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Ligusterbeere (Ligustrum vulgare L.). Die meisten der Luft ausgesetzten Hölzer nehmen durch Orydierung (langsame Verbrennung) eine graue, immer schwärzlicher werdende Färbung an. Rein schwarz ist die Holzkohle. Selten ist das Schwarz bei den Blumen, doch fehlt es nicht ganz. Sehr schön zeigt es sich bei der Zanzibar-Winde. Dieselbe besigt einzeln in den Blattachseln stehende trichterigglockige Blumen von gesättigt nankinggelber Farbe mit schwarzem Schlund. Sie hat von Hooker den Namen Thunbergia alata befommen. Schwarze, längliche Flecke besigen die weißen, schwarzviolett gestreiften und rosenrot angehauchten Blumenblätter der Puffbohne (Vicia Faba L.). Am häufigsten zeigt sich das reine Schwarz in der Pflanzenwelt bei den Samenschalen, also im Innern von relativ dunklen Höhlungen; so z. beim Schwarzkümmel (Nigella), beim Stechapfel (Datura Stramonium L.) und in manchen anderen Fällen. Häufiger als schwarze Schattierungen sind so hochgradige Farbensättigungen, daß sie dem Auge als Schwarz erscheinen; so z. B. bei den schwarzen Stiefmütterchen (Pensées), welche eigentlich schwarzviolett sind; so auch bei den dunklen Säumen der weißen Flecke auf den Blumenblättern der illyrischen Schwertlilie (Gladiolus illyricus Koch), welche wir Fig. 12, Taf. II abgebildet haben.

Die weiße Farbe kommt bei allen Gruppen der Naturkörper vor. Weiße Blumen sind ausnehmend häufig. Natürlich kann auf dem weißen Grund einer Blumenkrone jede bunte Farbe gut zur Wirkung gelangen, wenn auch eine kalte Farbe noch besser als eine warme. Die Staubbeutel weißer Blumen sind fast immer farbig und jede Farbe macht auf dem weißen Grund einen harmonischen Eindruck, aber Violett oder Blau noch besser als Rot oder Gelb. Wie prächtig heben sich z. B. die blauen Staubgefäße des Kärntner Enzians (Fig. 10, Taf. II) von dem weißen Rande des in der Mitte ebenfalls blau angelaufenen Blumenblattes ab. Der weiße Streif auf der Mitte des Blumenblattes der illyrischen Schwertlilie (Fig. 12, Taf. II) ist vom lebhaften und warmen Karminrot der Blume durch einen schwarzvioletten Rahmen getrennt, wodurch die Wirkung ungemein erhöht wird. Die kleinen weißen Falten am Schlunde der himmelblauen Krone des Vergißmeinnichts tragen wesentlich zur Erhöhung des Eindrucks dieses lieblichen Blümchens bei.

Für den Sah, daß Schwarz sich besser mit den warmen, Weiß dagegen besser mit den kalten Farben verbindet, seien noch zwei Beispiele mitgeteilt. Fig. 2, Taf. I zeigt die Farben des Deutschen Reichs in drei verschiedenen Umstellungen (Permutationen), nämlich: Schwarz-Weiß-Rot, Weiß-Not-Schwarz und Weiß-Schwarz-Rot. Entschieden ist diese letzte Zusammenstellung die beste, wie man besonders deutlich sicht, wenn man die zwei schwarzen und zwei roten Felder rechts unten mit vier Feldern links oben vergleicht, unter denen sich zwei weiße finden. Indessen ist bei einer so geringen Anzahl von Feldern das weniger geübte Auge noch etwas unsicher. Wir berufen uns für das Urteil des Anfängers lieber auf Fig. 13. Diese zeigt nebeneinander zwei Reihen Felder, die obere abwechselnd Rot und Schwarz, die untere Rot und Weiß. Niemand wird wohl daran zweifeln, daß die obere Reihe einen angenehmeren Eindruc macht. Woher das kommt, ist unschwer einzusehen. Der Eindruck des Rot ist glühend und lebhaft. Verbunden mit dem noch grelleren Weiß übt es daher eine allzureizende, beunruhigende Wirkung, während umgekehrt die eingeschobenen schwarzen Felder den Eindruck mildern und daher harmonischer machen.

Genau das umgekehrte Verhältnis zeigt uns Fig. 6. Das Ultramarin gehört zu den kalten Farben; es wird daher, wie die obere Felderreihe zeigt, in der Verbindung mit Schwarz gar zu matt und schlaff; dagegen wird es in der unteren Felderreihe durch die Einschiebung von Weiß gehoben.

