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A.

Fig. 31.

B.

des Schönen ein Genuß ist, oder richtiger, welche das physikalisch Gleichgültige der Gestalt und Farbenzusammenstellung dadurch, daß sie es fühlen und empfinden, erst zum Schönen erheben? Wir wissen es nicht, nur das dürfen wir behaupten: das Fischlein, dem's nach unserem Dichter so wohlig auf dem Grunde ist, kann dieses fühlende Wesen nicht sein, denn die Augen aller Tiere des Wassers sind so konstruiert, daß sie nur das Allernächste im kleinsten Kreise wahrzunehmen im stande sind, so daß selbst der dem Elemente fremde Mensch eine weitere und umfassendere Anschauung seiner Eigentümlichkeiten hat als der eigentliche Bürger desjelben."

Schleiden hilft sich nun auf eine zwar geistreiche, aber den Kern der Sache doch nicht

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Scheitel vom Schachtelhalm.

Fig. 32.

ganz treffende Weise heraus, indem er sagt: So wie an den gotischen Türmchen des Mailänder Doms die vollendetsten Statuetten nur der Symmetrie wegen selbst an Stellen stehen, wo nie ein menschliches Auge sie erreichen und bewundern fann, so ist auch überall das physikalische Ma= terial auf der Erde so geordnet, daß es den Eindruck des Schönen machen muß, und die ganze Schöpfung erscheint in sich in allen kleinsten Teilen auch ohne Rücksicht auf den denkenden und empfindenden Men= schen nicht nur technisch verständig geordnet, sondern auch künstlerisch ästhetisch vollendet."

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Diese Ansicht schießt in zwiefacher Weise am Bielpunkt vorüber. Erst= lich ist es ja gerade die Abhängigkeit von ausnahmslosen mathemati= schen Naturgesehen, was die sichtbare Welt zum Kosmos, d. h. zum wohlgeordneten und schönen Ganzen macht. Und da

Schiffchenförmige Diatomeen aus der Gattung Navicula.

sollte der Welturheber eine Ausnahme machen können an Orten, welche dem Menschen schwerer erreichbar sind, gleichsam als wäre die Welt nur für den Menschen geschaffen? Damit wäre die Naturgesetzlichkeit durchlöchert, das Naturgesez aufgehoben. Ein Gesetz, welches nicht ausnahmslos gilt, ist gar keins.

Die Welt wäre dann ein wirres Chaos von Erscheinungen, kein geordneter und daher für uns schöner Kosmos.

Wichtiger aber noch ist der zweite Einwand: Das große Getriebe der Welt ist ja an und für sich weder schön noch häßlich, sondern wird es erst durch die empfindende Seele. Die Schönheit ist also keine physikalische Eigenschaft der Körperwelt, sondern die Art, wie uns die Form der Zusammensegung des Stoffes oder seiner Bewegung mit seinem ewigen, wahren Wesen verbindet, von demselben eine Ahnung giebt. Daher haftet auch die Schönheit gar nicht am Stoff, sondern an der Form. Der Stoff ist an und für sich weder schön noch häßlich,') sondern nur, insofern er eine schöne Form ausfüllt. Da aber die ganze Natur von mathematischen Bildungsgesezen abhängt, so muß sie uns als schön erscheinen überall, selbst in ihren verborgensten, dem Auge und Ohr des Menschen selten erreichbaren Tiefen.

Aus der Abhängigkeit der ganzen Natur von räumlichen und zeitlichen Verhältnissen und infolge deren von mathematischen Gesezen ergiebt sich nun noch eine andere Folge, welche sowohl für die Naturauffassung wie auch für die Kunst von der weittragendsten Bedeutung ist, nämlich die Notwendigkeit, daß die Natur ihre Zwecke stets durch die einfachsten Mittel erreicht. Jedes Bauwerk der Natur, mag es noch so reich gegliedert sein, hängt von sehr einfachen morphologischen Fundamentalgesezen ab. Man nennt das wohl ungeschickterweise das Gesez der Sparsamkeit in der Natur. Es ist gar kein Gesez, sondern eine Notwendigkeit, eine notwendige Thatsache, welche sich aus der Abhängigkeit der Natur von Zeit und Raum und von der Mathematik ganz von selbst ergiebt.

