" den aus der Sprache des gewöhnlichen Lebens entnommenen Ausdruck schreiende Farben" vor. Als schreiende Farben bezeichne ich solche, welche im Farbenkreis nicht unmittelbar aufeinander folgen, sondern mindestens durch eine Zwischenfarbe getrennt sind, welche aber auch nicht kontrastieren, sich also nicht ergänzen. Die Zusammenstellung solcher schreienden Farben muß in der Kunst unbedingt vermieden werden. Schreiende Farben sind z. B. Karmin und Ultramarin, Safran und Grün, Violett und Blaugrün, Grün und Ultramarin, Grün und Indigo, Grün und Violett, Karmin und Gelb u. s. w. Die Zusammenstellung solcher Farben von schreiender Wirkung ist geschmacklos und verlegt das Auge. Einer Dame, welche ein rosenrotes Kleid mit himmelblauem Band besezt, wird man jeden Geschmack absprechen. Die Natur stellt niemals schreiende Farben zusammen.

"

"

Sind zwei Farben nicht durch wenigstens eine Zwischenfarbe getrennt, so heißen sie charakterlos. Auch diese rufen einen unangenehmen Eindruck hervor, erscheinen also als unschön, sofern es die reinen Spektralfarben sind. Charakterlose Zusammenstellungen sind z. B. Rot und Purpur, Rot und Safran u. s. w.

Der Eindruck, welchen schreiende oder charakterlose Farbenverbindungen hervorrufen, läßt sich mildern, also verschönern, und zwar auf verschiedene Weise. Schreiende Farben trennt man entweder durch Zwischenschieben einer neutralen Farbe, also Weiß, Schwarz oder Grau, oder man nähert die beiden Farben

einander. Die alten deutschen Nationalfarben: schwarz, rot, gelb machen einen äußerst angenehmen, harmonischen Eindruck. Das würden sie aber keineswegs thun, wenn man die reinen Spektralfarben anwendete, also Karmin und Gummigutt. Beide Farben müssen der Mittelfarbe genähert werden; es wird daher aus Karmin: Scharlach und aus Gummigutt: Goldgelb. So macht die Zusammenstellung, wo statt des Karmin Blutrot und statt des Gummigutt Goldgelb angewendet wurde, entschieden einen besseren Eindruck als diejenige mit den reinen Spektralfarben. Man nennt dieses Verfahren Abstimmen, weil man durch dasselbe Stimmungsfarben erhält. Daß das Schwarz als neutrale Farbe zu dieser wie zu jeder anderen Farbe paßt, ist selbstverständlich. Daher sieht eine Dame in schwarzem Kleide niemals geschmacklos aus.

Das Laub blaublühender Pflanzen ist niemals saftgrün, sondern stets mehr oder weniger blau abgetönt. So sieht man es in Fig. 10, Taf. II beim Laube des ultramarinblauen Dachziegel-Enzians (Gentiana imbricata Froelich); ähnlich beim Guajakbaum (Guajacum officinale L.), beim Lein, der Billardiera. fusiformis Labill. (Sollya heterophylla Lindl.) von Van Diemensland mit ihren zierlichen himmelblauen Blumen u. s. w. Dagegen hat das wohlriechende Veilchen (Viola odorata L.) mit seinen sattvioletten Blumen sein grünes Laub ins Gelbgrüne abgestimmt, so daß die beiden Farben fast reine Ergänzungsfarben werden. Gerade bei den Veilchen zeigt sich's deutlich, wie strenge die Natur den ästhetischen Gesezen folgt, denn die fast himmelblauen Blumen des Hundsveilchens (Viola canina L.) heben sich von einem dunkeln, bläulichgrün abgestimmten Laub ab.

Wie die schreienden Farben, so können auch die charakterlosen durch Zwischenschieben neutraler Farben oder durch Abstimmung genähert werden. Solche allmähliche Abstimmungen machen einen um so besseren Eindruck, je größer die Anzahl der eingeschobenen Farbentöne ist, wie man aus den Stimmungsfarben zwischen Blau und Rot sehen kann. In solchen Fällen, wo die Abstimmung durch eingeschobene Farben bewirkt wird, können sogar die Endstufen der Farbenleiter, wie z. B. Karmin und Ultramarin, stehen bleiben. Wie wunderbar schön ist z. B. die Abstimmung zwischen Ultramarin und Saft= grün bei der Blume des Kärntner Enzians (Lomatogonium carinthiacum A. Br.), hier noch dadurch erhöht, daß der blaue Fleck auf der Mitte jedes Kronblattes von einem weißen Rahmen gesäumt ist, wie Fig. 11, Taf. II erkennen läßt. An Stimmungsfarben ist die Natur ungemein reich. Nirgends zeigen sich in ihrer Malerei schroffe Gegensäße, überall finden sich zwischen zwei Farben Mitteltöne ein, sowie bei einer und derselben Farbe Sättigungsgrade oder Schattierungsgrade.