Bei der Auswahl der Farben für Flaggen und Fahnen kann man nicht

lediglich ästhetischen Gesezen folgen. Hier gelten noch ganz andere Rücksichten. Flaggen und Fahnen sind Zeichen. Sie sollen möglichst weit sichtbar sein. Daher find gerade die reizendsten und beunruhigendsten Farben die geeignetsten. Aus dem= felben Grunde muß auch das Weiß bei der deutschen Flagge in der Mitte stehen zwischen Schwarz und Rot, denn in dieser Stellung übt es die kräftigste Wirfung aus.

Aus den beiden Figuren 3 und 6 lernt man noch eine Regel für die Malerei: daß nämlich die lebhafteren Farben stets von den dunkleren eingegrenzt, gewissermaßen eingerahmt werden müssen. Auch aus diesem Grunde wäre es nicht zweckmäßig, den deutschen Reichsfarben die Reihenfolge Weiß-Schwarz-Rot zu geben.

Die schönste Farbenverbindung in der Natur wie in der Kunst ist Purpur und Grün oder Rot und Blaugrün, — mit einem Wort, der Gegensatz zwischen den roten und grünen Tinten. Ein herrliches Beispiel davon ist der Aprikosenbaum zur Zeit des Johannistriebes, wo von dem tief und satt dunkelgrünen Laub in den unteren Teilen der Zweige bis in die purpurnen Spizen derselben mit ihrem hellgrünen jungen Laub sich ein allmählicher Uebergang, eine feine Abstimmung vollzieht. Wunderbar schön ist auch eine ähnliche Farbenergänzung, wenn die untergehende Sonne im Hochsommer den grünbewachsenen Buntsandsteinfelsen bescheint. Aehnliche Wirkungen wie der Pfirsichbaum thut auch der wilde Wein, wenn im Herbst das satte Grün der Blätter sich allmählich in Purpurrot verwandelt.

Das Schwarz tritt in der Landschaft des Nachts in seine Rechte, wenn bei düsterem Wetter in weiter Ferne am Horizont noch lichte Streifen am Himmel sichtbar sind und wenn in tiefer Abenddämmerung nach und nach die Waldesschatten dunkler und dunkler werden und nur noch die Umrisse von Bäumen und Felsen sich vom Himmel abheben.

Das Weiß zeigt sich am Tage fast jederzeit und in jeder Landschaft am Horizont, bald rein, bald in verschiedenen zarten Stimmungen anderer Farben. Die Hauptrolle spielt das Weiß im Winter, wenn die Schneedecke alles begräbt, aber einzelne Gegenstände, z. B. der schwarzgrüne Tannenwald, sich von dem Weiß scharf abheben, oder wenn die Wolken über der Schneedecke in den verschiedenartigsten Farben spielen. Großartig ist der Anblick der Schneefelder in den Alpen, der Gletscher aus großer Ferne, denn, je heller die Farbe, desto weiter werden die Gegenstände sichtbar.

Bei der Zusammenstellung von Farben kommt es keineswegs ausschließlich auf die Auswahl derselben an, sondern auch auf die Art, wie dieselben zusammengestellt werden. Will man zwei Farben bezüglich ihrer Zusammengehörigkeit prüfen, so ist es am besten, die eine als Grund für die andere zu wählen, wie es in den Figuren 4, 5, 7 und 8 geschehen ist. Man sieht nun noch deutlicher als in den Figuren 2 und 3, wie viel besser Rot auf Schwarz und Blau auf Weiß paßt als umgekehrt.

Wir haben bereits gesehen, daß die grünen Farbentöne und die roten am allerbesten harmonieren. Sehr vorsichtig dagegen muß man bei der Zusammenstellung von Blau und Rot verfahren. Am besten ist es, man nähert beide Farben einander so viel wie möglich oder man schiebt neutrale Farben dazwischen. Gummigutt und Karmin sind schreiende Farben; aber prächtig harmoniert Gold auf rotem Grunde, und zwar keineswegs bloß deshalb, weil das Goldgelb sich mehr dem Safran nähert, also dem Rot verwandter wird, sondern weit mehr wegen des Metallglanzes. Worin die harmonische Wirkung des Glanzes besteht, ist freilich rätselhaft. Von prächtiger Wirkung ist auch Silber auf blauem Grund. Hier vereinigt sich das Silberweiß mit dem Metallglanz auf dem kalten Blau. Die grünen Farben herrschen im Pflanzenreich vor. Im Tierreich sind sie

Hallier, Aesthetik der Natur.

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seltener, doch findet man sie bei manchen Vögeln, bei Fischen, Lurchen, Reptilien, Insekten und auch in der niederen Tierwelt. Bei Säugetieren scheinen sie nicht vorzukommen. Auch in der anorganischen Natur fehlt das Grün nicht. Man denke an die Farbe des Meeres, an manche Mineralien und Gesteine. Auch einzelne Wolken haben bei gewissen Beleuchtungen einen grünen Anflug.

Mit dem ergänzenden Rot geht die Natur im ganzen sparsamer um, doch wendet sie es bisweilen auch im großen in der Landschaft an, namentlich beim Morgenrot und Abendrot. Häufiger sind neben dem Grün die kalten Farben: Blau, Violett u. s. w. neben allen möglichen Tönen von Grau und Braun.

Bei der Farbenmischung in der Malerei kommen ganz andere Verhältnisse in Betracht als in der Natur selbst, weil die Maler es nicht mit den Regenbogenfarben und mit dem Spektrum zu thun haben, sondern mit Mineralförpern, sowie mit Pigmenten aus dem Tier- und Pflanzenreich, welche eine ganz andere Wirkung aufeinander ausüben wie die reinen Spektralfarben. Für die Praxis der Malerei mag daher auch eine Mischung durch die Lasur mit Rot, Gelb und Blau nach der früheren Ansicht vom Farbenkreis, wie Herr J. Hirrlinger in Stuttgart sie vorschlägt, von Wert sein. Wir haben Herrn Hirrlingers Farbenkreis auf unserer vierten Tafel wiedergegeben und fügen einige Säße aus einem Zeitungsbericht über Hirrlingers Arbeit wörtlich hinzu1):

Der Hirrlingersche vierfache Farbenkreis giebt einen interessanten Beleg, wie durch die drei Grundfarben, Rot, Gelb und Blau, wenn durch passende Zusammenstellung vereinigt, eine große Anzahl von Farbentönen erzielt werden kann. Jeder der genannten vier Farbenkreise enthält in einzelnen gleich großen Abschnitten die zwölf Farben des Regenbogens oder des sogenannten Sonnenspektrums: Rot, Orange, Rotorange, Gelborange, Gelb, Gelbgrün, Grün, Blaugrün, Blau, Blauviolett, Violett, Rotviolett. Diesen zwölf Farben liegen aber in der Ausführung nur drei Hauptfarben zu Grunde, nämlich: Karmin, Gummigutt und Berlinerblau, aus welchen jene nicht durch unmittelbare Mischung auf der Palette, sondern durch Uebereinandermalen von je zwei Grundfarben auf dem Bild entstanden sind. Das hohe Rot wurde viermal mit Karmin angelegt; das Rotorange dreimal mit Karmin untermalt und einmal mit Gummigutt lasiert; das mittlere Orange zweimal mit Karmin untermalt und zweimal mit Gummigutt lasiert; das Gelborange einmal mit Karmin untermalt und dreimal mit Gummigutt lasiert u. s. w. Im nämlichen Verhältnis wurden die grünen Farben durch Untermalen mit Berlinerblau und Lasieren mit Gummigutt und die violetten Farben durch Untermalen mit Berlinerblau und Lasieren mit Karmin ausgeführt.

Durch den Umstand nun, - und darin liegt eben die Hauptsache bei der Hirrlingerschen Arbeit, - daß die vier Kreise sich in der Mitte durchschneiden, kommt es, daß immer ein Teil des einen Kreises einen Teil der anderen drei Kreise deckt, d. h. verschiedene Farben an verschiedenen Punkten in der Mitte der Kreise aufeinander zu liegen kommen, z. B. Grün auf Orange, Orange auf Violett u. s. w., wodurch eine Menge brauner und grauer Töne entsteht, die man gewöhnlich beim Malen nur in den Farbenschachteln zu suchen pflegt, während außerhalb des braunen Gebiets, am Rande der Kreise, die Spektralfarben noch sichtbar bleiben."

In der Natur wechseln die Farben. Zu den mannigfaltigsten und wechselvollsten Farbenspielen geben die beiden beweglichsten Elemente: die Luft und das Wasser, Anlaß. Die Dichtigkeit der verschiedenen Schichten der Atmosphäre, der Kondensationspunkt derselben, der Sonnenstand, die Bewölkung, die Bewegung

1) Korrespondenzblatt zum deutschen Maler-Journal. Offizielles Organ des deutschen Malerbundes und der Provinzial-Maler-Verbände. Berlin, 14. Juli 1888. Nr. 28. S. 139.

der Wolken: das alles giebt eine große Mannigfaltigkeit von Licht und Schatten und den verschiedensten Farbenspielen des Himmels. Die Wolken üben außerdem einen großen Einfluß auf Beschattung und Farbengebung der Erdoberfläche. Prächtige Bilder ziehen an uns vorüber, wenn der Wind die Wolken jagt und ihre Schatten über eine weite Landschaft dahinziehen, sowohl am Tage als in einer mondhellen Nacht, in beiden Fällen sowohl im Sommer als in der Schnee= landschaft. Und welch eine Unzahl zarter Farbenspiele bietet zu den verschiedensten Tages- und Jahreszeiten das nur sanft bewegte Meer, auch Binnengewässer, Ströme, Bäche, Wasserfälle u. dgl. Wasser giebt der Landschaft Leben durch seine Beweglichkeit und durch seinen hiervon abhängigen Licht- und Farbenwechsel. In diesem liegt der Hauptreiz des Meeres, der den natursinnigen Beobachter immer aufs neue mit Entzücken erfüllt.

Außer dem raschen, dramatischen Wechsel vollziehen sich in der Natur auch langsamere Wandlungen, so der tägliche Wechsel der Tageszeiten mit ihrer ganz verschiedenen Beleuchtung und Farbengebung, und der Wechsel der Jahreszeiten. Wie verschieden sind die Schneelandschaft und die Sommerlandschaft! Wie zau= berisch wirkt auf den unverdorbenen Menschen das allmähliche Erscheinen des zarten, gelblichen Grün im Frühling, das Dunkelwerden des Laubes im Sommer, die prachtvollen gelben und roten Farben des Waldes im Herbst, das Hellgrün der jungen Saaten, das Gelb der Stoppelfelder u. s. w.

Auf die landschaftlichen Farben und Farbenspiele komme ich in einem der lezten Abschnitte dieses Werkes, wo von dem dramatischen Leben in der Natur die Rede ist, zurück. Hier teile ich zunächst noch auf der dritten Tafel vier Beispiele schöner Farbenzusammenstellungen aus der Pflanzenwelt mit, welche, wie auch die auf der zweiten Tafel abgebildeten Blumen, der Schlechtendal-Hallierschen Flora entnommen sind1).

Figur 13 zeigt, etwas vergrößert, den graugrünen, kreiselförmigen Fruchtknoten des Odermennigs (Agrimonia Eupatorium L.), welcher oben in ein turbanartiges Kissen abschließt, an dessen Grunde ein zierlicher Kranz rotange= laufener Haken die Grenze bildet. Der Turban ist von einem zarten, fünfftrah= ligen Stern bedeckt, zwischen dessen Strahlen sich tiefe Einsenkungen befinden, aus deren Mitte Längsbuckel mit Farben von Grün durch Safran bis Braun sich erheben. Am Grunde des Fruchtknotens steht ein grünes Deckblättchen mit roter Spize. Fig. 14 zeigt die nickende Blume der Sumpf-Nelkenwurzel (Geum rivale L.). Die Blume erhebt sich auf purpurnem, von graugrünem Deck= blättchen gestüßtem Stielchen. Ihre Kelchblättchen sind außen dunkelbraun-purpurn. Die Kronblätter zeigen auf gelblichem Grunde hellpurpurne Streifen. Ueber die Krone ragen die im unteren Teil grünen, am Ende violettroten Staubwegenden hervor. Fig. 15 zeigt uns ein ganzes Pflänzchen des Zwergrapunzels (Phyteuma pauciflorum L.). Der kleine, senkrechte, braune Wurzelstock bildet eine Grundrosette keilförmiger, blaugrüner Blätter, aus deren Mitte sich der kurze Blütenstiel mit dem Köpfchen violetter Blüten erhebt, umgeben von einem blaugrünen Hüllkelch. Fig. 16 zeigt uns die Zwergaurifel (Primula minima L.) der Alpen. Die trüb violettrote Farbe der Blume auf dem kurzen Stiel stimmt harmonisch zu der kleinen Rosette keilförmiger, oben mattgrüner, unten blaugrüner Blätter.