Ganz dieselbe Erscheinung tritt uns in der Kunst entgegen. Wie könnte das auch anders sein, da jede Kunst die Natur als ihre Lehrmeisterin anzuerkennen hat, wenn sie nicht in Albernheiten oder Abgeschmacktheiten geraten will. Sie hat sich daher, analog den Vorgängen in der Natur, der allergrößten Einfachheit zu befleißigen. Nur durch ihre rührende Einfachheit wirken die griechischen Bauwerke so beispiellos schön. Wie aber ein Lindenbaum troß der hunderttausendfältigen Gliederung in Aeste, Stengel und Blätter eine außerordentliche Schönheit entfaltet durch den Gesamtplan und durch das Grundgeseh, welches den Aufbau von Stengel und Blatt bedingt, so auch der gotische Dom mit all seinen Türmchen, seinen Tausenden von Figuren und Zieraten. Alle diese Dinge aber müssen sich einem großartigen Bauplan einfügen. Man nennt das die Einheit in der Mannigfaltigkeit; ein Gesetz, welches für die Kunst ebenso strenge Gültigkeit hat wie für die ganze Natur.

Sehen wir nun zu, durch welche Mittel in der Organismenwelt die Einfachheit des Grundplans von der Natur erreicht wird.

Wir haben bereits gesehen, daß der Gestaltenbildung der Organismen ein gemeinsames Formelement zu Grunde liegt, nämlich die von Schleiden zuerst in ihrer allgemeinen Bedeutung erkannte Zelle.

Formelement ist aber die Zelle in dreifacher Beziehung. 1) Es giebt einzellige Organismen, solche, bei denen alle Lebenserscheinungen sich in dem Leben einer einzigen Zelle abspielen. Dabei ist nicht zu vergessen, daß einzellige Wesen eine unendliche Mannigfaltigkeit von Formen entwickeln können. Man vergleiche 3. B. die Monere (Fig. 29) oder die Bierhefezelle (Fig. 27) mit einer Pinnularia (Fig. 33), einer noch verhältnismäßig einfachen Form aus der überaus reichen und mannigfaltigen Gruppe der Diatomeen. Die Zellwand besteht bei diesen

1) Um mich eines Bildes zu bedienen: Ein Block des feinsten karrarischen Marmors ist an und für sich nicht schön, sondern erst dann, wenn der Bildhauer ihm eine schöne Form erteilt hat. Aehnlich verhält es sich mit den Farben und der Leinwand des Malers.

Fig. 33.

α

merkwürdigen Lebewesen, wie man auf der Seitenansicht (a Fig. 33) deutlich gewahrt, aus zwei übereinander geschobenen kieselreichen Stücken (Schalen oder Panzern). Bei s, auf der sogenannten Hauptseite, sieht man die eine der beiden Schalen vom Rücken her und gewahrt an derselben eine sehr zierliche Skulptur durch randständige Querleistchen und durch eine der Länge nach durchlaufende Röhre, welche an beiden Enden sich um je einen fleineren, in der Mitte um einen größeren Knopf sanft herumbiegt. Der Formenreichtum der Diatomeen ist so außerordentlich groß, daß man diese Gruppe als eine ganze Welt von Organismen für sich betrachten kann. Und doch ist sie nur eine Welt niederer Organismen von vielen, die wir zu unterscheiden haben. Die Flagellaten und Ciliaten (Aufgußtierchen) muß man ebenfalls als einzellig betrachten, obschon sie eine unendliche Mannigfaltigteit symmetrischer und asymmetrischer Gestalten darbieten. 2) Jeder Organismus, vom niedrigsten bis zum höchsten Gebilde, von der Hefezelle bis zum Menschen, geht ur= sprünglich aus einer einzigen Zelle hervor. Selbst die verwickeltsten Organismen entspringen aus einer Eizelle (Fig. 26 und 32). 3) Jeder Organismus und jeder Teil eines solchen besteht aus Zellen oder aus Verschmelzung von Zellen, mag er auch noch so verwickelt gebaut sein. Für die Tierwelt, namentlich die höhere, ist das besonders durch Schwann nachgewiesen.

Mit diesen beiden lezterwähnten Gesichtspunkten wollen wir uns hier noch etwas näher beschäftigen. Da wir

Pinnularia.

