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N. und N.-O. zu beinah wie eine Mauer abschliessenden Bergketten entspringen nicht weit von einander jene beiden welthistorischen, schon aus der Paradiesessage bekannten Ströme, welche, am Anfang weit auseinanderlaufend, das grosse (einst zum aramäischen Gebiet gehörende) sog. Zweistromland (oder Mesopotamien) im engern Sinn, das heutige Gezîreh (d. i. Insel), einschliessen, sich dann wieder einander nähernd die babylonische Tiefebene durchlaufen, bis sie ganz im Süden derselben vereint in den persischen Meerbusen münden. Der zwischen dem 331⁄2 und 30.o n. Br. befindliche Theil des ähnlich dem Nilthal in länglicher Form sich hinstreckenden Tieflandes ist Babylonien, das Mutterland nicht blos der babylonischassyrischen, sondern der ganzen vorderasiatischen Kultur überhaupt. An dasselbe gränzten östlich die Berge von Elam (der spätern röm. Provinz Susiana, heute ein Theil von Persien), welche als der südliche Ausläufer jener oben erwähnten Gebirgskette zu betrachten sind, südlich der persische Meerbusen, westlich die syrischarabische Wüste und nördlich der Südtheil des eigentlichen Mesopotamiens wie der südwestlichste Theil Assyriens. Die durch etwa den 32.° n. Br. gemachte Theilung in Süd- und Nordbabylonien gilt schon für die älteste Zeit, in welcher der südliche Theil den speciellen Namen Sumir (dasselbe Wort wie Sinear der Bibel, nur dass letzteres von den Hebräern auf ganz Babylonien übertragen wurde), der nördliche, in welchem die Stadt Babylon und das sie umschliessende Gebiet KarDunias lag, den Namen Akkad (urspr. Agadê) führte.16 Im engern Sinn bezeichnet jedoch Akkad das nörd

lich von Kar-Dunias gelegene Land, längs des Tigrisnebenflusses Turnat (heut Digâleh) und das gegenüber seiner Mündung liegende Gebiet mit der alten Doppelstadt Sippar-Agadê (Sepharvajim), also miteinschliessend den zwischen Babylonien und Assyrien gelegenen Strich, welcher wahrscheinlich der erste Stationspunkt der von Hochasien kommenden Semiten bei ihrer Einwanderung ins Euphrat- und Tigrisgebiet war."7 Nördlich davon erstreckte sich dem östlichen Tigrisufer entlang zwischen diesem und dem medischen Gebirge hin (etwa von 35-362° n. Br.) das alte Assyrien, bewässert von den Nebenflüssen jenes Stromes, dem obern oder grossen (nördlichen) und untern oder kleinen (südlichen) Sab, wie sie schon in den ältesten Zeiten hiessen. Nördlich vom grossen Sab, in dem Winkel, den dieser mit dem Tigris bildet, lag (dem heutigen Mosul gegenüber) Niniveh. Die westliche Grenze des Landes bildete also der Tigris, die südliche der kleine Sab; nördlich wurde Assyrien von den armenischen und gordyenischen Bergen eingeschlossen und östlich von den medischen Gebirgsketten, dem Zagros und Choatros.

Ich habe Ihnen nun im allgemeinen gezeigt, welche Völker die neuere Wissenschaft unter den semitischen zu begreifen hat, und Sie haben aus meinen Ausführungen wie durch den Blick auf die zu diesem Zweck entworfenen Kärtchen ersehen, wo die Sitze dieser Völker und demnach auch ihr Sprachgebiet im Alterthum gelegen und welche Modificationen im Lauf der Zeit bis jetzt die geographische Vertheilung der Se

miten erlitten. Wir hätten uns also soweit den Weg gebahnt, um unn sofort die einzelnen Gebiete semitischer Zunge in historischer, kultur-, sprach-, literaturund religionsgeschichtlicher Beziehung nacheinander durchzunehmen. Mit voller Absicht verspare ich die Frage nach der Urgeschichte der Semiten auf die letzten dieser Vorlesungen; Sie werden die Betrachtung der Sprache, des Kulturzustandes, der Wohnsitze wie der Religion der Semiten zur Zeit, da sie noch in keine verschiedenen Stämme getrennt waren, besser verstehen, wenn Sie schon mit den einzelnen Völkern, die aus den einst noch vereinigten Ursemiten hervorgegangen, näher vertraut geworden sind. Doch wenn ich somit das interessanteste Bild der Geschichte semitischer Kultur- und Sprachentwicklung auf das Ende verschiebe, so kann ich mich doch nicht enthalten, Ihnen schon heute einige allgemeine Vorbemerkungen über den Charakter der Semiten überhaupt, wie er uns in den uns bekanntesten Völkern derselben entgegentritt, über die Rolle, die sie in der Weltgeschichte gespielt, und den Antheil, den sie an dem gemeinsamen Werk der Civilisation, besonders den Indogermanen gegenüber, gehabt haben, zu geben. Denn wenigstens vom 2. vorchristlichen Jahrtausend an gilt, was Renan sagt, dass der grosse Strom der Geschichte durch das Zusammenfliessen*) zweier Ströme, gegen das alle andern Zuflüsse nur Bäche sind, gebildet wird, nemlich der Indogermanen und Semiten. Dabei ist der von Renan gebrauchte

*) Renan: mélange.

Ausdruck,,mélange" (Vermischung) bei der bis heut fortdauernden totalen Verschiedenheit des Charakters beider Volksstämme natürlich nur als ,,un mélange des idées et d'un sorte de collaboration historique" zu verstehen. Ich betonte mit Absicht: ,,vom zweiten Jahrtausend an". Denn wenn wir auch mit Renan China als eine Welt für sich, die tatarischen Völker aber als nur zerstörende Elemente ausschliessen, so bleibt doch noch Aegypten und die älteste babylonische (nicht semitische) Kultur; letztere haben nach ihm allerdings der Welt,,des élements industriels et une longue experience de la vie matérielle" (also einen grossen Theil der industriellen und materiellen Errungenschaften der alten Kultur) gegeben, sind ihm aber noch zu sehr der geschichtlichen Forschung verhüllt erschienen, um ihre Geschichte und Kulturleistungen solchen Wendepunkten der semitischen und germanischen Völkergeschichte an die Seite zu stellen, wie der Sendung Mose, der Erfindung der Buchstabenschrift, den Eroberungen des Kyros und Alexander, dem griechischen Geisteseinfluss, dem Christenthum, dem römischen Weltreich, der Völkerwanderung, dem Islâm, dem römischdeutschen Kaiserthum und der Reformation. Das ist jetzt aber alles anders: Aegypten, wie der alte Kulturstaat der Sumerier (wenn auch der letztere mehr den vielen Spuren nach, die er im semitischen Babylonien hinterlassen) 18 sind seither in viel helleres geschichtliches Licht getreten. Mit der Einschränkung aber:,,vom 2. Jahrtausend vor Chr. an" mag Renan's Satz immerhin im ganzen und grossen noch heute Geltung haben. Hören wir nun, wie der grosse

Gelehrte die Semiten den Indogermanen gegenüber in allgemeinen Strichen charakterisirt.

Was zunächst die Form betrifft, die Renan zu dieser Charakteristik wählt, so kann diese im allgemeinen als eine passende bezeichnet werden. Denn wenn er fragt, was wir, die Kinder des 19. Jahrhunderts, die wir ja doch in allen geistigen und materiellen Gütern die Erben des Alterthums sind, was wir in Politik, Kunst und Poesie, Wissenschaft und Philosophie, in moralischer und socialer Beziehung, in Industrie und Erfindungen und endlich in der Religion den Semiten verdanken, so heisst das eben nur so viel: was haben in diesen verschiedenen Gebieten die Semiten tüchtiges und damit dauerndes geleistet? haben sie in einigen zugleich mit und neben den Indogermanen sich hervorgethan, oder in einigen gar nichts des nennens werthen vollbracht, sondern den Indogermanen in letzteren den Vorrang gelassen? Da von Anfang an der semitische Character dem der indogermanischen Völker so schroff gegenübersteht, so ist von vornherein wohl anzunehmen, dass in keinem der genannten Gebiete Semiten und Indogermanen zugleich gleich tüchtiges und dauerndes geleistet; im Gegentheil, wenn in einem derselben die Leistungsfähigkeit den Semiten abgesprochen werden muss, so wird sie da den Indogermanen zuzurechnen sein und umgekehrt. Der Art ist denn auch im ganzen die Antwort Renan's auf obige Frage ausgefallen. Kurzgefasst lautet sie: In der Politik, Kunst, Wissenschaft und Philosophie verdanken wir den Semiten gar nichts, in der Moral wenig und dies wenige als von zweifelhaftem

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