Beim Sehen der Körper kommt nun noch einiges in Betracht, was man für gewöhnlich nicht besonders zu beachten pflegt, was aber für die Wirkung des

1) Flora von Deutschland. Herausgegeben von den Professoren Dr. D. F. L. v. Schlechtendal, Dr. L. E. Langethal und Dr. Ernst Schenk, akademischem Zeichenlehrer in Jena. Fünfte Auflage von Dr. Ernst Hallier. Gera (Untermhaus) 1880-1887. 30 Bände.

Lichtes und der Farben gleichwohl von nicht geringer Bedeutung ist. Die meisten Körper haben matte, d. h. unebene Oberflächen. Von diesen kann nur eine verhältnismäßig geringe Lichtmenge unser Auge treffen. Eine Ausnahme machen natürlich die selbstleuchtenden Körper wie die Sonne, die meisten Sterne, jede Art künstlichen Lichtes. Diese Lichtquellen scheinen uns von allen Teilen gleichmäßig helles Licht zuzusenden. Anders ist es mit vollkommen glatten Körpern, welche nicht selbst leuchten, sondern nur reflektiertes Licht aussenden. Diese können, je nach der Gestalt ihrer Oberfläche, unserem Auge nur von bestimmten Punkten aus Licht zustrahlen. Alle übrigen Punkte des Körpers würden uns, weil sie kein Licht zu uns senden, ganz unsichtbar bleiben, wenn sie nicht zerstreutes Licht von sich gäben. Natürlich erscheint dieses zerstreute Licht uns sehr matt im Verhältnis zum reflektierten Licht. Dieses fassen wir daher als Glanz auf. Der Glanz erhöht die Licht- und Farbenwirkung bedeutend, so beim Gold, beim Silber und bei anderen Metallen, bei einem fernen von der aufgehenden oder untergehenden Sonne beleuchteten Fenster u. s. w. Wie schön zeigt sich daher Gold auf scharlachrotem oder Silber auf blauem Grunde!

Vierter Abschnitt.

Ton- und Schallempfindung.

Das Gehörorgan des Menschen ist, den Gesehen und Thatsachen der Akustik entsprechend, vom Auge völlig verschieden eingerichtet. Das Eingangsthor in das eigentliche Gehörorgan bildet die Ohrmuschel. Diese ist das Portal zum äußeren Gehörgang, welcher nach innen durch das Trommelfell abgeschlossen ist, einer elastischen, daher bei jedem von außen kommenden Stoß vibrierenden Haut. Diese trennt den äußeren Gehörgang von der Paukenhöhle, in welcher sich die Gehörknöchelchen befinden. Diese unterscheidet man wegen ihrer Form als Hammer (h Fig. 8), Amboß (a) und Steigbügel (s). Die Gehörknöchelchen bilden ein

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S

Fig. 8.

a

B

Schema der inneren Teile des
Ohrs.

zusammenhängendes Hebelwerk. Der Hammer (h) steht durch seinen Handgriff mit dem Trommelfell in Verbindung, welches er nach innen spannt und ihm dadurch in der Mitte eine nabelförmige Vertiefung verleiht, umgeben von einer ringförmigen Vorwölbung nach außen, durch Ringfasern hervorgerufen.

An der Innenwand der Paukenhöhle befinden sich zwei Oeffnungen: das ovale (o) und das runde (f) Fenster. Jenes ist durch den Steigbügel (s), dieses durch ein Häutchen geschlossen. Mit der Mundhöhle ist die Paukenhöhle durch einen halb verknöcherten Knorpelkanal, die Ohrtrompete (E) verbunden. Die Gehörknöchelchen sind durch Bänder zusammengefügt. Fig. 9 zeigt die Verbindung zwischen Hammer und Amboß, von der Paukenhöhle aus gesehen. Beide sind durch ein mit ineinander greifenden Zähnen (b) verschenes Drehgelenk verbunden. Wird das Trommelfell nach der Paukenhöhle zu gedrängt, so werden die Gelenkzähne fest vereinigt, so daß Hammer und Amboß gewissermaßen nur einen Knochen bilden. Bewegt sich dagegen umgekehrt das Trommelfell nach außen, so bewegen sich Hammer und Amboß etwas voneinander. Die Bewegung des Trommelfells und des Steigbügels wird durch zwei Muskeln geregelt, den Trommelfellspanner (T) und den Steigbügelmuskel.

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