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wissen wir jetzt bestimmt, dass sie seit uralter Zeit eine weder dem semitischen noch indogermanischen, sondern eine dem sumerisch-akkadischen verwandte Sprache redeten; und vom lydischen, von welchem wir keine Sprachdenkmale mehr haben, ist es aus geographischen und ethnographischen Gründen höchst unwahrscheinlich, dass es zu den semitischen Sprachen gehört hätte. Das babylonisch-assyrische, das nun noch übrig bleibt, hat sich allerdings als rein semitische Sprache entpuppt. Die Phönizier und Südaraber dagegen, welche ebenfalls seit ältester Zeit semitische Sprachen sprechen, figuriren auf der Völkertafel als Söhne Kusch's, des Sohnes Ham's. Wie aber, trotz der uralten Erinnerungen, die die Völkertafel birgt, und ihres unschätzbaren Werthes für die älteste Genealogie der Menschengeschlechter, dennoch ihre Angaben mit grosser Vorsicht zu gebrauchen sind, sieht man ausserdem schon aus mehreren wirklichen Widersprüchen in ihr; so sind z. B. die zwei bekannten auch sonst im alten Testament vorkommenden südarabischen Stämme Sheba' (Luther: Reich-Arabien d. i. Arabia dives) und Dedân Gen. 10 Söhne des Ra'mâh, eines Enkels des Ham, während im gleichen Capitel unter den Söhnen Joktan's, des Urenkels des Arpakshad, derselbe Stammvater jenes südarabischen Stammes Sheba' figurirt (diesmal ohne Dedan, dafür aber mit andern bekannten südarabischen Stämmen, wie Haçarmâwet Hadhramaut, und Ophir), und in der Geschichte Abraham's Sheba' und Dedân die Söhne des Jokshân, des Sohns des Abraham von der Ketûra sind. Wir sehen also, dass weder sprachliche noch ethnographische

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Folgerungen aus der Völkertafel gemacht werden dürfen, mag man sonst von ihrer Abfassungszeit und dem Zweck, dem sie dienen sollte, denken wie man will. Wir verstehen demnach, unbeirrt von den in ihr aufgestellten Völkerstammbäumen, unter dem Namen semitisch, der sich nun einmal so eingebürgert hat, dass an ein Ausrotten desselben gar nicht mehr zu denken ist, die eng mit einander verwandten Sprachen folgender Völker:

a) im Süden:

1) die Abesinier *), welche relativ spät von Südarabien herüber ins afrikanische Alpenland Habesch gewandert sind und im 3. Jahrhundert n. Chr. sich zum Christenthum bekehrten;

2) die Südaraber oder Sabäer, auch Himjaren ge

nannt;

3) die Central- und Nordaraber, gewöhnlich schlechthin Araber geheissen;

b) im Norden und Nordosten:

1) die Hebräer und Phönikier (letztere mit ihren Colonien in Carthago, Spanien, Massilia 10, Kreta u. a.); 2) die Aramäer (von denen die christlichen Syrer am meisten Literatur hinterlassen haben) und

3) die Babylonier und Assyrer.

Wenn wir die semitischen Abesinier ausschliessen, oder vielmehr, da sie früher in Südarabien sassen, zu den Südarabern thun, so hat die eben gegebene Aufzählung für das ganze zweite und noch einen grossen

*) So (richtiger als Abessinier oder gar Abyssinier) schrieb ich schon in meinen ,,Säugethiernamen" nach Trumpp's Vorgang.

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Theil des ersten Jahrtausends v. Chr. volle Geltung *); denn wenn wir für diese Zeit (in runder Summe 2000 bis 500 v. Chr.) auch von den Arabern und Aramäern noch keine Literaturdenkmäler besitzen, für diese i1⁄2 tausend Jahre also blos vom babylonisch-assyrischen, hebräischen und höchstens noch vom [südarabischen und] phönizischen schriftlich fixirte Sprachproben haben, so wissen wir doch, dass damals schon in Arabien wie in Syrien und dem nördlichen Mesopotamien der uns bekannte Typus des arabischen und aramäischen, wenn auch wohl vielfach mit noch ältern Formen, als das uns vorliegende, gesprochen wurde."

Vor dieser Zeit, also im 3. Jahrhundert v. Chr., sassen zwar auch schon Semiten in diesen Ländern, aber sprachlich gestaltet sich hier das Bild insofern anders, als wir in dieser Periode wahrscheinlich in den verschiedenen semitischen Ländern noch nicht-semitische Urbevölkerungen mit relativ hoher Kultur neben den Semiten anzunehmen haben; so in Babylonien neben den semitischen Babyloniern die Sumerier und Akkader, in Südarabien die städtegründenden und handeltreibenden Aditen, und in Palästina mehrere der im alten Testament aufgezählten kana'anitischen Völker, soweit die dort so bezeichneten nicht ursprünglich semitisch waren.

Im 4. Jahrtausend v. Chr., einer Zeit, wo in Aegypten schon hochkultivirte Zustände, in Elam und Babylonien aber wenigstens die Anfänge einer Kultur waren, sassen die Semiten wahrscheinlich noch in

*) Hierzu das erste der drei Sprachkärtchen!

Hochasien, von wo sie, vielleicht an der Scheide des 4. und 3. Jahrtausends, in die Euphrat- und Tigrisebene einwanderten, dort noch einige Jahrhunderte (oder nicht einmal so lange) vor ihrer Sprachtrennung lebten, bis dieselbe dadurch, dass sich mehrere Theile lostrennten und nach Westen und Süden sich wandten, von selbst stattgefunden hat. Ich bemerke hier, dass wo künftig von Ursemiten, ursemitisch die Rede ist, damit dasjenige Stadium gemeint ist, welches zeitlich in jene letzten Jahrhunderte vor der semitischen Sprachtrennung fällt. 12

Setzen wir nun das 4. Jahrtausend gleich einer ersten Periode, das 3. gleich einer zweiten in der Geographie und Sprachbildung der semitischen Völker und verlegen wir die Spaltung des noch vereinigten semitischen Urvolkes unbestimmt zwischen die so angenommenen zwei Perioden, so ergibt sich für das 2. und die erste Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. (nach dieser Eintheilung dann nothwendig die dritte Periode, wenn aber, was besser, jene beiden nur als mehr vorhistorische Perioden angesehen werden, als die eigentliche erste; so auch auf der Karte) das bereits oben als Norm aufgestellte Bild der Vertheilung der semitischen Völker, nur dass, wie schon bemerkt wurde, Asien noch die alleinige Wiege derselben ist.

In der nächstfolgenden (besser zweiten als vierten zu nennenden) Periode, für welche wir rund die Jahre 500 v. Chr. bis 700 n. Chr. ansetzen können*), treten die zwei uns aus der ältesten Zeit bekannten semitischen

*) Siehe das zweite der beigegebenen drei Sprachkärtchen.

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Sprachen, das babylonisch- assyrische und hebräische ganz vom Schauplatz ab, indem von nun an in Babylonien wie in Palästina das aramäische eingedrungen und die dort vorher geredeten Schwestersprachen ver· drängt hat; nur das phönizische scheint noch eine Zeit lang gesprochen worden zu sein.13 Aber gleichsam zum Ersatz dafür bildet sich von jetzt an im Mund der übers rothe Meer nach Abesinien gezogenen Südaraber eine neue semitische Sprache aus, das Ge'ez oder äthiopische, dessen Literatur uns erst erhalten ist von der Zeit an als die Äthiopen Christen wurden, was im 3. Jahrhundert n. Chr. geschah. So erweitern sich also die Grenzen der semitischen Länder, indem auch Afrika seine semitische Sprache erhält, die Mannigfaltigkeit der semitischen Sprachen aber nimmt ab, da assyrisch und hebräisch ziemlich von Anfang dieser Periode ab als todte Sprachen zu betrachten sind. Bei diesen drei semitischen Sprachen, die natürlich jede in ihre Dialekte zerfielen, bleibt es von nun an, nur dass die Grenzen des arabischen sich in dem Maass und noch weiter ausdehnen, als die des aramäischen sich verringern.

In der dritten (oder wenn man will, fünften) Periode *), zu der wir jetzt kommen, und für welche wir die Zeit von ca. 700 unserer christlichen Aera an bis jetzt ansetzen, dehnen sich die Grenzen des arabischen Sprachgebiets mit der Ausbreitung des Islâm's zu einem Umfang aus, wie ihn alle semitischen Sprachen zusammen vorher nie hatten; vom Nordwesten Afrika's

*) Siehe das 3. Kärtchen.

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