Wir haben oben gesehen, daß man durch Mischung der Regenbogenfarben eine Unzahl von Zwischenfarben erzeugen kann, welche wir als Mischfarben und Stimmungsfarben bezeichnet haben. Dazu kommen noch die Dichtigkeits- oder Sättigungsfarben und die Schattenfarben. Daß diese beiden Farbenleitern durch Zusammenstellung verschiedener Grade keine Farbendisharmonieen erzeugen können, ist selbstredend. Es könnte sich hier unter Umständen höchstens um zu schroffen Wechsel blasser und gesättigter oder lichter und dunkler Farben, oder, im Gegenteil, um zu allmähliche und daher langweilige Uebergänge handeln. Aber auch durch Berücksichtigung der Sättigung und Schattierung sind die Farbenmischungen noch keineswegs erschöpft. Wir müssen hier noch die grauen und die braunen Farbentöne berücksichtigen, welche eine Unzahl von Verschiedenheiten umfassen. Das reine, neutrale Grau ist lediglich eine Mischung von Schwarz und Weiß. Aber in vielen Fällen ist dem Grau eine Kleinigkeit von einer der bunten Farben beigemischt. In diesem Fall spricht man bläulichgrau, grünlichgrau u. f. w.

Die Zahl solcher zarten Farben ist Legion und ihnen verdankt ein Farbenbild oft seine größten Reize. Es ist selbstverständlich und bedarf hier keiner weiteren Erörterung, daß für diese grauen Farbentöne genau dieselben Geseße der Harmonie, insbesondere der Ergänzung oder des Kontrastes, sowie der Abtönung gelten wie für die lebhaften Farben. Die richtige Wahl der Zusammenstellung solcher zarten Farbentöne ist eine Probe für den guten Geschmack. Die braunen Farben entstehen aus Mischungen von Rot und Gelb mit Grau oder Schwarz und mit Beimengungen aller möglichen anderen Farben. Daher bezeichnet man sie als Rotbraun, Rötlichbraun, Braunrot, Bräunlichrot, Gelbbraun, Gelblichbraun, Braungelb, Bräunlichgelb, Grünbraun u. s. w. Auch die Zahl der braunen Töne ist Legion und es gilt für sie alles über die grauen Töne Gesagte; nur daß sie den guten Geschmack noch auf weit schwierigere Proben stellen. Für die grauen wie für die braunen Färbungen gelten die Gesche der Sättigung, der Schattierung und der Stimmung; nur beim neutralen Grau kann natürlich wohl von Sättigung und Schattierung, aber nicht von Stimmung die Rede sein.

Weiß und Schwarz verhalten sich zu den bunten Farben neutral, doch zeigt sich hierbei noch ein auffallender Unterschied. Man kann zwar im allgemeinen sagen, daß alle schreienden und charakterlosen Farbenpaare harmonischer werden, wenn man sie durch Schwarz oder Weiß trennt, aber das Schwarz hat einen günstigeren Einfluß auf die warmen Farben, Weiß dagegen auf die kalten Farben. Daher soll eine Dame zum schwarzen Kleide einen Schmuck von Korallen, Rubinen oder Granaten, aber nicht von Amethyst oder Saphir tragen, welcher sich dagegen für ein weißes Kleid eignet. Es ist das Folge des größeren Kontrastes des Schwarz mit den warmen, des Weiß mit den kalten Farben.

In Fig. 17, Laf. III haben wir im äußeren Kreise je zwei Farben, ohne Unterschied ihres Wärmegrades, abwechselnd durch ein schwarzes oder weißes Feld getrennt. Der folgende Kreis zeigt zu jeder Farbe, ihr nach innen anliegend, die Ergänzungsfarbe, so daß man auf einen Blick gewahrt, wie prächtig die Ergänzungsfarben zu einander kontrastieren. Auch in diesem Kreise sind die Farben durch Schwarz und Weiß getrennt, jedoch in umgekehrter Reihenfolge wie im äußersten Kreis, so daß man zugleich die angenehme Wirkung des Kontrastes von Schwarz und Weiß wahrnimmt.

Im Vergleich der siebzehnten Figur mit der achtzehnten auf unserer dritten Tafel wird man überrascht von der auffallend günstigen Wirkung der Einschiebung der neutralen Farben Schwarz und Weiß. Der Eindruck des Charakterlosen und des Schreienden ist durch diese Einschiebung gänzlich aufgehoben. Im dritten Farbenring (von außen nach innen gerechnet) sind die warmen Farben durch Schwarz, die kalten durch Weiß voneinander getrennt. Im vierten (innersten) Farbenring hat man das umgekehrte Verfahren eingeschlagen: die warmen Farben sind durch Weiß, die kalten durch Schwarz voneinander getrennt, und man sieht auf den ersten Blick, wie viel günstiger das erstgenannte Verfahren die Farben zur Wirkung bringt. Bedarf man einer Grundierung, auf welcher sowohl kalte als warme Farben gleich günstig hervortreten sollen, so muß man das völlig neutrale Grau anwenden.

Der schwarzen Farbe bedient sich die Natur überall zur Schattierung: vom reinen Pechschwarz oder Kohlenschwarz des tiefsten Waldesdunkels oder des Innern einer Höhlung, wenn man von außen hineinschaut, bis zur zartesten Schattierung im Wipfel der Bäume oder am Rande der Wolken. Als Farbe beleuchteter Gegenstände kommt das reine Schwarz in der Natur bei den Anorganismen nicht selten vor; man denke z. B. an den Graphit, an die Steinkohle, an den Basalt. Etwas weniger häufig ist es bei den Organismen; man erinnere sich des Ebenholzes, mancher Beeren, wie z. B. der Einbeere (Paris quadrifolia L.), der

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »