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und unsere gewöhnliche graunadelige Kiefer (Pinus silvestris L.). Diese verlieren erstlich nicht nur im engen Bestand, sondern auch, wenn sie ganz frei aufwachsen, alle unteren Aeste, vielmehr leiden sie bei freiem Aufwachsen so außerordentlich durch Windbruch, bisweilen auch durch Eichhörnchen, daß sie eine ganz unregelmäßige Krone bilden am Ende eines säulenförmigen Stammes. Die italienische Pinie ist allen Landschaftsmalern bekannt durch den dachförmigen Bau ihrer Krone auf hohem Stamm, welchen man mit der Rauchsäule des Vesuvs vergleicht, die oben eine wagrecht dachförmige Wolkenschicht entsendet. Nicht selten nimmt unsere Kiefer eine ganz ähnliche Form an, wenn sie frei steht. Solche

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pinienförmige Kiefern finden sich bei Berlin in der Hasenheide, in den Hummels= hainer Forsten des Herzogs von Altenburg, auf der Hardt des Badeortes Berka an der Ilm bei Weimar, in der Umgebung der Wartburg bei Eisenach, auf dem Hasenberg bei Stuttgart und an vielen anderen Orten. Das vollkommenste Exemplar dieser Form, von welchem ich eine Skizze besize, welches nun aber längst der Art unterlegen ist, fand ich vor etwa dreißig Jahren auf dem Jenzig bei Jena.

Aber auch infolge innerer Vorgänge werden bei manchen Bäumen die meisten Arillarzweige unterdrückt und nur sehr wenige gelangen zur Ausbildung. Um sich davon zu überzeugen, betrachte man einmal zur Winterszeit die bei uns zu Alleen so häufig verwendeten Ahorne, den Platanen- Ahorn (Acer pseudoplatanus L.) und den Spizahorn (Acer platanoides L.). Alle Ahorngewächse

haben opponierte Blatt- und Zweigstellung und zwar, wie gewöhnlich, mit rechtwinkelig sich kreuzenden Blatt- und Zweigpaaren, so daß der dritte Wirtel wieder über dem ersten steht. Nach diesem einfachen Verzweigungsgesetz müßten die Ahorne einen äußerst regelmäßigen Wuchs haben. Das ist jedoch keineswegs der Fall und der Grund davon ist bei sorgsamer Betrachtung leicht einzusehen, denn die meisten, sowohl der endständigen als der achselständigen Knospen kommen gar nicht zur Entwickelung, besonders nicht von dem Jahr an, wo der Baum zum erstenmal Früchte trägt und später in dem Maßstabe seiner Fruchtbarkeit. Diese Bemerkung gilt überhaupt ganz allgemein. Der Früchteertrag hat bedeutenden Einfluß auf die Taronomie der Bäume. Je mehr Früchte zur Reife gelangen, desto mehr Arillarzweige werden gänzlich unterdrückt. Aber auch auf den ganzen ästhetischen Eindruck, den ein Baum macht, hat die Fruchtbildung den bedeutendsten Einfluß. Man betrachte einen jungen Apfelbaum. Je mehr er Früchte getragen hat, desto mehr hängen seine vorher allseitig abstehenden Aeste gegen die Erde herab. Bei einer jungen Fichte stehen die Seitenzweige fiederartig von den Hauptzweigen ab. Je älter der Baum wird und je häufiger und reichlicher er mit seinen schweren, großen, hängenden Zapfen belastet war, desto mehr hängen seine Seitenzweige als lange, zierliche Ketten senkrecht von den gegen das Ende bogig aufsteigenden Hauptästen herab, wodurch ältere Fichten ein so überaus majestätisches und im einzelnen doch höchst elegantes Ansehen erwerben. Ganz anders bei der Edeltanne, deren Früchte an den Gipfelzweigen aufrecht stehen, daher die Zweige durchaus nicht belasten. Infolge davon bleiben auch bei alten Edeltannen die Zweige und Zweigelchen zweizeilig kammförmig abstehend. Höchst auffallend biegen sich die Zweige der Roßkastanie unter der Last ihrer zahllosen schweren Früchte zur Erde nieder. Im Frühjahr biegen sich die Enden der Zweige durch die hebende Kraft des auf die großen grünen Blätter wirkenden Lichtes wieder aufwärts und die Endknospe bringt in der Regel den prächtigen Leuchter der weißen, rot und gelb gefleckten Blumen hervor. Da die Roßkastanie in einigermaßen günstigen Jahren ganz ungemein fruchtbar zu sein pflegt, so daß fast jedes Zweigende seinen Blumenleuchter trägt, so ist ein solcher Kastanienbaum in voller Blüte ein riesiger Blumenkandelaber von ganz überwältigender Pracht und Ueppigkeit.

Es giebt hervorragend begabte Menschen, welche vorahnend Naturgesetze voraussehen, deren Entdeckung erst ihren Epigonen in zweiter oder dritter Genera= tion zugestanden wird. Zu solchen Geistern zähle ich J. G. Fischer, weiland Ordinarius der Mathematik und der Naturwissenschaften an der Realschule des Hamburger Johanneums. Dieser hochbegabte Mann hat bereits im Jahre 1853 das später Darwin zugeschriebene Anpassungsgesetz nicht nur klar ausgesprochen, sondern auf ganz bestimmte Fälle bezogen. Derselbe sagt: „Ein Zweig entsteht aus einer Knospe; die Knospen also mußten vor allem geschützt werden, wenn die Ausbreitung des Baumes gesichert werden sollte. Dies geschah durch die sichere Lage, welche die Natur ihnen anwies. Nicht unregelmäßig entspringen sie hier oder dort am Stengel; immer brechen sie hervor aus den Achseln von Blättern. So können die zarten Knospen,, auf der einen Seite durch den Stamm, auf der anderen durch das schüßende Blatt gegen äußere Schädlichkeiten gesichert, ruhig wachsen und treiben: sie zollen gewissermaßen nur den Dank für diesen Schuh, indem sie denselben Zahlengesehen sich unterordnen, denen ihre Beschüßer, die Blätter folgen. Und die Blüten selbst? Ihre Teile sind Blätter; sie selbst also eigentümliche Modifikationen des Zweigtypus; auch sie entspringen aus den Achseln schüßender Blätter; ist es jetzt noch auffallend, daß wir die Blütchen der Sonnenblume nach denselben Gesezen geordnet finden, welche in der Blattstellung herrschen?"

Der schließliche Charakter eines Baumes ergiebt sich aus der Zusammenwirkung zahlreicher Komponenten. Treten wir in eine Baumschule, so sehen wir eine Unzahl verschiedener Schüler, verschiedenen Familien angehörig, den ver

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Kiefernvegetation bei der grandigen Mutter" im Clear Creek Canyon. Felsengebirge von Nordamerika.

schiedensten Verzweigungsgesehen folgend, so wie die Strenge der väterlichen, der elterlichen Erziehung es fordert. Vergleichen wir damit dieselben Bäume in ihrer entwickelten Manneskraft, so ist der Eindruck ein ganz anderer. Das alte Bildungsgesetz ist nicht mehr zu erkennen. Der Sohn hat sich emanzipiert, hat sich

selbstständig gemacht, und nun erst erhält er Charakter; nun erst bietet er uns ein ästhetisches Bild dar.

Die meisten unserer heimischen Bäume im Wald, an Flußufern, in Gebirgs= gegenden, also die Eichen, Buchen, Hainbuchen, Edelkastanien, Haselnüsse, Erlen, Birken, Weiden u. s. w., sind der 2/-Blattstellung unterworfen. Durch diese, immerhin schon einigermaßen verwickelte Blattstellung ist die Verschiedenheit des von unseren Laubbäumen hervorgerufenen Eindruckes noch durchaus nicht erklärt. Schon bei der Birke, mit ihrem zierlichen, auf zahllose Störungen der 2/5-Stellung hinweisenden Wuchse sieht man an den lang im Bogen herabhängenden Zweigen, wie schön elegisch oder sehnsuchtsvoll der ästhetische Ausdruck dieses Baumes geworden ist im Verhältnis zu seiner frühesten Jugend. Unschwer wird es dem aufmerksamen Beobachter gelingen, die Hauptursache des zuleht hängenden Wuchses der Birke ausfindig zu machen. Nicht die junge Birke trägt hängende Zweige. Erst im kräftigen Mannesalter entwickelt sie diesen Ausdruck der Sehnsucht und Trauer. Ihre Blüten sizen in walzenförmigen Käßchen, welche nicht wie diejenigen der Weiden, Pappeln und anderer Laubhölzer aufrecht stehen, sondern herabhängen. Schon die nächst verwandten Bäume, die Zwergbirke und die drei bei uns heimischen Erlenarten besißen nicht hängende, sondern aufrechte Käßchen. Die weiblichen Kätzchen sind aber an und für sich sehr schwer und mit schwerem Samen versehen im Verhältnis zu ihrer Größe. Alle diese Dinge aber bilden noch nicht den Hauptgrund des hängenden Wuchses. Dieser liegt vielmehr in der Zuchtwahl der Natur, in der erblich erworbenen Eigenschaft, lange lang= gliederige, verhältnismäßig entfernt verzweigte, hängende Aeste auszubilden1). Offenbar aber haben die Birkenzweige durch die von Generation zu Generation vielleicht Hunderttausende von Jahren fortgesette, wenn auch an sich noch so kleine Wirkung der Schwerkraft allmählich wachsend den hängenden Wuchs geerbt.

Indessen giebt es zahlreiche Fälle, wo man so weit nicht zurückzugreifen braucht. Die Natur bringt nicht selten an einem einzelnen Zweig eines Baumes eine auffallende Abweichung hervor, so z. B. die Neigung zu hängendem Wuchs. Veredelt man nun mit den Augen (Knospen) eines solchen Zweiges oder benugt man ihn zu Stecklingen oder Ablegern, so kann man ihn durch künstliche Zuchtwahl vermehren und die gewünschten Eigenschaften noch erhöhen. Auf diese Weise hat man z. B. aus der gewöhnlichen Birke noch als besondere Gartenform eine Hängebirke oder Trauerbirke gezüchtet, so giebt es Trauerefchen, Trauerulmen, Trauerbuchen, Trauereichen u. s. w. Ueber den künstlerischen Wert dieser gärtnerischen Errungenschaften mich auszusprechen, finde ich später an einem anderen Ort hoffentlich passendere Gelegenheit.

Bei der Schilderung des Charakters, welchen die Bäume der Landschaft erteilen, komme ich ausführlicher auf diesen Punkt zurück.

Die Taxonomie der Blattstellung und Verzweigung der höheren Gewächse hat uns zu einer Symmetrie geführt, welche man recht eigentlich Achsensymmetric nennen kann; zu einer Symmetrie nämlich, wo ein in der Mehrzahl der Fälle longitudinal gestrecktes Achsenorgan gleichartige oder ungleichartige Seitenorgane trägt, bezw. hervorbringt, welche sich zu jenem Zentralorgan mehr oder weniger vollkommen transversal stellen. Wir haben später diesen Gegenstand noch weiter zu verfolgen, müssen jedoch vorläufig rückwärts schauen und einen etwas anderen Weg einschlagen.

In der höheren Tierwelt nämlich herrschen ganz andere symmetrische Geseße.

1) J. G. Fischer, Die Einheit in der organischen Natur. Populäre Vorträge. Hamburg (Robert Kittler) 1853. S. 31-34.

Fig. 44.

ihnen die Sproßbildung fehlt. In der niederen Tierwelt kommt sie hie und da vor, besonders bei den Kolonieenbauten der Coelenteraten.

Wir müssen hier zunächst nochmals auf die Geseze der Symmetrie zurück-
Hallier, Aesthetik der Natur.

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Die soeben erwähnte Achsensymmetrie ist in der Weise, wie sie in der höheren Pflanzenwelt vorherrscht, bei den höheren Tieren deshalb nicht vorhanden, weil

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