ein Grundelement für die Organismenwelt gefunden haben, so liegt nicht unfern der Gedanke, daß die Geseze des Aufbaues verwickelter organisierter Gebilde schon dem Formelement implicite innewohnen. Es wäre die Zelle dem Baustein zu vergleichen. Zahlreiche Steine gleicher Größe und Form fügen sich zu gewaltiger Bildung zusammen. So ist es in der That. Der mächtigste Eichbaum zeigt uns im Innern seines Stammes Schicht auf Schicht von Zellen, nur daß diese eine größere Mannigfaltigkeit der Formen zeigen als die Steine selbst des größten Bauwerks. Ebenso beim Säugetier, nur daß hier die Verschmelzung der Zellen zu Gewebemassen einen höheren Grad erreicht als wie das jemals bei pflanzlichen Geweben vorkommt. Die Zellen befolgen durch Ausbildung ihrer verschiedenen Gestalten, der verschiedenen Stärke und Form ihrer Wandverdickungen bestimmte mechanische Bauprinzipien, angepaßt der Bestimmung und Form derjenigen Organe, welche sie aufbauen. So besteht die schüßende Rinde des Stengels eines höheren Gewächses aus Zellen mit stark verdickten Wänden, die Holzzellen eines Stammes und seiner Aeste sind lang= gestreckte Fasern mit verdickten Wänden und verlaufen longitudinal. Nur so können sie dem Stamm die nötige Biegungsfestigkeit, Drehfestigkeit und Bruchstärke verleihen. So muß der Baumeister den gewöhnlichen Mauersteinen eine ganz andere Form geben als denjenigen, welche ein Gewölbe bilden oder tragen sollen.

Die Zelle ist aber von einem bloß technischen Formelement wie der Baustein wesentlich dadurch unterschieden, daß die bildenden Kräfte, welche sie ihren morphologischen und physiologischen Aufgaben gemäß gestalten sollen, in ihrem Innern liegen und von ihr selbst ausgehen.

Da ist es nun im höchsten Grade merkwürdig, daß auch bei der Vermehrung der Zellen durch Teilung, und eine andere giebt es wahrscheinlich gar nicht, das Gesetz der Einfachheit herrscht. Zerfall des Plasma in eine größere Anzahl von Portionen, sogenannte simultane Teilung, ist ein seltener Fall. In

der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist die Vermehrung einfache Zweiteilung der Zelle durch eine in bestimmter Richtung auftretende Scheidewand.

Das morphologische Grundgesetz für die Zellenvermehrung, also für den Aufbau aller Organismen, ist die Zweiteilung der Zelle, der einfachste Fall, welcher überhaupt eintreten kann. Daß dieses einfache Grundgesetz von tief= greifenden Folgen sein muß, liegt auf flacher Hand. Es weist uns auf die Zahlenverhältnisse der Organismen und wir sehen zu unserem Erstaunen, daß die Zweizahl, eigentlich die Grundzahl des ganzen Zahlensystems, denn die Eins fommt uns ja als Zahl erst dadurch zum Bewußtsein, daß wir sie zweimal sezen; daß also die Zweizahl durch die ganze Organismenwelt hindurch eine so große Rolle spielt. Man denke nur an das paarweise Auftreten unserer Sinnesorgane, der Augen, Ohren, der Naseneingänge, ferner der äußeren Gliedmaßen,

A

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Fig. 34.

B

der Arme, Hände, Beine, Füße, der Gliedmaßen der Insekten, Spinnentiere und Krustentiere, welche zwar in größeren Zahlen auftreten, jedoch paarweis einander gegenüber stehen; ferner im Pflanzenreich an das so häufige paarweise Auftreten der Samenblätter, Laubblätter, Blumenblätter, Knospen, Zweige, Blatttei= lungen und Blattnerven. Wir müssen also bekennen, daß die Zweiteilung der Organe zwar nicht ausschließliches Gesez ist, aber doch vielfach vorherrscht.

Sehen wir nun zu, ob denn wirklich die Zweiteilung der Zelle durch eine Scheidewand auf die spä= tere Gestaltung des Organismus von Einfluß sein kann. Nehmen wir ein bestimmtes Beispiel. Fig. 34 zeigt uns bei A die Verzweigung einer fast überall, sowohl in süßen Gewässern als auch im Meer auftretenden grünen Fadenalge bei Lupenvergrößerung. B giebt das Bild eines einzelnen Zweiges bei 150facher Vergrößerung zur Erläuterung der Zellvermeh= rung und Zweigbildung. Der Faden besteht vor seiner Verästelung aus einer einfachen Reihe cylindri= scher Zellen, welche sämtlich durch die Zweiteilung einer einzigen Mutterzelle (s) zur Ausbildung gelangt sind. Diese Mutterzelle (s Fig. 34) spielt die Rolle einer Endzelle oder Scheitelzelle, denn sie teilt sich, wie man in der Figur sieht, durch eine Querwand in zwei Tochterzellen, deren obere, in die Länge wach= send, wieder zur Scheitelzelle wird, sich abermals durch eine Querwand teilt, und so fort in zahlloser Folge. Bliebe es bei dieser Form des Wachstums und der Teilung, ohne daß etwas Neues hinzuträte, so würde eine Verästelung des Fadens gar nicht eintreten, und in der That giebt es zahlreiche astlose Fadenalgen, welche nur aus einer einzigen Kette von Zellen bestehen. Um nun das Hinzukommen der Verästelung dieser Grünalge zu begreifen, ist es notwendig, zu beachten, daß das Plasma nicht bloß der Endzelle s, sondern auch jeder der von ihr gebildeten unteren Zellen des Fadens sich noch längere Zeit ernährt und daß ihm das Bestreben innewohnt, in der einen bestimmten Längs= richtung fortzuwachsen. Wie soll nun eine interkalare, d. h. hinter der Scheitelzelle liegende Zelle diesem Bestreben Ausdruck verleihen? Durch die nächstobere Scheidewand kann sie nicht hindurch in unserem Fall; sie muß sich daher zunächst darauf beschränken, sich zu verlängern. Das aber hat seine bestimmten Grenzen. Wächst das Plasma nun noch in die Länge, so muß es, und zwar

Cladophora glomerata
nach Wiesner.

Fig. 35.

zufolge seines Spizenwachstums, unmittelbar unter der Scheidewand einen seitlichen Ausweg suchen, wie das bei r geschieht. Diese Aussackung bei r wird nun zu einem neuen Scheitel, welcher ganz ebenso wie der Hauptscheitel bei s durch Scheidewandbildung Zellen abtrennt und auf diese Weise einen Ast bildet. Diese Aeste entstehen nun zwar nicht paarweis wie die Glieder vieler höheren Tiere, indessen doch auch nicht regellos, sondern so, daß sie bestimmte Insertionswinkel miteinander bilden, deren Ursachen uns bis jezt noch verborgen sind.

Die Astbildung ist aber auch beim Spißenwachstum feineswegs immer an die interkalaren Zellen gebunden, sondern auch die Scheitelzelle kann zu derselben Anlaß geben. Fig 35 zeigt uns bei 100facher Vergrößerung zwei Zweigenden der zierlichen Federalge (Spacelaria plumosa) unserer Nordsee, den Kurgästen in Seebädern so beliebt wegen ihrer zierlichen, einer Vogelfeder vergleichbaren Gestalt.

S

A

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B

Federalge, Zweigsystem bei 100facher Vergrößerung.

Fig. 36.

S

Die Scheitelzelle s sendet fast an ihrer äußersten Spize eine Zweigzelle aus, welche durch eine anfänglich schiefe Scheidewand abgetrennt wird und sogar im ersten Entwickelungszustand wie bei s'A räumlich höher stehen kann als der eigentliche Scheitel, welcher aber durch rascheres Wachstum seinerseits den Zweigfaden bald genug wieder weit überholt, so daß dieser seitlich zu stehen kommt. Die Zweige der Sphacelaria sind also ihrer Ent= stehung nach akrogen, nicht interkalar wie bei Cla= dophora. In Fig. 35 A sieht man bei z einen ganz jungen Zweig, welcher sich durch eine Quer= wand bereits in zwei Zellen geteilt hat. fänglich zeigt die Sphacelaria einfaches Fadenwachstum. Dabei bleibt es jedoch hier nicht stehen, sondern bei i sieht man bereits die Zellen durch Längswände geteilt und später kommen verschie= dene andere Teilungsrichtungen hinzu, so daß ein ganz kompakter fiederig verzweigter Stengel zur Ausbildung kommt.

An=

Deutlicher und vollständiger zeigt das ein weiter entwickeltes Zweigende einer nahe verwandten Alge in Fig. 36 bei 84facher Vergrößerung nach Th. Geyler. S bedeutet die Scheitelzelle des Haupt= astes, welche bei S' eine Ausstülpung macht als Anlage zur Terminalzelle eines Seitenzweiges. Auf dieselbe Weise haben sich früher schon die beiden Seitenäste 1 und 2 aus dem Hauptast I entwickelt, in dessen unteren, durch starke Querwände abge= trennten Zellen sich bereits nach allen drei Dimen= fionen vielfache Teilungen vollzogen haben, so daß sich ein kompakter Stamm entwickelt. Auch der Ast 1, dessen Terminalzelle bei s liegt, hat in seinem unteren Teil bereits eine lebhafte Zellteilung nach allen drei Richtungen eingeleitet. Bei h sieht man nachträglich entstandene haarartige Auswüchse.

S

Ein Zweigsystem, welches auf die hier ge- Zweigende von Stypocaulon Scoparium schilderte Weise entsteht, so zwar, daß aus einem

bei 84facher Vergrößerung.

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